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Autor |
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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20.11.2010 05:16 Überbau (ohne Ideologie) von Schmierfink
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Verschwiegen in Worten,
die sich schwer fühlen
über Worten,
wo wir uns küssten
und keine Chance
ließen dem Wiedersprochenen.
Da stand ich fern,
dem Naheliegenden
da rang ich leise -
hochsultriger Vogelgesang,
der mich zeriss.
Ich bin kein Herz
und du willst das,
nicht zu sehr:
- Erbochenes -
Wie ich wünschte zu sein
da wo kein Garten über den Gang aus Tränen,
den wir darstellten.
Dort hatten wir Recht
mit jedem Schweigen,
hatten Zeit,
um ohne Zeitnot
die Liebe zu jagen,
mit hundert Schüssen.
Ein Einsehen:
Trinken in den Tod,
ausnüchtern im Klaren
bis zu dem Hafen,
der niemals umstürzen wird,
bevor wir uns liegen.
Ein Punkt wo es
keine Heimat mehr geben braucht.
Ich bin entlegen und
küsse den Schmerz
von deinen Lippen.
Das ist die Nacht,
der zerspitzten Nächte,
die mir lieb waren.
Weitere Werke von Schmierfink:
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prophet Klammeraffe
Beiträge: 515 Wohnort: überall
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21.11.2010 15:31
von prophet
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Hi Maske,
geiler Text, hermetisch geschickt verschränkt, dass ich eigentlich gar keine Lust habe, mit hochsultrigen Worten ihn zu entschlüsseln. Womöglich beschreibst du die Reise des lyrischen Ich
zu einem fernen Hafen jenseits von Worten, jenseits von Bildern, jenseits von Symbolen, einen Ort des Nichts, in dem alles Wissen bereits liegt, ein Nichts, in dem das L.I.darauf wartet, in seiner endgültigen eigenen Wahrheit wiedergeboren zu werden.
Die Ebenen der Realität, nichts weiter als ein Körper in Worte verkapselt, begrenzt, beengt, beschränkt durch Urteile, durch Schweigen, durch Reden, durch Gegensätze eben. Diese Fesseln gilt es abzulegen, hinein in eine Unendlichkeit und Zeitlosigkeit von Frieden, der jenseits allen Verstehens ist und mit dem Verstand wohl kaum zu fassen.
Auf diesem Wege werden wir schweigen, wo es zu widersprechen gilt, und dem "Wiedersprochenen",. meinst vielleicht den ewigen Wahrheiten, die keine Halbwertzeit von einem Bier haben, keine Chance lassen.
Noch sind wir dem Naheliegenden fern und dem Fernen zu nahe.
Noch bist du wohl überwiegend Verstand.
Zitat: | Erbochenes -
Wie ich wünschte zu sein
da wo kein Garten über den Gang aus Tränen,
den wir darstellten.
Zitat: | Dort hatten wir Recht
mit jedem Schweigen,
hatten Zeit,
um ohne Zeitnot
die Liebe zu jagen,
mit hundert Schüssen.
Ein Einsehen:
Trinken in den Tod,
ausnüchtern im Klaren
bis zu dem Hafen,
der niemals umstürzen wird,
bevor wir uns liegen.
Ein Punkt wo es
keine Heimat mehr geben braucht.
Ich bin entlegen und
küsse den Schmerz
von deinen Lippen.
Das ist die Nacht,
der zerspitzten Nächte,
die mir lieb waren. |
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Ich habe fertig!
LG p.
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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22.11.2010 16:42
von EdgarAllanPoe
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Ich würde sagen, dass dieses Gedicht von Schmierfink stammt; mir sind bei der Lektüre die typischen Fehler aufgefallen ("Wiedersprochenen", auch Kommata, z. B. in der drittletzten Zeile). Außerdem sind da noch die teils grammatikalisch verqueren Konstruktionen, die das Gedicht eher wimmern als singen lassen (entschuldige, wenn ich es so ausdrücke, aber das ist nun einmal mein Eindruck): "Wie ich wünschte zu sein / da,wo kein Garten über den Gang aus Tränen, / den wir darstellten". Diese Form des Ausdrucks lässt den Text sperriger, hermetischer erscheinen, als er es sowieso schon ist.
Der Titel lässt Querverweise zur Marxschen Überbauideologie zu: Die Basis sind die herrschenden Zustände, der "Überbau" die in einem Staat - oder in jedweder menschlichen Beziehung herrschenden - Ideen, Gedanken, Wünsche. Die Idee dabei ist, dass das Sein das Bewusstsein beeinflusst: Die "Worte", die du hier in der ersten Strophe gleich zweimal ansprichst (auch wenn die Wiederholung grenzwertig klingt), sind ein Hinweis darauf. Aus dem Verlauf des Gedichtes schließe ich, dass die Beziehung zwischen dem Lyrischen Ich und dem Du, die du hier beschreibst, nicht glücklich verläuft. Die Wiederholung der "Worte", also der Ideen usw., stützt diese Annahme, auch der etwas pathetisch angesprochene "Gang aus Tränen" (den ich sehr grenzwertig finde).
Es gibt allerdings einen Ausweg aus diesen Zuständen - den Kuss, übertragen jegliche Handlung, die Liebe nahelegt. Hier kommen wir wieder zum Überbau: "Das Sein beeinflusst das Bewusstsein." Durch die Überführung konkreter Vorstellungen in die Realität wird ein besserer Zustand für das Paar erreicht, der es in ein schöneres Licht rückt: Aus Nacht wird Tag.
Der Überbau ist damit keine trockene Ideologie, die nur in den Köpfen einiger Theoretiker herumspukt, sondern die Wirklichkeit, die es zu erleben lohnt.
Dein Gedicht ist sehr verschlossen, aber ich hoffe, ein wenig Helligkeit ins Dunkel gebracht zu haben.
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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28.11.2010 16:19
von Schmierfink
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Guten Appetit Prophet,
das "hochsultrig" mein Lieber, ist, soweit ich gehört habe, dem "Niemandsland" geschuldet. Eine Reise? Womöglich, aber leider eher nicht. Obwohl, eine Reise aus den Umständen der Zeit, ein Weg aus dem Überbau ins wahre Leben?
Der Satz taugt schon was, wenn wir mal sagen die Autorintention ist noch nicht tot, sondern gilt noch was. Dort hin gehen, wo man wahrhaftig ist, ob dort alles Wissen liegt, ist stark zu bezweifeln, aber zumindest eine Straße zu sich selbst, weg vom Ich.
Jap jetzt sagst du es: Unsere Realität ist nicht mehr als ein Käfig von Prägungen, Meinungen, Urteilen und Verhaltensweisen. Da kann man Wortlabel draufpacken, wie man will.
Keine Halbwertzeit? Zumindest haben "wir" keine Zeit mehr zu verlieren im Überbau, wenn "wir" "wir" sein wollen. Wir müssen nur wollen.
Indem man die markierten Stellen rot einfärbt, gewinnt der Text in der Tat enorm an Wirkmächtigkeit und Sprachkraft.
Danke dir Prophet.
Guten Morgen EdgarAllanPoe!
ach kein Problem, war nie sonderlich musikalisch und wer weiß, vielleicht wird der nächste DSDS Hit tatsächlich ein Wimmern.^^
Aber wundervoll hast du das erkannt, zumindest meiner Intention nach, kann ja jeder lesen was er will. Das war die Idee, zu zeigen, im Grunde ist unsere gesamte Existenz Überbau. Lustig oder, das selbst Marx ja mit seinem Kommunismus, nur eine neue "Erlösungstheorie" schuf.
Bezeichnend ist der Ausspruch auf die Frage hin, ob der Kommunismus siegen werde, sein nicht sehr wissenschaftliches: "Ich hoffe es."
Du sagst es, der Kuss ist vielleicht die Chance zur schwiegenden Ehrlichkeit, die Worte nie hatten. Auch wenn es nur ein Moment sein mag, vielleicht ist es ein guter....
Hm, gebe dir ja Recht, dass der "Überbau" allgegenwärtig ist, aber ob er zu erleben lohnt? Ist er nicht eher unbegründete und falsche Erklärung für vieles? Sollten wir nicht anfangen in der Realität zu leben? Wie sagte Bachmann: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar...
Vielen Dank!!!
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