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Gefangenschaft im Winter


 
 
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Oxidator85
Geschlecht:männlichErklärbär
O

Alter: 38
Beiträge: 3
Wohnort: Lawalde


O
Beitrag29.12.2010 15:12
Gefangenschaft im Winter
von Oxidator85
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ja unzufrieden wie man nur sein kann, da ich hier einen Hänger habe - Hilfe, Hilfe ruf ich und ich hoffe ich wurde gehört!!!


Er lag im Bett. Hellwach! Vor Aufregung wälzte er sich hin und her. Er wusste, dass er nur noch wenige Augenblicke in Freiheit verbringen würde, aber es störte ihn nicht! Danach würde alles besser werden. Besser für ihn und seine Gesundheit. Er starrte noch eine Weile an den Griff, der über dem Bett hing und schaute auf die zwei anderen Betten. Sie waren gefüllt mit gefangenen Gleichgesinnten, die voller Hoffnung auf ihre Freilassung warteten. Er kannte sie nicht, aber er wusste, dass sie die größte Hürde genommen hatten.
Die Station für Orthopädie im Klinikum Halbau erwachte langsam zum Leben. Er fragte sich wie lange er noch warten musste. Mühsam stand er auf. Ganz leise, denn er wollte seine Mitinsassen nicht stören. Der Weg zum Bad schien überwindbar. Doch zuerst musste er sich seine Sachen aus dem Kleiderschrank besorgen. Humpelnd nahm er die Hürde in Angriff. Am Kleiderschrank angekommen, nahm  er sich die nötigen Utensilien aus dem dreigeteilten Schrank heraus.
Es zerrte, ziepte, hemmerte in seinem Bein. Alles würde besser werden, dachte er sich voller Hoffnung. Mittlerweile war er es gewohnt, sodass sich die Schmerzen nicht mehr so schlimm anfühlten. Jedoch war ihm bewusst, dass er sich auf ein Stück unerkundetes Land begeben hatte. Jeder Schritt war noch offen. Er konnte sich immer noch überlegen, alles abzublasen, denn seine Angst war viel zu groß. Doch er setzte alles auf eine Karte. Die Wahl fiel ihm immer noch schwer, aber ohne die Hilfe seiner treuesten Seele, seiner Frau, wäre er immer noch nicht zum Arzt gegangen und würde auch nicht eine solche Entscheidung treffen müssen. Er hasste Ärzte, Krankenhäuser und Spritzen, aber vor dem jetzigen Problem stand er voller Angst. Er konnte sich nur zwischen zwei Optionen entscheiden.
Damals als er sich einem Arztbesuch stellte, da hatte er es nicht wahrhaben wollen, dass er sich all dem gegenüberstellen sollte. Er schluckte es hinunter und stellte sich die Frage, warum er sich damit konfrontiert sehen musste. „Damit kommen sie nicht mehr weit!“, hatte der Arzt ihm einfach gesagt. Wortlos nahm er diesen Satz hin und starrte das Röntgenbild auf dem Computer an. Jörg verglich es mit dem was ihm der Arzt vorher gezeigt hatte. Er konnte sich nichts darunter vorstellen! Er wusste nur, dass er unter unerträglichen Schmerzen litt. Alles wurde zu viel. Jeder Schritt, jede Bewegung machten sich bemerkbar, sodass er sich jeden Abend in sein Bett verkroch und einfach wartete. Wartete bis es aufhörte! Aufhörte zu zerren, zu hämmern und zu pochen. Ab der Hüfte bis hinunter zum Fuß zogen sich die Symptome. Symptome die ihn nicht schlafen ließen. Die Medikamente, die ihm der Arzt verschrieben hatte, waren schon lange nicht mehr von Nutzen. Noch vor zwei Jahren hatte er das Parkett unsicher gemacht und sich mit dem Laufen beschäftigt, aber jetzt konnte er nicht einmal mehr fünfzig Meter gehen! Gehen, selbst dieses Wort war dafür fehl am Platz, denn seine Schritte glichen einem Pinguin. „Ihre Diagnose ist einfach – beidseitige Hüftdysplasie“ Einfach dachte sich Jörg, dass kann nur ein Mensch sagen, der sich nichts darunter vorstellen konnte, aber nüchtern wie Ärzte sein sollten, nahm er dieses Wort „einfach“ mit in seinem Gedächtnis auf und ließ es verstreichen. Er wusste, dass der Arzt es nicht so meinte, wie er es aufgefasst hatte.
Mittlerweile war es um sieben. Er hatte sich gewaschen, seine Zähne geputzt, die Haare gekämmt und sich rasiert. Er wollte vor diesem Schritt ordentlich aussehen, denn er machte sich Hoffnungen, dass er nachdem wieder Spaß daran haben würde, die einfachen Dinge des Lebens zu bewältigen. Er klammerte sich daran! Trotzdem überzog ihn ein Gefühl von Angst. Er zitterte innerlich und er war der Meinung, dass seine Knochen klapperten.
Es war ein Eingriff, den die Ärzte als Routine ansahen, aber für ihn war es das erste Mal. Er war gerade vierundzwanzig! Ein Alter, bei dem man nicht daran denken würde, dass man solche zerfressenen Hüftgelenke haben konnte. Zacken, Spitzen und eckige Formationen kämpften sich auf beiden Seiten seiner Hüfte heraus. Er hatte das Röntgenbild vor Augen und wusste, dass es in den Händen seiner Mutter gelegen hatte, die ihm aus Nachlässigkeit keine Spreizhose angelegt hatte. Schleppend kam er aus dem Bad. Bereit für ein neues Leben! Er kämpfte sich vom Bad bis zum Fenster und starrte hinaus. Weiß, alles weiß! Die für diese Jahreszeit angehäuften Berge an Schnee waren nicht ungewöhnlich. Es war Winter. Sein Blick strich über das Gebäude gegenüber, dass den OP- Trakt beherbergte. Er hatte keine Ahnung wie lange es noch dauern sollte. Jede Minute war einfach unerträglich. Jörg zog an seinem schwarzen Pullover herum, dass Drachenmuster sollte schließlich aalglatt sein. Einmal straffen, dass sollte geholfen haben. Er schaute auf die Uhr, die über der Zimmertür hing und nicht so recht weiter rücken wollte. Viertel acht konnte er entziffern. Wieder aus dem Fenster starrend, zählte er die kahlgeschorenen Bäume.
Die Tür öffnete sich. „Guten Morgen die Herren!“, begrüßte die in ihrem Kittel und ihren schulterlangen schwarzen Haaren Hereingekommene ihre Patienten. „Guten Morgen!“, erwiderte Jörg. „Sie können sich schon mal ausziehen. Ich lege ihnen hier ein Hemd hin, dass ziehen sie bitte an, um den Rest kümmere ich mich gleich!“ „Danke! Ich werde nicht allzu lange brauchen.“ Er schleppte sich ankämpfend gegen das Reißen in seinen Gliedern bis zum Bett. Dem Bett, dass ihn die nächsten Tage nicht loslassen würde. Er versuchte sich an seine Umgebung zu gewöhnen. An der hellgelben Wand gegenüber seinem Bett hing ein Fernseher der Marke Phillips. Er zählte nur zwei Fernseher, da wurde ihm klar, dass er sich um das Programm mit seinem Bettnachbarn streiten musste.



_________________
Man muss die Menschen so nehmen wie sie sind, denn andere gibt es nicht!
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Isabelle34
Klammeraffe
I


Beiträge: 567



I
Beitrag30.12.2010 12:59

von Isabelle34
Antworten mit Zitat

Hallo Oxidator,

dann will ich mal:

Zitat:
Danach würde alles besser werden. Besser für ihn und seine Gesundheit.


Das zweite ‚besser‘ würde ich ersatzlos streichen. Das braucht es nicht und du sparst dir eine unschöne Wiederholung.

 
Zitat:
Sie waren gefüllt mit gefangenen Gleichgesinnten,


Gefüllte Betten? Ich denke doch, sie sind eher belegt.

Zitat:
Er fragte sich, wie lange er noch warten musste.


Zitat:
Doch zuerst musste er sich seine Sachen aus dem Kleiderschrank besorgen. Humpelnd nahm er die Hürde in Angriff. Am Kleiderschrank angekommen, nahm er sich die nötigen Utensilien aus dem dreigeteilten Schrank heraus.


Du kannst dir diese Wiederholungen locker sparen, in dem du dem Leser eigenständiges Denken zutraust. So reicht es völlig:
Doch zuerst musste er sich seine Sachen holen. Humpelnd nahm er die Hürde in Angriff. Am Kleiderschrank angekommen, nahm er sich die nötigen Utensilien heraus.

Zitat:
Es zerrte, ziepte, hämmerte in seinem Bein.


Zitat:
Alles würde besser werden, dachte er sich voller Hoffnung. Mittlerweile war er es gewohnt, sodass sich die Schmerzen nicht mehr so schlimm anfühlten. Jedoch war ihm bewusst, dass er sich auf ein Stück unerkundetes Land begeben hatte. Jeder Schritt war noch offen. Er konnte sich immer noch überlegen, alles abzublasen, denn seine Angst war viel zu groß. Doch er setzte alles auf eine Karte. Die Wahl fiel ihm immer noch schwer, aber ohne die Hilfe seiner treuesten Seele, seiner Frau, wäre er immer noch nicht zum Arzt gegangen und würde auch nicht eine solche Entscheidung treffen müssen.


Das klingt mir alles viel zu konfus. Erst ist er voller Hoffnung. Dann überlegt er, dass er ja doch noch alles abblasen könnte und dann muss er die Entscheidung erst treffen? Der Mann ist im Krankenhaus, also hat er die Entscheidung für die OP bereits getroffen. Der Satz ‚... auf ein Stück unerkundetes Land begeben hatte.‘ klingt grausig. Würde ich komplett weglassen, er paßt nicht und ist überflüssig. Er unterzieht sich schließlich keinem Eingriff, der noch nie gemacht wurde und wurde im Vorfeld sicher bis ins kleinste Detail informiert.

Zitat:
Er hasste Ärzte, Krankenhäuser und Spritzen, aber vor dem jetzigen Problem stand er voller Angst.


Der Leser weiß schon, dass er Angst hat. Auch ist der Halbsatz unlogisch. Du schreibst, er hasste Ärzte, Krankenhäuser und Spritzen, wieso das ‚aber‘?

Zitat:
Er konnte sich nur zwischen zwei Optionen entscheiden.


Die da wären?

Zitat:
Damals als er sich einem Arztbesuch stellte, da hatte er es nicht wahrhaben wollen, dass er sich all dem gegenüberstellen sollte. Er schluckte es hinunter und stellte sich die Frage, warum er sich damit konfrontiert sehen musste.


???

Zitat:
Jeder Schritt, jede Bewegung machten sich bemerkbar, sodass er sich jeden Abend in sein Bett verkroch und einfach wartete. Wartete bis es aufhörte! Aufhörte zu zerren, zu hämmern und zu pochen.


Der erste Satz liest sich, als würde er nur ins Bett gehen, weil sich jeder Schritt und Bewegung bemerkbar macht. Das ‚einfach‘ kannst du auch getrost weglassen, dadurch verliert der Text nichts.

Zitat:
Ab der Hüfte bis hinunter zum Fuß zogen sich die Symptome. Symptome die ihn nicht schlafen ließen.


Die Symptome ziehen sich? Das klingt aber sehr gewollt, so würde kein Mensch reden.

Zitat:
Die Medikamente, die ihm der Arzt verschrieben hatte, waren schon lange nicht mehr von Nutzen. Noch vor zwei Jahren hatte er das Parkett unsicher gemacht und sich mit dem Laufen beschäftigt, aber jetzt konnte er nicht einmal mehr fünfzig Meter gehen! Gehen, selbst dieses Wort war dafür fehl am Platz, denn seine Schritte glichen einem Pinguin.


Du kannst dir das ein oder andere ‚waren‘ sparen. Drück es anders aus: Die Medikamente nutzten schon lange nicht mehr.
Auch die Wiederholung muss nicht sein. Nenn das Kind beim Namen: Er konnte nur noch watscheln wie ein Pinguin.

Zitat:
„Ihre Diagnose ist einfach – beidseitige Hüftdysplasie“ Einfach dachte sich Jörg, dass kann nur ein Mensch sagen, der sich nichts darunter vorstellen konnte, aber nüchtern wie Ärzte sein sollten, nahm er dieses Wort „einfach“ mit in seinem Gedächtnis auf und ließ es verstreichen.


Nach der wörtlichen Rede musst du eine neue Zeile beginnen, du wechselst vom Arzt zu Jörg. Ist ohnehin verworren genug, dieser Abschnitt. Ein Arzt kann sich sehr wohl vorstellen, was eine solche Diagnose für einen Patienten bedeutet. Und warum nimmt der Arzt das Wort ‚einfach‘ in sein Gedächtnis auf? Ich nehme mal an, dass du nicht den Arzt, sondern Jörg meinst, dann musst du aber aber das ‚er‘ in ‚Jörg‘ ändern. So bezieht es sich auf den Arzt. Abgesehen davon, kann er doch nichts mit seinem Gedächtnis aufnehmen.

Zitat:
Er wusste, dass der Arzt es nicht so meinte, wie er es aufgefasst hatte.


Den Satz braucht kein Mensch.

Zitat:
Mittlerweile war es um sieben.


Ich nehme an, das ist umgangssprachlich. Bei mir ist es ‚sieben Uhr‘.

Zitat:
Er hatte sich gewaschen, seine Zähne geputzt, die Haare gekämmt und sich rasiert. Er wollte vor diesem Schritt ordentlich aussehen, denn er machte sich Hoffnungen, dass er nachdem wieder Spaß daran haben würde, die einfachen Dinge des Lebens zu bewältigen.


Warum redest du eigentlich immer um den heißen Brei? Schreib doch ‚nach der Operation‘, ‚nachdem‘ ist in diesem Zusammenhang auch falsch geschrieben.

Zitat:
Trotzdem überzog ihn ein Gefühl von Angst. Er zitterte innerlich und er war der Meinung, dass seine Knochen klapperten.


Wir wissen inzwischen, dass er Angst hat.

Zitat:
Ein Alter, bei (in) dem man nicht daran denken würde (dachte), dass man solche zerfressenen Hüftgelenke haben konnte (könnte).


Zitat:
Er hatte das Röntgenbild vor Augen und wusste, dass es in den Händen seiner Mutter gelegen hatte, die ihm aus Nachlässigkeit keine Spreizhose angelegt hatte.


Was hat in den Händen seiner Mutter gelegen?

Zitat:
Schleppend kam er aus dem Bad. Bereit für ein neues Leben! Er kämpfte sich vom Bad bis zum Fenster und starrte hinaus. Weiß, alles weiß! Die für diese Jahreszeit angehäuften Berge an Schnee waren nicht ungewöhnlich.


Lass das zweite ‚Bad‘ weg. ‚Er kämpfte sich bis zum Fenster‘ reicht völlig. Wir wissen, dass er vor dem Bad steht.
Der Rest ist auch unglücklich ausgedrückt. Die Schneeberge wurden sicher nicht für diese Jahreszeit angehäuft. Das muss heißen: Die angehäuften Berge aus Schnee waren für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich‘.

Zitat:
„Guten Morgen die Herren!“, begrüßte die in ihrem Kittel und ihren schulterlangen schwarzen Haaren Hereingekommene ihre Patienten.


Und noch einmal: Warum redest du drumhum? Ist es die Krankenschwester oder die Ärztin, die herein kommt? Sag es uns doch.

Zitat:
„Guten Morgen!“, erwiderte Jörg. (neue Zeile)
„Sie können sich schon mal ausziehen. Ich lege Ihnen hier ein Hemd hin, dass ziehen Sie bitte an, um den Rest kümmere ich mich gleich!“(neue Zeile)
 „Danke! Ich werde nicht allzu lange brauchen.“ Er schleppte sich, ankämpfend gegen das Reißen in seinen Gliedern[b[,[/b] bis zum Bett. Dem Bett, dass(Das) ihn die nächsten Tage nicht loslassen würde. Er versuchte sich an seine Umgebung zu gewöhnen. An der hellgelben Wand gegenüber seinem Bett hing ein Fernseher der Marke Phillips. Er zählte nur zwei Fernseher, (Einer von zweien) da wurde ihm klar, dass er sich um das Programm mit seinem Bettnachbarn streiten musste.


Warum weiß er, dass er sich drum streiten muss? Vielleicht wäre passender gewesen zu schreiben, ‚dass er sich mit seinem Bettnachbarn gut stellen musste‘ oder etwas ähnliches.

Gefallen hat mir an deinem Text, dass Jörg das Krankenhaus wie ein Gefängnis sieht. Vielleicht, weil ich einen Opa hatte, der immer sagte, er müsse schon wieder in den ‚Knast‘.

Was mir nicht gefallen hat ist, dass du immer so um alles drumrum redest. Das nervt mit der Zeit tierisch. Ebenso wie die Ausrufezeichen (wozu sollen die gut sein?) und die ständigen Wiederholungen, die nicht sein müssen.

Absätze würden dem Text auch seeeehr gut tun.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen, ist natürlich alles nur meine bescheidene Meinung.

Gruß,
Isabelle
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zwima
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 640
Wohnort: Reihenhausidyll


Beitrag03.01.2011 10:40

von zwima
Antworten mit Zitat

Hi,
du willst Kritik, du sollst sie haben *g*.

Zuerst einmal verwirrt mich dein Einstieg total. Im Nachhinein wird klar, dass der Protagonist das Krankenhaus als Gefängnis empfindet, aber der Sprung von „Mitinsassen“ und „Freilassung“ zu „Krankenhaus“ war für mich einfach viel zu heftig und nicht nachvollziehbar, vor allem, weil du auch im späteren Verlauf des Textes diese Metapher nicht konsequent durchziehst.

„Er starrte noch eine Weile an den Griff, der über dem Bett hing“ -> Griff finde ich hier ziemlich abstrakt, lässt bei mir keine Assoziationen zu. Gibt es für dieses Ding nicht einen Fachausdruck? Wenn nicht, würde ich eher zu „baumelndem Dreieck“ oder so tendieren, das ist zumindest konkreter.

„größte Hürde genommen hatten“ -> an dieser Stelle denke ich immer noch an Gefängnis, was kann da eine Hürde sein. Das alles ist bis hier so dubios für mich, dass ich eigentlich gar nicht weiterlesen will.

„Es zerrte, ziepte, hemmerte in seinem Bein. Alles würde besser werden, dachte er sich voller Hoffnung.“ -> was denn alles? Werde konkreter. Ein paar Rätsel mögen ja die Spannung anheizen, aber für mich bleibt der ganze Text zu großen Teilen ein einziges  Rätsel und das nervt. Außerdem heißt es „hämmerte“.

„Stück unerkundetes Land“ -> der Weg zum Kleiderschrank ist unerkundetes Land? Ich versteh es einfach nicht *seufz*

„Er hasste Ärzte, Krankenhäuser und Spritzen, aber vor dem jetzigen Problem stand er voller Angst“
-> warum denn „aber“. Ist seine Angst vor Ärzten und der  gleichen nicht der Grund warum er mit der Entscheidung ein Problem hat und nicht eine Einschränkung. Und überhaupt: Um was für eine Entscheidung handelt es sich? Eine Operation?

„Er konnte sich nur zwischen zwei Optionen entscheiden.“ -> und die wären?

„Ab der Hüfte bis hinunter zum Fuß zogen sich die Symptome.“ -> Symptome finde ich hier unglücklich gewählt. Alles, was du davor beschriebst sind Schmerzen. Schmerz ist ein Symptom einer Krankheit, was sind die anderen, da du Plural gewählt hast, muss es doch neben Schmerz noch mehr Symptome geben.

„waren schon lange nicht mehr von Nutzen“ -> von Nutzen ist unschöner Nominalstil. Besser fände ich „halfen schon lange nicht mehr“

„hatte er das Parkett unsicher gemacht“ -> ja, womit macht man denn ein Parkett unsicher? Die Metapher ist nicht zu Ende formuliert.  „hatte er mit seiner Tanzpartnerin das Parkett unsicher gemacht“ – meinst du das?

„mit dem Laufen beschäftigt“ -> wieder unschöner Nominalstil. „Er war begeisterter Läufer“ oder „war Joggen seine Leidenschaft“

„Mittlerweile war es um sieben“ -> meinst du „sieben Uhr“?

„Er hatte sich gewaschen, seine Zähne geputzt, die Haare gekämmt und sich rasiert.“
-> einmal „sich“ reicht. Niemand geht davon aus, dass er die Zähne von einem anderen Patienten geputzt hat.

„Er wollte vor diesem Schritt ordentlich aussehen, denn er machte sich Hoffnungen, dass er nachdem wieder Spaß daran haben würde, die einfachen Dinge des Lebens zu bewältigen.“
-> der  ganze Satz ist zu verschachtelt.  „Nachdem“ passt nicht zu „Schritt“ und es wird nicht klar, auf was sich das „nachdem“ bezieht. Lös den Satz auf, mach mehrere draus.

„Er klammerte sich daran!“ -> „daran“ ist wieder für mich ein unklarer Bezug. „Er klammerte sich an seine Hoffnung, wie ein Ertrinkender an eine Holzplanke“ (oder was auch immer).

„überzog ihn ein Gefühl von Angst“ -> das „Gefühl von“ brauchst du nicht. Jeder weiß, dass Angst ein Gefühl ist. „Trotzdem überzog ihn die Angst“ reicht vollkommen, wobei ich  eventuell nach einem noch passenderem Verb suchen würde.

„Er zitterte innerlich und er war der Meinung, dass seine Knochen klapperten.“
-> Hier machst du es mit „der Meinung, dass“ unnötig kompliziert. Du brauchst an der Stelle keinen Relativsatz. Wie wär’s mit „Er hatte das Gefühl, dass sogar seine Knochen klappern müssten, so sehr zitterte er innerlich.“

„Es war ein Eingriff, den die Ärzte als Routine ansahen, aber für ihn war es das erste Mal.“
-> Wieder unnötig kompliziert. Vermeide die ganzen Passivkonstruktionen. „Für die Ärzte war der Eingriff Routine, aber für ihn war es das erste Mal.“

„Zacken, Spitzen und eckige Formationen kämpften sich auf beiden Seiten seiner Hüfte heraus“
-> wo heraus? Konkretion bitte!

„dass es in den Händen seiner Mutter gelegen hatte, die ihm aus Nachlässigkeit keine Spreizhose angelegt hatte“
-> was hatte in den Händen seiner Mutter gelegen? Du vermischst Ursache und Wirkung. Es hätte in den Händen seiner Mutter gelegen, ihm die Prozedur zu ersparen. Dafür hätte sie ihm die Spreizhose anziehen müssen. Drösel das auf, damit es verständlicher wird.

„Er kämpfte sich vom Bad bis zum Fenster“ -> das „bis“ ist überflüssig.

„Die für diese Jahreszeit angehäuften Berge an Schnee waren nicht ungewöhnlich“
-> hähh, die Berge Schnee waren für die Jahreszeit angehäuft? Kapier ich nicht. Oder willst du sagen, dass es für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich war, dass sich Berge von Schnee anhäuften? Dein Bezug ist hier falsch.

„Er hatte keine Ahnung wie lange es noch dauern sollte“
-> „würde“, nicht „sollte“ würde hier mehr Sinn machen, denke ich.

„Viertel acht konnte er entziffern“ -> umgangssprachlich und in vielen Teilen Deutschlands unbekannt. „Die Uhr zeigte 07:15“ würde jeder verstehen.

„kahlgeschorenen Bäume.“ -> wer hat die denn geschoren? Die Metapher passt für mich nicht, da „scheren“ etwas ist, was jemand absichtlich macht und das ist ja bei Laubbäumen im Winter nicht der Fall. Die verlieren ihre Blätter ganz freiwillig und von allein.

„begrüßte die in ihrem Kittel und ihren schulterlangen schwarzen Haaren Hereingekommene ihre Patienten“
-> warum denn so kompliziert? Warum nennst du die Frau nicht beim Namen „ begrüßte die Schwester/krankenpflegerin mit den schwarzen Haaren ihre Patienten“.

„ankämpfend gegen das Reißen in seinen Gliedern“
-> das ist  mal eine Partizipialkonstruktion vom Feinsten. Lös sie auf und mach sie aktiv, z.B. „Tapfer kämpfte er gegen das Reißen in seinen Gliedern und schleppte sich zum Bett.“


Puh, das ist ganz schön viel geworden. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel.

Liebe Grüße!

Zwima


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