Neue Sonette XXVII: Am Tresen

[Silvian]

Ich stehe schwer benebelt hier am Tresen,
betracht im Schummerlicht der Bar mein Leben.
Dabei erscheint mir jenes Märchenwesen,
ich hab ihm Englischstunden einst gegeben.

Man kannte sie als stilles, scheues Mädchen,
heut managt sie ein großes Unternehmen.
Ich schmeiß für kleines Geld mein Trödellädchen,
sie spielt global, Johannesburg bis Jemen.

Im innren Auge seh ich jetzt die Szenen,
die gern vergangnes Grau zu Gold verklären.
So spür ich sie an meiner Schulter lehnen,
ich schweb nach Haus mit ihr durch blaue Sphären.

Im Bett verdrück ich seufzend zwei, drei Tränen,
und mir entfährt vorm Schlaf ein letztes Gähnen.