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Autor |
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Bona Erklärbär
B Alter: 38 Beiträge: 1
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B 15.11.2010 15:58 Monsterparty von Bona
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Ich glaube nicht an Monster.
Nein, wirklich nicht.
Ich habe es auch nie getan. Auch wenn ich mich als Kind nie getraut habe, nachts Arme oder Beine aus dem Bett zu hängen.
Wer weiß schon was da alles an mir hätte zerren, mich in dunklere Welten hätte entführen können.
Sicher einiges.
Aber Monster? Niemals.
Oder aber der große Bauernschrank. Schon damals hatte er über hundert Jahre auf dem Buckel.
Ihn zu öffnen war immer eine Qual.
In die Tiefen dieses Giganten eintauchen zu müssen um an 'das' Kleidungsstück zu kommen.
Irgendwann kam ich auf die Idee, mir ein Seil um den Fuß zu binden.
Als 'Anker' nutzte ich die Türklinke. Bett oder Schreibtisch waren mir zu unsicher.
Die unheimlichen Dinger die also im Innersten lauerten um mich zu schnappen hatten kaum eine Chance und das Öffnen des Kleiderschrankes war zwar für mich sicherer geworden, wurde aber dennoch ständig von der panischen Angst begleitet, bei den Vorbereitungen etwas vergessen zu haben.
Aber Angst vor Monstern hatte ich keine, denn die gibt es ja überhaupt nicht.
Im Laufe der Jahre gewöhnte ich mich an die Angst und lernte mit ihr umzugehen.
Aber ich lernte auch, dass es Dinge gibt die viel grausamer und angsteinflößender sind als die imaginären Geschöpfe die sich in Schränken oder unter Betten verstecken.
Viele dieser Dinge trage ich in mir, lasse sie in mir ruhen.
Habe ich das Gefühl sie gebrauchen zu können, stupse ich sie sanft an.
Frage sie, ob sie sich nicht bitte zeigen könnten.
Nur reagieren sie darauf nicht.
Egal ob ich sie kitzel, sie mit zuckersüßer Stimme um Hilfe bitte oder sie gar anschreie.
Es passiert nichts.
Gibt es aber Momente, in denen ich mir wünsche zu mir selbst zu finden, tauchen sie auf.
Ungefragt.
Sie lachen laut, erzählen wirre Sachen.
Sie bewerfen mich mit Steinen, schubsen mich oder stellen mir ein Bein um dann auf mich einzutreten während ich wehrlos am Boden liege.
Ich habe die Hoffnung aufgegeben jemals eine intensive, positive Beziehung zu ihnen aufbauen zu können.
Lang genug habe ich es versucht.
Unser Zusammenleben wird immer komplizierter, mittlerweile belästigen sie mich fast täglich.
Machen sich einen Spaß daraus mich zu quälen, mich zu fesseln und zu knebeln, mein Leben zu beherrschen.
Sie bringen mich dazu,mich einzuigeln, das Haus kaum zu verlassen, mich aufzugeben.
Wenn die Sonne untergeht und die Nacht bereit ist ihren Dienst zu verrichten, sitze ich auf dem Sofa.
Fernseher und Stereoanlage bleiben aus, höchstens ein paar Kerzen spenden diesem Trübsinn etwas Licht.
Ich versuche diese Dinger auszutricksen, hören und sehen sie nichts, denken sie ich wäre gar nicht da.
Tatsächlich halten sie sich einige Zeit zurück, treten nur vorsichtig in den Vordergrund, sehen sich um, tuscheln leise und verschwinden wieder in der Dunkelheit meiner Gedankenwelt.
Ich kann ein paar ruhige Nächte verleben, doch dann passiert es erneut.
Diese Dinger wollen sich nicht mehr hinters Licht führen lassen.
In meinem Kopf klingt es wie in einem Zirkuszelt.
Auf der einen Seite der Trommelwirbel, auf der anderen ertönen Trompeten, lautes Geschrei, Lachen und Klatschen aus allen Ecken.
Eine Stimme schreit:
„LASST DIE SHOW BEGINNEN!!“
Ich erhebe mich ängstlich vom Sofa, gehe langsam auf meinen Wandspiegel zu.
Ich schaue mir in die Augen, die leer und fiebrig scheinen.
Ich trete näher an den Spiegel, sehe noch tiefer in mich selbst, hoffe erblicken zu können was in mir vorgeht.
Es ist so laut, sie verwüsten meine kleine Welt, stecken sich Brocken meiner Phantasie in die Taschen, wollen mir das wenige stehlen, was ich wirklich mein Eigen nennen kann.
Ich spüre, wie sie langsam meinen Kopf hinunter wandern.
Er reicht ihnen nicht mehr.
Ich schaue mich im Zimmer um, sehe meinen Schatten, der mir auf einmal sehr bedrohlich erscheint.
Auf dem Stuhl neben der Kommode liegt mein Seidenschal.
Ich nehme ihn, gehe zurück zum Spiegel.
Langsam wickel ich ihn um meinen Hals, sehe mich an, nehme die Enden des Schals in meine Hände.
Ich atme noch einmal tief ein und fange an zu ziehen, erst zaghaft dann fester.
Der Schal nimmt mir die Luft und versperrt den Dingern den Weg.
Mein Herz sollen sie nicht auch noch bekommen.
Nicht auch noch das.
Mir wird schwarz vor Augen, das Getöse in meinem Kopf wird so laut wie nie zuvor und ich sinke zusammen.
Es ist still in mir und um mich herum.
Ich höre nur meinen Atem und mein Herz.
Ich habe es gerettet.
Ich öffne die Augen und habe nicht damit gerechnet, dass mir der größte Kampf noch bevorsteht.
Über mir sehe ich etwas in Form meiner selbst.
Ein Schatten, der langsam auf mich zuschwebt.
Er breitet die Arme aus, stellt sich höflich als 'Sehnsucht' vor und nimmt mich in den Arm.
Die Sehnsucht drückt mich, so fest, dass es weh tut.
Ich höre und spüre meine Schale brechen.
Die wenige Kraft die mir noch geblieben ist bröckelt von mir ab. Sie will in mich eindringen, mich ganz für sich haben.
Ich nehme alles zusammen, was ich noch in mir finden kann. Fange an zu schreien, so laut, wie es mir nur möglich ist.
Damit hat sie nicht gerechnet, ist verdutzt.
Ich nutze diesen Moment, winde mich am Boden, schlage und trete auf sie ein, schreie weiter.
Die Sehnsucht lässt mich los, schaut mich traurig an und flüstert:
„Und ich dachte, du wolltest mich.“
Sie zieht sich zurück, winkt mir zum Abschied. Gibt einen klagenden Laut von sich und verschwindet.
Ich setze mich auf und zittere am ganzen Körper.
Es gibt sie doch, die Monster.
Die kleinen, die sich selbst gern 'Emotionen' nennen und das große namens 'Sehnsucht'.
Ich weiß, dass sie zurückkommen werden.
Doch wissen die Monster nun auch, dass sie mich nicht übernehmen können.
Ich glaube an Monster und vielleicht wird es ja doch noch was mit der intensiven und positiven Beziehung zwischen uns.
Vielleicht....
Irgendwann...
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prophet Klammeraffe
Beiträge: 515 Wohnort: überall
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25.11.2010 11:57
von prophet
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Hi, Bona,
ein schöner Text, der die Konfrontation mit unseren Schatten beschreibt,
jenen unterdrückten bzw. verdrängten Seelenanteilen, die wir nicht sehen wollen, die aber umso frecher ihr Monsterhaupt erheben, je kräftiger wir sie bekämpfen.
Der lakonische Sprachstil, gewürzt mit einer kleinen Prise Ironie, schmeck ich zumindest raus, gefällt mir.
Hinsichtlich Rechtschreibung solltest du noch einmal einen Blick drauf werfen.
LG p.
_________________ Ich habe es stets abgelehnt, verstanden zu werden. Verstanden werden heißt sich prostituieren. Fernando Pessoa
Sprüche klopfen ist leichter als Worte dichten. prophet
Ich fordere nichts von Dir außer Deinem Respekt. prophet
Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. Kurt Tucholsky |
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Ahriman Klammeraffe
Alter: 89 Beiträge: 705 Wohnort: 89250 Senden
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25.11.2010 12:44
von Ahriman
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Gelesen. Zum Inhalt kein Kommentar, nur eine rein technische Kritik:
Zu viele Absatzschaltungen.
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Gast3 Klammeraffe
G
Beiträge: 794 Wohnort: BY
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G 25.11.2010 21:04
von Gast3
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Hallo Bona,
ich muss ehrlich sagen, dass ich deinen Text gar nicht anklicken wollte, weil mich der Titel abgeschreckt hat. Ich sollte wirklich nicht so schreckhaft sein
Mir gefällt dein Text nämlich wirklich gut. Ich finde das Thema gut umgesetzt, für mich mal was anderes.
Als störend empfinde ich allerdings, dass du für jeden Satz eine neue Zeile verwendest. Wenn das jetzt ein Stilmittel ist, nun, dann verstehe ich es nicht.
Auch wenn ich mich als Kind nie getraut habe, nachts Arme oder Beine aus dem Bett zu hängen.
Ja, daran kann ich mich auch noch erinnern.
Oh, und dass ich es nicht vergesse – mit der Kommasetzung scheinst du bisserl auf Kriegsfuß zu stehen.
Liebe Grüße
schneestern
_________________ Sich vergleichen, ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. |
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