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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 11/2010
Die Nacht der Toten

 
 
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Pony
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 269
Wohnort: NRW


Beitrag05.11.2010 20:00
Die Nacht der Toten
von Pony
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Nacht der Toten

Kein Feuer erhellte die Samhain Nacht. Kein Tier starb heute den Opfertod. Der Prediger, der seit dem Frühjahr seine Lehren von Jesus Christus verbreitete, hatte dieses „heidnische Ritual“, wie er das Fest zu Ehren der Muttergöttin nannte, verboten. Doch in dieser letzten Oktobernacht, als die Schatten aus ihren Löchern krochen, besannen sich viele Dorfbewohner ihrer alten Bräuche. Sie legten Speisen aus, um die Ahnen zu besänftigen, die aus der Anderswelt kamen.
Das gefiel dem Prediger nicht. Er lief durchs Dorf, klopfte an jede Tür und befahl die Leute in die neue Kirche. Dort standen sie nun dichtgedrängt und lauschten seinen Worten. Von Vertrauen in Gott und seinem Sohn sprach er, von dummem Aberglauben, von falschen Gottheiten. Seine Worte erreichten die Menschen nicht. Verängstigt horchten sie auf jedes Geräusch von draußen. Ein Hund bellte, jaulte auf und verstummte abrupt. Knöcherne Finger schlugen gegen die Kirchentür. Schritte raschelten durchs Laub. Stimmen flüsterten und heulten um die Häuser.
„Fürchtet euch nicht!“, rief der Prediger. „Gott ist bei euch.“
„Es sind die Toten!“, keifte ein alter Mann.
„Sie sind wütend!“
„Sie werden sich rächen!“
Kinder begannen zu weinen, versteckten sich hinter den Röcken ihrer Mütter.
„Habt keine Angst, es ist der Wind. Er wirft Äste und Zweige gegen Fenster und Türen. Gottes Liebe schützt euch.“ Die Worte des Predigers erhoben sich über den Dorfbewohnern, schwebten ungehört davon.
Vor der Kirche wurde es laut: Pferde wieherten, Kühe muhten, Hunde bellten und Hühner gackerten. Ein Stampfen und Trampeln ließ die Erde erzittern.
Die Leute klammerten sich aneinander, weinten und lamentierten.
„Das ist nur ein leichtes Erdbeben. Das kennt ihr doch.“ Kläglich kämpfte die Stimme des Predigers gegen den Lärm in der Kirche an. „Ich werde es euch beweisen. Gott ist bei mir!“
Er zwängte sich durch die Menge, öffnete das Kirchenportal und ging hinaus. Hinter ihm schlugen die Dorfbewohner das Tor zu. Sie verharrten in der Kirche, bis die Morgennebel über das Land zogen. Der Prediger kam nicht zurück.
Stille lag über dem Dorf. Totenstille!
Langsam schwang das Kirchentor auf. Einer nach dem anderen drängte nach draußen. Niemand sprach, kein Kind weinte. Stumm schauten die Leute auf den Berg aus toten Leibern; dahingeschlachtet jedes einzelne Tier. Inmitten der Kadaver lag ein Mensch. Tote Augen starrten in den Himmel, bar jedes Gottvertrauens.
Ein Feuer erhellte die Nacht nach Samhain. Es verschlang die Kirche, erneuerte den Bund mit den alten Göttern.

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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag06.11.2010 07:17

von derSibirier
Antworten mit Zitat

Die Toten fressen die Kirche auf.
Der Anfang und Mittelteil der Geschichte ist gut, das Ende, wie soll der Sibirier sagen, ist dir nichts besseres eingefallen. Schade.

er grüßt
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Susanne2
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 503
NaNoWriMo: 53854



Beitrag06.11.2010 09:36

von Susanne2
Antworten mit Zitat

Very Happy

Das „Ende“ in Form des Todes ist sehr eindrucksvoll aufgetischt worden.
Allerdings erscheint es mir doch etwas gedrängt zum Abschluss. Der Beginn ist ausladend beschrieben - würde man dort kürzen, könnte man mit einigen Worten den Abschluss besser zur Geltung bringen. Viele „Worte“ im Text, ansonsten kaum Fehler, aber die Passivkonstruktionen nehmen nicht richtig mit.
Thema umgesetzt, an der gesamten Konstruktion müsste noch gefeilt werden.


_________________
Das Leben geht immer weiter - bis zum Tod.
(Aniella Benu - BJ 1959)

----------------------------------------------------------
Gebt dem Y eine Chance - jeder könnte zufrieden sein! Nach Hermes Phettberg ...
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lady-in-black
Bitte nicht füttern


Beiträge: 1474
Wohnort: Killer Förde
Der goldene Käfig Extrem Süßes!


Beitrag06.11.2010 11:53

von lady-in-black
Antworten mit Zitat

Wieso erneuerte das Feuer den Bund mit den alten Göttern?
Wer hat da die Tiere geschlachtet? Waren es die Toten? Warum?

Fragen über Fragen, auf die ich irgendwie keine Antwort finde, sorry  Embarassed


_________________
- Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt.
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag06.11.2010 13:18

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Ohne mit einer Kirchentür Tiere zu erschlagen und den Kommentar des Priesters zu erneuern. kann ich gern dafür einige "Federn" verteilen. Das ist wirlich gut. Twisted Evil

Hardy
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag06.11.2010 13:51

von The Brain
Antworten mit Zitat

Lieber Autor/liebe Autorin,


Interessant! Lässt ich ein wenig länger bei deinen Zeilen verweilen. Ein klein wenig zu viele tote Tiere vielleicht, fein säuberlich auf einem Haufen?
So ganz rund ist es für mich -noch- nicht ...


Liebe Grüße

Brain


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Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

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Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

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Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
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Rote Wölfin
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 64
Beiträge: 195



Beitrag06.11.2010 16:19

von Rote Wölfin
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Hallo ...

gut und spannend geschrieben.
Die toten Tiere sind nicht mein Geschmack - warum sollten die Geister sie töten?
Die Erneuerung des alten Glaubens?

Auf jeden Fall Spannung und Grusel!

Liebe Grüße die Wölfin


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Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. (Albert Einstein)

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chriffie
Geschlecht:weiblichLeseratte
C


Beiträge: 163
Wohnort: Nordschwaben


C
Beitrag06.11.2010 17:21

von chriffie
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Historisch falsch und nur auf Grusel aus. Die Geschichte funktioniert auch anders herum und machte dann sogar Sinn.
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5002
Wohnort: Berlin


Beitrag06.11.2010 23:11

von Nina
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Düstere Geschichte. Eine interessante Idee. Anfangs war es mir zu distanziert erzählt, aber nach mehrmaligem Lesen verflüchtigte sich der erste Eindruck.

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Liebe tut der Seele gut.
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag07.11.2010 01:06

von Mardii
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Film ab! Ein Splatter-Movie läuft an.
Du hast Spannung erzeugt und bis zum Schluss durchgehalten. Das Grauen, das Furchtbare, dass nächtens auf unbeleuchteten Wegen lauert, die mich überholenden Schatten, wenn ich unter einer Laterne durchgehe, haben mich voll gepackt. Welch furchtbare Phantasien manche Autoren haben!
Lesen kann ich gerade so aushalten, aber in einen Zombiefilm kriegt mich keiner mehr.
Gut geschrieben, voll in die Trickkiste gegriffen.
Samhain ja, Erneuerung? Ich wills mal nicht so eng sehen.


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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gepuzzelt
Eselsohr
G


Beiträge: 289
Wohnort: Australien


G
Beitrag07.11.2010 04:26

von gepuzzelt
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Nettes Geschichtlein das.
Inhaltlich ist daran nichts auszusetzen.

Schade finde ich die Anhäufung von doch immer sehr ähnlich aufgebauten Hauptsätzen, und die überaus deutliche Aussparung von Nebensätzen. Manche Hauptsätze sind leider auch unvollständig und haben einen Aufzählcharakter.

puzzzzz
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Aknaib
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beiträge: 740
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Beitrag07.11.2010 13:54

von Aknaib
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Hallo Unbekannte(r),

für eine ausführliche Beurteilung, sind es nun doch zu viele Beiträge.
Daher beschränke ich mich in erster Linie auf die Erfüllung des Wettbewerbsthema.

Bezug zu  Samhain:
Zerfall: ja
Erneuerung: vage
Zusatzpunkt für Bildeinbeziehung: nein

Umsetzung:
Das Thema ist gut umgesetzt.
Im Zwiespalt bin ich, ob die Abschaffung der Kirche und die Rückkehr zu den alten Göttern als Erneuerung zu sehen ist.
Das ist eher Stagnation.
Trotzdem solide geschrieben.
Gefällt mir!


Herzliche Grüße
Bianka
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Dienstwerk
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Beitrag07.11.2010 15:24

von Dienstwerk
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Lieber Autor!

Folgende Kriterien habe ich diesmal für meine Bewertungen zugrundegelegt:
- Thema getroffen?
- Stimmung allgemein
- Idee/Sinn
- Text/Qualität/RS etc.

Thema: 7 Pkt.

Stimmung: 5 Pkt.

Idee: 2 Pkt.

Text: 2 Pkt.

Gesamt: 4,00 Pkt.

Hier wird ein Horrorszenario heraufbeschworen, dass durch das Aufzählen der verschiedenen Tierstimmen unfreiwillig komisch wirkt. Überhaupt komme ich mir als Leser ziemlich veralbert vor. Die Story an sich ist komplett an den Haaren herbeigezogen und völlig unglaubwürdig. Mir fehlt ein Grund für das Geschehen. Böse Geister? Pah - ich bleibe ungläubig!

LG, Ana
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MadameMimm
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Wohnort: Schwabenland


Beitrag07.11.2010 21:24

von MadameMimm
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Hallo,

schwierig einen Kommentar abzugeben, wenn man von einem Text durch und durch begeistert ist. Normalerweise rate ich auch nicht, wer hinter welchem Text steht, aber hier hab ich einen Verdacht... Bin mal auf die Auflösung gespannt.

Ich finde deinen Beitrag sehr gelungen. Sprache, Atmosphäre, Inhalt - alles ergibt eine Einheit und zieht mich als Leser in die Geschichte hinein. Sozusagen "mittendrin statt nur dabei..." Danke für das Lesevergnügen.


_________________
Hexliche Grüße von Tanja
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Myrine
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 35
Beiträge: 478
Wohnort: München


Beitrag07.11.2010 22:24

von Myrine
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Liebe/r Teilnehmer/in,

da mir leider die Zeit fehlt, angemessen ausführlich auf jeden Beitrag einzugehen, werde ich vorläufig eher schematisch bewerten und genauere Kritik gegebenenfalls nachliefern - falls gewünscht.

Zur Federnvergabe: Federn wird es auf die Umsetzung der Themen geben und auf die Sprache, Logik und den Aufbau der Geschichte. Außerdem wird das total subjektive Kriterium eine Rolle spielen, wie sehr mir die Geschichte gefällt…

Ich muss gestehen ich tue mir schwer mit deiner Geschichte ...
Rein Technisch besehen finde ich inhaltlich und sprachlich nichts auszusetzen - aber die Geschichte ist mir zu blutrünstig mit all den gemordeten Tieren.

6 Federn.


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Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.
(Joseph Freiherr von Eichendorff)
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*Katja*
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 479
Wohnort: Bergisches Land


Beitrag07.11.2010 23:07

von *Katja*
Antworten mit Zitat

Ich zücke meine Checkliste und gehe noch einmal alle von mir aufgestellten Punkte durch:
Titel, Idee, Lesefluss, Thema, Dramatugie, Logik, Stil, Dialoge/Beschreibungen, Grammatik und
persönlicher Geschmack.

Schwankt die Punktzahl oder bin ich mir noch unschlüssig, beziehe ich mit ein, ob das Bild im
Text in irgendeiner Weise aufgetaucht ist.

Zum Abschluß möchte ich noch betonen, dass ich weder perfekt noch eine anerkannte Kritikerin bin.
Ich habe den Text nach besten Wissen und Gewissen bewertet.
Meine Lesermeinung ist ebenfalls in die Benotung mit eingeflossen.

Die Nacht der Toten hält was sie verspricht.Daumen hoch
Die Geschichte hat für mich das Thema erfüllt.
Der Einstieg lässt keine Fragen offen und zeigt weiter hinten, das die Tiere den Zorn der Götter zum Opfer gefallen sind.
Wegen eines Predigers, der glaubte, gegen die Mächte der Finsternis angehen zu können.
Tja, und das Ende der Geschicht: Traue den Worten eines Predigers nicht Mr. Green

Von mir gibt es 7 Punkte. smile
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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 6000

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag08.11.2010 15:11

von Maria
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Gruslige Nacht, die Du da gezeichnet hast.
Gefällt mir ausnehmend gut, es ist schön düster und dicht, dabei nicht übertrieben schaurig.
Lediglich die Tierlaute, hier könntest Du noch halbieren. Muhen und gackern mag mir nicht in die tiefschwarze Nacht passen. Peanuts.

Der Schluss könnte etwas weicher auslaufen, ist abrupt zu Ende. Vielleicht nur umstellen, umformulieren?

Jedenfalls einer der Texte in dem Wettbewerb den ich für Sibiriers Samhain-Sammelbüchlein empfehlen möchte.

wink


_________________
Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister
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Gast3
Klammeraffe
G


Beiträge: 794
Wohnort: BY


G
Beitrag08.11.2010 20:45

von Gast3
Antworten mit Zitat

Liebe/r Autor/in von "Die Nacht der Toten",

mei, bei diesem Text habe ich schon viermal meine Befederung geändert, ohne dass ich genau sagen könnte, woran es liegt, dass ich mich nicht festlegen kann. Es ist gut geschrieben, dynamisch, trotzdem packt es mich nicht so wirklich. Vielleicht komme ich noch drauf, woran es genau liegt.

Lieben Gruß
schneestern


_________________
Sich vergleichen, ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
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Gast







Beitrag09.11.2010 06:02

von Gast
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Fehlerfrei und sicher geschrieben, leider konnte ich der Geschichte nichts abgewinnen, weder Originalität noch irgendein interessantes Detail darin finden. Tut mir leid.
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag09.11.2010 17:23

von Akiragirl
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Ich bewerte die Texte nach insgesamt 4 Kriterien, aus denen ich dann einen Durchschnitt errechne. Bei „Kippe“ entscheide ich danach, inwiefern das vorgegebene Thema verarbeitet wurde. Zum Teil können sich die Kriterien überschneiden, das kann man nicht immer 100%ig abgrenzen:
1. Schreibstil: Wie angenehm, bildlich, originell und handwerklich gut habe ich den Stil empfunden? Sind Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler vorhanden?
2. Idee: Steckt hinter der Geschichte eine originelle, unverbrauchte Idee?
3. Charaktere/Emotionen: Wie interessant sind die Charaktere in eurer Geschichte bzw. (für Geschichten ohne richtige Charaktere) wie sehr hat die Geschichte mich emotional angesprochen und berührt?
4. Spannung: Wie stark war das Verlangen, weiter zu lesen und zu wissen, wie die Geschichte ausgeht?

Hier tritt wieder einmal dieses Phänomen zutage, dass mich eine Geschichte nicht richtig überzeugt, ich aber selber Schwierigkeiten habe zu erklären, woran das liegt. Es sind nicht die offensichtlichen Mängel, wo ich wie ein Lektor mit dem Rotstift Wellenlinien malen kann und es sind auch keine inhaltlichen Widersprüche. Es ist einfach der „Funke“, der nicht übergesprungen ist ... Vielleicht lag es an den blassen Figuren?

Zu den einzelnen Kriterien:
1. Zum Stil brauche ich hier eigentlich nicht viel zu sagen. Er ist sicher und lässt sich flüssig lesen, ab und zu hätte er ein bisschen origineller sein können. Gestört hat mich dieses: „Totenstille!“, bei sowas habe ich immer das Gefühl, der Autor will mir den Grusel jetzt aufzwingen mit diesem Ausrufezeichen Wink Stil sind gute 6 Federn.

2. Der Inhalt ist schon schlüssig, nur irgendwie ... Hach, ich glaube ich wiederhole mich in all meinen Kommentaren. Mir fehlt eine Pointe, eine überraschende Wendung. Die Geschichte ist von vorne bis hinten vorhersehbar. Da kommt ein Priester, der nicht an die alten Götter glaubt, die Einheimischen wissen es besser, am Ende bezahlt der Priester für seinen Fehler mit dem Leben ... Da ist keine überraschende Wendung drin oder so. Ich will hier mal etwas klarer verdeutlichen, was ich meine: Du hast den Konflikt: Einheimische Menschen glauben an Anderswelt und Dämonen, Priester glaubt nur an Gott. An Samhain sollen die Dämonen durch Opfer besänftigt werden, was der Priester verhindert. Soviel zum Ausgangspunkt. Jetzt kommt die Handlung, also in diesem Fall: Die Dämonen kommen und töten den Priester. Wenn nun am Schluss eine unerwartete Wende käme, würde dies der Geschichte mehr Würze verleihen, z.B. ein paar besonders abergläubische Einheimische haben den Tod des Priesters nur inszeniert, um die anderen widerum in ihrem Glauben zu bestärken. Oder eine andere Möglichkeit: Die Handlung wird zu: Es passiert etwas Gefährliches, der Priester betet und wird gerettet – ergo: Priester hat überlebt, hatte Recht. Dann könnte wieder eine gute Wendung sein, dass er im letzten Satz ganz aprupt doch nocht stirbt, vielleicht durch etwas viel weniger Unheimliches/Gruseliges, wie einen umstürzenden Baum. Jedenfalls, so ist mir die Geschichte zu einfach gestrickt und auch zu klischeebeladen und vorhersehbar. Deshalb nur 4 Federn.

3. Zu den Figuren konnte ich leider keine Beziehung aufbauen, sollte der Priester die Hauptfigur sein? Irgendwie erfährt man zu wenig von ihm, um von seinem Tod berührt zu werden ... Nur 3 Federn.

4. Spannung wurde eigentlich nicht über die Geschichte, sondern eher über den Stil erzeugt. Wenn die Pferde wiehern, die Stimmen um die Häuser heulen etc. entsteht schon eine gute Atmosphäre, bisschen, wie in einem Film. Dass man weiß, wie es ausgeht, ändert nichts daran, dass man beim Lesen Spannung empfindet. Dafür vergebe ich 7 Federn.

Soo ... ja, das sind 5,00 Federn, also solides Mittelmaß.

Liebe Grüße
Anne


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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag09.11.2010 18:29

von The Brain
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Liebe Autoren, liebe Autorinnen,

nachdem ich heute, mit etwas Abstand noch mal alle Texte gelesen habe, um eine abschließende Bewertung , die so begehrten Federchen zu vergeben, musste ich feststellen, dass ich den ein oder anderen Kommentar ergänzen müsste? Schon interessant, wie sehr man doch von seinen eigenen täglichen Befindlichkeiten abhängig ist und die Dinge anders wahrzunehmen vermag.
Wer also noch einen ausführlichen Kommentar wünscht, bitte pn - weil ich jetzt nicht weiß, ob ich es schaffe alle Texte im “Auge” zu behalten …

Liebe Grüße euch allen und vielen Dank, dass ich so viele schöne Geschichten lesen durfte!

The Brain


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Frau Ella
Klammeraffe
F


Beiträge: 507



F
Beitrag09.11.2010 21:34

von Frau Ella
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Gute Idee, das Ganze einmal anders herum anzugehen und Samhain zu verbieten! Liest sich gut, ist flüssig geschrieben und spannend aufgebaut, die Geschichte. Der Kontrast zwischen dem beherzten, auf seinen Gott vertauenden Priester und den verängstigten Dorfbewohnern steigert die Spannung, schön im Wechsel gezeigt. Habe mir einige der Beschreibungen gelb angestrichen, weil ich sie so gelungen fand.
Zitat:

Seine Worte erreichten die Menschen nicht. Verängstigt horchten sie auf jedes Geräusch von draußen. Ein Hund bellte, jaulte auf und verstummte abrupt. Knöcherne Finger schlugen gegen die Kirchentür. Schritte raschelten durchs Laub. Stimmen flüsterten und heulten um die Häuser.
„Fürchtet euch nicht!“, rief der Prediger. „Gott ist bei euch.“
„Es sind die Toten!“, keifte ein alter Mann.
„Sie sind wütend!“
„Sie werden sich rächen!“


Insgesamt viel showing, wenig telling. Nicht zu dick aufgetragen, es ist wirklich spannend und emotional nachvollziehbar. Diese seltsame Befriedigung, wenn der Verblendete schließlich das bekommt, was er selbst heraufbeschworen hat.

Es gibt ein paar Stellen, die ich zur Überarbeitung anregen würde (Kleinigkeiten im Ausdruck, bei Interesse nachfragen, ich hebe meine Notizen noch auf), aber im Großen und Ganzen ist die Geschichte gut geschrieben und es macht Spass, sie zu lesen.

Sehr gelungene Umsetzung des Themas!
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