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Dies hat Lorraine geschrieben


 
 
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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag26.07.2017 23:36

von firstoffertio
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Dass mich das anspricht, ist ja klar.

Aber davon abgesehen ist das ein Text, der eigentlich keinen Kommentar braucht.
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Lorraine
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Beitrag28.07.2017 11:58

von Lorraine
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Hallo firstoffertio, hallo Klemens

Manches, was mir zu Texten geschrieben wurde, lege ich in ein Kästchen, bewahre es. Mag sein, dass es die Autorin ist, die solche Kommentare braucht, weniger der eine oder andere Text.
Was es fast immer erlaubt, wenn jemand sein Lesen/eine Lesart in Worte fasst: Das Gespür dafür weiter auszubilden, wie Rezeption und Austausch von Text und Leser funktionieren und (auf das DSFo bezogen): Lernen und nicht wieder vergessen, wie schmal der Grat zwischen der innewohnenden Fragilität eines lyrischen Textes einerseits und seinen (nicht immer) offensichtlichen Schwächen wirklich ist.

Danke euch beiden, heute vor allem dir, Klemens - ich weiss ja, dass es dir nicht ganz leicht fällt, in der Lyrik zu kommentieren.

GlG vom L.
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Lorraine
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Beitrag19.10.2017 18:30
g.viert/XVI
von Lorraine
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.


      gestus

      sehenswert wie virtuos du mir entgegen schreibst schon
      weniger mein wanken auf dem grund aus klang der mich bewegt

      gläsern

      dabei halte ich so still wie fest ich sitze selbst die
      ausgebeulten knie meiner hosenbeine könnten schwören
      ich sei jeder kante ferngeblieben seit der splitternacht und
      nichts mehr käme

      gelegen

      hat der bleibstift in der schale einer hand wie sie den dienst versagt
      weil das gewicht des schweigens der erleichterung mit keiner bitte
      um ein wort noch aufzuwiegen war

      gut

      was ich verloren habe
      werd ich nun nicht los




.
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Lorraine
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Beitrag14.11.2017 21:32
sie • dein du
von Lorraine
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.


    was dich zählen lassen wird: die schläge
    hin zum nie gesagten treiben pflöcke
    halt für knotige enden der pausen darin
    sie zum beispiel • die stimmen lernen will
    zögernd rückkehr in rote felder kugeln wo
    dumpfes erstes trommeln weiter hagelt
    fallenstellers immergrün von jeher
    fangvernetzung überwuchert • deren
    moose markieren orte gesteuerter schlachten

    du • ihr sehen ein langsam erlerntes soll forsten in
    löchern beackerter schädel auch künftiger: uns  
    nägel und finger versenken • du wie es meine
    tiefe aus tagen zerstundet wird sande aus mulden
    sieben schweres lüften • wimmeln noch einmal ent-
    blößen endlich die panik der krabbler den wesen die
    unter der sonne nichts als zu sterben verstanden:
    teilen



.
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Eredor
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Traumtagebuch
Beitrag15.11.2017 17:38

von Eredor
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Ich frage mich immer noch, und immer öfter, und vehementer, warum es diese Gedichte nicht als Buch gibt. Dieser Text ist so filigran gebaut und schafft Pausen, ja - aber all diese Pausen, die auch ein Ende bedeuten können, münden in eine weitere Umdrehung, einen weiteren Gedanken, bis man im letzten Vers ganz überwältigt liest: teilen. Und auch innerhalb des Textes, jedes Mal, wenn ich eine solche Pause vermute, ein Ende der Assoziation, trägt mich der Text ein Stück weiter weg, weg von mir selbst, sodass ich wieder im letzten Vers lande, und irgendwie den Eindruck habe, die Zeit hätte sich verschoben, oder der Text hätte mich verschoben, und dieser ganze Prozess gibt mir so viel. Danke.

_________________
"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
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Lorraine
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Beitrag16.11.2017 10:05

von Lorraine
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Zitat:
filigran gebaut


... erst dachte ich: irgendwie gegensätzlich, dieses Wortpaar aus körnigem Draht und dem Bodenstand - aber es passt (mir) in meinen Schreibkram.

Zitat:
... den Eindruck habe, die Zeit hätte sich verschoben, oder der Text hätte mich verschoben ...


Dennis, ich sollte dich um die Erlaubnis bitten, auf der U4 des ersten Lyrik-Bands einen deiner Kommentare aus Nihils Faden hier zitieren zu dürfen - Confused

 
Zitat:
sie • dein du
Es hat möglicherweise auch mit einem solchen (deinem) "sie-DU" zu tun, um das es in diesem Text (auch) geht, dass dich hier etwas anspricht oder ver-schiebt?
Auf Wiederlesen und Danke, Dennis.
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Lorraine
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Beitrag30.11.2017 09:19
Vom Sinken
von Lorraine
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.


    Wenn ich singe, muss ich dir nicht sagen
    was, vermerkt und eingezettelt, zu schnell hochentzündlich
    würde, sich als Rußpartikel wild gebärden
    will Gesang, Gestalt sein und soll wandeln, sich verformen
    lassen, schweben, steigen, sinken, ruhen wollen

    Wenn ich singe, muss ich dir nicht zeigen
    wie die Zeilen Namen bleichen, jeden Ort entweihen, Melo-
    die! Sie quillt und gleitet, schliert in Bündeln
    kreiselt alles ineinander und verrührt lässt sie sich
    treiben. Dünner werdend schlängelt sie, bald so
    gut wie unhörbar verwässert, doch getragen, langsam
    schläfrig, immer ruhiger, irgendwann verdampft
    sie weht als transparentes Summen, Tanzschwarm
    Vibrationen unsichtbarer Flügelstörer, schwebt und
    fliegt mir um die Ohren, kondensiert, gerät ins
    Trudeln, sinkt, geht tiefer noch, sie drängt, sie wird
    zum Grund: Ton
    aus dem ich forme
    fabuliere

    Wenn ich nicht sagen kann, wie das Verstummen
    lähmt, nicht heraufbetören, was mich flieht



.
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Literättin
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Beitrag30.11.2017 09:52

von Literättin
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Musste ich mich - einfach hingerissen - direkt wieder anmelden, als ich das hier ganz frisch entdecke.

Absolut hinreißend (schon wieder) in jedem treibenden, tanzenden, wehenden, springenden, flatternden Tonwert, Vers, Rhythmus ein wildes zärtliches Stück über die Ursprache des Menschen. Lauter irre schöne Klänge drin. Fliegt mir herrlich um die Ohren! Und mit zwei stillen Schlusszeilen. Haut mich schlichtweg um. smile


_________________
when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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Soleatus
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Beitrag03.12.2017 22:44

von Soleatus
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Hallo Lorraine!

Das ist ein schöner Text. Ich bin ein wenig misstrauisch seiner Länge gegenüber, aufgrund derer ich ihm eine Art Überwältigungsabsicht unterstelle. (Wogegen nichts spricht, aber es wirkt immer mutarm, wenn "sicherheitshalber" über den Punkt an sich weitergemacht wird. Sicher, der ist bei jeder und jedem woanders, aber ...)
Auch auf Klang- und Bewegungswirkung angelegt scheint er mir; da hadere ich dann immer mit Wörtern wie "Transparenz", die in ihrer Betonung unsicher sind, "verschmieren". ("Vibrieren" ist für mich "einfach so" ein Dummwort. Aber klar: für mich,das muss sonst niemanden kümmern.)

lassen, schweben, steigen, sinken, ruhen wollen ist arg eintönig?!

Aber das ist alles nicht so wichtig, und daher: ein schöner Text.

Gruß,

Soleatus
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firstoffertio
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Beitrag03.12.2017 23:26

von firstoffertio
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Ja, das ist schön.

Und erscheint fast paradox.

Wenn ich singe. muss ich dir nicht sagen

und doch wird gesagt.

Wenn ich singe, muss ich dir nicht zeigen

und doch wird gezeigt.


Aber natürlich poetisch, und das ist singend, im Gegensatz zu prosaischem Reden?, hier ganz besonders mit "Klang- und Bewegungswirkung", wie Soleatus sagt.

Dies hat fast etwas von einer persönlichen ars poetica.

Und ich empfinde hier auch das, was ich sage, als unzulänglich.
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Soleatus
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Beiträge: 999



Beitrag04.12.2017 00:22

von Soleatus
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Hallo nochmal!

"Bewegung", ja ... der Text ist ziemlich "klopstockisch", scheint mir. Ganz deutlich wird es an dem "heraufbetören", das in Klopstocks Nachfolge einem eigentlich richtungslosen Begriff eine Richtung gibt, ihn "verräumlicht".

In "Von der Darstellung" hat Klopstock in gewohnt rätselhafter Weise manches gesagt, an das dieses Gedicht mich erinnert:

- "Der Zweck der Darstellung ist Täuschung. Zu dieser muss der Dichter den Zuhörer, so oft er kann, hinreißen, und nicht hinleiten. Wehe jenem, wenn er das letzte ohne Not tut."

- Von der "Darstellbarkeit von Gegenständen" (= Inhalten): "Auch alsdann nimmt sie zu, wenn, was keiner Handlung und Leidenschaft fähig ist, aber dadurch, dass es in Bewegung ist, sich der Handlung zu nähern scheint, auch sinnliche Schönheit hat. Wirklich handeln darf diese Gegenstände der Dichter nur dann lassen, wenn er glaubt, den Zuhörer durch das Vorhergehende schon so entflammt zu haben, dass er sich an dieser Kühnheit nicht stoßen werde. Gleichwohl dürfen sie niemals lange handeln. Denn man bekömmt sonst Zeit, sich zu besinnen; und die Täuschung hört auf."

- "Die Täuschung ist eine so zarte Blume, dass sie von jedem zu kühlen Lüftchen hinwelkt. Ein solches Lüftchen ist z.E. jedes unedle, unschickliche, oder auch nur übelgestellte Wort."

- "Der Dichter kann diejenigen Empfindungen, für welche die Sprache keine Worte hat, oder vielmehr nur (ich sage dies in Beziehung auf den Reichtum unsrer Sprache) die Nebenausbildungen solcher Empfindungen, er kann sie, durch die Stärke und die Stellung der völlig ausgedrückten ähnlichen, mit ausdrücken."

- "Überhaupt wandelt das Wortlose in einem guten Gedicht umher, wie in Homers Schlachten die nur von wenigen gesehenen Götter."

Berühmter Satz, das. Also der letzte. Aber auch sonst: Ich mag den alten Herren ...

Abschweifenden Grußes,

Soleatus
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Lorraine
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Beitrag06.12.2017 08:52

von Lorraine
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Hallo!

Mit deinen beiden »Aber ...« fange ich an, Soleatus. Wie du dir jetzt denken kannst, beschäftigt mich das, seit ich dich hier gelesen habe, und nicht nur das, sondern auch alles andere, was »nicht so wichtig« sei, mich daher ganz beiläufig dazu bringt, klarer hören zu wollen. Stellen nochmals abzuklopfen, die du erwähnst.

Soleatus hat Folgendes geschrieben:
Das ist ein schöner Text. Ich bin ein wenig misstrauisch seiner Länge gegenüber, aufgrund derer ich ihm eine Art Überwältigungsabsicht unterstelle. (Wogegen nichts spricht, aber es wirkt immer mutarm, wenn "sicherheitshalber" über den Punkt an sich weitergemacht wird. Sicher, der ist bei jeder und jedem woanders, aber …)


Nicht so sehr die Länge oder Überlänge des Textes halte ich für bedenkenswert, sondern die Frage, ob das Weitermachen »über den Punkt hinaus« (mutarm!) ein Insistieren darstellt, ein unnötiges, weil das für mich hieße, es wären keine Variationen, die um ein Thema kreisen, sondern bloße Wiederholung, die ihren Namen nicht sagt, aber dennoch langweilt, wenn schon längst gesagt ist, was zu sagen war?

Ansetzen würde ich also hier:
Zitat:
soll wandeln, sich verformen
lassen, schweben, steigen, sinken, ruhen wollen

… denn es wird vorweggenommen, was im zweiten Teil nur näher ausgeführt, bereits bekannt ist. Ja, habe ich erst einmal bedacht, was du schreibst, und finde ich darüber hinaus einen eigenen, leisen Verdacht bestätigt, was das oben Zitierte betrifft (Stichwort: eintönig), dann ist das die erste Stelle im Text, die ich versuchen würde, zu streichen/neu zu formen.
Wenn die »Überwältigungsabsicht« eine der Grund-Schichten wäre, auf die der Text gebaut werden sollte (und nicht etwa das eigene Überwältigt-sein (dar)unterliegt) – dann ist dieser Teil ganz bestimmt kontraproduktiv, nimmt vorweg, was noch überraschen könnte.
Einerseits denke ich, dass es dein Lesen* darstellt, was du schreibst, andererseits überrascht mich daran, wie sicher du auf genau dorthin zeigst, wo ich selbst unsicher war, mich möglicherweise vorschnell zufrieden gegeben habe.

*
F.G. Klopstock hat Folgendes geschrieben:
Man nehme ein Stük eines Dichters, ein kleines Ganzes, so viel als etwa ein Gemälde in sich fasset. Hier entsteht erst die Begierde zu entdecken eben dadurch, daß nicht Alles gleich ganz da ist. Mit dieser Begierde, ist die Erwartung deß, was man entdecken werde (ich seze voraus, daß man höre, und nicht selbst lese, wenigstens nicht so, daß das Auge Sprünge voraus mache) sehr genau verbunden, ein doppelter Reiz, den das Gemälde nicht geben kann.1


»Nicht alles gleich ganz da« - klingt logisch, denke ich mir, und da wäre ein Vorwegnehmen nur angebracht, wenn es an- oder voraus deutet, nicht aber, wenn ein Ganzes verkürzt vorausgeschickt und später nur in einer längeren Version wiederholt würde, szs ausgetreten?
Aber … »vorausgesetzt, dass man hört, und nicht selbst liest, wenigstens nicht so, dass das Auge Sprünge voraus mache« - das ist so ein Punkt, den ich (wäre da nicht der Aspekt des »arg Eintönigen«) als Argument der Verteidigung vorbringen könnte? Wir lesen ja hier, und nicht immer springt der Funke über, funkt-ioniert ein Text, wie er gedacht ist; lässt nach-fühlen, was darunter liegt.
Literättin hat Folgendes geschrieben:
Musste ich mich - einfach hingerissen - direkt wieder anmelden, als ich das hier ganz frisch entdecke. 

Absolut hinreißend (schon wieder) in jedem treibenden, tanzenden, wehenden, springenden, flatternden Tonwert, Vers, Rhythmus ein wildes zärtliches Stück über die Ursprache des Menschen. Lauter irre schöne Klänge drin. Fliegt mir herrlich um die Ohren! Und mit zwei stillen Schlusszeilen. Haut mich schlichtweg um.

Danke, Literättin, für deine Spontan-Antwort. So eine Rückmeldung – die gibt es halt nur »ganz frisch«, oder gar nicht (mehr). Denn alles, was später gesagt wird, enthält, glaube ich, den Abstand; kann die Art, wie man »erwischt« wurde und die Stimmung, auf die ein Text traf, nicht zurück holen.
Morgen-Grüße von den Stufen, ich breche hier ab, der Tag ruft schon, obwohl es noch dunkel ist hier draußen.

 1 https://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1774_klopstock.html
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Lorraine
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Beitrag07.12.2017 17:33

von Lorraine
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ja, das ist schön.

Und erscheint fast paradox.

Wenn ich singe. muss ich dir nicht sagen

und doch wird gesagt.

Wenn ich singe, muss ich dir nicht zeigen

und doch wird gezeigt.


Aber natürlich poetisch, und das ist singend, im Gegensatz zu prosaischem Reden?, hier ganz besonders mit "Klang- und Bewegungswirkung", wie Soleatus sagt.

Dies hat fast etwas von einer persönlichen ars poetica.

Und ich empfinde hier auch das, was ich sage, als unzulänglich.


Hallo!

Ja, es ist das "Singen" der Lyrik, worin sich LI versucht, wenn das Prosaische nicht genug kann oder zu viel verlangt. Dabei, denke ich jetzt, liegt ein Widerspruch darin, wie der Text gemacht ist, zu dem, was LI vorschwebt (um nicht zu schreiben: "sagt".) "Und doch wird gesagt", schreibst du. Ja, LI spricht vom Summen, das von der wortlosen Melodie durch verschiedene Zustände wandelt, bis es in den Vibrationen eines Tanzschwarms aufgeht (die als störend empfunden werden, weil uns diese besondere Art des Tastsinns fehlt, der Erschütterungssinn der Insekten, für die das jeweilige Signal bestimmt ist - was nützt uns das Fingerspitzengefühl (mit dem auch wir Vibration fühlen können) aus der Ferne, oder bei ungleichen Größenverhältnissen?)
Kommunikation setzt adäquate Sinnesorgane voraus, die Reize aufnehmen und sie uns übersetzen können. Daher ist es paradox, aus der "Ferne" der Verschriftlichung eine Nähe herstellen zu wollen, auch die Bewegung in Versen kommt ohne den Klang, der beim Vortrag entsteht, ja nur aus, wenn ein Leser sich den "vorstellen" kann, also geübt darin ist?
Im Text geht die "Melodie" durch verschiedene Zustände, so habe ich mir das zumindest vorgestellt, und am Ende ist nicht viel mehr gesagt, als dass alles Übermitteln immer nur der Versuch ist, Form zu geben, die ertastet, gesehen, gelesen, gehört, nach-empfunden werden kann.

Insofern wäre das Summen, gegenüber dem Singen, schon eine Vorstufe des Verstummens, und was LI zu schaffen macht, ist am Ende wohl die Vergeblichkeit des Tuns. Auch hierfür steht die Assonanz hören/betören und die zwischen (herauf-)'beschwören' und 'betören' führt noch weiter.
Wenn der Zweck der Darstellung die Täuschung ist, @Soleatus, dann scheint es logisch, dass die nicht über (unnötige) Längen hinweg aufrechtzuerhalten sein kann. Ich verstehe da »Illusion erzeugen«, ich weiß aber nicht, ob Klopstock das als »Spiel« verstand, wie es ja auch schwer ist, heutzutage »Täuschung« nicht als ein »Hintergehen« zu lesen, sondern als dieses »zarte Pflänzchen«, das ich deshalb eher in Richtung »Sinnestäuschung« verstehe, und um die zu erzeugen, braucht der Dichtende schon eine große Kunstfertigkeit (die, wenn's schief geht, zur Künstlichkeit wird, zum Verkünsteln?) und da bin ich wieder bei
Soleatus hat Folgendes geschrieben:
Aber das ist alles nicht so wichtig, (…)

Oder doch?
Soleatus hat Folgendes geschrieben:
("Vibrieren" ist für mich "einfach so" ein Dummwort. Aber klar: für mich,das muss sonst niemanden kümmern.)

Weiter oben habe ich angedeutet, wie die »Vibrationen« in den Text kamen, oder er zu den Vibrationen ... sie sind (nun mal) der (adäquate) Sinnesreiz zum Erschütterungssinn, ich schwirreschweife ab, aber das Ganze ist eine (für mich) logische Folge aus dem Summen, das (als Tanzschwarm) über dem dem Wässrigen wolkt, dem LI fliegt das schließlich um die Ohren, was ich wiederum versucht habe, durch die Flügelstörer zu unterstreichen (für mich hat das etwas Aggressives) - jetzt höre ich aber auf, sage nochmals Danke für die Denkanstöße, die dem vorangingen:
Soleatus hat Folgendes geschrieben:
Abschweifenden Grußes

Dito
L.
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Beitrag19.12.2017 16:12
G.Halt
von Lorraine
Antworten mit Zitat

      .

      Gespannt hält sie die Last und wird nicht reißen
      Ihr flaumt das Algenhaar und wer in Nächten
      bis unter Grenzen taucht durch die kein Strahl
      gelangt zur Schwebe wo der Leuchtfisch hin
      entkommen konnte: liest und glaubt das Grün
      der Seidenfäden um die Ankerkette


      .
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Lorraine
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Beitrag06.02.2018 01:29
Maladresse | Rage
von Lorraine
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      .


      Verzagung voici l’expression d’une maladie auto-immune
      dont souffre ce poème und all sein Munkelblau erschwärzt im Keim

      Verzirrungen die Zeichen sind die speichern und an deren
      Kerben der Verlust zu lange würde abgelesen werden können
      stünde nicht die Explosion die rettende ich habe keine
      Ahnung wann bevor allein das Wissen darum
      wie ich sie erleben werde wenn
      ich nur lange genug

      durch

      halte mich fern
      halte mich noch einmal fern

      zeige dich nicht den Ufern der Flüsse stelle dich
                   noch keiner der Küsten vor denk mich nicht ganz zu Ende bleib
      mir die größte anzunehmende Weile
                           verschwommen


      .
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Beitrag09.02.2018 23:52

von firstoffertio
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Falls ich das Französische richtig verstehe, und falls sich ce poème auf dieses besteht, scheint mir dieses Gedicht fast paradox, weil es mir so gelungen erscheint, als wäre eine rettende Explosion schon passiert.
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Lorraine
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Beitrag18.02.2018 16:46

von Lorraine
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
[...] paradox, weil es mir so gelungen erscheint, als wäre eine rettende Explosion schon passiert.


Versuche, einer Hintertür die Sprengladung anzubringen und bei strömendem [ immer dieser ] Regen die Lunte zu entzünden. Und immer weitermachen.


Danke dir!
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Lorraine
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Beitrag18.02.2018 16:52
dich gedicht
von Lorraine
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.


    wenn ich dich schreiben könnte

    wozu müsste ich noch blättern

    müsste ich denn weiter

    lesen oder lernen wie

    unter einem tag der strich zu ziehen

    ist es wie es oft beschrieben

    wurde er zum bild der grenze

    oder bleibt er wie schon immer

    nur die sammelstelle jener punkte

    die sich zur geraden fügen und

    wenn ich die schneiden könnte

    wenn ich dich schreiben könnte

    wozu bräuchte es versuche

    einer krümmung parallelen

    anzudichten



.
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Klemens_Fitte
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Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag20.02.2018 11:19

von Klemens_Fitte
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Mehrfach gelesen und keine Worte gefunden, außer denen, in die man die Aussage kleiden könnte, man würde selbst gern so etwas schreiben können – eigentlich die Aussage, man hätte das selbst gern geschrieben, was vielleicht, je nach Charakter dessen, der diese Aussage trifft, das größere und unverschämtere Lob ist.

Aber was soll das schon für eine Rückmeldung sein.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Nina
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Beiträge: 5000
Wohnort: Berlin


Beitrag20.02.2018 11:46

von Nina
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mir gefällt es auch,
es ist so klar und zart ...
das heißt, eine stelle,
die mit der grenze,
die sperrt sich irgendwie,
die will nicht so richtig
in mein verständnis,
es ist eben eine grenze,
so sind grenzen eben.
vielleicht muss ich es
öfter lesen, damit es
sich einfügt ins verstehen.
jedenfalls:
das gedicht mag ich.

ich schrieb mal ein ähnliches,
aber doch ganz anders.
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Lorraine
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Beitrag21.02.2018 08:33

von Lorraine
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Aber was soll das schon für eine Rückmeldung sein.


Eine, die mir etwas sagt? Cool Danke dafür, Monsieur Fitte.


Nina hat Folgendes geschrieben:
[...] eine stelle,
die mit der grenze,
die sperrt sich irgendwie,
die will nicht so richtig
in mein verständnis


Das, finde ich, ist in Ordnung. Schliesslich ist es dein Verständnis.

Wenn etwas eine Grenze darstellt, muss es ja keine sein? Unterm Strich, würde ich sagen, ist für niemand dasselbe erfahrbar.

Einen guten Tag euch!
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Lorraine
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Beitrag19.06.2018 16:25
g.räusche
von Lorraine
Antworten mit Zitat

.


    g.räusche

    noch ein stück weiterstreunen
    nicht entgegen meines wissens
    stecken bleiben, hier gerade nicht
    wo sich in dir verfinge, was – frei
    fortgetragen – von mir bleiben dürfte

    strauch, belagerst meinen weg

    und weil ich träumte wie ich hing  
    als ich aus unbewohnten gestern
    daunen stehlen wollte und wie
    nichts zu holen war, was wirklich
    schutz geboten hätte:

    geht die suche weiter, wärmt schon
    der gedanke an den handschuh
    den ich nicht mehr brauchen werde
    seinen dieb nicht, der noch schläft

    wie viel deckung diese gegend bietet
    und wie leicht es mir gelingt, sie zu verlassen
    wenn ich nur wach genug bin und gewarnt
    und weil ich träumte wie ich hing



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