Einseitiger Abschied

[Rosanna]

Sie nimmt den Morgen in den Mund
Und kaut der Blüte, die, gepflückt
Am Abend, welkt, die Blätter wund.

Sie hat die Sonne totgedrückt
und presst mit Rotlicht in der Hand
Den Teufel an die Schattenwand.

Kein Dunkeltier lebt ohne Licht.
Sie hat mich, und ich hab sie nicht,
Aus ihrem Leben ausgebannt.

[Harald]

Absolut super,  die Metrik passt, die Endungen passen, tolles Schema, die Wortspiele, speziell erste Strophe, sind nach mehrmaligem Lesen "angekommen".

Wenn Abstimmungen möglich wären, neun Federn!

Hier musste ich mehrmals lesen, bis ich den Sinn erfasste.

Sie nimmt den Morgen in den Mund
Und kaut der Blüte, die, gepflückt
Am Abend, welkt, die Blätter wund.

Sie nimmt den Morgen in den Mund und kaut der Blüte, die - gepflückt am Abend - welkt, die Blätter wund.
Denn mit anderen Satzzeichen versehen ergäbe es auch einen Sinn:

Sie nimmt den Morgen in den Mund
Und kaut der Blüte, die gepflückt,
Am Abend welkt, die Blätter wund.

Sie nimmt den Morgen in den Mund und kaut der Blüte - die gepflückt - am Abend welkt, die Blätter wund.

Kurze Anmerkung >>

Sie hat die Sonne totgedrückt
Und presst mit Rotlicht in der Hand
Den Teufel an die Schattenwand.

(sollte doch wohl, dem Schema folgend, so sein?)

Beste Geüße

 

Harald

[Enfant Terrible]

Ich schließe mich Haralds Lob an, den Vorschlag mit "der Blüte" wollte ich auch bringen. Ein überaus spannendes Gedicht, das es schafft, auf engem und durch metrische Harmonie begrenztem Raum viel Dynamik zu erzeugen. So viele interessante Details verstecken sich in deinen Zeilen!

[Tom Boy]

Oh wie schoen, ein neues Rosanna Gedicht!
Die Freude ist da immer gross bei mir und ich wurde nicht enttaeuscht, wieder mal ein qualitativ hochwertiger Text, sehr gern gelesen!

Liebe Gruesse

[duluoz]

...OHHH, ich bin auch SEHR beeindruckt...wirklich voller schwarzer, aber auch weinroter Romantik..mehr gibts nicht zu schreiben...lese es jetzt schon zum siebenten Mal...ECHT TOLL Rosanna!!!!BEST...duluoz...

[Rosanna]

Huppala .

Danke schön. Abgehakt. Aber...
Ich habe mir das Gedicht mit ein paar Tagen Abstand noch einmal durchgelesen.
Ich finde es nicht mehr gut.
Nicht sehr jedenfalls. Die erste Strophe ist schön...die zweite auch noch, aber dann...
Dunkeltier?
Was reitet mich?
Grummel...