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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Bald-Kälteidiotie


 
 
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag30.01.2011 14:37
Bald-Kälteidiotie
von Enfant Terrible
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das Ausbleiben einer Explosion
zermürbte die Erde zu Kratern,
darin geschmiegt: Bunker
mit nicht genügend Ecken
für die vereinzelt Drängenden.

Der Überlebenden knorrige Silhouetten
leugnen nicht die Verwandtschaft
zu verdorrten Bäumen.
Besonders, wenn sie winken.
Ihre suchenden Augen in der Nacht
produzieren die einzige Strahlung, doch diese
röntgt bis ins Mark.

Das Vakuum verdichtet sich.



_________________
"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP

Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo
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Neopunk
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 30
Beiträge: 365
Wohnort: Realität


Beitrag10.02.2011 11:30

von Neopunk
Antworten mit Zitat

Hey Enfant Terrible.
Weißt du, nicht nur dur verliest dich andauernd bei meinem Nick. Ich lese dauernd "Elefant Terrible".  Wink Was heißt denn "Enfant"?

Allgemein:
Zu deinem Text. Anfangs habe ich "Bald-Kältediode" gelesen (jetzt kann ich mir das auch nicht mehr erklären) und der Titel erschien mir passend. Vor allem wegen folgendender Zeilen aus dem Text:

Zitat:
Ihre suchenden Augen in der Nacht
produzieren die einzige Strahlung, doch diese
röntgt bis ins Mark.


Das assoziiert bei mir dieses kalte Diodenlicht mancher LEDs. Dieses Licht leuchtet alles aus, es gibt kaum Halbschatten an der Peripherie des Halblichts, eine scheußliche Sache. Zum Beispiel bei meiner Schreibtischlampe, diesem Scheißding.
Da der Titel aber richtig "Bald-Kälteidiotie" lautet, muss es sich wohl um etwas anderes handeln und das versuche ich einfach mal heraus zu arbeiten.

Erst einmal. Der Text gefällt mir. In Kopfkammern habe ich gelesen, dass du ein Gottfried Benn-Fan bist und das passt auch im weitesten Sinne, wobei ich deine Lyrik (oder Prosa mit Zeilenumbrüchen) ganz allgemein melodischer finde (zumindest hier und bei Kopfkammern). Die einzelnen Zeilen sind paradox und das gefällt mir sehr gut. So beschreibst du zum Beispiel Krater die durch das „Ausbleiben einer Explosion“ entstehen.

Kopfkino:
Die etwas ungeschickt anmutende Überschrift heißt nichts anderes, als dass ich dir schreibe, was ich beim Lesen und Sinnieren über diese Zeilen gedacht habe. Ich probiere das einfach mal aus, um dem Autor ein Feedback zu geben welche Wirkung sein Werk auf mich hat. Dann sieht er ja, ob diese beabsichtigt ist oder wird auf Fehler bzw. neue Aspekte ausfindig gemacht. Deswegen ist dieser Teil des Textes auch im Spoiler.

Von Anfang an hatte ich das Bild eines SuperGAUs im Kopf. Oder einer anderen großen Katastrophe, wie zum Beispiel die Implosion der Sonne. Die Erde ist ein Trümmerfeld, sie ahnelt dem Mars mit ihrem über die Oberfläche wirbelnden Staub und dem Mond mit seiner kraterübersäten Oberfläche. Aber keine Explosion hat das alles verursacht, es muss etwas viel fremdartigeres gewesen sein. Die Menschen leben in dieser staubgrauen Wüste schon länger (in meiner Fantasie), sie haben gewissermaßen begonnen, sich anzupassen. Die kaputte Welt hat sie ihre Verwandtschaft offenbaren lassen, die vor allem im Gedränge (und beim Winken) offen zu Tage tritt. Die Verwandtschaft zu Bäumen, die an Wassermangel eingegangen sind. Ihre Augen sind die einzige Lichtquelle in der Nacht (ein weiteres Paradoxon), eine röntgende im übrigen. Schlussendlich gibt es ein weiter Wendung. Naja, nicht direkt eine Wendung, die Situation spitzt sich zwischen der Natur und den Menschen oder zwischen den Menschen untereinander zu und es kommt zum Konflikt.


Interpretation: Da mein dürftiges Kopfkino im Prinzip schon eine begonnene Interpretation war, führe ich diese einfach fort. Sinnbildlich steht der Text (mMn) für etwas nicht Greifbares. Einerseits erzählst du ja eine Geschichte (ähnlich wie in „The Waste Land“ von Eliot), die in ihrer Kürze einzigartig und treffend ist, andererseits erwarte ich einfach, dass das nicht das einzige ist. Aber ich komm nicht drauf, was sonst hinter dem Text steht. Das Thema Einsamkeit neu aufgegriffen? Die Nacht? Paradoxen? Oder vielleicht die Verwandschaft zu toten Bäumen? Das klingt alles sehr allgemein gehalten und ich versuche auch, mich allgemein zu halten, weil ich keine Ahnung habe (fällt hoffentlich nicht auf mich zurück). Beende das also.  Confused

Form/Verbesserungsvorschläge:
Ich will dir jetzt keinesfalls zu wenig Aussagekraft oder etwas anderes nachsagen, vor allem, weil es schlicht erlogen wäre, aber mehr Verständlichkeit (für mich) hätte ich mir gewünscht. Oder eine helfende Anmerkung. Für „The Waste Land“ hat Eliot sogar ein Begleitbuch geschrieben, um seinen Lesern die ganzen Querverweise und Bezüge aufzuweisen. Obwohl dein Text jetzt nicht sooo lang ist. An der Form habe ich auch nichts auszusetzen, ein Absatz mehr wäre vielleicht drin gewesen. In der Kürze liegt aber bekanntlich die Würze und andere würden mir da vllt. Widersprechen.
---

Also, ich hab mich bemüht, ist jedoch nicht viel rüber gekommen. Tut mir ein bissel Leid, wenn ich deinem Werk nicht gerecht geworden bin.

lg Nod.

p.s: Gefällt mir. Eigentlich sehr gut sogar.

Edit: Okay, das mit dem Titel habe ich dann auch kapiert  Rolling Eyes  Peinlich, peinlich.


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“What if you slept? And what if, in your sleep, you went to heaven and there plucked a strange and beautiful flower? And what if, when you awoke, you had the flower in your hand? Ah, what then?” - S.T. Coleridge
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag22.02.2011 17:50

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat - im Moment bin ich etwas verplant, was Antworten auf Kommentare bzw eigene Kommentare anbelangt, weil ich anderweitig viel zu tun habe.
Es war aber ein großes Vergnügen, deine ausführliche Kritik zu lesen und deinen Assoziationen zu folgen!
Wie du richtig erkannt hast, geht es hier um ein Paradoxon: Nicht die Anwesenheit einer Katastrophe hat diese postapokalyptische Welt geformt, sondern deren Ausbleiben (eine ähnliche Idee hatte ich auch bei "Das Jahr ohne Schnee" - ich klaue schon bei mir selbst sad). Diese allgegenwärte Kälte und Paranoia ist es, die die Menschen und die ganze Landschaft "mutieren" lässt - eine Art Kalter Krieg im wahrsten Sinne des Wortes. Persönlichkeit etc verschwindet in dieser krankhaften Atmosphäre, die "Überlebenden" vegetieren gewächsähnlich vor sich hin und suchen die Isolation.
Das Paradoxon ist auch im Titel enthalten: Kälte-Idiotie nennt sich der Wahn, der bei Erfriedenden auftreten kann, wenn man die Illusion von Hitze hat und deswegen bei tödlicher Kälte auch noch die Kleider vom Leibe reißt etc.
Würde mich freuen, dich bald wieder bei einem Text zu sehen!


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Neopunk
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Alter: 30
Beiträge: 365
Wohnort: Realität


Beitrag22.02.2011 21:12

von Neopunk
Antworten mit Zitat

Vorrausgesetzt du findest Zeit zum Schreiben  Cool
Ja.

Und wenn die Bezahlung stimmt  Smile


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