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Polarstern Schneckenpost
Beiträge: 6 Wohnort: Finnland
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18.12.2008 23:23 Mystisches Nordlicht von Polarstern
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Hier ist ein Textschnippel aus einem mittlerweile schon 7 Jahre alten Reisetagebuch von mir. Es handelte sich um eine Studienreise nach finnisch Lappland Mitte September. Eine Station dabei war die biologische Forschungsstation von Kilpisjärvi, der westlichste Zipfel von Finnland, am Dreiländereck Finland-Schweden-Norwegen gelegen.
Mein erster Beitrag hier. Kommentare sind sehr erwünscht, aber bitte killt mich nicht gleich
Als wir uns auf den Weg zu unseren Schlafhütten machen, erscheint die große helle Scheibe des Vollmondes gerade hinter der dunklen Silhouette des Saana-Berges. Recht schnell steigt der Mond höher und höher. Sein kaltes Licht überflutet die Landschaft – richtig dunkel ist es in dieser Nacht nicht. Schwaches Polarlicht wabert über uns, wie ein schwacher grüner, sich leicht bewegender Nebel.
Kalt ist es! Wir bleiben nicht lange stehen und schauen, sondern gehen auf unsere warmen Hütten zu. Da! Wie eine riesige leuchtende Schlange kommt Polarlicht hinter den schneebedeckten Bergen am anderen Ufer des nahegelegenen Kilpisjärvi-Sees hervor. Während die anderen die Nase voll haben, ziehe ich mir schnell einen dicken Pullover über und gehe wieder hinaus. Sicherlich gibt es doch noch einen Platz hier, wo man das Polarlicht ohne die störenden Straßenlaternen am Weg beobachten kann?!
Neben der biologischen Station führt ein schmaler Trampelpfad durch den Wald aus krummen Bergbirken zum See hinab. Ich folge ihm so lange, bis ich mitten im Birkenwald stehe. Absolute Stille. Kein Windhauch bewegt die Blätter. Das einzige, was zu hören ist, ist das Plätschern von Wasser – Wellen am Ufer des Kilpisjärvis. Dunkel ist der See durch die gewundenen Zweige der Birken hindurch zu sehen. Seine Wellen reflektieren glitzernd das Licht des Mondes. Milliarden von Sternen stehen am Himmelszelt. Wie eine Schlange windet sich das Polarlicht in einem großen Bogen über mich hinweg bis zur schwarzen Silhouette des Saanas, hinter dem es verschwindet. "Der heilige Berg der Sami, zu dem das Nordlicht wandert", schoss es mir durch den Kopf.
Nun hat der Vollmond den Himmel wieder für sich alleine, für sich und die Sterne. Silhouetten knorriger Bergbirken, die mir ihren verdrehten Ästen um sich zu greifen zu scheinen. Dunkle Berge auf der anderen Seite des Sees. Ihre Spitzen sind von schwach hell schimmernden Schneeflecken gesprenkelt. Kein Windhauch, leises Plätschern der Wellen. Ein neues Polarlicht erscheint hinter den Bergen. Zuerst ist es ein grünliches Leuchten, dann formt es Bänder. Sie schwingen in sich, breiten sich am Himmel aus. Ab und zu bilden sich spitze Keile, die wie Finger auf die Berge weisen. Dann hat das Licht den Saana erreicht. Es löst sich in einzelne fluoreszierende Wellen auf, wird schwächer. Mir ist kalt. Ich will in die Hütte zurück gehen. Doch da erscheint das mystische Licht wieder an der anderen Seite des Sees. Es beschreibt einen Bogen, windet sich wieder in Richtung Saana. Ein unglaubliches Schauspiel voller langsamer, eleganter Bewegungen. Ständige Veränderung in einer gelassenen Ruhe vor einem unheimlich klaren Sternenhimmel. Ich weiß nicht wie lange ich einfach nur im Birkenwald stehe und Nordlichter beobachte. Sie haben so etwas Wunderschönes und zugleich auch Mystisches an sich, dass sie einen alles um einen herum vergessen lassen.
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Nordlicht Waldschrätin
Beiträge: 3761
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19.12.2008 18:26
von Nordlicht
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Du hast das Nordlicht schoen beschrieben - die Bewegung, die Farbe.
Ich faende es schoen, wenn du den Text allgemein noch lebhafter gestalten koenntest (was bei Naturbeschreibungen echt nicht einfach ist, ich weiss...), dass man als Leser mehr mit dabei ist und auch fuehlt und hoert, wie es dort ist.
Zum Beispiel, statt "kalt ist es" - "der Wind fuhr durch meine Kleidung", oder "wie Nadelspitzen stach die Luft".
Da es ja ein Textauszug ist, hast du es vielleicht wo anders erwaehnt, aber ich wuesste gerne, ob ihr zu Fuss unterwegs seid, wieviele Leute seid ihr, was fuer eine Forschungsstation ist das. Ich hatte spontan ein Bild von einer Huette im Wald, zu der ihr hinwandert, aber dann sind Strassenlaternen erwaehnt.
Vielleicht koenntest du auch einbringen, was fuer eine Bedeutung dem Nordlicht von den (?) Sami zugeschrieben wurde...was vermutlich etwas mystisches ist und damit die Atmosphaere vielleicht noch anders rueberbringt als das blosse Wort "mystisch".
Also, alles in allem eine schoene Schilderung, einfach noch ein bischen mehr Leben reinbringen, finde ich
_________________ If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood |
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Polarstern Schneckenpost
Beiträge: 6 Wohnort: Finnland
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21.12.2008 14:11
von Polarstern
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Vielen Dank fuer Dein Kommentar. Stimmt! Du hast da gute Punkte aufgezählt. Damit werde ich jetzt mal etwas herumexperimentieren.
Aber nicht heute .. irgendwie habe ich das Gefuehl, ich werde den ganzen Tag nicht wach: Zur Zeit haben wir hier nicht einmal 4 Stunden Tageslicht. Eigentlich kann man es aber kaum "Tag" nennen, zumindest wenn es so bewölkt ist wie in letzter Zeit. Da gibt es nur "Nacht" und " graue Dämmerung" und man döst die ganze Zeit vor sich hin. Wäre es richtig knackig kalt und wolkenfreier Himmel, gäbe es dagegen in dieser Jahreszeit die schönsten Farben... Ich glaube, darueber habe ich auch noch einen Text herumliegen. An dem werde ich mich dann mal versuchen und mal sehen, ob ich ihn lebendiger hinbekomme!
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Elvis Brucelee Klammeraffe
E Alter: 53 Beiträge: 743
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E 21.12.2008 14:51
von Elvis Brucelee
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Auch ich habe die Kälte vermisst. Am besten verdeutlicht man sie durch bildhafte Beschreibungen, beispielsweise durch glasige Eiszapfen, kondensierenden Atem, knirschenden Neuschnee unter den Füßen usw.
Die Beschreibungen des Nordlichts fallen gelegentlich zu lang aus. Ich kann verstehen, dass ein solches Spektakel einen faszinieren kann und man geneigt ist, jede einzelne Wahrnehmung bis ins letzte Detail zu beschreiben und mit vielen Adjektiven und Assoziationen auszuschmücken.
Allerdings fehlen dem normalen Leser diese Erfahrungen und somit auch die damit zusammenhängenden Eindrücke, so dass es ihn langweilt.
Durch Streichen einiger Sätze würde der Text lesbarer.
Die Beschreibungen an sich finde ich schön. Mal sehen wie deine Beiträge sieben Jahre später sind. Dein alter Beitrag hier lässt jedenfalls hoffen.
Hatte der Besuch der Forschungsstation mit deinem Studium zu tun?
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Polarstern Schneckenpost
Beiträge: 6 Wohnort: Finnland
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21.12.2008 15:29
von Polarstern
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Zitat: | Hatte der Besuch der Forschungsstation mit deinem Studium zu tun? |
Ja, ich bin damals als Austauschstudentin nach Finnland gegangen. Gleich am Anfang des Studiums haben wir eine Exkursion durch Lappland gemacht, um vor der Theorie der kommenden Monate mal alles "live" zu sehen. Dabei ging es u.a. um Tourismus, das Leben der Leute vor Ort, Naturkundliches (Geologie, Biologie). Das war mein erstes "richtiges" Nordlicht damals. Ansonsten hatte ich den Norden nur im Sommer bereist, also vor der Zeit der Polarlichter. Einmal hatte ich Ende August, Anfang September die ersten Anzeichen gesehen (gruenliches Glimmen), ansonsten waren in der Zeit die Nächte jedoch noch zu hell.
Damals war alles so neu und toll, dass die Beschreibungen im Reisetagebuch teilweise wirklich sehr detailliert und enthusiastisch geworden sind. Heutzutage ist alles fuer mich schon so normal, dass es mir zum Teil etwas schwer fällt, "Besonderheiten" zu erkennen und als solche auch lebendig zu beschreiben. Dazu ist mein Stil durch mein naturwissenschaftliches Studium etwas zu exakt und schmucklos geworden, glaube ich. Hinzu kommt, dass ich seit fast 8 Jahren im Ausland lebe und Deutsch nicht täglich benutze. Dabei bieten genau diese Dinge auch viel Stoff zum Erzählen ..
Mal sehen, ob sich aus diesen Bausteinen etwas zusammenbasteln lässt
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Elvis Brucelee Klammeraffe
E Alter: 53 Beiträge: 743
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Polarstern Schneckenpost
Beiträge: 6 Wohnort: Finnland
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21.12.2008 16:54
von Polarstern
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Ja, genauso ist es: Alles muss korrekt, schmucklos und möglichst kurz dargelegt werden. Das muss man sich nun erst mal wieder abtrainieren
Mit Biologie liegst Du richtig. Ich habe in Kiel studiert und mein Studium dann letztendlich in Finnland beendet - nicht so ganz in der Regelstudienzeit , aber was soll's!
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Elvis Brucelee Klammeraffe
E Alter: 53 Beiträge: 743
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E 21.12.2008 17:01
von Elvis Brucelee
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Eine ehemalige Kommilitonin von mir hat in Kiel Meeresbiologie studiert. Tolles Institut, sofern ich das überhaupt beurteilen kann. Ich kenne es nur von Bildern.
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Polarstern Schneckenpost
Beiträge: 6 Wohnort: Finnland
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22.12.2008 10:31
von Polarstern
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Ich habe mich eher in der Botanik und Polarökologie getummelt, habe aber auch viele schöne Erinnerungen an die Zeit in Kiel.
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