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Autor |
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Perry
Exposéadler
Alter: 68 Beiträge: 2079
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Verfasst am: 01.03.2011 21:10 Titel: am monatsersten
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am monatsersten
der tag zieht sich
hinter vorhängen zurück,
motorgeräusche verstummen
unter bogenlampen,
es riecht nach feierabend.
was bringen die
schritte auf der treppe?
eine volle lohntüte
oder den fuselgeruch
der enttäuschung.
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Merlin*
Leseratte
 Alter: 66 Beiträge: 168 Wohnort: Gera / Thüringen
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Verfasst am: 01.03.2011 22:16 Titel:
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Hallo Perry,
das ist bedrückend gut, wirkt beklemmend auf mich -
Dein Gedicht setzt beim Lesen bestimmte Assoziationen frei, deren gefühlte Bilder man gleich wieder los werden will, absteifen wie Haare am Mund ...
bei Deinem >es riecht nach feierabend. < hatte ich den Geruch von gedünsteten Kraut im Kopf
sehr gut gelungen, wie ich finde
lieben Gruß
Merlin
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Perry
Exposéadler
Alter: 68 Beiträge: 2079
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Verfasst am: 02.03.2011 00:04 Titel: Hallo Merlin,
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du hast den "Geruchsaspekt" in den Zeilen gut "geschmeckt", denn der feierabendliche Essensduft vermischt sich ja eventuell mit dem Fuselgeruch des Betrunkenen.
Danke für deinen Eindruck und LG
Perry
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Jocelyn Bernsteinzimmer
 Alter: 55 Beiträge: 2653 Wohnort: Königstein im Taunus

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Verfasst am: 02.03.2011 09:13 Titel:
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Mir gefällt das auch sehr gut, Perry.
Einziger Vorschlag:
Zitat: | motorgeräusche verstummen |
motorengeräusch verstummt
Ich fände es metrisch so schöner. Außerdem ist im Verb das Singular ausdrucksstärker. Korrespondiert auch besser zu den anderen Verben der Strophe.
Alltagstristesse, die du gut getroffen hast.
Lieben Gruß, Jocelyn
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Enfant Terrible
alte Motzbirne
 Alter: 27 Beiträge: 10332 Wohnort: München

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Verfasst am: 02.03.2011 10:06 Titel:
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Ein nettes Kleinod. Hier würde sich lohnen, die Bilder noch mehr zu straffen und zu destillieren.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Perry
Exposéadler
Alter: 68 Beiträge: 2079
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Verfasst am: 02.03.2011 11:18 Titel: Hallo Jocelyn,
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freut mich, dass dir diese kleine Episode gefällt, auch wenn die Bilder längst Vergangenheit sind, das (Alkohol)Problem am Zahltag aber geblieben ist.
Ob Einzahl oder Mehrzahl lyrischer ist, ist sicher Geschmackssache, ich bin nur dafür, soweit es der Sinn erlaubt, einheitlich zu gestalten.
Danke für dein Interesse und die Anregung, die ich mir in Ruhe durch den Kopf gehen lassen werde.
LG
Perry
Hallo Enfant Terrible,
große Töne, die du da spuckst, bin gespannt, ob du auch konstruktive Vorschläge hast, die dem Anspruch gerecht werden.
LG
Perry
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Berni
Exposéadler
 Alter: 61 Beiträge: 2271 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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Verfasst am: 05.03.2011 00:52 Titel: Re: Hallo Jocelyn,
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Hallo Perry,
Perry hat Folgendes geschrieben: | Hallo Enfant Terrible,
große Töne, die du da spuckst, bin gespannt, ob du auch konstruktive Vorschläge hast, die dem Anspruch gerecht werden.
LG
Perry |
ziemlich arrogant, wie du hier rüberkommst. Ich glaube nicht, dass der Leser in der Pflicht ist, deinem Text eine bessere Version gegenüberzustellen. Vielmehr solltest du dankbar sein, eine Anregung bekommen zu haben. Aber ich glaube, diese Diskussion hatten wir schon einmal.
Nach meiner Ansicht würde z.B. auf die Schnelle Folgendes völlig reichen, wobei sicherlich weiter zu kürzen wäre:
der tag zieht sich
hinter vorhängen zurück,
was bringen die
schritte auf der treppe?
eine volle lohntüte
oder den fuselgeruch
der enttäuschung.
LG
Berni
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Merlin*
Leseratte
 Alter: 66 Beiträge: 168 Wohnort: Gera / Thüringen
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Verfasst am: 05.03.2011 06:07 Titel:
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das Minimalisieren hat auch was -
aber meine Phantasie bringt das Original mehr zum Schwingen, ich sehe eine regennasse abschüssige Straße, spärlich beleuchtet, Kopfsteinpflaster....
eine Stimmung kommt mehr hier mehr zum Tragen - für mich,
aber hier werden sich die Geister scheiden ...
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Perry
Exposéadler
Alter: 68 Beiträge: 2079
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Verfasst am: 05.03.2011 10:54 Titel:
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Hallo Berni,
an eine entsprechende Diskussion kann ich mich nicht erinnern, aber ich bin für Anregungen grundsätzlich dankbar. Eine Pauschaleinschätzung wie Efant Terrible sie abgegeben hat bringt mir allerdings gar nichts, denn diese kann ich unter fast jeden Text hier schreiben und mich dann in lyrischer Selbstgefälligkeit zurücklehnen.
Was deine Anregung anbelangt, geht sie den Weg der von mir bereits eingeschlagenen Kommprimierung weiter, lässt aber auch (zu) viel weg,
was die Stimmung des Textes trägt.
Im Extremfall könnte dann auch stehen:
monatserster
schritte auf der treppe
lohntüte oder fuselgeruch
damit befinden wir uns aber dann bereits in der Rubrik Minimallyrik und das ich nicht mein Metier.
Danke für deine Sicht und LG
Perry
Hallo Merlin,
danke für die Lanze, lyrische Geister haben durchaus unterschiedliche Ansichten.
LG
Perry
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Schmierfink Lyroholiker
 Alter: 31 Beiträge: 1198
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Verfasst am: 05.03.2011 14:07 Titel:
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Das ist wirklich gut! Also so richtig gut, wenn man mich fragt zumindest.
lg
Schmierfink
_________________ "Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine
"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
Max Frisch
"Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt!"
Georg Büchner |
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Perry
Exposéadler
Alter: 68 Beiträge: 2079
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Verfasst am: 05.03.2011 19:50 Titel: Hallo Schmierfink,
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danke auch dir fürs Wertschätzen.
LG
Perry
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Enfant Terrible
alte Motzbirne
 Alter: 27 Beiträge: 10332 Wohnort: München

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Verfasst am: 06.03.2011 09:25 Titel:
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Große Töne? Lyrische Selbstgefälligkeit? Ja, ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit mir reden. Geht ja gar nicht. Hm, solche Rückmeldungen machen einem wirklich Lust, ein kurzes, unverbindliches Statement zu einem Gedicht abzugeben. Du musst mir mal erklären, wo du hier große Töne gespuckt siehst?
Ich hatte gehofft, mit dieser Anregung könntest du etwas anfangen, denn man kann es schwer erklären oder aufdröseln. Kennst du das, wenn du von einem Gedicht einen bestimmten Eindruck hast, ihn aber nicht punktuell belegen kannst? Ich hatte bei dem Gedicht eben das Gefühl, dass es zwar viel Potential drin steckt, das aber ganz klar nicht heraus kommt - durch Straffung, wie im ersten Kommentar beschrieben, wäre dem geholfen. Wie das zu bewerkstelligen wäre, weißt du als Autor doch am besten? Ferner wollte ich dir keine "Lösung" aufs Auge drücken, weil mein Kommentar ja geschmacklich gefärbt sein könnte - anderen hat das Gedicht ja so gefallen, wie es ist.
Mit der zweiten Hälfte des Gedichts hatte ich meine Probleme:
Zitat: | es riecht nach feierabend.
was bringen die
schritte auf der treppe?
eine volle lohntüte
oder den fuselgeruch
der enttäuschung. |
Vielleicht liegt es an den letzten beiden Versen. Ich mag keine Abstrakta in Gedichten, ich finde immer, man kann Gefühle anders ausdrücken, als sie zu benennen.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
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Perry
Exposéadler
Alter: 68 Beiträge: 2079
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Verfasst am: 06.03.2011 11:38 Titel: Hallo Enfant Terrible,
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klar war meine Antwort ein wenig übertrieben, aber erstens mag ich den Begriff "nett" im Zusammenhang mit "nach Anspruch strebender" Lyrik nicht besonders und zum anderen kommt es doch sehr auf den Stil des Autors an, wie "gegenständlich" er schreiben will und wie die übertragene Lesart angelegt ist. Da könntest du z.B. auch einem Liedermacher vorhalten, dass seinem Werk ein Gitarrensolo fehlt.
Ich arbeite in der Regel mit einer verdichteten Bildsprache hinter der man, je nach Betrachtungsart, eine Botschaft finden kann oder nicht.
Hier geht es am Beispiel der Lohntüte, um frühere Rollenbilder in der Familie, offengelassen bleibt für den Leser die Übertragung auf die Jetztzeit, wobei sich für mich zwar das Ambiente verändert hat (es gibt keine Lohntüte mehr), aber die Problemzone an der Schnittstelle zwischen Arbeit und Familie besteht weiterhin (Doppelverdiener, Schlüsselkinder etc.).
Ich greife aber gerne deine Anregung auf und werde die zweite Strophe noch etwas mehr verdichten, so ist die Ausmalung als Enttäuschung durchaus redundant, weil naheliegend.
Also vielleicht künftig, gleich etwas konstruktiver, dann können wir uns das "Wortgeplänkel" drumherum sparen.
LG
Perry
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