Schwache Liebe

[Kolja]

Ich hätte Erwartungen,
Hast du mir gesagt.
Ich liebe dich.
Habe ich geantwortet.

Lies Bücher, lies die Welt
und die Menschen.
Das darf man nicht:
von der Liebe reden.

Jetzt habe ich Erwartungen,
darf dich nicht sehen,
darf dich nicht anrufen.
Das sind jetzt Erwartungen.

Ich muss jetzt warten
Und weiß nicht warum.

Meine Kräfte haben mich verlassen,
Zweifel sind an ihre Stelle getreten
Begleitet von Angst.

Ich bin so schwach
Und du brauchst keinen schwachen Menschen.
Niemand braucht einen schwachen Menschen,
Schwache lasten auf einem,
Schwache leben vom Leben anderer
Und schwache sortiert Darwin aus.

Wir lagen nebeneinander
So oft.
Ich habe nichts gesagt
Und du wolltest bei mir sein.
Ich durfte nicht gehen.
Ich erinner‘ mich genau.

Jetzt habe ich Erwartungen.
Erwarte von dir,
dass alles wieder gut wird.
Aber das willst du nicht.
Wirklich nicht?

Ich bin so schwach
Und niemand braucht einen Schwachen.

Ich bin so schwach,
Dass es mich auffrisst.

Ich muss jetzt stark sein,
Darf nicht ich sein.

[Gast]

Hallo Kolja,

dein Gedicht klingt irgendwie gut. Nur bin ich mir bei einem nicht sicher:
Geht es hier wirklich um zwei verschiedene Personen, oder doch nur um eine einzige Person, die nur mit sich selbst "kämpft"?

Klingt für mich nämlich mal so, mal so.
Aber, was du über die "Schwachen" schreibst, finde ich sehr gut. Denn das trifft genau ins Schwarze.

Gegen Ende klingt es so, als müsste sich die Person entscheiden, ob sie den Mut fassen und endlich etwas Selbstvertrauen zeigen will, oder ob sie sich doch weiterhin von anderen Leuten leiten lassen will.
Sehr schön!

Viele Grüße
Aqua