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Erstes Kapitel: Nachts in der Kneipe


 
 
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Rote_Hexe_
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 26



Beitrag23.01.2011 14:31
Erstes Kapitel: Nachts in der Kneipe
von Rote_Hexe_
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aller Anfang ist schwer.
Jetzt wird sich wohl zeigen, ob ich dicke Haut habe oder nicht.
Da ich das unbedingt herausfinden will, könnt ihr den Text gerne bis zur Unkenntlichkeit zerstückeln. Daumen hoch
Es ist das Anfangskapitel aus einem Roman, an dem ich gerade schreibe.


Es donnerte und Regen prasselte gegen die grün-gelben Scheiben. Die Kneipe war spärlich besetzt und kaum beleuchtet. Sef saß in der hintersten Ecke, leicht zu übersehen in seiner schwarzen Kleidung.
Hicksende Säufer und ein fleckiger Wirt, die sich unter der einzigen Niedrigwatt-Birne zusammengerottet hatten, linsten alle paar Minuten misstrauisch zu ihm herüber.
Der Wettbewerb war eher einseitig. Die Tischmaserung war das einzige in Sefs Blickfeld. Er hatte sehr wenige Bierflaschen vor sich stehen, wenn man bedachte, wie lange er hier schon saß. Er spielte mit einem runden Bierdeckel, der einige schwarze Brandspuren aufwies. Die Blicke der Säufer waren mit de Zeit immer misstrauischer Geworden, besonders, weil er sich nicht bewegte. Kein bisschen. Nur der Bierdeckel in seiner Hand drehte und drehte sich und manchmal zischte es zwischen seinen Fingern und ein weiterer kohlrabenschwarzer Fleck blieb darauf zurück. In solchen Momenten war die Luft um ihn herum bedrückend und unheimlich. Da guckten die Säufer lieber wieder tief in ihre Gläser und der Wirt zählte sein Geld in der Kasse.
Der abergläubischste und kirchenentfernteste unter ihnen hätte, nachdem er wieder sein volles Maß intus hatte, unverrückbar auf einen Vampir geschworen - aber das konnte er im Moment niemanden mitteilen, denn sein Kopf lag auf dem Thresen und er schnarchte.
Wären seine Freunde Zauberer gewesen, hätten sie ihn ausgelacht. Vampire! Schon vor Ewigkeiten ausgestorben.
Tatsächlich war er kein Vampir, obwohl er sich rühmen konnte, in seinem Leben schon einige gesehen zu haben. (Obwohl ihm das heutzutage keiner glauben würde.) Er hätte auch nicht gelacht, denn er war keiner von diesen Idoiten, die sich heutzutage Zauberer nannten.
Seinen Namen hatte er sich selbst gegeben. Serafin war eigentlich die Bezeichnung eines Dämons, aber mit diesem Zynismus gefiel er sich sehr gut.
In diesem Moment jedoch waren seine Gedanken ganz woanders, er hielt den geschwärzten, verrußten Bierdeckel in seiner Hand und starrte mit verlorenem Blick das Etikett der Bierflasche an. Er seufzte.
Hat das Leben überhaupt einen Wert? Egal, ob man lang lebt, oder kurz ... am Ende stirbt man immer. Am Ende ist jeder tot!
Er warf einen Blick in das grün-gelbe Flaschenglas des Fensters neben sich. Das Licht der einsamen Lampe erleuchtete sacht sein Gesicht und warf einen schwammigen Fleck auf das Glas.
Und bei mir? Wer wird sich schon darum kümmern? Er gab sich die Antwort selbst. Sehr wenige!
Ein neuer Fleck brannte sich zischend in den Bierdeckel, als er an Kai dachte, seinen Freund, dieses Pfeffergesicht, und ob er ihm wohl sehr nachtrauern würde.
Es war kaum fünf Stunden her und in ihm kochte immer noch die Wut hoch, wenn er an ihn dachte. Er verstand nicht, wie Kai auch nur denken konnte, das alles wäre seine Schuld gewesen. Das verdammte Feuer war nicht seine Schuld gewesen, was gäbe er dafür, auch nur ein so großes Feuer beschwören zu können!
Er gab sich die Antwort auf die vorherige Frage nochmals selbst: Noch wütender wird er werden, weil er denkt, ich hätte mich auf diese Art aus dem Staub gemacht. Ich glaube, der Entzug bringt ihn zu diesem verrückten Denken.
Und jetzt , bei allen Göttern, saß er wegen ihm in dieser Kneipe, in der sich kein Zauberer auch nur lebend blicken ließe, darauf wartend, dass sich Kai endlich früh am Morgen in die Arbeit verzog, damit er ihn nicht zu sehen brauchte. Er schaute auf die Uhr. Noch drei Stunden.
Noch drei Stunden musste er es hier in dieser gottverlassenen Kneipe aushalten!
Kurz darauf versank er jedoch wieder in Trübsal über seine eigene Sterblichkeit.

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Friedbert
Geschlecht:männlichWortedrechsler
F

Alter: 46
Beiträge: 51
Wohnort: Zürich


F
Beitrag27.01.2011 18:39

von Friedbert
Antworten mit Zitat

Hallo Rote Hexe

Wem sagst du das mit dem Anfang...

Dein Anfang ist gemacht. Die Stimmung, sowohl der Kneipe, als auch von Sef, kommt gut rüber. Es werden Fragen aufgeworfen und Neugier geweckt. So weit so gut. Der Teufel sitzt natürlich im Detail, deshalb im Nachfolgenden ein par Kritikpunkte:

-Ist der Wirt fleckig oder seine Kleidung?
-Wie viele sind sehr wenige Bier? Einige oder ein par wäre vielleicht besser.
-Nimmt der Wirt die leeren Flaschen nicht mit, wenn er eine volle bringt?
-Die Tischmaserung kann nicht das einzige in Sefs Blickfeld sein, wenn da noch Flaschen stehen und er ebenfalls den Bierdeckel in seiner Hand betrachtet.
-Bleibt der Fleck auf dem Bierdeckel oder auf den Fingern zurück? Kann man sicher besser formulieren.
-"In solchen Momenten" finde ich etwas unglücklich. Wie wäre es mit: "Jedesmal, wenn das geschah, wurde die Luft um ihn für einen Moment..."
-"Tatsächlich war Sef kein Vampir" führe vom Säufer zum Prota zurück.
-"Er gab sich die Antwort selbst". Dieser Satz ist unnötig. Erklärt sich aus der kursiven Schrift.
-Wer würde wem nachtrauern? Kai Sef oder Sef Kai?
-Vermeide Wortwiederholungen oder aufeinander folgende Sätze, die mit dem gleichen Wort beginnen.

So. Diese Sammlung ist weder perfekt, noch vollständig, aber vielleicht hilft sie Dir.

Greets Friedbert
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zwima
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 640
Wohnort: Reihenhausidyll


Beitrag27.01.2011 20:32

von zwima
Antworten mit Zitat

Hallo Hexchen,
erst einmal Respekt. Du bist erst 15! Dafür hast du wirklich gute Arbeit abgeliefert. Der Einstieg ist szenisch, das Gefühl wird ganz gut transportiert.

Allerdings funktioniert meist ein handlungsreicher Einstieg besser (musste ich auch gerade erst lernen), als einer mit viel Selbstreflexion. Das kann schnell mal langweilen.

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
.grün-gelben Scheiben

Zum einen sind Bindestriche unschön zu lesenund zum anderen kann ich mir schwer grüngelbe Fensterscheiben vorstellen.

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
Hicksende Säufer und ein fleckiger Wirt, die sich unter der einzigen Niedrigwatt-Birne zusammengerottet hatten, linsten alle paar Minuten misstrauisch zu ihm herüber.

"hicksend" klingt süß, das passt in meinen Ohren nicht wirklich zu heruntergekommenen Säufern. "Niedrigwatt-Birne" schon wieder ein Bindestrich und dann noch die Frage: Wenn Sef durch seine Kleidung so sehr mit der Umgebung verschmilzt, warum schauen dann alle anderen ständig zu ihm?

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
Der Wettbewerb war eher einseitig.

Ähhh, welcher Wettbewerb bitte?

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
Er hatte sehr wenige Bierflaschen vor sich stehen

Was genau kann man sich denn unter "sehr wenigen Bierflaschen vorstellen? Mach das Bild konkreter, nenn die Zahl, dann kommt ein Bild vors innere Auge. So funktioniert es nicht, weil es zu abstrakt bleibt.

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
der einige schwarze Brandspuren aufwies.

Das "einige" ist vollkommen überflüssig, es schadet dem Kopfkino nur. Lass es einfach weg. Unnötiges Füllwort.

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
Die Blicke der Säufer waren mit de Zeit immer misstrauischer Geworden

Misstrauisch hattest du gerade schon. Zum einen ist das eine unschöne Wortwiederholung zum anderen sehe ich die Steigerung nicht. Zuerst waren die Blicke misstrauisch und dann noch misstrauischer. Naja, nicht gerade aufregend, oder?

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
manchmal zischte es zwischen seinen Fingern und ein weiterer kohlrabenschwarzer Fleck blieb darauf zurück

Woher kommt das Zischen? Hat das was mit seinen Zauberkräften zu tun? In meiner Vorstellung können Finger erst einmal nicht zischen.

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
In solchen Momenten war die Luft um ihn herum bedrückend und unheimlich.

War die Luft wirklich "bedrückend" im Sinne von traurig machend? Oder war sie nicht eher "drückend"?

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
Wären seine Freunde Zauberer

Wessen Freunde, Sefs, oder die des Säufers. Kapier ich grad nicht.

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
In diesem Moment jedoch waren seine Gedanken ganz woanders

Stimmt doch gar nicht. Gerade hat er sich doch noch Gedanken darüber gemacht, wer gelacht hätte und warum und wer nicht.

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
grün-gelbe Flaschenglas des Fensters neben sich

Wie? Das Fenster ist mit Flaschenglas gefüllt? Kann ich mir schwer vorstellen.

Rote_Hexe_ hat Folgendes geschrieben:
Kurz darauf versank er jedoch wieder in Trübsal über seine eigene Sterblichkeit.

Kurz worauf?

Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Das sieht alles jetzt nach mehr aus, als es wahrscheinlich ist. Dir fehlt an manchen STellen einfach noch das Feingefühl für das wirklich richtige Wort, um das richtig große Kopfkino starten zu können. Aber ein guter Anfang ist es schon mal.

LG
Zwima


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agu
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Beiträge: 2009
Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag28.01.2011 14:36

von agu
Antworten mit Zitat

Hallo Rote Hexe,

ich habe gerade Deinen Weißen Wolf gelesen und jetzt das hier  ... und Respekt, Du hast wirklich Potential! Du hast ein gutes Gefühl für Atmosphäre und Spannung, Deine Beschreibungen schaffen Stimmung, Deine Charaktere sind sofort interessant und man möchte mehr über ihr Schicksal erfahren.

Obwohl Du das Gesetz der Erzählerperspektive nicht hundertprozentig durchhältst (indem Du z.B. Dinge erzählen läßt, die der Erzähler selbst nicht sehen kann, wie wenn er 'mit verlorenem Blick' irgendwo hinstarrt), stört es mich hier nicht im Geringsten. Das ist bemerkenswert, denn es spricht für Dein gutes Bauchgefühl beim Schreiben.

Was Du noch brauchst, ist etwas sprachlicher Schliff. Ein sicherer Umgang mit Verben in komplexen Zeitformen, die beste Wahl der Worte und Metaphern, Rhythmik und die daraus folgende Variation von kurzen und langen Sätzen. Ich bin aber sicher, das kriegst Du hin, wenn Du nur lang und ausdauernd genug schreibst und Dir nebenbei ein paar theoretische Regeln zu Gemüte führst.


Ansonsten, rein dramaturgisch, was diesen Einstieg betrifft:
Sehr gelungen, bis die kursiven Selbstbetrachtungen anfangen. An dieser Stelle wird's nämlich zäh und man verliert den Sog, der von guter Spannung erzeugt wird. Eigentlich sollte hier jetzt etwas passieren, eine Interaktion, ein Dialog, ein neues Spannungsmoment, ein Konflikt, der das Versprechen einlöst, das im Einstieg gegeben wird, wenn Du diesen spannenden Charakter beschreibst.

LG, Andrea


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Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
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Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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Rote_Hexe_
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 26



Beitrag09.12.2012 21:24

von Rote_Hexe_
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,
entschuldigt für das Nicht-Antworten, ich hatte das Forum lange Zeit aus den Augen verloren.
Also, falls irgendjemand von den Kritikern wieder einmal vorbeischauen wird (was, glaube ich, eher unwahrscheinlich ist):
Vielen Dank für die schönen Antworten!
Ich werde meine alten Entwürfe mal wieder auspacken und daran arbeiten!  Smile

lg
Hexe
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