Ariadnefaden

[Tatze]

Ariadnefaden

Er ist aus Gold, mein Faden,
mit Liebe gewunden,
auf ständiger Suche nach Licht,
welches die, in ihn verwebten Scherben
zum Glitzern bringt.

Er ist so sanft, mein Faden,
dass ich ihn kaum spüre, wenn er
(so leicht zu zerreißen,
so schnell zu verlieren)
in eine andere Richtung weist.

Doch er ist stark, mein Faden,
so stark, dass selbst Alexanders Schwert
ihn nicht zu zerstören vermag,
und er (den Bemühungen
Thanatos zum Trotz)
mein Rosshaar bleibt,
das mich vor dem Abgrund
schützt  –

Bis Atropos die Schere zückt.

[versbrecher]

Hallo Tatze,

ein Gedicht zum weiten Themenfeld der griechischen Mythologie (in die ich mich auch mal wieder reinlesen könnte).

Der Text selbst kommt sehr prosaisch bei mir an, was mitnichten ein Minuspunkt ist in meinen Augen. Du spannst den (Ariadne)Faden in sanften, beinahe leisen Worten aus, als wolltest du deine Gedanken vor der Moira Atropos verbergen, die nur darauf wartet, den Faden zu durchtrennen.

Ein ruhiger Text, der mich dazu bringt, bei Gelegenheit bei den alten Griechen zu schmökern.

[Eredor]

Hi Tatze,

das Gedicht ist schön.

Es gibt nur eine Sache, bei der ich vielleicht noch einschneiden würde:

[Tatze]

Hallo versbrecher, hallo Dennis,

freut mich, dass ihr dazu gekommen seid meine Zeilen zu lesen.

Vielleicht habe ich es mit den mythologischen Einflüssen mal wieder ein wenig übertrieben (Hach... sind die Geschichten der alten Griechen, Ägypter und Germanen nicht wundertoll??!!       ).

Mir gefiel das Bild des "Leitfadens", der einem den Weg weist. Ob und in wie weit man diesem Weg dann auch wirklich folgt bleibt einem selbst überlassen.

Die Kohärenz des Adriadnefadens zum "Lebensfaden", welcher der Personifikation des Todes (Thanatos) trotzt aber am Ende doch von der Moira Atropos, der "Zerstörerin" durchschnitten wird, hatte es mir irgendwie angetan. Auch Alexander der Große und das "Rosshaar" fanden in diesem Zusammenspiel aus Fragmenten meiner Idee und der Griechischen Mythologie in meinen Augen ihren Platz. Das Rosshaar, welches als Zeichen für die ständig drohende Gefahr des Absturzes steht (Damokles-Schwert) und das Bild des Schwertes mit dem Alexander den Gordischen Knoten Zerschlagen hat stehen einerseits für die Zerbrechlichkeit und Zartheit des Fadens und andererseits, als Kontrast dazu, zu dessen Hang zur Unzerstörbarkeit.