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Project Hell


 
 
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m-chen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 93
Wohnort: Berlin


Beitrag28.12.2010 15:59
Project Hell
von m-chen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Titel ist nicht fest ... ich brauchte nur einen Titel für den Thread.
Ich hab lange nix mehr geschrieben und habe in letzter Zeit meinen Stil überarbeitet... hm, allerdings bin ich mehr als unsicher.


Petersdom, Rom, 4.April 17.18Uhr

Die Sonne stand tief über dem Petersplatz. Obwohl es auf Abend zuging, tummelten sich noch viele Menschen vor dem Petersdom, einer der Hauptattraktionen der italienischen Hauptstadt Rom. Die Hitze wog schwer und erzeugte an manchen Stellen ein Flimmern wie auf einer nassen Straße. Touristen aus allerlei Ländern schwatzten in vielen Sprachen durcheinander, huschten von Schatten zu Schatten und versuchten noch vor Torschluss in die Kirche zu gelangen.
Keiner der Anwesenden achtete auf die junge Frau, die sich keuchend über den Platz schleppte. Ihr glasiger Blick verriet ein schweres Fieber, das sie jedoch nicht von ihrem Ziel, dem Petersdom, abzuhalten schien. Sie war leise, kam völlig unbemerkt und nur ein säuerlicher Geruch wie von Schwefel ließ den Wachmann am Eingang aufblicken.
Wenn er erschrak, zeigte er es nicht. Vermutlich war sie nicht die Erste, die mehr tot als lebendig auf seiner sauberen Schwelle auftauchte, um für Gesundheit oder auch das Ende zu beten. Er schnaubte bei einem Blick auf ihren dicken Pullover, doch da er die Schultern bedeckte, was notwendig war für den Zutritt, ließ er sie passieren.
Die hohe Kuppel und die von Michelangelo selbst gefertigten Statuen schienen sie nicht zu beeindrucken. Mit der Geschwindigkeit eines Fußlahmen arbeitete sie sich in die Mitte der Kirche vor und erzeugte dabei ein kratzendes Geräusch.
Der Sicherheitsdienst hatte sie längst bemerkt, allerdings würden sie sich von einer  anscheinend Betrunkenen nicht verrückt machen lassen. Solange sie sich an die Regeln hielt und niemanden belästigte, war sie ebenso willkommen wie jeder andere Gast.
Die junge Frau, höchstens zwanzig konnte sie sein, hatte offenbar ihr Ziel erreicht, denn sie blieb auf einem Fleck stehen und starrte auf etwas, das nur sie sehen konnte. Kurz darauf gaben ihre Beine nach und sie fiel hart auf die Knie.
Ein japanisches Pärchen in ihrer Nähe warf sich verstohlene Blicke zu, unsicher, ob sie ihr helfen sollten. Einer der Sicherheitsmänner eilte in großen Schritten auf sie zu, doch noch bevor er sie erreichen konnte, warf sie ihren Kopf in den Nacken und starrte in die Kuppel empor.
Die meisten Touristen hatten sich mittlerweile um sie versammelt, um zuzuschauen, was als nächstes passieren würde. Offenbar war sie bei Bewusstsein, aber nicht bei Sinnen, sodass man sich ihr vorsichtig nähern musste, dessen waren sich alle einig. Jedoch noch bevor man eine Entscheidung treffen konnte, riss sie ihren Mund zu einem dämonischen Schlund auf und stieß einen markerschütternden Schrei aus wie ein verendendes Tier. Es war nicht viel Menschliches darin zu erkennen und viele der Zuschauer fuhren zusammen. Die Ängstlichsten von ihnen flohen aus der Kirche. An einem Ort des Herren konnten Lebenszeichen wie diese nichts Gutes bedeuten.
Die Sicherheitsleute hatten sich mittlerweile verständigt, sie in ein separates Zimmer zu schaffen und dort einen Arzt zu konsultieren.
Sie sollten nicht dazu kommen. Die Frau gab einen dunklen, kehligen  Laut von sich und dann sprach sie in mehreren Stimmen zu selben Zeit: „Wir haben deine Einladung erhalten. Nach all der Zeit sind wir es Leid in der Dunkelheit zu harren. Es gefällt uns und wir werden bleiben. Schick sie nur, deine Heerscharen, jedes Bataillon werden wir vernichten. Jeden Krieger, jede Frau, jedes Kind – sie alle werden sterben. Es ist ihre eigene Schuld. Du hast sie geschaffen, du hättest ihnen Vernunft geben sollen. Nun ist es zu spät. Blut wird fließen. Wir nehmen sie an, deine Herausforderung.“
Einer der Wachmänner, ein großer Blondschopf mit klugen Augen, hatte sich nah genug an sie heran gewagt, um sie berühren zu können. Als er seine Hand ausstreckte, schnellte ihr Arm hervor und griff seine Kehle.
„Und mit Blut besiegle ich meinen Schwur!“, schrie sie, dann drückte sie zu und riss mit einem Ruck Luft- und Speiseröhre des Wachmannes heraus. Die Blutfontäne ergoss sich über sie wie eine warme Dusche und der metallene Geruch von Eisen breitete sich aus. Die Augen des Wachmannes weiteten sich und er öffnete den Mund das letzte Mal zu einem stummen Schrei, dann fiel er zu Boden.
Binnen einer Sekunde war die Kirche erfüllt von panischen Schreien und dem Getrappel zahlloser Füße von Touristen, die versuchen so schnell wie möglich nach draußen zu gelangen. Die restlichen Sicherheitsleute stürzten auf die Fraue zu, doch bevor sie zupacken konnten, schoss eine Dampfsäule aus den Tiefen ihres Schlundes, verbrannte ihre Haut und ließ ihre Augäpfel platzen. Es brannte wie Säure in Augen und Nasen aller fliehenden Touristen und ging so schnell, wie es gekommen war.
Zurück blieb nichts weiter als eine leere menschliche Hülle, in der einmal eine lebhafte Seele geschlummert hatte, und die Vorahnung von Tod und Hölle, die über den Köpfen aller Anwesenden schwebte wie ein Damoklesschwert.



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Oxidator85
Geschlecht:männlichErklärbär
O

Alter: 38
Beiträge: 3
Wohnort: Lawalde


O
Beitrag28.12.2010 18:10

von Oxidator85
Antworten mit Zitat

Hallo!

Gelesen und spontan fallen mir da Titel ein, aber wie gesagt, dass sind nur Vorschläge :

Boten der Vergessenen
Kriegserklärung an Gott
Besessen
letzter Aufruf
Die Wächter der Erde/Welt/Balance
Der Schwur der ???
Die Rache der ???
Der Platz in der Sonne


Eines ist mir aufgefallen, dass du deine Person, die Frau, in der Mehrzahl sprechen lässt, aber dann umschwenkst auf die Einzahl, dass solltest du dir noch mal überdenken…

„Mit Blut soll unser Schwur besiegelt sein!“ so oder so ähnlich würde ich es schreiben…

Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen!

Gruß Oxidator85


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Man muss die Menschen so nehmen wie sie sind, denn andere gibt es nicht!
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Samanthra
Schneckenpost


Beiträge: 6



Beitrag28.12.2010 20:06

von Samanthra
Antworten mit Zitat

Moin m-chen,

du schreibst sehr... farbig und erzeugt schnell Bilder in meinem Kopf, das gefällt mir und es macht so Spaß weiter zu lesen.

Meine Eindrücke als Leser:
Wie schon gesagt, schöne Verben, die alles sehr lebhaft erscheinen lassen.
Ich hätte mir die Scene vielleicht ein wenig länger gewünscht. Natürlich jenachdem wie groß der Stellenwert dieser Scene in deiner gesamten Story haben wird und soll.

Meine Eindrücke als Schreiber:
Die Beschreibungen der Frau, wie sie sich bewegt, ihr Aussehen und ihren Schrei finde ich gut.
Und auch den Erzähler finde ich gut gewählt, da die Frau selber nicht der Erzähler ist, sondern jemand, der sie beobachtet.

Du schreibst, es scheint mir so, sehr detailfreudig, was sie Bewegungen angeht. Das erfordert eine hohe Aufmerksamkeit des Lesers. Ich musste mir einige Zusammenhänge doppelt durchlesen, weil ich vergaß, wo zB die Frau jetzt hineindrückt, da man einfach ins neutrale Beschreiben hineinrutscht. Ich hoffe ich kann jetzt richtig ausdrücken, was ich meine. Ich kenne das auch von mir. Leider kann ich dir da keine Tipps geben, da dies auch ein Makel an meinen Texten ist und ich selbst nicht genau weiß, wie man es bekämpft.
Vielleicht war das ja auch nur bei mir der Fall. .?. weil ich schlampig gelesen habe oder so. Kann ich jetzt nicht viel zu sagen, aber so war meine Erscheinung. :D

Inhaltlich wirkt auf mich alles sehr spannend und es wird auf jeden Fall das Interesse geweckt, weiter lesen zu wollen, auch wenn es für mich so scheint, dass die gesamte Scene sehr im Raffer erzählt wurde. Mir würden da noch Umweltbeschreibungen fehlen (aber ich bin auch vorgeschädigt, weil ich sie in meinen Storys sehr wichtig finde und so hervorhebe).

Das war’s ersteinmal bis hier hin, vielleicht fällt mir im Laufe der Zeit noch etwas ein, was ich unbedingt noch loswerden möchte.


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Wo kämen wir denn hin, wenn jeder sagen würde "Wo kämen wir denn hin?" und niemand ginge mal nachschauen, wo man denn hinkäme, wenn man bloß ginge?
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m-chen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 93
Wohnort: Berlin


Beitrag29.12.2010 12:24

von m-chen
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Zitat:
Eines ist mir aufgefallen, dass du deine Person, die Frau, in der Mehrzahl sprechen lässt, aber dann umschwenkst auf die Einzahl, dass solltest du dir noch mal überdenken…


Oh, du hast Recht! Das war mir gar nicht aufgefallen. smile

Zitat:
Inhaltlich wirkt auf mich alles sehr spannend und es wird auf jeden Fall das Interesse geweckt, weiter lesen zu wollen, auch wenn es für mich so scheint, dass die gesamte Scene sehr im Raffer erzählt wurde. Mir würden da noch Umweltbeschreibungen fehlen


Hach, ich weiß nicht. T_T Früher hab ich das auch viel gemacht, aber meistens durft ich mir dann anhören, dass ich schwafle. Mal schauen, ob ich das vielleicht hinterher noch mache, wenn die Story gestreckt werden muss.^^


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agu
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2009
Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag29.12.2010 12:33

von agu
Antworten mit Zitat

Hi m-chen,

spontan würde ich sagen - das hat viel Potential und braucht noch ein wenig Schliff.
Es liest sich wirklich spannend, man bleibt bei der Stange, es ist farbig beschrieben und die auktoriale Erzählerperspektive, die ja oft die Gefahr birgt, etwas steif und trocken zu sein, handhabst Du wirklich gut.

Mit ein wenig Überarbeitung würde, wie gesagt, aus diesem viel versprechenden ein richtig guter Text werden. Drei Dinge fallen mir auf, an denen Du schleifen könntest:


(1) Genauigkeit und Angemessenheit Deiner Metaphern ... das würde ich noch mal überprüfen. Manche Bilder erscheinen mir im gegebenen Zusammenhang nicht so ganz passend, das reißt einen beim Lesen raus.
z.B. 'Mit der Geschwindigkeit eines Fußlahmen arbeitete sie sich in die Mitte der Kirche vor' ... der Fußlahmen-Vergleich klingt, als stamme er aus einem humoristischen Text - passt nicht in dieses dramatische Setup. Außerdem ist die Metapher (ab)wertend - und ein auktorialer Erzähler wertet nicht. Und 'sich vorarbeiten' ist ebenfalls zu umgangssprachlich für das Setting.

oder
Der Sicherheitsdienst hatte sie längst bemerkt, allerdings würden sie sich von einer anscheinend Betrunkenen nicht verrückt machen lassen.
'sich verrückt machen lassen' ist ebenfalls zu umgangssprachlich.
Besser klänge
Der Sicherheitsdienst hatte sie längst bemerkt, doch die Männer hielten sich zurück. Die Frau schien eine harmlose Betrunkene zu sein.


Das Thema 'Genauigkeit in der Wortwahl' finde ich auch an anderen Stellen in Deinem Text - manchmal schwächst Du die Wirkung eines Satzes unbeabsichtigt ab, indem Du Worte wählst, die nur so halb, aber eben nicht ganz genau passen. Durch Wahl eines passenderen Synonyms könntest Du das Sprachbild noch einmal sehr verbessern.
Beispiele:
Keiner der Anwesenden achtete auf die junge Frau, die sich keuchend über den Platz schleppte.'Keiner der Anwesenden' klingt so nach Bürokratendeutsch.
Schreib einfach 'niemand', klingt einfach und viel besser.

ein säuerlicher Geruch wie von Schwefel
Riecht Schwefel wirklich säuerlich? Ich würde entweder 'säuerlich' durch 'merkwürdig', 'scharf' oder 'ungewöhnlich' ersetzen, oder den Schwefelvergleich weglassen.
bzw. weiß ein einfacher Wachmann, wie Schwefel riecht? Denkt der (und das ist es ja, was Du wiedergibst) - 'sie riecht säuerlich wie Schwefel'?
Du könntest das Problem auch lösen, indem Du einfach das Wörtchen 'wie' entfernst und den Schwefel zum Statement macht - der auktoriale Erzähler weiß es einfach, dass sie nach Schwefel riecht.
Dann würde der Satz z.B. so lauten:
Fast unbemerkt schlüpfte sie durch die hohen Portale, nur ein merkwürdiger Schwefelgeruch ließ den Wachmann aufblicken.


2) die Anzahl bildhafter Metaphern reduzieren.
Du hast in Deinem Text in fast jedem Satz einen bildhaften Vergleich. Die bringen zwar Farbe ins Geschehen, aber hier ist es fast ein bisschen viel. Das ist wie mit Gewürzen - weniger ist mehr.
Ich würde ein paar Beschreibungen und bildhafte Vergleiche herausnehmen und durch nüchterne Erzählung dessen, was vor sich geht, ersetzen - dann funkeln und glänzen die verbleibenden Metaphern umso mehr.
So wie jetzt tendieren sie dazu, sich gegenseitig zu erdrücken.

Einige Passagen sind auch schlicht nicht erforderlich und machen den Text nur schwerfällig. Die könntest Du für ein schlankeres Leseerlebnis streichen.
Zum Beispiel erwähnst Du, dass die Frau ca. 20 Jahre ist - das ist eigentlich nicht nötig, denn gleich zu Beginn schreibst Du 'junge Frau' - damit ist ja alles gesagt. Und eine Seite später ist sie eh tot.


3) ein paar persönliche Wertungen der beteiligten Personen rausstreichen
Du fügst häufig eine vermutete Begründung an, warum Leute dies und das tun oder so nachgesetzte Erklärungen, für den, der es noch nicht verstanden hat Wink. Davon könntest Du viele streichen, das würde sich dann deutlich straffer lesen.

Hier Beispiele:

Obwohl es auf Abend zuging, tummelten sich noch viele Menschen vor dem Petersdom, einer der Hauptattraktionen der italienischen Hauptstadt Rom.
Jeder weiß doch, dass der Petersdom eine Hauptattraktion von Rom ist. Du schreibst ja keinen Reiseführer.

Vermutlich war sie nicht die Erste, die mehr tot als lebendig auf seiner sauberen Schwelle auftauchte, um für Gesundheit oder auch das Ende zu beten.
Der auktoriale Erzähler 'vermutet' nicht, er 'weiß'.
Sie war nicht die Erste, die ...

Er schnaubte bei einem Blick auf ihren dicken Pullover, doch da er die Schultern bedeckte, was notwendig war für den Zutritt, ließ er sie passieren.
Dieser Einschub ist eine in diesem Moment überflüssige Information, die nur den Satz unnötig aufbläht und träge macht.

Offenbar war sie bei Bewusstsein, aber nicht bei Sinnen, sodass man sich ihr vorsichtig nähern musste, dessen waren sich alle einig.


Ach so, und drohende Vorahnungen gehören auch nicht zum guten Stil.
Sie sollten nicht dazu kommen.
Sowas bitte ersatzlos streichen wink



Alles in allem - was der Text braucht, ist eine ganz normale Überarbeitung: eine Runde Kürzen und Streichen und einen kritischen Blick auf die Genauigkeit in den Formulierungen.
Dann wird er richtig gut.

LG Andrea


_________________
Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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agu
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Alter: 49
Beiträge: 2009
Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag29.12.2010 12:55

von agu
Antworten mit Zitat

Hallo m-chen,

hier wäre mal ein schneller Wurf, wie ich eine Überarbeitung machen könnte. Ist natürlich von meinen persönlichen Vorlieben geprägt, aber erklärt vielleicht, was ich zuvor in meinem Posting meinte.


Liebe Grüße,
Andrea



-----

Die Sonne stand tief über dem Petersplatz im Herzen von Rom. Die Hitze wog schwer und ließ die Luft flimmern. Obwohl es auf Abend zuging, tummelten sich Heerscharen von Menschen vor dem Petersdom. Touristen aus aller Herren Länder drängten sich in den wenigen Schatten und versuchten noch vor Torschluss in die Kirche zu gelangen.
Niemand beachtete die junge Frau, die sich keuchend über den Platz schleppte. Ihr glasiger Blick verriet schweres Fieber, doch zielstrebig hielt sie auf dem Dom zu. das sie jedoch nicht von ihrem Ziel, dem Petersdom, abzuhalten schien. Fast unbemerkt schlüpfte sie durch die hohen Portale, nur der merkwürdige Schwefelgeruch, der sie umwehte, ließ den Wachmann aufblicken. Er blinzelte nur, musterte ihren dicken Pullover und ließ sie passieren. Sie war nicht die Erste, die sich mehr tot als lebendig die Stufen hinaufschleppte, um für ihre Genesung oder wenigstens ein leichtes Ende zu beten.
Die hohe Kuppel und die wunderbaren Statuen von Michelangelo schienen sie nicht zu beeindrucken. Langsam, zielstrebig schlurfte sie den Mittelgang der Kirche hinunter. Der Sicherheitsdienst hatte sie längst bemerkt, doch die Männer ließen sie gewähren. Die Frau mutete an wie eine harmlose Betrunkene. Solange sie niemanden belästigte, war sie ebenso willkommen wie jeder andere Gast. Nur wenige Schritte vom Altar entfernt blieb sie stehen und starrte einige Sekunden lang vor sich hin, dann gaben ihre Beine nach und sie fiel auf die Knie.
Ein japanisches Pärchen warf sich verstohlene Blicke zu, unsicher, ob sie ihr helfen sollten. Einer der Sicherheitsmänner eilte auf sie zu. Bevor er sie erreichte, warf sie ihren Kopf in den Nacken und starrte in die Kuppel empor.
Immer mehr Touristen sammelten sich um die Frau, um zuzuschauen, was als nächstes passieren würde. Offenbar war sie bei Bewusstsein, doch nicht bei Sinnen. Die Menschen tauschten unschlüssige Blicke. Plötzlich riss sie den Mund zu einem dämonischen Schlund auf und stieß einen markerschütternden Schrei aus, in dem kaum Menschliches war. Die Zuschauer fuhren kollektiv zusammen. Ein paar von ihnen flohen aus der Kirche.
Zwei Sicherheitsleute drängten sich durch die Menschenmenge, ein dritter telefonierte, um einen Arzt herbeizurufen.
Die Frau gab einen dunklen, kehligen Laut von sich und sprach dann in mehreren Stimmen zugleich: „Wir haben deine Einladung erhalten. Nach all der Zeit sind wir es Leid, in der Dunkelheit zu verharren. Es gefällt uns und wir werden bleiben. Schick sie nur, deine Heerscharen, jedes Bataillon werden wir vernichten. Jeden Krieger, jede Frau, jedes Kind – sie alle werden sterben. Es ist ihre eigene Schuld. Du hast sie geschaffen, du hättest ihnen Vernunft geben sollen. Nun ist es zu spät. Blut wird fließen. Wir nehmen sie an, deine Herausforderung.“
Einer der Wachmänner, ein großer Blondschopf mit klugen Augen, wagte sich nah an sie heran und streckte die Hand nach ihr aus. Bevor seine Finger sie berührten, schnellte ihr Arm hervor und packte seinen Hals.
„Und mit Blut besiegle ich meinen Schwur!“, schrie sie, drückte zu und riss ihm die Kehle heraus. Eine Blutfontäne ergoss sich über ihr Haar, befleckte ihre Glieder und bespritzte die umstehenden Gaffer. Ein metallischer Gestank breitete sich aus. Die Augen weit aufgerissen, brach der Wachmann zusammen. Sein Aufprall löste die Erstarrung der Umstehenden.
Binnen einer Sekunde war die Kirche erfüllt von Schreien und dem Getrappel zahlloser Füße. Die panische Menge drängte zu den Ausgängen. Die restlichen Sicherheitsleute stürzten auf die Frau zu, doch bevor sie sie erreichten, schoss eine Dampfsäule aus den Tiefen ihres Schlundes, verbrannte ihre Haut und ließ ihre Augäpfel platzen. Zurück blieb nur eine leere menschliche Hülle, in der einmal eine lebhafte Seele geschlummert hatte.  Die Vorahnung von Tod und Hölle schwebte über den Köpfen der Menschen wie eine düstere Wolke.


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Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
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Beitrag29.12.2010 22:19

von m-chen
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Oh danke, es wäre nicht nötig gewesen, es direkt umzuschreiben!!

Ich werde schauen, dass ich auf die Sachen achte, die mir selbst nicht so gut gefallen haben. Du hast da ganz gut den Finger draufgelegt. smile

Bei einigen Sachen bin ich aber recht zufrieden. Ich mag z.B. meine Umgangssprache sehr. Das ist einfach mein Stil und auch wenn ich mich anpassen möchte, werde ich mich nicht komplett ändern.

Vieles von dem, was du schreibst, klingt sehr nach historischem Roman und so hübsch das ist (nein echt!), ich denke, das passt nicht zu mir und meiner Geschichte.

Trotzdem vielen Dank, ich werde so manches davon beherzigen. lol2


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