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Zeugene
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Beiträge: 9



Beitrag06.01.2011 21:43
Stellar
von Zeugene
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Neue Version »

Hier kommt mein erster Beitrag... Seid ehrlich zu ihm smile


Leise platschend trieb Stella im Wasser umher. Sie wurde umspült von den warmen Wellen des klaren Sees, die, getrieben wie Schafe vom Wolf, dem Wind ausgesetzt waren.

Zu dieser Zeit der Nacht musste sie nicht einmal mehr mit vereinzelten Romantik suchenden Spaziergängern rechnen; der Campingplatz ruhte. Des Nachts störte es auch niemanden, dass sie ihre Badesachen am Ufer zurückließ und die kitzelnde Freiheit der Nacktheit im Wasser genoss.

Anfangs kam sie sich albern vor; kicherte wie ein kleines Mädchen, das seinen ersten Liebesbrief erhält (süße Erinnerung...). Fasziniert beobachtete sie, wie erst ihre Scham mit einem merkwürdig luftigen Gefühl (im Wasser o.O) in den schwarzen Wogen versank. Weiter voranschreitend berührten die ohnehin schon harten Nippel ihrer kleinen Brüste die Wasseroberfläche des im ersten Moment doch frisch er-scheinenden Nass, was ihre Gänsehaut am ganzen Körper noch verstärkte. Die sonst nicht der Sonne ausgesetzten Bereiche, die tagsüber ihr Bikini voller Anstand verdeckte, leuchteten weiß im schwachen Licht der Sterne aus der Tiefe zu ihr hinauf.

Sterne.

Nach ebenjenen streckte Stella ihre Hände aus, die gespenstisch glommen. Beim Blick durch ihre Finger, durch die die Sterne so traumhaft, wunderschön funkelten, sprang etwas in ihrem Inneren auf. Gefühle wie Einsamkeit, Sehnsucht, die Frage nach dem großen WARUM sausten durch ihren Kopf. Kassiopeia, der große Bär, Orion blickten auf sie herab, sie, Stella, die hier im Wasser dümpelte und sich so unendlich klein und nichtig vorkam.

Bei Tageslicht war sie eine aufgeklärte, emanzipierte und rational denkende junge Frau, mit einer ordentlichen Portion Neugier ausgestattet. Sie dachte viel nach über die Umwelt, Menschen im Elend, den ihr unverständlichen ewigen Zwist zwischen Nationen, Religionen und Individuen, und ihre Zukunft. Um Gutes zu leisten (zumindest ihren Standards entsprechend), ging sie regelmäßig Blut spenden, würde sich den Schmerzen einer Knochenmarktentnahme stellen, um einen todkranken Menschen zu retten, hielt Vorträge über gesunde Ernährung, die niemanden interessierten und spendet Geld für Bedürftige (wenn sie denn welches hätte >.<) - kurzum, sie war ein Möchtegern-Öko Schrägstrich Weltverbesserer, der sich in viele Richtungen treiben ließ.

Wenn jedoch die Sonne unterging, geschah es dann und wann, dass die emotional-philosophische Saite in ihr zu Schwingen begann.

Eine dieser Nächte war heute. Stella trieb dahin, traurig in die Sterne starrend, mit Bildern fremder Galaxien und fantastischer Formationen vor Augen. Die Weite des Alls schien ihr so allmächtig. Wie konnte sie sich Gedanken machen über einen Mitesser auf ihrer Nase, die in ihrem Gesicht saß, das zu ihrem Körper gehörte, der im Moment im See trieb, vom naheliegenden Dorf umgeben, in diesem Staat, diesem Kontinent und auf dieser unserer Erde, die selbst nur ein Furz im Sein der Welt war? Wie kam es, dass sie sich überhaupt Gedanken machen konnte? Cogito ergo sum – ich denke, als bin ich?

Unser Sonnensystem, im Moment mehr erforscht als die Meere auf  unserem Planeten (selbst in diesem kleinen Quell-see verursachte dieses Gedankenspiel ihr ein Kribbeln im Nacken, in Anbetracht all der unbekannten Tierchen und Orga-nismen, die da unter ihr umherstreifen und jagen mochten), gehörte, so abgelegen, zu den Stiefkindern der Milchstraße.

Im Inneren der Milchstraße konnte die wahrhaftige Life-Variation-Party steigen, ohne dass wir in bisher 4 Milli-arden Jahren auch nur das Geringste davon ahnen könnten, wir kleinen Hinterwäldler.

Stella atmete schwer ob ihrer abgetriebenen Gedanken. Weiter hinauszoomen konnte sie nicht. Was nach unserer Galaxie folgte, was Astronomen und das gute Hubble entdeckt hatten, war ihr fremd und entzog sich eh ihrer Vorstellungs-kraft.

Mit einem kleinen  Schreck peitschte ihr Bewusstsein zurück in ihren Körper. Ein warmer Tropfen rann aus ihrem linken Auge. Was das wohl war? Vermutlich nur ein verirrter Spritzer Seewassers.

„Ich Dummchen“, murmelte sie vor sich hin, „heule schon los, wenn ich mir mal die Sterne anschaue.“

Mit einem in Selbstironie ertränktem Seufzer peilte sie das Seeufer an und kraulte fort, hin zu ihrem Zelt und der dankbaren Leere des Schlafs.


Zeugene

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Corazon De Piedra
Gast






Beitrag06.01.2011 22:00
Re: Stellar
von Corazon De Piedra
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Hallo,

eine aparte Geschichte. Nackte Frauen nachts im See - das macht sich immer gut. Wenn sie sich dann auch Gedanken über Astronomie machen...
Man kann darüber streiten, ob es dem Text guttut, diese "Nackt im See baden" Sache mit astronomischen Fragen zu vermischen. Mir gefällt es, es ist irgendwie unschuldig naiv. Entzückend.

Was mir gar nicht gefällt sind die unsinnigen Bindestriche wie z.B. bei "Vorstellungs-kraft". Was soll das?
Und die Verwendung des Wortes "Furz". Macht die komplette Romantik kaputt. Was soll das?
"Abgetriebene Gedanken" finde ich auch nicht prickelnd.

Ansonsten gar nicht schlecht.

Corazon
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Zeugene
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Beiträge: 9



Beitrag06.01.2011 23:17
Re: Stellar
von Zeugene
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Hallo mi Corazon!

Schön, dass du mir gleich eine solide Kritik lieferst.
Das Stück ist ein wenig "autobiografisch" beziehungsweise mit von mir real erlebten Momenten gespickt. Ich finde es daher sehr interessant, dass du genau diesen mir nachgesagten Persönlichkeitszug darin entdeckst lol2.

Mir gefällt es, es ist irgendwie unschuldig naiv. Entzückend.

Danke hierfür, genau diesen Eindruck sollten die Worte erwecken - Es geht in erster Linie gar nicht um die Erotik, sondern um die Freiheit des Nacktbadens bei Nacht (ja, es ist ein erotisches Element, das ist mir bewusst smile )
Das mit den Bindestrichen ist mir jetzt unangenehm peinlich... Ich habe den Text als Worddatei noch einmal Korrekturgelesen, habe dann nach dem Hochladen leider nur die Absätze formatiert... Auf die Bindestriche habe ich leider nicht geachtet, das war Dusseligkeit... Stört sicher dem Lesefluss :/.

Zu meiner Wortwahl... Ich mag sie so, wie sie ist smile. Ich bin kein Fan überschäumenden Kitsches, daher die kalte Dusche.

Allerdings habe ich mich auch genau bei den "abgetriebenen Gedanken" gefragt, ob ich da nicht eine schönere Formulierung finde... Leider nicht, Vorschläge deinerseits?

LG Zeugene
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Corazon De Piedra
Gast






Beitrag06.01.2011 23:21
Re: Stellar
von Corazon De Piedra
Antworten mit Zitat

Zeugene hat Folgendes geschrieben:
Allerdings habe ich mich auch genau bei den "abgetriebenen Gedanken" gefragt, ob ich da nicht eine schönere Formulierung finde... Leider nicht, Vorschläge deinerseits?


abgeschweiften Gedanken vielleicht.

Ich bin in Eile, muss weg, ich schreib morgen nochmal ausführlich zu deinem Text, gefällt mir immer besser.

"aufgeklärte, emanzipierte und rational denkende junge Frau". da fehlt das optische, hübsch, attraktiv...oder so. Ist doch autobiografisch!!

Gruss

Corazon
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Zeugene
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Beitrag07.01.2011 00:03
Re: Stellar
von Zeugene
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Abgeschweift ist ja nun auch ein ziemlich ausgelutschter Begriff ^^ Ich lasse meine Gedanken heute Nacht noch mal abschweifen oder abtreiben wink.

da fehlt das optische, hübsch, attraktiv...oder so. Ist doch autobiografisch!!

Haha, wer sagt denn, dass ich das alles bin? wink Darauf wollte ich es ja gerade nicht ankommen lassen, ich wollte ja über die Persönlichkeit schreiben, nicht das, was einem Fremden sofort ins Auge fällt...

(Übrigens war ich nicht in der Lage, ein Avatar hochzuladen, weißt du, was da los ist? Hübsches Bild von dir smile )

LG Zeugene
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Zeugene
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Beitrag07.01.2011 00:04

von Zeugene
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Ha, ich habe was, wie wäre es mit "abgedrifteten Gedanken"?
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Corazon De Piedra
Gast






Beitrag07.01.2011 15:55
Re: Stellar
von Corazon De Piedra
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Hallo Zeugene,

deine Geschichte beginnt sehr sanft erotisch, das Bild der nackt im nächtlichen See badenden Frau - tja, da fühlt man schon wie sich der warme Tau unter den Hügeln der Venus bildet. Dennoch hätte ich das Bild der Frau eine Spur bildhafter beschrieben, das optische meine ich. Das hätte für mich den Reiz noch erhöht.

Natürlich denkt keiner, dass die Frau im See nun über Astronomie nachdenkt. Aber genau das tut sie und das gefällt mir. Du überraschst den Leser genauso wie eine Blondine ihn überraschen würde, wenn sie die Infinitesimalrechnung beherrscht.

Das Vermischen von Sinnlichkeit und Wissenschaft, von Emotionalität und Rationalität macht deine Geschichte so reizvoll. Man spürt, dass hier nichts erfunden ist, man spürt die Authentizität. Du spagatierst nicht mühsam zwischen zwei Gegensätzen, du schlägst eine Brücke über die ich gerne gehe.

Zu den Gedanken:
"Stella atmete schwer als sie bemerkte, dass ihre Gedanken schwerelos durchs All trieben."

Die Sache mit dem F* Wort gefällt mir trotzdem nicht. Eine Frau sollte nicht in solch maskulin ordinären Worten denken oder sprechen. Da bin ich sehr pingelig.

Zeugene hat Folgendes geschrieben:
(Übrigens war ich nicht in der Lage, ein Avatar hochzuladen, weißt du, was da los ist? Hübsches Bild von dir smile )


Danke  Embarassed
Ich vermute, dass die Administration hier ein Filtersystem benutzt, das nur Avatare besonderer Schönheit passieren lässt.
 Laughing
Nee, Spass beiseite, ich habe keine Ahnung, bei mir hat das Verlinken mit der URL des Bildes problemlos geklappt. Hochgeladen hab ich noch nichts. Da musst du mal die Administration fragen. Der Admin MosesBob ist sehr nett und hilfsbereit hab ich gemerkt. Frag ihn mal.

Liebe Grüsse

Corazon De Piedra
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Merlinor
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Beiträge: 8676
Wohnort: Bayern
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Beitrag07.01.2011 22:35

von Merlinor
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Hallo Zeugene

Das ist ein hübscher kleiner Text, allerdings noch recht unfertig.
Er beschreibt zwar recht nett, was der jungen Protagonistin so alles durch den Geist schwirrt, wenn sie Nachts nackt im See baden geht, aber von da zu einer in sich geschlossenen Geschichte fehlt doch noch einiges.
So ist das nur eine Situationsbeschreibung und keine wirkliche Kurzgeschichte.

Auch sprachlich gilt es noch, die Form zu straffen und den Stil zu glätten.
Ich will damit nicht sagen, dass Du schlecht schreibst, das tust Du bestimmt nicht. Man kann Deiner Geschichte gut folgen und Dein Stil erfüllt seine Pflicht.
Mehr allerdings nicht: Es fehlt einfach noch der sprachliche Pfiff und die nötige Sauberkeit, um daraus etwas wirklich Professionelles zu machen.
Aber Du bist sicher auf einem guten Weg, also weiter so!

Ich habe mir dennoch die Freiheit genommen, Deinen Text in die Werkstatt zu verschieben.
Er benötigt noch einiges an Feinschliff und ist deshalb dort besser angesiedelt.

LG Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Corazon De Piedra
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Beitrag08.01.2011 15:37
Re: Stellar
von Corazon De Piedra
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Zeugene hat Folgendes geschrieben:
Leise platschend trieb Stella im Wasser umher.


Liebe Zeugene,

mir ist noch etwas aufgefallen. Dieser erste Satz passt irgendwie besser zu einem Kind im Planschbecken als zu einer nackten Frau nachts im See.
Wie wäre es mit sowas z.B.:

Von lautlos aufsteigenden Luftblasen umgeben trieb Stella im Wasser umher.

Liebe Grüsse

Corazon
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Zeugene
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Beiträge: 9



Beitrag15.01.2011 03:34

von Zeugene
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hallo liebste corazon!

hmm, okay, ich denke, da kommen unsere frauenbilder sich ein wenig ins gehege... ich finde es okay, wenn eine frau sich auch mal "daneben" benimmt, dadurch finde ich sie realer als hübsche püppchen, die scheinbar weder schwitzen noch auf die toilette müssen :/
die tage werde ich den text noch einmal bezüglich der änderungsvorschläge bearbeiten und neu reinstellen, ist das okay? allerdings kann ich nicht auf all deine ideen eingehen, sonst würde ich ja eben meine authentizität verraten wink

mich wundert ein wenig, dass ich mein fortgeschriebenes nicht mehr finde... entweder ist es verloren gegangen oder hat sich noch nie aus meinem hirn extrahiert und niedergeschrieben gefunden lol2 also es exitsitert noch ein wenig story zu den hübschen worten smile

sei gespannt, dann kommst du auch nicht zu kurz wink

lg
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Zeugene
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Beitrag16.01.2011 01:00

von Zeugene
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Mich hat es jetzt gereizt, ein wenig weiterzuschreiben, daher kommt die überarbeitete Version ein wenig später, hier erstmal die Fortsetzung... Hope you have fun reading smile


"Rrrrrrrrrrrrrtsch---" Stella zog den Reißverschluss zu ihrem Schlafgemach auf. Dort drinnen schnarchte es, unangenehm. Er schien schon wieder auf dem Rücken zu schlafen...
Er, der er ihre große Liebe war... Sie blickte ihm ins Gesicht, das so friedlich von der gemeinsamen Zeit mit ihr träumte, Zeit, die vergangen war, Zeit, die noch kommen sollte...
Nur wollte sie nicht mehr Zeit mit ihm verbringen. Sie war enttäuscht, dass ihre Liebe sich abgekühlt hatte, verständnislos, warum er nicht einfach ihr Ein und Alles bleiben sollte, für den Rest ihres persönlichen Anteils an der Ewigkeit... Wer war er überhaupt? Im Inneren? Stellte er sich je Fragen nach dem Wie, Warum, Woher des Lebens? Das Licht einer nahen Laterne leuchtete durch die membranähnlichen Wände des Unterschlupfs, und legte das zärtlichste Licht in sein Gesicht...
Ach, wie schön es war, wie er sie liebte! Anfangs, ja, da wollte sie ihn nicht, ihn, den Kindischen, Verantwortungslosen, der sie teils nach dem Gehörten einschätzte... Doch er verliebte sich in sie, und langsam, ganz langsam, ließ sie zu, sich auch in ihn zu verlieben.
Er sagte ihr vor seinen Freunden, die ein Poster voller Pin-Ups betrachteten, sie sei die schönste Frau der Welt. Oh, ein Mann mit rosaroter Brille! Was für ein Geschenk! Die Zuneigung, die in jedem seiner Blicke lag! Das Verlangen, die Sucht nach ihr, wenn sie sich ihm entzog! Der verletzte Ausdruck in seinen Augen, wenn sie ihm nicht ihre volle Aufmerksamkeit schenkte... Doch wie soll es gehen, funktionieren?
Er hat seinen Lebensplan fest vorgelegt, er wird lernen, arbeiten, ein Haus bauen, zwei Kinder groß ziehen, einen Hund halten und viele Bäume pflanzen im großen Garten der Kleinstadt, die er sein Zuhause nennt, er muss den Plan nur ausführen, dann ist er auf der sicheren, glücklichen Seite...
Doch Stella hatte andere Pläne! Sie wollte reisen, die Welt kennenlernen! Menschen treffen, Dinge sehen, Sprachen lernen, ihre Neugier befriedigen! Ein schmuckes Häuslein im Nirgendwo? Nicht, bevor sie nicht so alt war wie ihre eigenen Eltern... Und da diese bekanntlich auch immer älter werden, würde sie diesen Status möglicherweise lange Zeit nicht erleben...

Ihr Herz schmerzte, es raste regelrecht. Sie saß da, im Eingang des Zeltes, in ihrem Kopf schrien die Stimmen "Lauf! Geh fort! Entdecke die Welt, sie steht dir offen!". Der Campingplatz um sie herum schwieg. Hier und da zirpte eine Grille, jagte ein Fisch im Wasser, hustete jemand im Schlaf. Idylle pur, nur ihre Gedanken, ihre Gedanken!!! Sie schwirrten wirr, los, greif zu, deine Tasche ist gepackt!
Ihr Rucksack lag da, ihre Schuhe bereit. Nackt, wie sie war, packte sie einen Riemen und schwang ihn sich über die Schulter. Schnell in die Schuhe geschlüpft.
Was machen, wohin, wie leben, was ERleben? Er regte sich im Schlaf – ihre Zunge, Elektroschocks auf ihrer Zunge! Rauschen in den Ohren, entdecke mich nicht!!! Rasen, Blutsturz, Zittern – drehte sich um, atmete aus, und schnarchte nicht mehr. Tiefes, gleichmäßiges Atmen. Er schlief.
Was hätte sie ihm erklären wollen wie sie hier stand, nackt über seine Füße gebeugt? "Oh Schatz, ach, du bist wach, ich war mich nur ein wenig erfrischen. - Der Rucksack? Da drin hatte ich mein Handtuch." Nein, unmöglich... Er wusste von ihrer Sehnsucht nach der Ferne, nach der Endlosigkeit, nach der Weite der Welt...
Es war oft ein Streitpunkt gewesen; er verstand nicht, wieso sie ihn verlassen wollte, sie verstand nicht, wieso er so kleinkariert dachte, wieso er nichts von der Einmaligkeit der Welt sehen wollte.
Obwohl... Sollte sie ihn wecken und noch ein letztes Mal in seinen Armen liegen? Es war immer sehr schön; erst mit ihm hatte sie die Freuden eines Feuerwerks entdeckt.
Sie war bei Weitem kein unbeschriebenes Blatt gewesen bevor sie ihn kennenlernte, doch mit ihm... Jede seiner Berührungen brannte auf ihrer Haut, jedes Beisammensein war begleitet von Wolllust, jede mögliche Variante des Liebesspiels wollte sich getestet wissen... Anfangs.
Anfangs, als sie ihn noch begehrte. Mit Freude stellte sie just bei dem Gedanken daran fest, wie sich ein gewisses Ziehen in ihrem Unterleib zusammenbraute.
Ihn hier zurücklassen... Nicht ohne einen Abschied.
Schuhe aus, Rucksack in die Ecke, Tür zu. An ihn kuscheln unter dem geöffneten Schlafsack, ihn streicheln, küssen, am Hals, auf die Lider, Fingerspitzen über die Brust gleiten lassen... Sie schob den Schlafsack zur Seite. Freie Fahrt!

LG Zeugene
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Zeugene
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Beitrag16.01.2011 01:34

von Zeugene
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Und hier eine (geringfügig) überarbeitete Version des ersten Teils...



Leise platschend trieb Stella im Wasser umher. Sie wurde umspült von den warmen Wellen des klaren Sees, die, getrieben wie Schafe vom Wolf, dem Wind ausgesetzt waren.
Zu dieser Zeit der Nacht musste sie nicht einmal mehr mit vereinzelten Romantik suchenden Spaziergängern rechnen; der Campingplatz ruhte. Des Nachts störte es auch niemanden, dass sie ihre Badesachen am Ufer zurückließ und die kitzelnde Freiheit der Nacktheit im Wasser genoss.
Anfangs kam sie sich albern vor; kicherte wie ein kleines Mädchen, das seinen ersten Liebesbrief erhält (süße Erinnerung...). Fasziniert beobachtete sie, wie erst ihre Scham mit einem merkwürdig luftigen Gefühl (im Wasser) in den schwarzen Wogen versank. Weiter voranschreitend berührten die ohnehin schon harten Nippel ihrer kleinen Brüste die Wasseroberfläche des im ersten Moment doch frisch erscheinenden Nass, was ihre Gänsehaut am ganzen Körper noch verstärkte. Die sonst nicht der Sonne ausgesetzten Bereiche, die tagsüber ihr Bikini voller Anstand verdeckte, leuchteten weiß im schwachen Licht der Sterne aus der Tiefe zu ihr hinauf.
Sterne.
Nach ebenjenen streckte Stella ihre Hände aus, die gespenstisch glommen. Beim Blick durch ihre Finger, durch die die Sterne so traumhaft, wunderschön funkelten, sprang etwas in ihrem Inneren auf. Gefühle wie Einsamkeit, Sehnsucht, die Frage nach dem großen WARUM sausten durch ihren Kopf. Kassiopaia, der große Bär, Orion blickten auf sie herab, sie, Stella, die hier im Wasser dümpelte und sich so unendlich klein und nichtig vorkam.
Bei Tageslicht war sie eine aufgeklärte, emanziperte und rational denkende junge Frau, mit einer ordentlichen Portion Neugier ausgestattet. Sie dachte viel nach über die Umwelt, Menschen im Elend, den ihr unverständlichen ewigen Zwist zwischen Nationen, Religionen und Individuen, und ihre Zukunft. Um Gutes zu leisten (zumindest ihren Standards entsprechend), ging sie regelmäßig Blut spenden, würde sich den Schmerzen einer Knochenmarktentnahme stellen, um einen todkranken Menschen zu retten, hielt Vorträge über gesunde Ernährung, die niemanden interessierten und spendet Geld für Bedürftige (wenn sie denn welches hätte) - kurzum, sie war ein Möchtegern-Öko Schrägstrich Weltverbesserer, der sich in viele Richtungen treiben ließ.
Wenn jedoch die Sonne unterging, geschah es dann und wann, dass die emotional-philosophische Saite in ihr zu Schwingen begann.
Eine dieser Nächte war heute. Stella trieb dahin, traurig in die Sterne starrend, mit Bildern fremder Galaxien und fantastischer Formationen vor Augen. Die Weite des Alls schien ihr so allmächtig. Wie konnte sie sich Gedanken machen über einen Mitesser auf ihrer Nase, die in ihrem Gesicht saß, das zu ihrem Körper gehörte, der im Moment im See trieb, vom naheliegenden Dorf umgeben, in diesem Staat, diesem Kontinent und auf dieser unserer Erde, die selbst nur ein µ  im Sein der Welt war? Wie kam es, dass sie sich überhaupt Gedanken machen konnte? Cogito ergo sum – ich denke, als bin ich?
Unser Sonnensystem, im Moment mehr erforscht als die Meere auf  unserem Planeten (selbst in diesem kleinen Quellsee verursachte dieses Gedankenspiel ihr ein Kribbeln im Nacken, in Anbetracht all der unbekannten Tierchen und Organismen, die da unter ihr umherstreifen und jagen mochten), gehörte, so abgelegen, zu den Stiefkindern der Milchstraße.
Im Inneren der Milchstraße konnte die wahrhaftige Life-Variation-Party steigen, ohne dass wir in bisher 4 Milliarden Jahren auch nur das Geringste davon ahnen könnten, wir kleinen Hinterwäldler.
Stella atmete schwer ob ihrer im wahrhaft unendlichen All schwebenden Gedanken. Weiter hinauszoomen konnte sie nicht. Was nach unserer Galaxie folgte, was Astronomen und das gute Hubble entdeckt hatten, war ihr fremd und entzog sich eh ihrer Vorstellungskraft.
Mit einem kleinen Schrecken peitschte ihr Bewusstsein zurück in ihren Körper. Ein warmer Tropfen rann aus ihrem linken Auge. Was das wohl war? Vermutlich nur ein verirrter Spritzer Seewassers.
„Ich Dummchen“, murmelte sie vor sich hin, „heule schon los, wenn ich mir mal die Sterne anschaue.“
Mit einem in Selbstironie ertränktem Seufzer peilte sie das Seeufer an und kraulte fort, hin zu ihrem Zelt und der dankbaren Leere des Schlafs.
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Zeugene
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Beiträge: 9



Beitrag16.01.2011 01:38

von Zeugene
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Schade, jetzt bemerke ich erst, dass die unordentliche Anordnung meiner Bruchstücke für eine ziemliche Verwirrung sorgen muss... Also inzwischen hab ich den ersten Teil überarbeitet und diesen reingestellt, allerdings NACH der Fortsetzung... Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten -.-

LG Zeugene
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Zeugene
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Alter: 34
Beiträge: 9



Beitrag16.02.2011 19:11

von Zeugene
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also leute, mit dem bisschen resonanz stelle ich keine weiteren teile rein... liebe leser, wie wäre es wenigstens mit einem kommi, ob ich einen guten oder grottigen schreibstil an den tag lege?

lg
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Gast







Beitrag16.02.2011 19:15

von Gast
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Hallo Zeugene,

gemeinhin pflegen wir hier im Forum ein Geben und Nehmen, weil so ein auf Textarbeit ausgerichtetes Forum wie dieses hier nur auf einer solchen Basis funktionieren kann - schließlich wird hier niemand für seine Textrezensionen bezahlt.

Wie wäre es also, wenn du dich auch der Texte anderer User annimmst, dich hier etwas mehr einbringst und versuchst zu helfen? Dann ist sicher auch das Feedback zu deinen Texten größer.

LG,

Soraya
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klausge
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Beiträge: 42



Beitrag17.02.2011 17:33

von klausge
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Hallo Zeugene,

Mir gefällt dein Text ganz gut. Lädt zum träumen ein und regt die Phantasie an. Ich muß sie mir noch ein paar Mal durchlesen - erst Text eins, dann Text zwei -, damit ich die Gedankengänge nachvollziehen kann (bin halt ein Mann Laughing ).
Die Fortsetzung finde ich ganz gelungen, der Zwiestreit zwischen dem braven Ich und dem forschenden Selbst, das Hin und Hergerissensein zwischen Soll Ich - Darf Ich - Kann Ich und Was Wenn... finde ich gut herausgebracht.
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