Färbt mir ein Lied dein Bild

[satias]

Von unbeseh'nen Bildern
Denk' ich mir deine Welt.
Denk' glassichtfolienstumpf
zu wissen, was dich quält.
Glaub Farben zu erkennen,
von hoffnungsschimmernd grün
bis hin zu schmerzvergraut,
die leis' im Raum verglühn.

Weiß von dir nichts

als nur
ein stilles Zittern
wenn du die Stirm
bedacht
in Falten legst.

Seh' um dich nichts

als nur
ein Grün verbittern
wenn Zweifel rühr'n
was du
ins Grau bewegst.

Dein Blick scheint beinah taub mir
solang ihn niemand streift,
doch färbt sein Glanz sich golden
wenn er ins Ferne schweift.
Dein Mund verwehrt wohl blindlings
dir jeglichen Genuss,
doch spielt in ihm ein Lachen,
das tiefer greifen muss.

Singt mir ein Lied,
sich Melodien wehrend.

Ich bau' dich ein

in stillgelegte Träume
Versprech mir,
sehnsuchtsgreifend, Linderung.

Ich bett' dich sanft

in fest verschloss'ne Räume
voll schleichend
nahbarer Erinnerung.

Mal mir ein Bild
von Puzzleteilen zehrend.

[Jocelyn]

[adelbo]

Hallo Satias

Mir gefallen deine Worte sehr gut. Da ich mich in der Lyrik rhetorisch nicht bewegen kann und nur nach dem Gefallen urteile, bin ich vorsichtig "Gedicht"  zu schreiben.

Einzig eine Zeile stört mich.  

[satias]

@Jocelyn:   ach Mensch, wie unschön. Nein, ist nur ein Tippfehler, auch wenn sich kunstgegriffen da viel draus machen ließe (aber nicht passte)... das gefällt mir jetzt gar nicht, dass das nun so steht.

@ adelbo: dank dir für dein Gefallenfinden - glassichtfolienstumpf wiederum finde ich das schönste Wort im ganzen, ich nenn' es mal: Gedicht

[Jocelyn]

Machbar schreibt man ohne H.

Lass doch einen netten Moderator korrigieren. Ist doch nicht schlimm!
Ich finde das Gedicht ganz schön.

[satias]

Hm. Sollte eigentlich 'nahbar' heißen. Ich hab einen netten Moderator angeschrieben, es zu ändern, dank dir für den Hinweis!

[Rheinsberg]

Bin auch selten in der Lyrik unterwegs, hier hat mich der Titel hergelockt, der mir sehr gut gefällt, und ich habe es nicht bereut.

[Jocelyn]

Das Gedicht lebt durch das Unbenannte, denn es sagt nicht, wer sie ist. Deshalb regt es die Fantasie an. Ein Bild, eine Melodie, Gefühle, alles ist Andeutung.
Für mich wird sie dann zu mehr als nur sie. Sie ist vielleicht die Natur selbst, die Erde. Die Entwicklung der Farben korrespondiert mit dem Jahreslauf, den Jahreszeiten. Das In-die-Ferne-schweifen kann nur ein Sonnenuntergang sein. Die Sicht des Betrachters entscheidet, wie etwas und was passiert.

Ein wirklich schönes Gedicht!

[satias]

Interessante Interpretation