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Am Bahnhof. Nach Hause wollen


 
 
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag12.03.2011 21:05
Am Bahnhof. Nach Hause wollen
von EdgarAllanPoe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Am Bahnhof. Nach Hause wollen


Der Bahnsteig: aufgerissen. Pflanzen: quergestreut.
Die Sonne: Stein aus Licht. Der Himmel: Wolkenstaub.
Erstarrt im Fels des Tags. Der schönste Traum vertäut
an faulem Steg. Betrauern wir den Sternenraub,
den dieser Sommer büßen soll? Der Weg ein Hall:
Das Zügerauschen bringt die Hitze wieder, bringt
die Zeit, die wir vermissen wie den goldnen Ball,
der uns beglückt: Aus dieser schalen Hitze schwingt
das Pendel unsrer Sehnsucht, doch vom Traum getrennt,
den wir uns einst erdachten. Weg: du Pflastergrab.
Der Himmel: Wolkenstaub. Was jeder schnell erkennt:
Gebüsch verdorrt am Wegesrand. Der Lichterstab
verschwindet in den Weiten. Sehnsucht: falscher Preis.
Der Bahnsteig: aufgefetzt. Gestrüpp verdorrt am Gleis.

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Kolumbienchen
Wortedrechsler
K

Alter: 49
Beiträge: 53



K
Beitrag13.03.2011 12:41

von Kolumbienchen
Antworten mit Zitat

Hallo

das hier wirkt auf mich nicht lyrisch.
Eine Wort- und Satzkette ohne Klang.
Vielleicht hilft ein anderer Aufbau?

LG
Kolumbienchen
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satias
Wortedrechsler


Beiträge: 85



Beitrag13.03.2011 13:16

von satias
Antworten mit Zitat

Man ist versucht, das wie eine Bedienungsanleitung zu lesen - und tut das zunächst auch. Die Doppelpunkte wirken beinah vernichtend auf das Versmaß. Je öfter ich es las, desto geschwungener erschien es mir, vielleicht, weil bei Konzentration auf die Aussage der so sachlich wirkende Stil nach hinten trat. Ein schönes Stilmittelspiel mit den auch inhaltlichen Ambivalenzen - sehr gern betrachtet.
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag13.03.2011 16:30

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für eure Kommentare.
Kolumbienchen: Das Gedicht hatte nie die Absicht, zu klingen. Es sollte einen sprachlichen wie inhaltlichen Verfall verdeutlichen. Deshalb ist es vielleicht auch ein wenig sperrig. Dass es eine "Wort- und Satzkette" sein soll, verstehe ich nicht - immerhin greife ich einige Elemente immer wieder auf.  
satias: Die Doppelpunkte könnte man als Zäsuren im Metrum deuten (beim Alexandriner ein wenig problematisch). Trotzdem freut es mich, wenn du damit was anfangen kannst. Es ist schön, wenn der "sachlich wirkende Stil" bei der Aussagefindung nach hinten rückt.
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

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Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag13.03.2011 20:23

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Was mich an deinem Sonett bedrückt, ist sein Titel. Denn der Weg nach Hause scheint nur Sehnsucht zu bleiben.
Nun stellt sich natürlich die Frage: Welches Zuhause wurde hier angesprochen? Vielleicht gibt es diese Heimat nicht, wenn Wolken nur als  Staub empfunden werden, die Sonne als Stein aus Licht?
Ja, hier scheinen sich Realismus und Fantasie gegenseitig zu auszuschließen. Das Zuhause braucht den Traum, den goldenen Ball.
Deine lyrische Feder scheint ja golden zu sein, oder?
Gefällt mir, Jocelyn
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

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Die Tauben
Beitrag13.03.2011 20:46

von EdgarAllanPoe
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Eigentlich hatte ich keine konkreten Gedanken zu der Absicht dieses Sonetts, als ich es schrieb. Aber die Dilemmasituation zwischen dem Wunsch, nach Hause zu fahren und der Unfähigkeit, es zu finden, beschreibt den Inhalt ziemlich gut. Aber der Traum ist notwendig, auch wenn die verfallende Umwelt einen Widerspruch dazu darstellt.
Vielleicht ist meine lyrische Feder golden, keine Ahnung. Vielleicht spielt das aber auch keine Rolle.
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag13.03.2011 20:59

von Jocelyn
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Inkognito hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht ist meine lyrische Feder golden, keine Ahnung. Vielleicht spielt das aber auch keine Rolle.

Sicherlich, ich wollte doch nur einen Hinweis geben. Ist nicht fair, weiß ich. Wink


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag13.03.2011 21:05

von EdgarAllanPoe
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Doch, es ist fair. Wink
Genug Geplänkel:
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag14.03.2011 02:08

von Mardii
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Hallo Eddie,

Das Bild, das du in deinem Gedicht beschreibst, spiegelt, ohne sie zu nennen, die Person wieder, die das alles wahrnimmt. Ich stelle mir einen kleinen Bahnhof vor, der von Umbaumaßnahmen an eine bessere Zeit angepasst werden soll, Maßnahmen, um ihn an eine große Welt anzuschließen. Aber die Bauarbeiten wurden abgebrochen, der Bahnhof verfällt. Der Wunsch „Nach Hause wollen“ schwingt über allem. Und die Erkenntnisse der unsichtbaren Person.
Gefällt mir gut.

Grüße von Mardii


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag14.03.2011 20:32

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke, Mardii.
Konkret hatte ich beim Schreiben des Gedichts den Trierer Bahnhof im Sinn (s. hier oder besonders dort), der schon seit Jahren verfällt, ohne dass jemand dagegen etwas zu tun scheint.
Inzwischen habe ich die unterschiedlichsten Deutungen zu diesem Werk gehört. Deine ist noch die klarste.
Die Sehnsucht, nach Hause zu kommen, spielt hier eine Rolle. Aber sie ist maßgeblich eingeschränkt durch die Unmöglichkeit, sie zu realisieren.


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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