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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 11/2010
Lebenszyklen

 
 
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MadameMimm
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 50
Beiträge: 575
Wohnort: Schwabenland


Beitrag05.11.2010 20:00
Lebenszyklen
von MadameMimm
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lebenszyklen

Fianait hielt die Augen geschlossen.
Dann kamen die Trommeln. Das gleichförmige Wummern schwoll an, in jeder Faser ihres Körpers spürte sie den Widerhall der Schläge, der Boden unter ihr bebte im Rhythmus hunderter Füße, die in wildem Tanz umherstampften. Furcht kroch durch ihre Adern, schlangengleich sich windend bis in ihr Herz. Furcht und ein winziger Schimmer Hoffnung auf Erlösung aus ihrem Schmerz. Hinter ihren Lidern leuchtete der Widerschein des Feuers. Sie brach in die Knie, ihre Fingernägel gruben sich in den schlammigen Waldboden. Ihr Körper krümmte sich zusammen und sie legte schützend die Hände über ihren gewölbten Leib.
Das Trommeln erreichte den Höhepunkt – und erstarb.
Die plötzliche Stille schmerzte in den Ohren. Fianait hob den Kopf und öffnete die Augen. Ihr Blick wanderte nach links zu dem steinernen Altar, auf dem soeben das weiße Pferd geopfert worden war. Im Licht des Feuers glänzte das Blut wie schwarzes Öl, rann an den Flanken des Steins herab und tränkte die Erde.
In die Stille drang die Stimme des Druiden: „Wir sind ein Kreis in einem Kreislauf, ohne Anfang und ohne Ende. Wir stehen hier zwischen den Welten. Tag und Nacht, Zukunft und Vergangenheit, Leben und Tod sind eins. Gehörnter Gott im tiefen Wald, ich rufe dich. Tritt ein in unsern Kreis. Ich bitte dich, schenke den Gebeten deines Dieners Gehör.“
Fianait hielt den Atem an. Der gehörnte Kopf Cernunnos erschien im Dunstschleier zwischen den Bäumen. Der Gott des Winters trat zu den Gläubigen. „Ich nehme euer Opfer an. Der ewige Kreislauf von Tod und Leben beginnt von Neuem. Lasst sterben, was sterben muss, um neues Leben hervorzubringen.“ Ein Brausen und Summen erhob sich, der Vorhang zwischen den Welten löste sich auf. Die Geister der Verstorbenen traten hindurch.
Fianait suchte das Gesicht ihres Liebsten, da spürte sie einen Hauch an ihrem Ohr. „Mein Rehlein.“ Sie wandte sich um und blickte in Seoras` Augen. Er nahm sie in den Arm, sie schmiegte sich an seine Brust. „Seoras, bleib bei mir. Wir brauchen dich!“
„Sei nicht traurig. Ich kann nicht mehr zurück, aber ich werde dir ein Geschenk machen. Meine Seele und meine Liebe sollen dich begleiten.“
Fianait wollte etwas erwidern, da war Seoras verschwunden. Die Einsamkeit traf sie mit voller Wucht und sie rannte schluchzend davon.
Keuchend blieb sie am Eingang zum Dorf stehen und hielt sich die Seite. In diesem Augenblick regte sich das Kind in ihrem Leib und Fianait verstand.

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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag06.11.2010 08:01

von derSibirier
Antworten mit Zitat

Solide geschrieben.
Handlung gut.

derSibirier grüßt
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lady-in-black
Bitte nicht füttern


Beiträge: 1474
Wohnort: Killer Förde
Der goldene Käfig Extrem Süßes!


Beitrag06.11.2010 09:56

von lady-in-black
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Ich glaube, in diesem Wettbewerb werden viele gute Geschichten wegen des sich ähnelnden Inhaltes im Mittelfeld landen.

Diese Geschichte gehört für mich leider auch dazu.  Rolling Eyes


_________________
- Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt.
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chriffie
Geschlecht:weiblichLeseratte
C


Beiträge: 163
Wohnort: Nordschwaben


C
Beitrag06.11.2010 12:29

von chriffie
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Nette Idee
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag06.11.2010 14:18

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Das ist ordentlich geschrieben und man merkt die Intensität des Autoren zum Geschehen. Ein Leben geht, ein neues kommt.

Hardy
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag06.11.2010 14:31

von The Brain
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Lieber Autor/ liebe Autorin,


das Thema ist nicht neu - sie hält sich zu Beginn der Geschichte den gewölbten Leib, hat das Geschenk also bereits erhalten? Da passt es für mich nicht so ganz ...


Liebe Grüße

Brain


_________________
Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

***********

Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

***********

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
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Gast







Beitrag06.11.2010 18:11

von Gast
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Es tut mir leid. Ich mag die plötzliche Stille nicht, die in den Ohren weh tut,
das weisse Pferd, auf dem steinernen Altar geopfert, es ist mir gleichgültig, Erneuerung ist eine Phrase, und meine Einsamkeit als Leserin hat mich mit voller Wucht getroffen.
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Susanne2
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 503
NaNoWriMo: 53854



Beitrag06.11.2010 20:45

von Susanne2
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Very Happy

Eine nachgeholte Abschiedsszene, wobei der eigentliche Tod im Verborgenen bleibt.

Fianait träumt von der Rückkehr ihres Liebsten, muss jedoch erkennen, dass dies unmöglich ist. Als sie gerade zurück in ihre Verzweiflung fallen will, regt sich das Kind in ihrem Leib und sie erkennt den wahren Sinn der Worte und des ganzen Lebens. Das ist ihr Neubeginn.

Schöne Namen recherchiert.

Das Thema ist in jedem Fall gut umgesetzt, auch wenn die Idee nicht ganz ungewöhnlich ist, weil gern verwendet (neuen Sinn im Leben finden durch ein Kind, welches erwartet wird).


_________________
Das Leben geht immer weiter - bis zum Tod.
(Aniella Benu - BJ 1959)

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Aknaib
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 64
Beiträge: 740
Wohnort: Dresden
DSFo-Sponsor Lezepo IV


Beitrag07.11.2010 10:41

von Aknaib
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Hallo Unbekannte(r),

für eine ausführliche Beurteilung, sind es nun doch zu viele Beiträge.
Daher beschränke ich mich in erster Linie auf die Erfüllung des Wettbewerbsthema.

Bezug zu  Samhain: ja
Zerfall: ja
Erneuerung: ja
Zusatzpunkt für Bildeinbeziehung: nein

Umsetzung:
Das Thema wurde wunderbar umgesetzt.
Der Schreibstil ist solide.
Ich habe nichts zu bemängeln- Peanuts haben Auszeit.

Herzliche Grüße
Bianka
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5002
Wohnort: Berlin


Beitrag07.11.2010 17:18

von Nina
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jepp, runde geschichte auch hier. sprachlich nicht ganz sicher. ein paar schnitzer in sachen formulierung sind drin.  ich war neugierig, wie dieses ritual enden würde. das ende gefällt mir.

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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Beitrag07.11.2010 17:48

von Dienstwerk
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Lieber Autor!

Folgende Kriterien habe ich diesmal für meine Bewertungen zugrundegelegt:
- Thema getroffen?
- Stimmung allgemein
- Idee/Sinn
- Text/Qualität/RS etc.

Thema: 6 Pkt.

Stimmung: 6 Pkt.

Idee: 3 Pkt.

Text: 5 Pkt.

Gesamt: 5,00 Pkt.

Klassisch umgesetztes Thema. Mit Druiden hatten es ja einige diesmal. wink
Der Text ist ok, haut mich aber nicht vom Hocker.
Die Aussage ist klar und schlüssig. Nette Geschichte.

LG, Ana
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Mardii
Stiefmütterle

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Beiträge: 1774



Beitrag07.11.2010 20:50

von Mardii
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Der Anfang schien mir zu bedeuten, dass sich Fianait inmitten der Opferzeremonie befindet und sich unter Schmerzen windet. Am Schluss steht sie unbehelligt auf und entschwindet, nach der Einflüsterung des Geliebten.
Ansonsten: Gutes Show.


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Rheinsberg
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Beitrag08.11.2010 12:44

von Rheinsberg
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Diesen Text habe ich etliche Male aufgerufen und dann wieder zurückgestellt.
Mein erster Eindruck: ich mag ihn. Schön geschrieben, alles passt.
Der zweite Blick: insgesamt etwas zu wenig originell. Das liegt aber nicht unbedingt am Text, sondern auch an den Vorgaben. Soll also keine vernichtende Kritik sein.


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Maria
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Beitrag08.11.2010 18:11

von Maria
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Anfangs überlädst Du den Text. Ich versuchte aus dem Drumrum die Geschichte zu extrahieren: Mädchen mit gewölbtem Leib hat Schmerzen. Ihr verstorbener Geliebter spricht nach einem Ritual zu ihr und dann regt sich das Kind in ihrem Leib.

Die Erneuerung ist vermutlich im letzten Satz zu finden? Aber ist sie nicht schon vorher schwanger (der gewölbte Leib). Ist vermutlich zu symbolisch für mich und soll vielleicht einfach nur einen neuen Lebenszyklus darstellen. Tod und Leben wechseln sich ab. Zerfall, Erneuerung in Reinform. hm.
Ich hab echte Schwierigkeiten mit dem Text, denn handwerklich könnte ich bis auf die pathetischen Überladungen und die gebrochenen Knie (eigenwillige Formulierung, das würde ich ändern) nix bemeckern.

Ich belasse es dabei, keine Empfehlung für das Samhain-Sammelbuch.

wink


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MadameMimm
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 50
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Beitrag08.11.2010 19:47

von MadameMimm
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Um nicht aufzufallen, schreibe ich mir hier meinen eigenen Kommentar  Laughing

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Hexliche Grüße von Tanja
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Gast3
Klammeraffe
G


Beiträge: 794
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G
Beitrag08.11.2010 20:12

von Gast3
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Liebe/r Autor/in von "Lebenszyklen",

das ist für mich auch so eine klassische Samhain-Geschichte. Alles drin: Feuer, Druiden, Götter, Vorhang zwischen den Welten.
So wirklich packt es mich nicht, ich hätte gern mehr von Fianait erfahren. Den Schlusssatz verstehe ich jetzt nicht so ganz, kann aber sein, dass ich gerade auf dem Schlauch stehe.

Lieben Gruß
schneestern


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Myrine
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Beitrag08.11.2010 21:49

von Myrine
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Liebe/r Teilnehmer/in,

da mir leider die Zeit fehlt, angemessen ausführlich auf jeden Beitrag einzugehen, werde ich vorläufig eher schematisch bewerten und genauere Kritik gegebenenfalls nachliefern - falls gewünscht.

Zur Federnvergabe: Federn wird es auf die Umsetzung der Themen geben und auf die Sprache, Logik und den Aufbau der Geschichte. Außerdem wird das total subjektive Kriterium eine Rolle spielen, wie sehr mir die Geschichte gefällt…

Mir gefällt die Sprache, das gleich mal vorneweg, der Aufbau an sich ist auch stimmig, aber der letzte Satz hat mich sehr irritiert, weil ich dachte, sie weiß doch schon, dass sie schwanger ist? Mittlerweile habe ichs kapiert, denke ich Very Happy
Trotzdem fehlt mir irgendwie der letzte Kick...

6 Federn.


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Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.
(Joseph Freiherr von Eichendorff)
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gepuzzelt
Eselsohr
G


Beiträge: 289
Wohnort: Australien


G
Beitrag09.11.2010 02:59

von gepuzzelt
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Puh, anfangs dachte ich, Indianer Jones, später Liebesromanheftl, das ist mir dann doch ein bissele zu dich aufgetragen.

Wie "hinter ihren Lidern der Widerschein des Feuers leuchten" kann, ist wohl ein kleiner Denkfehler.

puzz
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag09.11.2010 15:35

von The Brain
Antworten mit Zitat

Liebe Autoren, liebe Autorinnen,

nachdem ich heute, mit etwas Abstand noch mal alle Texte gelesen habe, um eine abschließende Bewertung , die so begehrten Federchen zu vergeben, musste ich feststellen, dass ich den ein oder anderen Kommentar ergänzen müsste? Schon interessant, wie sehr man doch von seinen eigenen täglichen Befindlichkeiten abhängig ist und die Dinge anders wahrzunehmen vermag.
Wer also noch einen ausführlichen Kommentar wünscht, bitte pn - weil ich jetzt nicht weiß, ob ich es schaffe alle Texte im “Auge” zu behalten …

Liebe Grüße euch allen und vielen Dank, dass ich so viele schöne Geschichten lesen durfte!

The Brain


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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
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Beitrag10.11.2010 01:06

von Akiragirl
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Ich bewerte die Texte nach insgesamt 4 Kriterien, aus denen ich dann einen Durchschnitt errechne. Bei „Kippe“ entscheide ich danach, inwiefern das vorgegebene Thema verarbeitet wurde. Zum Teil können sich die Kriterien überschneiden, das kann man nicht immer 100%ig abgrenzen:
1. Schreibstil: Wie angenehm, bildlich, originell und handwerklich gut habe ich den Stil empfunden? Sind Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler vorhanden?
2. Idee: Steckt hinter der Geschichte eine originelle, unverbrauchte Idee?
3. Charaktere/Emotionen: Wie interessant sind die Charaktere in eurer Geschichte bzw. (für Geschichten ohne richtige Charaktere) wie sehr hat die Geschichte mich emotional angesprochen und berührt?
4. Spannung: Wie stark war das Verlangen, weiter zu lesen und zu wissen, wie die Geschichte ausgeht?

Eine eher durchschnittliche Geschichte, die ganz gut geschrieben, aber leider auch ein bisschen zu ideenlos und klischeebeladen daherkommt. Mir waren bei diesem Wettbewerb einfach zu viele dunklen Riten, Opferzeremonien, Geister und sowas dabei ... Das kommt mir vor, als hätten viele einfach das erstbeste geschrieben, was ihnen zum Thema Samhain in den Sinn kam. Diese extreme Ähnlichkeit der Geschichten wirkte beim Lesen doch schon ermüdend. Klar kann der einzelne Autor jetzt nicht in jedem Fall was dafür, dass eben auch so viele andere dieselbe Idee hatten wie er. Aber ein bisschen mehr Einfallsreichtum und Originalität hätte mir gefallen ...

Zu den einzelnen Kriterien:
1. Der Stil ist nichts Besonderes, aber zumindest gibt es keine groben Fehler oder so. Wie oben schon geschrieben war mir das alles ein bisschen zu klischeebeladen, das weiße Pferd wird auf dem steinernen Altar geopfert, die Trommeln, das Feuer, die Geister ... *gähn* Nunja. Der Satz „Dann kamen die Trommeln“ hat mich gestört, die sollen Trommeln „kommen“. Warum nicht: „Dann erklangen die Trommeln“? Für den Stil vergebe ich 5 Federn.

2. Ja, die Idee mit dem neuen Leben, das aus dem Tod entsteht, ist natürlich durch das Thema irgendwo vorgegeben. Mir war es halt zu wenig. Es ist so vorhersehbar und ich hatte wieder, wie bei vielen anderen Beiträgen auch, das Gefühl, es ging mehr um die bildliche Beschreibung einer unheimlichen Szenerie als um eine eigentliche Handlung, Figuren, Gefühle, Entwicklung usw ... 4 Federn.

3. Leider konnte ich mit deiner Protagonistin nicht viel anfangen. Sie ist unnahbar und blass. Das Ende hat mich schon ein wenig emotional angesprochen, aber mir hätte gefallen, noch ein wenig Fianaits Reflexion über diese Schwangerschaft zu erfahren. Freut sie sich darüber? Oder fühlt sie sich vielleicht etwas benutzt, ich meine, da wird ihr einfach mal so ein Baby in den Bauch gepflanzt, für das sie nicht einmal einen Vater hat, der ihr beim Großziehen helfen könnte? Vielleicht ist meine Denkweise zu rational für solche Art Geschichten, aber mir bleibt das alles zu oberflächlich, das eigentlich Interessante bleibt unerwähnt. 3 Federn.

4. Spannung habe ich kaum empfunden. Es wurde zwar eine Atmosphäre aufgebaut, aber irgendwie nicht dieses Gefühl von: Was wird wohl jetzt passieren? 3 Federn.

Ich komme auf 3,75 Federn, das Gesamturteil sind also 4 Stück.

Liebe Grüße
Anne


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"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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*Katja*
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 479
Wohnort: Bergisches Land


Beitrag10.11.2010 22:08

von *Katja*
Antworten mit Zitat

Ich zücke meine Checkliste und gehe noch einmal alle von mir aufgestellten Punkte durch:
Titel, Idee, Lesefluss, Thema, Dramatugie, Logik, Stil, Dialoge/Beschreibungen, Grammatik und
persönlicher Geschmack.

Schwankt die Punktzahl oder bin ich mir noch unschlüssig, beziehe ich mit ein, ob das Bild im
Text in irgendeiner Weise aufgetaucht ist.

Zum Abschluß möchte ich noch betonen, dass ich weder perfekt noch eine anerkannte Kritikerin bin.
Ich habe den Text nach besten Wissen und Gewissen bewertet.
Meine Lesermeinung ist ebenfalls in die Benotung mit eingeflossen.

Der erste Absatz gefällt mir. Ein ritueller Tanz, eine schwangere Frau und noch weiß man nicht recht, was los ist.
Im zweiten Absatz dann der Wintergott, der die dargebrachten Opfer
annimmt. Für mich alles noch nachvollziehbar.
Dann kommt die Stelle, wo sie sich von ihrem toten Geliebten verabschiedet. Er macht ihr noch ein letztes Geschenk ...
Halt - sie ist doch schon von ihm schwanger, das kann es nicht sein.
Er schenkt ihr ein Leben für sein Leben? Nee ...
Ich glaube, ich verstehe das Ende nicht. Sorry. Von mir gibt es 6 Punkte.
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Fao
wie Vendetta

Alter: 33
Beiträge: 1994



Beitrag10.11.2010 22:26

von Fao
Antworten mit Zitat

Hallo,
liebeR PokaproAutorIn,
(tippe auf eine Frau)
- achso und wer sich fragt, warum ich das immer in den Thread reinschreibe, obwohl es mittlerweile einen eigenen dafür gibt - ich war zu faul dazu und es ist mir auch nicht besonders wichtig, ich schreibe es nur nieder, wenn ich Lust dazu habe und mir relativ sicher bin.
wink

vorweg: Mir ist aufgefallen, dass ich bei einigen PokaproGeschichten das Gefühl habe, sie hätten doppelt so ciel Wörter als andere. Ich zähle dann nach und kann gar nicht glauben, dass sie genauso viel Wörter haben, wie alle anderen, obwohl es ja klar ist.
Dein Text gehört eher in die Sorte, bei denen ich merke, dass sie aus max. 400 Wörtern bestehen.
Ich habe nachgedacht, und denke, dass es daran liegt, dass du, wie so einige, viel Wörter auf Beschreibung verwendest.
Jedenfalls, mein Eindruck war dieser - und den hatte ich schon bei einigen ähnlichen Geschichten - dass der Anfang recht weit ausgebaucht ist, ausführlich beschrieben, viel show oder tell.
Was auch nicht schlecht ist. Ich war bei deinem Text gleich mittendrin, und die Stimmung wird vermittelt.
Dann geht es aber etwas holderdiepolter, schnell noch ein paar erklärende Sätze und schon ist die Geschichte aus. Immerhin die letzen Sätze bringen wieder etwas Ruhe herein, lassen die Geschichte ausklingen, stimmen etwas nachdenklich.

"Das weiße Pferd" finde ich etwas unglücklich gewählt. Frag mich nicht warum, ist vielleicht auch Geschmackssache, aber irgendwie klingt es so ... nach Einhorn oder banal oder irgendwie unnötig (die Farbe zu nennen, die doch so unwichtig ist).

Sprachlich sauber, aber nicht herrausragend.

Ganz sicher bin ich mir noch nicht, wie ich das Ende verstehen soll ... denn das Kind war doch schon vorher in ihr, wie soll es die Wiedergeburt von ihrem Liebsten sein, das nahm ich am Anfang an?
Geht es nur um die Vermittlung der Aussage ... etwas muss sterben, damit etwas geboren wird?
Dies ist gar nicht wertend oder kritisierend gemeint, sondern ist eine Frage von Interesse.

Gegen Ende werde ich nochmal die Bewertungen im Vergleich prüfen und je nachdem hoch oder runterkorrigieren.

Bisher habe ich so 5 oder 6 Federn in Gedanken.

LG
Fao


_________________
Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst.
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