Der Weisse Hai ( Aus der AB - Ein wildes Fischleben - )

[Roydarren73]

Ich war mal ein Filmstar, die Hai-Mädchen waren alle scharf auf mich und haben  mir oft zärtlich in die Bauchflossen gebissen. So war dass mit den Filmstars, die eine Hauptrolle hatten. In der Nebenrolle spielte jemand einen irren Polizisten, der unter Verfolgungswahn litt. Er glaubte, dass ich ihm um die halbe Welt nachschwimmen würde, nur um seine dürre Familie zu verspeisen. Die hatten kaum Fleisch auf den Knochen. Ein Stunthai hatte bei den gefährlichen Szenen für  mich übernommen. Der verstarb später bei einem Unfall am Filmset. Beim Essen blieb ihm ein Taucherarm im Hals stecken. Er war zu gierig,  hatte das Neopren mitgegessen, anstatt es sorgfälltig abzupellen. Daran ist er letztendlich erstickt. Nach dem vierten Teil bin ich ausgestiegen und habe dann nur noch in anspruchsvolleren Dokumentarfilmen mitgespielt.

Die Strände, an denen die Menschen laute Musik hören, tanzen und sich nachts paaren, bevorzuge ich am Wochenende. Da gibt,s die Jungmenschen mit der leckeren  Alkoholfüllung. Zu viele sollte man davon aber nicht essen. Ich hatte mal drei  hintereinander verputzt. Eine halbe Stunde später bin ich total betrunken in einen Wal reingeknallt und hab mir die Rückenflosse verstaucht. Die Wellenreitermenschen sind von der Sonne gut durchgebraten, aber in der Mitte noch schön saftig. - Medium mag ich sie  am Liebsten -. Die knusprige Haut ist das Beste an ihnen. Kinderhaie essen oft nur die Haut und lassen den Rest einfach im Wasser liegen. Die kleinen Racker können ganz schön nervig sein. Kaum hast du einen fetten Menschen im Visier schreien sie schon nach Robben. Ich sag immer: "Es wird gegessen, was auf die Wasseroberfläche kommt !"

[MosesBob]

In meiner Zeit als Filmstar habe ich alle Annehmlichkeiten genossen, die ein Hai mit Promistatus nur erfahren kann. Mehrmals im Jahr schwamm ich im Kielwasser diverser Luxusliner nach Haiti. Zwar ist Haiti für weiße Haie wie mich ein eher rauhes Pflaster, pardon, eine rauhe See, aber die Partys sind der Hammer. Auf einer dieser Partys lernte ich Denise kennen, eine karibische Schönheit mit mondlichtweißem Rumpf und Augen, in denen alle Farben einer strahlenden Biolumineszenz funkelten. Ich verfiel ihr ohne die geringste Form der Gegenwehr. Um uns herum schwirrten Planktonschwärme durch nachtblaue See, und das Wasser war erfüllt von fanfarenhaften Walgesängen. Anmutig, mit stromlinienförmigen Rumpfbewegungen, schwamm ich auf sie, baute mich beeindruckend vor ihr auf und stützte mich dann lässig auf meine Brustflosse.

Sie sagte: "Hai."

Darauf ich: "Hai."

Und sie: "Weißer?"

Ich: "Genau. Und du? Lass mich raten: Engelshai."

Ihre Kiemenspalten erröteten. "Heringshai", korrigierte sie mich und lächelte vorwurfsvoll. "Du Charmeur."

Damit waren die Fronten geklärt. Beim Barkeeper, einem hohläugigen Kragenhai mit Überbiss, bestellte ich zwei Sex in front of the beach und gab ein großzügiges Trinkgeld. Der DJ war ein alternder Plattenkiemer, den ich inzwischen gut kannte. Ein Blick in seine Richtung genügte, und nur wenige Sekunden später sangen Ayreon "Beneath the waves". Denise und ich tranken, bis uns schwindelig wurde, tanzten in Spiralen, bis uns schwindelig wurde, und schließlich, in einem Augenblick, in dem alle Zurückhaltung von uns abfiel wie das Gewicht von einem Stein, küssten wir uns, bis uns schwindelig wurde. Wir gingen flossenhaltend zurück an die Bar, zogen uns eine Spur norwegischen Krills durch die Nase und machten die spanische Fliege.

Völlig außer Atem notwasserten wir in einer blauen Lagune. Ich spürte, wie ihre Schwanzflosse an meinem Rumpf entlangfuhr. "Du musst das nicht Thun, Fisch", sagte ich und zitterte wie ein Seebeben.

"Aber ich will", erwiderte sie. In ihrer Stimme konnte ich ihren Herzschlag hören, und wenn ich meinen Lorenzischen Ampullen glauben durfte, musste das Wasser um sie herum nur wenige Grad vom Siedepunkt entfernt sein.

"Du bist so heiß wie ein Wasservulkan", sagte ich und streichelte ihre Rollmöpse.

Wenige Sekunden später klasperte ich sie, bis wir komisch Rochen. Wir Kiemen gleichzeitig.

[lady-in-black]

@MosesBob: Lass mich raten ... zum Frühstück gab es Lachsersatz?!  

@Roydarren73: Ich wollte mich eigentlich schon früher zu Wort melden, aber mein PC stürzt laufend ab und damit verschwindet auch der Hinweis auf neue Beiträge. Irgendwann bedeutet es dann leider aus den Augen, aus dem Sinn  

Ich fand die Grundidee gut, deinen Schreibstil auch. Aber was MosesBob  auf seine persönliche, unnachahmliche Weise als dein Ghostwriter gerade untermauert hat, fand ich die Umsetzung der Idee nicht spritzig genug.
Da wäre noch einiges mehr herauszuholen gewesen  

quod erat demonstrandum

[MosesBob]

[Hofnarr]

@ Roydarren : Sehr gut die Story, besonders der letzte Satz

@ Moses Bob : etwas zu verspielt, aber sehr lustig

Ich hab auch noch eine !

Ich schwamm nachts durch den Golf von Mexico, vergnügte mich in den unzähligen Darkrooms unter dem grossen Ölteppich, saugte Alles in mich ein, was die langen Rohre der Chemiefabriken, direkt durch meine Kiemen, ins warme Meer pumpten. Wie ein Zitteraal wachte ich morgens neben  billigen Seepferdchen, hartflossigen Kaninchenfischen, oder alten Makrelen auf, deren faltige, ungeschminkte Afterflossen, selbst bei einem furchtlosen Killer wie mir, blankes entsetzen hervorriefen.
Jetzt wohne ich in einem ruhigen Reihenriff, press mir abends ein Glas Tinte aus aus den streunenden Calmaren, die ich vor meiner Hautür einfange, und schau mir heimlich im italienischen Fischfernsehen ein Krabbengangbang auf TV Langusto an, wenn meine Hammer-Haifrau schläft.

[Roydarren73]

Danke – für die  Kommentare  -

Hm..... der Eine macht aus DEM Weissen Hai einen verliebten, rollmopsfummelnden  Discofisch und der Andere schafft  einen deprimierten,  ex – ölteppichabhängigen Krabbenspanner.

Also,  DER Weisse Hai ist ein Macho, der multipel geschieden, in emotionaler Amnesie lebt.  Er blickt gelassen  auf sein Leben zurück, und hat mit   diesen Hammer-Blutegelhai-Weibchen,  die ihn bis auf die letzte Schuppe ausgesaugt  haben,  nichts mehr an der Rückenflosse. Er hat das Sorgerecht für die Kinder-Haie, die zukünftig lernen müssen, dass ein fettiger Robbenburger  wohl bauchfüllend wirkt ,  aber geschmacklich weit unter dem Niveau  eines  vegan abgemästeten Hippie-Muschelsammlers,  den man sich,  falls man über  eine durchtrainierte Schwanzflosse verfügt,  torpedoartig  im  seichten Wasser reinschnappen kann, wenn er dort, bedröhnt von diesem  nadelbaumartig  riechenden  Zeugs ,  dass er sich  sich durch seinen  einzigen Riesenkiemen,  den ihm sein Gott  zu diesem Zweck, wie auch zum stimmulierenden  Zungenschlenkern  mit einem Menschenweibchen gegeben hat, umherirrt.



     

[Hofnarr]

Hey Roy,

hab,s verstanden...

 

Sag mal, hast du Lust eine AG  ( der Weisse Hai  ) zu machen ?
Ich glaub, sowas gibt,s hier.
Das wäre doch eine super Schreibübung.
Fänd ich klasse. Da könnten wir bestimmt ordentlich was rauspumpen !

P.S. Dein Hai treibt gerade sein Unwesen im roten Meer.

Grüsse

Hofnarr

[Roydarren73]

Hallo Hofnarr,

von mir aus gerne. Sowas könnt mich wieder inspirieren. Ich weiss leider nicht, wie man so eine AG hinbekommt. Mach DU das ! Oder wir hacken weiter kleine Kurzgeschichten raus, die hier, entweder in  logischem  Zusammenhang, oder brainstormingmässig, gegebenenfalls lustig, ohne temporäreren und kausalen Zusammenhang, Einzug finden.

Hab auch gelesen, dass der Weisse Hai gerade im Roten Meer hyperaktiv unterwegs ist. Vielleicht ist er unter dem grossen Ölteppich, in den  Darkrooms am Golf von Mexico, verrückt geworden ?     Vielleicht legt er sich aber auch nur ein sattes Winterpolster zu ?! Haie brauchen bestimmt eine dicke Fettschicht, damit sie im Winter nicht frieren. Geht meiner Oma auch so.  Die verspeist aber keine Badegäste bei den Rentnerwassergymnastikstunden im Schwimmbad !

 

[Roydarren73]

Tage des Hungers...

Ruhig, bewegungslos, wie ein Eisklumpen, lag ich im Wasser. Nur meine Rückenflosse ragte in die trockene Luft. Ich war unbändig und  angespannt zugleich. Mein grosser Haimagen, der seit Tagen kein Fleisch mehr verdaut hatte, knurrte wütend wie eine Seerobbe, die von Eskimokindern mit Steinen beworfen wurde. Das Meer ernährte mich zwangsweise; mit Algen. Dieses Seezeug  hing mir, nach all den askesen  Tagen, zu den Kiemen raus. Grüne Algen, rote Algen,... Algen ohne Ende. Ich sah mein unrühmliches Ende  schlagzeilenartig in der Fischbild  vor mir : Der Weisse Hai ist erlegt ! War er ein Killer, oder nur ein  vegetarischer Taugenichts ?
Ich konnte den sanften Herzschlag der beiden Fischer, die ahnungslos in dem Boot sassen, in meinem Gehirn fühlen.
...Pabum....Pabum...Pabum, das autistische Klopfen, dass die  Sense des  Todesboten nicht spüren konnte.  
Mein Magen schien ein Eigenleben zu entwickeln, er zuckte und tanzte, wollte direkt durch meinen Rachen ins Fischerboot springen.
Ich liess ihn nicht. Die Möwen über dem Meer schrien wie die Geier in der Wüste, die dass  letzte Zucken ihres hoffnungslosen, halbverdursteten Opfers, hoch oben  am Himmel kreisend, zelebrierten.  Ich wusste nicht, wessen Tod sie da ankündigen wollten, den meinen, oder den der Fischer.
Dann schoss ich loss. Meine Rückenflosse zog eine gerade Linie auf der Wasseroberfläche, präzise wie ein Stift, der über ein Lineal marschierte. Ich konnte das Blut riechen, dass wie der Champagner, den ein siegreicher Rennfahrer auf den  stumpfsinnigen Pöbel spritzte,  gedanklich vor mir,  aus den Trümmern dieses Fischerbootes umherschoss, direkt auf meinen erbarmungslosen und muskulösen Fischleib, für den es,  wie die die Eselsmilch, in der Cleopatra einst badete, daherkommen sollte.
Was war nun los ?! Da klemmte doch irgendwas !
Meine Bremse funktionierte nicht !  Mit voller Geschwindigkeit donnerte ich in das hölzerne Fischerboot und verlor das Bewusstsein......