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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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05.11.2010 20:00 Nacht in Orange von Jocelyn
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Nacht in Orange
Steht sie nun an,
die süße Zeit, die
nur genießen kann,
wer ohne Schamesröte sie
aus vollen Töpfen nahm,
selbst im Versinken nie
vom Wahn genug bekam,
wie eine Liebesfantasie
in Agonie?
So trinkt er nun
und lässt die Toten singen.
In ihrem Flüsterton
vergeht auch sie.
Weitere Werke von Jocelyn:
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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05.11.2010 20:32
von EdgarAllanPoe
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Schöne Melodie, auch wenn die Reime im freien Vers gewagt sind. Aber das macht die Versmusik wett.
Der Themenbezug zwischen dunklen Tagen und Erneuerung ist vorhanden. Worauf sich in der letzten Zeile das "sie" beziehen soll, weiß ich allerdings nicht. Kleine Nachlässigkeit vielleicht.
Nach dem ersten Lesen klangen die Reime lächerlich. Jetzt nicht mehr. Das braucht wohl nur eine gewisse Zeit (wenn sie auch kurz war, was fürs Gedicht spricht).
Sieben Federn.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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05.11.2010 20:38
von jim-knopf
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neutraler kommentar
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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05.11.2010 21:15
von Nihil
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Gott zum Gruße.
Vom Stilistischen her gefällt mir das ganz gut, aber der Inhalt wirkt auf mich zu beliebig. Warum sollte man sich schämen, wenn man die dunklen Jahreszeiten genießt? Der Nachtrag mit den singenden Toten erscheint mir ein wenig unpassend und nicht so sehr originell. Der Titel hatte mich zwar neugieirig gemacht, aber meine Erwartungen hat das Gedicht nicht ganz erfüllt. Über eine recht naheliegende Stimmungsbeschreibung geht das nicht hinaus, finde ich. Die erste Strophe ist aber rein vom Formalen her sehr schön, nur hätte die eben noch ein wenig ausgebaut bzw. wegen der Wortbeschränkung reduziert werden müssen.
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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06.11.2010 04:21
von Eredor
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Das, mein lieber Herr Postkartenprosa, ist richtig gut!
Meiner Meinung nach das beste Gedicht hier, und ich hoffe du trägst damit den ersten Platz davon. Volle Punktzahl!
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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Aknaib Klammeraffe
Alter: 64 Beiträge: 740 Wohnort: Dresden
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06.11.2010 12:10
von Aknaib
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Hallo Unbekannte(r)
Lyrik ist, wenn Worte singen.
Demzufolge muss beim laut Lesen eine Melodie in mir entstehen.
In deinem Gedicht entsteht eine Melodie, die mich jedoch nicht vom Hocker reißt.
Thema:
Bezug zu Samhain: vage
Zerfall: ja
Erneuerung: angedeutet
Idee und Umsetzung:
Die Zeit als dem Untergang geweiht, dies gefällt mir richtig gut.
Die Umsetzung weniger.
Wortwiederholungen und Füllwörter lassen keine knackigen Bilder aufkommen.
Zudem sind die Reime nicht rein, obwohl nur einfache Worte verwendet wurden.
Zum mir gefallenden Titel kann ich im Gedicht keinen Bezug erkennen- Schade.
Zitat: | In ihrem Flüsterton
vergeht auch sie. | Sowohl als Aussage und als Ende gefällt mir dies sehr.
Zusatzpunkt für Einbeziehung des Bildes: keiner
Liebe Grüße
Bianka
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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06.11.2010 15:06
von Schmierfink
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Hey Inko,
weißt du was ich kuhl finde? Wie du halt so modernes Anakoluth/Apokoinu- Zeugs mit einer traditionellen Reimstruktur verbindest. Da finde ich auch relativ gut gelungen. Leider bleibt wie so oft etwas auf der Strecke, wirklich berühren mag es mich leider nicht. Warum?
Ist mir zu verschachtelt, die erste Strophe kann ich zwar nachvollziehen, aber leicht ist es nicht und was bleibt, dann:
Eine Kritik der Zeit? Denn hier heißt es: Diese "süse" Zeit kann nur genießen wer sie ohne Scham packte und weiter, vom Wahn nie genug bekam. Aber weshalb dann die Agonie mit ihrer Liebesfantasie, das ist doch Unsinn mit Verlaub!
So, und wer trinkt jetzt eigentlich und wer vergeht, das Ende ist leider ziemlich schwach, für mich in der Gesamtheit leider eines der schwächeren Werke.
lg
Schmierfink
_________________ "Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine
"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
Max Frisch
"Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt!"
Georg Büchner |
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Gast
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06.11.2010 18:57
von Gast
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Sehr sinnlich. Über die Zeit danach, und darüber, dass alle den Weg bis zu ihr gehen, jedoch: bedenke, du hast dieses Eine. Zögere nicht.
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Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
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07.11.2010 04:15
von Dienstwerk
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Ich vergebe ganz simpel nur Federn aus dem Bauch heraus.
LG, Ana
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derSibirier Reißwolf
D
Beiträge: 1250
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D 07.11.2010 08:59
von derSibirier
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wunderschön.
derSibirier grüßt
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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07.11.2010 19:31
von Nina
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ja, das hat einen gewissen, angenehmen klang, wobei ich die erste zeile etwas verdreht finde, aber in der lyrik und überhaupt ist ja vieles geschmackssache. gefällt mir klanglich, sprachlich ansonsten, allerdings hab ich inhaltlich ein wenig probleme. der titel ist schön.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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07.11.2010 22:05 Re: Nacht in Orange von Jocelyn
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postkartenprosa hat Folgendes geschrieben: | Nacht in Orange
Steht sie nun an,
die süße Zeit, die
nur genießen kann,
wer ohne Schamesröte sie
aus vollen Töpfen nahm,
selbst im Versinken nie
vom Wahn genug bekam,
wie eine Liebesfantasie
in Agonie?
So trinkt er nun
und lässt die Toten singen.
In ihrem Flüsterton
vergeht auch sie. |
Liebe Lezepo!
Nun hast du also schon sechs Beiträge der Lesezeichenpoesie genauer betrachtet und beurteilt und die Reihe kommt nun an diesen. Du liest ihn und du denkst, dass er so wohlschmeckend ist, als hättest du dir ein Stück in Orangenlikör getränktes Marzipan in warme, dunkle Schokolade getunkt und in deinen gierigen Mund gesteckt. So schließt du wie betäubt deine Augen, bis du von der Jury zärtlich wachgeküsst wirst.
Was für ein Traum! Kannst ihn nur in einer Nacht geträumt haben, die schon lange vorbei ist. Tja, war wohl dann doch nichts, aber danke für den Einfall, ich habe dich gerne gelesen.
Lieben Gruß, Jocelyn
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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versgerber Eselsohr
V Alter: 32 Beiträge: 425 Wohnort: Berlin
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V 08.11.2010 23:01
von versgerber
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hallo,
das ist sehr verworren. Diffuses Metrum und Reimschema zwingen mehrfach zum zurück lesen, vielleicht wärst du hier im freien Vers besser dran gewesen.
Am Ende taucht dann sowas wie Sprachmelodie auf.
Auch inhaltlich hats mich nicht vom Hocker gehaun, aber auch hier ist das Ende besser als der Anfang.
lg
_________________ Lachen kann so leicht sein, wenn man genügend oder gar keine Gründe hat |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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10.11.2010 18:07
von Mardii
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Ich bin bei diesem Text sehr zwiespältig.
Der Titel spricht mich sehr an.
Ohne die beiden Schlussverse hielt ich ihn für ironisierend. Ich beziehe sie auf die süße Zeit. Und so bekomme ich arge Schwierigkeiten mit der Wendung
Zitat: | selbst im Versinken nie
vom Wahn genug bekam,
wie eine Liebesfantasie
in Agonie? |
die mir etwas überbordernd scheint.
Sprachrhythmisch gut gedichtet.
6 Federn
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Malaga Klammeraffe
Beiträge: 826
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10.11.2010 20:17
von Malaga
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Gefällt mir sehr gut. Weiß nicht, ob ich´s "richtig" interpretiere.
Und ich stimme nicht zu, dass man so stirbt, wie man lebt, intensiv.
Das Leben ist viel grauer als die Dichtung, und viel grauenhafter.
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Lilie Wortedrechsler
L
Beiträge: 61
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L 10.11.2010 22:47
von Lilie
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Hallo ihr Unbekannten,
ich selbst bin in diesen Forum unbekannt.
Schon seit längerer Zeit lese ich in der Lyrikecke und bin begeistert, welch interessante, geistreiche und auch professionelle Lyriker zu lesen sind.
Schreiben gehört für mich zum täglichen Bedarf auch wenn ich mich als Laie bezeichne.
Dennoch ist es eine gute Herausforderung, mich dem Wettbewerb mit anderen Poeten zu stellen.
Gerade an der Kritik, sei es negativ oder positiv, kann ich reifen und was liegt näher, als es im DSFo zu versuchen.
Weiterhin bitte ich um Nachsicht, wenn ich euch nur gefühlsmäßig beurteilen kann, denn ich möchte mich nicht als fachmännisch bezeichnen. Hierfür habe ich zu wenig lyrisches Fachwissen.
Hallo Poet/in,
ich sehe Geister, wie sie aus Töpfen trinken. Schamesröte wird diesen Toten wohl nicht ins Gesicht steigen. Kann in Todeskampf wirklich Liebesfantasie entstehen?
Irgendwie mag ich dein Gedicht!
LG. Lilie
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Susanne2 Klammeraffe
Beiträge: 503 NaNoWriMo: 53854
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11.11.2010 19:29
von Susanne2
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Hier habe ich Probleme mit der Abfolge.
Zu Beginn die Frage: Steht sie nun an, die süße Zeit ... würde bedeuten, dies ist der Beginn (die Erneuerung).
Dann wieder erscheint die Rückblende zum vergangenen Jahr, welches ausgiebig genossen wurde und nun endet (im Todeskampf liegt).
Zitat: | So trinkt er nun
und lässt die Toten singen. |
Ist „er“ das LI am Tage des Samhain?
Zitat: | In ihrem Flüsterton
vergeht auch sie. |
Ist mit „ihrem“ Flüsterton der Gesang der Toten gemeint, der letztendlich den Tod (Agonie) verstummen lässt - zum Neubeginn?
Trotz der Fragen (und meiner Unsicherheit, es richtig zu interpretieren), gefällt es mir.
_________________ Das Leben geht immer weiter - bis zum Tod.
(Aniella Benu - BJ 1959)
----------------------------------------------------------
Gebt dem Y eine Chance - jeder könnte zufrieden sein! Nach Hermes Phettberg ... |
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Rosanna Richter und Henker
Alter: 30 Beiträge: 1055
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11.11.2010 22:38
von Rosanna
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Hey, du bist mein erster Achter! Und zwar wegen genau diesem hier:
Zitat: | So trinkt er nun
und lässt die Toten singen.
In ihrem Flüsterton
vergeht auch sie.
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Hu, Gänsehaut.
Ich finde deine Reime interessant. Du scherst dich nicht im geringsten um das Metrum, seltsamerweise macht das hier aber rein gar nichts. Es ist einfach nur schön.
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt |
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