4. Leitfaden: Zeitschriften

[Nordlicht]

Bist du eine begeisterte Schreiberin/ein begeisterter Schreiber, hast du Spaß an Recherche und Leute ausfragen, bist du ein Experte in einem bestimmten Feld? Vielleicht außerdem Hobbyfotograf?

Eine gute Möglichkeit, Selbstgeschriebenes veröffentlicht und bezahlt zu bekommen, mit Profis zu arbeiten und Erfahrungen im professionellen Schreiben zu gewinnen, ist, Artikel an Zeitschriften und Zeitungen zu verkaufen.

Von Tier- und Hobbyzeitschriften über Reise-, Sport- und Nachrichtenmagazine bis hin zu Frauen- und Elternheften reicht die gewaltige Bandbreite an Printpublikationen, an die du mit Artikelvorschlägen herantreten kannst.

Was für Qualifikationen muss ich haben?

Wie finde ich eine Zeitschrift, die meinen Artikel herausbringen will?

Wie biete ich Artikel an Zeitschriften an?

Beispiele für eine Anfrage.

Was passiert, nachdem ich die Anfrage weggeschickt habe?

Absage

Zusage

Verdienst

Regelmäßige Beiträge schreiben

[Nordlicht]

Was für Qualifikationen muss ich haben?

Hier wird nicht nach einem Studium oder Beruf gefragt, entscheidend sind vielmehr deine persönlichen Qualifikationen.

Eine klare Schreibe, das Vermögen, Sachinhalte interessant und verständlich zu vermitteln, Abgabetermine einzuhalten, egal was sonst in deinem Leben vor sich geht, sowie die Fakten für deine Artikel selber herauszufinden – das sind die Grundlagen, die von dir erwartet werden.

Wenn dir Fachartikel zu technischen, medizinischen oder ähnlichen Themen vorschweben, kann ein entsprechender Berufshintergrund allerdings hilfreich sein.

[Nordlicht]

Wie finde ich eine Zeitschrift, die meinen Artikel herausbringen will?

Du hast eine Idee für einen interessanten Artikel, ein aktuelles oder ausgefallenes Thema, das eine bestimmte Leserschaft sicher interessieren würde?

Ganz wichtig ist, die richtige Zeitschrift zu finden, in die dein Artikel passen würde. Am besten investierst du etwas Zeit in der Bücherei oder am Kiosk und liest dich durch alle in Frage kommenden Magazine. Schau dir die Länge der verschiedenen Artikel an, ob viele Fotos verwendet werden, was für ein Ton und Blickwinkel vorherrscht.

Stimme deine Idee auf das angepeilte Magazin hin ab. Wenn dein Artikel nicht ins Konzept passt, verschwendest du nur deine eigene Zeit und die der Redaktion.

Es ist erfolgsversprechender, deine ersten Erfahrungen bei kleineren Heften zu machen als direkt die Hochglanzmagazine anzuschreiben. Wenn du noch ein unbeschriebenes Blatt bist, kann es etwas dauern, bis du etwas verkaufst. Es ist wie auch bei der Verlagssuche: Absagen pflastern dir den Weg zum Erfolg.

Bei Zeitungen hast du eventuell eher Glück als bei Magazinen, vor allem, wenn du die Lokalblätter kontaktierst. Ein guter Weg, ernsthaft im Geschäft Fuß zu fassen, ist, ein Zeitungspraktikum zu machen. Mit Artikelvorschlägen, die der Redakteur nicht mal eben an die eingesessenen Mitarbeiter weitergeben kann, hast du am ehesten Chancen.

[Nordlicht]

Wie biete ich Artikel an Zeitschriften an?

Artikelanfragen an Zeitschriften sind im Grunde nichts anderes als ein Mini-Sachbuchexposé. Kurz, informativ und interessant sollte dein Vorschlag sein, den du per Email an die Redakteurin schicken kannst.

Die Anfrage setzt sich aus folgenden Teilen zusammen:

-was für einen Artikel du vorschlägst (Arbeitstitel und Thema)
-kurze peppige Einführung, die die Redakteurin neugierig macht (das ist der "hook" und sollte in genau dem Ton geschrieben sein, in dem du auch den Artikel schreiben willst)
-informative Inhaltsangabe, ohne alle Einzelheiten aufzudröseln (als Text oder in Stichworten)
-gegebenenfalls, ob du Fotos dazu liefern kannst (um die 6MB Auflösung)
-knappe Darstellung, was dich qualifiziert, eben diesen Artikel zu schreiben
-gegebenenfalls kurze Erwähnung, in welchen andern Magazinen oder Zeitschriften du bereits etwas publiziert hast
-Leseprobe: ein, zwei Artikel (publizierte, wenn du hast) in ähnlichem Ton, wie du zu schreiben vor hast, insgesamt nicht viel mehr als 1,000 Wörter
-falls du Fotos liefern willst, kannst du ein paar besonders gute in kleiner Auflösung mit dran hängen

Schreibe den Artikel auf alle Fälle nicht, bevor du eine Zusage hast. Es kann durchaus vorkommen, dass das Magazin einen etwas anderen Schwerpunkt möchte oder andere Wünsche hat, die du mit einbeziehen sollst.
Und schicke immer erst eine Anfrage, nie auf gut Glück einen fertigen Artikel.

[Nordlicht]

Beispiel für eine Anfrage

Liebe Frau Seitenzahl,

ich möchte Ihnen einen Artikel "Schreiben für Zeitschriften" für Ihre Rubrik "Autoren heute" vorschlagen.

Oft verfolgen Neuautoren nur einen Weg zur Veröffentlichung: Die Agentur- und Verlagssuche für ihr Buch. Andere Möglichkeiten, schriftstellerische Erfahrungen zu sammeln und für das Geschriebene bezahlt zu werden, bleiben dabei meist auf der Strecke. Liegt es an Desinteresse oder Unwissenheit?

Auf kurze, informative Art erkläre ich, wie man einen Artikelvorschlag schreibt, die passende Zeitschrift findet als auch, wie es sich mit der Vergütung verhält. Mein Artikel erläutert nicht nur die Grundregeln für freie Mitarbeit bei Magazinen und Zeitschriften, sondern auch, wie sich die dort gesammelten Erfahrungen auf das Bücherschreiben übertragen lassen.

Ich bin seit drei Jahren als freie Journalistin tätig und auf Internetforen für Neuautoren aktiv. Ich schreibe regelmäßige Beiträge für die Zeitschrift XYZ und ABC Zeitung, sowie gelegentlich Artikel zum Thema F.

Im Anhang finden Sie als Leseprobe meinen kürzlich erschienenen Artikel aus XYZ. Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören.

Herzliche Grüße

Nordlicht
Am Laptop 2
Cyberspace

nordlicht(at)cyberspace.com

Tel. (123) 456789

[Nordlicht]

Was passiert, nachdem ich die Anfrage weggeschickt habe?

Nun heißt es, abwarten und Tee trinken. Schlage den selben Artikel nicht mehr als nur einem Magazin zur Zeit vor! Das kannst du nur aus komplett anderem Blickwinkel, mit einem andern Schwerpunkt machen (z. B. einmal "Mountain bike fahren in Andalusien" für ein Fahrradmagazin mit Schwerpunkt auf Routen, Schwierigkeitsgrad, Ausrüstung usw, und einmal "Andalusien aus dem Fahrradsattel" mit Schwerpunkt auf Land und Leute für ein Reiseheft).

Es kann durchaus zwei Monate dauern, bis du von der Redaktion hörst. Generell gilt: je öfter die Zeitschrift erscheint, desto kürzer die Wartezeit. Wenn du nach sechs bis acht Wochen immer noch nichts gehört hast, kannst du höflich nachfragen, ob sie schon Zeit hatten, sich deinen Artikelvorschlag anzusehen. Dann ist es auch in Ordnung zu sagen, dass du dir eine Antwort in den nächsten drei Wochen erhoffst, da du bei Nichtinteresse den Artikel gern anderswo vorschlagen möchtest.

[Nordlicht]

Absage

Vielleicht schreiben sie dir, dass dein Artikel nicht so recht in ihr Konzept passt, es keine Rubrik gibt, in die er reinpasst. Oder vielleicht haben sie gerade erst vor einem halben Jahr etwas ähnliches zum selben Thema gedruckt.

Schau dir noch mal genau deinen Vorschlag an. Ist er auch wirklich präzise ausgedrückt? Generelle, ausschweifende Abhandlungen zu einem Thema sind selten gefragt. Kann sich ein Redakteur anhand deiner Zusammenfassung den Artikel vorstellen? Klingt er lahm statt interessant oder ist er großkotzig formuliert? Welche andere Zeitschrift kommt in Frage?

Überarbeite gegebenenfalls deine Anfrage noch mal und schicke sie dann weiter an eine andere Zeitschrift, wenn möglich.

[Nordlicht]

Zusage

Manche Zeitschriften verschicken mit der Zusage einen Autorenleitfaden, in dem dann ganz genau aufgeführt ist, wie lang dein Artikel sein darf (und an die Zeichenzahl musst du dich halten! Etwas kürzer ist okay, aber länger nicht), wer dein Ansprechpartner für Fragen ist, wie du deinen Beitrag formatieren und bis wann einschicken sollst, wie viel und wann die Bezahlung ist (normalerweise, kurz nachdem das Heft mit deinem Artikel erschienen ist).

Andere Magazine schicken dir mit der Zusage eine kurze Erläuterung, wie lang der Artikel sein soll und wann das Abgabedatum ist.

Wenn du derartige Informationen nicht bekommst: fragen. Am besten alle Unklarheiten in einer Email sammeln, anstatt jeden Tag mit einer neuen Frage zu kommen. Dann hast du es auch alles schriftlich. Dies gilt als dein Vertrag. "Richtige" Verträge mit Unterschriften von beiden Parteien sind nicht üblich.

Es kann dir am Anfang deiner Karriere passieren, dass ein Magazin dir eine Zusage unter Vorbehalt gibt – sie haben Interesse an deinem Artikel, wollen ihn aber erst vorliegen haben, bevor sie die Entscheidung treffen, ihn zu drucken. Vielleicht hat deine  Schreibprobe sie nicht überzeugt oder sie haben sonst ein paar Zweifel, ob du einen wirklich passenden Beitrag liefern kannst. Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Eventuell machst du dir die Arbeit umsonst.

[Nordlicht]

Verdienst

Ob sich das lohnt? Durchaus. Wie viel ein Magazin an freie Mitarbeiter zahlt, hängt von der Auflage ab – je kleiner, desto weniger. Viele Magazine zahlen eine Seitenpauschale, d.h. pro gedruckte Zeitschriftenseite, egal, ob Text oder Bilder. Auf einer Magazinseite sind um die 4,500 bis 5,000 Zeichen Text. Die Seitenpauschale kann von 50.- bis 100.- Euro und mehr variieren, je nach Zeitschrift.

Bei Zeitungen dagegen wird normalerweise pro Zeile oder teils auch pro Zeichen bezahlt. Eine Zeitungszeile liegt meist bei etwa 40 Zeichen und wird mit ca. 40 bis 60 Cents vergütet.

[Nordlicht]

Regelmäßige Beiträge schreiben

Es ist natürlich zeitaufwendig (auch wenn es nach einer Weile flotter als die ersten Male geht), dir immer selbst Artikelthemen zu überlegen, die richtigen Magazine zu suchen und jeweils die Anfrage darauf zuzuschneidern. Wie stehen die Chancen, regelmäßig für ein bestimmtes Blatt schreiben zu können und die Themen gestellt zu bekommen?

Generell hast du da bei Tageszeitungen bessere Aussichten. Die drucken wöchentliche Kolumnen zu bestimmten Themen. Zeitungen (zumindest die kleineren) zahlen im allgemeinen weniger als Zeitschriften, aber es kann leichter sein, dort Fuß zu fassen.

Wenn du mit einem bestimmten Magazin eine gute Arbeitsbeziehung aufbauen kannst und sie gerne Artikel von dir kaufen, besteht eine Aussicht darauf, dass sie dir schließlich Themen stellen, über die du schreiben sollst.

[MosesBob]

Das dsfo bedankt sich recht herzlich bei Nordlicht und Nemo, die diesen Leitfaden erstellt haben. Für Fragen, Anregungen und Ergänzungen steht dieser Thread zur Verfügung.