Himmlische Schokolade

[Rote Wölfin]

[Nemo]

Hallo Akiragirl,

gerne schreibe ich Dir kommende Woche einen ausführlichen Kommentar zu Deinem Text. An dieser Stelle möchte ich aber einmal drauf hinweisen, dass mir diese Diskussion um eine Verknüpfung von Kunst und Moral nicht schmeckt. Kunst kann moralisch sein. Aber Kunst kann eben auch moralkritisch sein. Und ein immanenter Bestandteil der Kritik ist die Provokation. Wenn Kunst das nicht mehr darf, erleben wir Zensur - und hier werde ich dünnhäutig. Die Geschichte hat geleistet, was sie leisten sollte: Eine Diskussion entfacht. Bedauerlicherweise wird nicht über die Sache diskutiert, dass es natürlich bedenklich ist, dass Kinder von fremden Menschen Süßigkeiten annehmen, sondern es wird jener kritisiert, der mit einem provokanten Text auf das Problem hinzuweisen versucht.

Beste Grüße
Nemo

[Frau Ella]

Hallo Bianca, Lady, ich muss gestehen, als meine Tochter mit einer Riesenladung Süßigkeiten nach Hause kam an Halloween, ausgerechnet in Berlin (!) da gingen mir auch ein paar Kinderhasserängste durch den Kopf. Aber in Bezug auf Annes Text scheint mir da doch jetzt einiges durcheinander zu gehen.

Ich finde, der Text ist alles andere als eine Verherrlichung von Gewalt gegen Kinder. Dass er Ängste berührt zeigt, dass Anne hier ein ziemlich gelungenes Porträt eines Irren gelungen ist. Das kann man mögen oder nicht, aber der Autorin vorzuwerfen, sie würde damit das Vergiften von Kindern verherrlichen, geht mir zu weit. Ich fand das Ende nicht gut geschrieben, vielleicht sogar irreführend, wenn ich mir eure Reaktionen anschaue, aber das macht aus Anne noch keine Anstifterin zum Kindermord.

Seit ich selber eine Tochter habe, kann ich viele der Filme und Bücher, die mir früher nichts ausgemacht haben, nur noch ganz, ganz selten ertragen. "In meinem Himmel" von Alice Sebold hat Ängste bis an den Rand körperlicher Übelkeit ausgelöst, ich lese extrem selten Krimis, in denen es um Verbrechen an Kindern geht usw.

Das heißt nicht, dass diese Bücher verboten werden sollten, manche sind so gut geschrieben, dass ich sie dann doch irgendwann lese. Geschichten, Bücher, Literatur ist eine Auseinandersetzung mit der Welt um uns herum, mit unserer Menschlichkeit, in allen ihren Schattierungen.

Ich will mich lieber darauf konzentrieren, Anne zu unterstützen, eine schwer verdauliche Figur richtig gut hinzukriegen, als ihr Druck zu machen, dass sie es überhaupt wagt, so etwas zu schreiben.

Ein anderes Problem, das ich sehe, ist dass online Kommunikation zu massiven Mißverständnissen führt, weil ein Riesenanteil der nonverbalen Informationen, die wir im direkten Kontakt haben, fehlt. Tonfall, Gesichtsausdruck, Körperhaltung sind, ich habe die Zahl vergessen, würde mal schätzen 60% - 75% Prozent massgeblich für ein Gelingen zwischenmenschlicher Kommunikation. Und auch dann ist es ja manchmal fast nicht möglich, einander wirklich zuzuhören und aufzunehmen, was der andere meint, statt das, was wir zu hören glauben oder fürchten.

Atmet alle mal tief durch und geht davon aus, dass hier keine kinderhassenden Monster oder Verbrechensverherrlicher beteiligt sind.

Das einzige Verbrechen, das Anne in meinen Augen begangen hat, ist das sie den Schluss ihres gelungenen Porträts eines total abgedrehten Irren verkorkst hat. Ich würde sagen, das fällt unter Handwerk statt moralischer Makel.

[Rote Wölfin]

Nemo, trotzdem lasse ich mir keinen Maukorb verpassen, weil ich das Recht habe, zu sagen, ob mir diese Art von "Kunst" gefällt oder nicht.
Mir stinkt sie Punkt

[Nemo]

Liebe Wölfin,

[lady-in-black]

So langsam bin ich ein wenig genervt, aber nur ein wenig  

Zensur? Der Autorin vorwerfen, sie verherrliche Gewalt?  

Ich glaube, jetzt geht die Diskussion über rein persönliches Bewertungsverhalten bzw. persönlichen Lesergeschmack in die falsche Richtung!

Akiragirl wollte - wie sie selbst zugab - mit ihrem Text provozieren. Dieses hatte sie bereits vorher in einem anderen Thread getan. Siehe: "Schreiben unter Drogen?"

@Frau Ella: Ob bei mir etwas durcheinander geht oder nicht, kannst du - glaube ich - nicht beurteilen  

Mich hat der Text als Leserin (Mutter) unangenehm angesprochen. Punkt!
Wenn mein Verhalten, dafür dann eine etwas geringere Federanzahl zu vergeben, als "seltsam" bezeichnet wird ...

Nein, lassen wir es an dieser Stelle lieber bei dem "PUNKT!"  

Ich klinke mich an dieser Stelle aus der Diskussion aus  

PS @Rote Wölfin: Sehe gerade bei dir auch den "Punkt". Echter Zufall, zwei Seelen - ein Gedanke!  

[Akiragirl]

[Maria]

ich glaube auch nicht, dass sich jemand für eine Bewertung rechtfertigen muss. Wenn eine Geschichte nicht gefällt, aus welchen Gründen auch immer, dann gefällt sie nicht.
"gefällt mir nicht. Ist mir zu brutal."
"gefällt mir nicht. Ist mir zu kitschig."
genügt eigentlich.

ebenso wenig muss sich die Autorin rechtfertigen oder gar noch ihre Person verteidigen, darüber was sie und warum  sie es geschrieben hat. Das Wie sollte diskutiert werden.

Punkt.

[Bananenfischin]

Was Nemo schreibt:

[Dienstwerk]

[Nihil]

Hallo Akira!

Ich konnte leider nicht alle Geschichten lesen, kommentieren und bewerten, aber bei deiner bereue ich, dass ich sie übergangen habe. Das ist eine wirklich gut geschriebene Geschichte, die sich positiv von den meisten anderen abhebt. Ich bin aber, ehrlich gesagt, nur wegen der Diskussion noch auf deinen Beitrag gestoßen. Der letzte Satz gefällt mir auch nicht, allerdings nur, weil er sich zu plakativ liest.

Du hast allerdings meine volle Unterstützung bei der Themenwahl von meiner Seite aus. LSD finde ich noch vergleichsweise harmlos – auf den Satz darf man sich jetzt stürzen. Deswegen finde ich, dass man dem/der Erzähler/in weder Misanthropie noch Kinderhass vorwerfen kann. Irgendwas läuft da schief, das ist klar, aber da hätten auch Heroin, Crystal Meh, Rattengift oder andere Sachen drin sein können. Ich muss sagen, dass ich die Reaktionen der Kritiker nicht nachvollziehen kann. Vor allem die Härte ist unangebracht, um selbst bei einem neutraleren Wort zu bleiben. Man kann die Augen nicht vor den schlimmen Seiten der Welt verschließen und erst recht darf man anderen nicht vorschreiben, wie sie zu denken oder was sie zu schreiben haben. Auch das Abgründige muss Erwähnung finden dürfen. (Der Fairness halber muss ich aber sagen, dass ich selbst so einer bin, der gerne das Extreme verarbeitet. Das ist hier also leider nicht der reine Altruismus. :) )

Irgendwas wollte ich noch sagen, aber ich hab es vergessen. ( http://www.youtube.com/watch?v=nypusXmF5BI&feature=grec_index )

[Akiragirl]

Hallo Nihil,
mich ehrt dein Lob zutiefst   Du bist auch so jemand in diesem Forum, auf dessen Meinung ich besonderen Wert lege.
Ich bin auch froh, mit meinen Ansichten bezüglich "Moralität in der Kunst" nicht alleine dazustehen. Für mich bleibt die Härte der Moralkritik nach wie vor nicht ganz nachvollziehbar, aber ich respektiere natürlich die Meinung meiner Kritiker. AllerdingS: In Nemos Gewinnergeschichte werden Kinder zu Dünger verarbeitet - da schien es weniger Leute zu stören. Das soll mal einer verstehen ...

@Frau Ella/Bananenfischin/Dienstwerk/Nihil: Ihr alle fandet das Ende der Geschichte zu "plump"/plakativ und eure Argumente haben mich überzeugt. Ich werde das Ende überarbeiten, sodass es weniger auf einen Knalleffekt hinarbeitet. Ich danke euch für diesen Hinweis sehr und hoffe, die Geschichte dadurch noch verbessern zu können!

[Mr. Curiosity]

Kinder auf LSD sind lustig.

hab ich mal irgendwo gelesen..

[Dienstwerk]

Ja, und ich leg Dich gleich übers Knie!

Zack, bücken, Hose runter!!!