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Der Fährmann


 
 
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kleiner schreiberling
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 108
Wohnort: Hütte


Beitrag18.10.2010 13:01
Der Fährmann
von kleiner schreiberling
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hey Leute

Ich hab diesen Text einfach mal zur Übung angefangen, was genau daraus werden soll weiß ich noch nicht. Anregung war griechische Mythologie.
Ich freue mich auf eure Kritik.

Uralt. So fühlte er sich. Die Worte klebten ihm an den Lippen und weigerten sich seinem Mund zu entspringen, der schon seit so langer Zeit hätte verfault sein müssen.
Uralt. Das war er. Seit ewiger Zeit lebte er das, was man kaum noch ein Leben nennen konnte. Seit ihn die Götter, oder der Gott, gegen die, oder den, er einen unendlichen Hass empfand, von den seinen getrennt hatten. Ihn mit seiner Aufgabe betraut hatten.
Jeden Tag, dessen Grenzen man im ewig dunklen Zwielicht der Kaverne nicht ermessen konnte, ruderte er sein kleines Fährboot tausende Male über jenen sagenumwoben Fluss, gegen dessen Strömung er den vergangenen Teil der Ewigkeit lang angekämpft hatte.
Schließlich brachte er die Worte doch heraus, die er schon so oft gesprochen hatte.
„Komm ins Boot. Ich werde dich übersetzen.“
Die Passagiere sträubten sich meistens, weigerten sich einen Fuß in seine Fähre zu setzten. Wer wollte schon von ihm übergesetzt werden? Er war der Fährmann in das Reich, das niemand zu betreten wünschte. Er war Charon.
Der Passagier stieg ruhig und widerspruchslos in das Boot. Das war erst wenige Male geschehen. Die meisten weigerten sich, bis die Macht der Kaverne sie in das Boot zwang. Sie schrien und weinten, versuchten ihn zu bedrohen oder zu töten. Doch er war gefeit. Die Toten kamen immer auf die andere Seite. Die Reichen und Mächtigen waren im Boot am schlimmsten. Sie hingen zu sehr an ihren irdischen Gütern. Die jungen Menschen leisteten an Land den meisten Widerstand. Umso mehr wunderte es ihn, dass dieser junge Mann sofort einstieg. Das hatte er seit mindestens zweihundert Jahren nicht mehr gehabt. Der Tote weckte sein Interesse.
„Bist du ein Selbstmörder?“
Das war er sicherlich nicht. Selbstmörder sträubten sich am meisten. Sie entdeckten meist kurz nach dem Tod, wie sehr sie doch am Leben hingen und wollten zurück. Doch er hatte in all der Zeit gelernt seine Fahrgäste sehr effektiv auszufragen. Das war sein wahrer Lohn. Die meisten Passagiere hatten keine Silbermünzen dabei. Und was sollte er damit? Er hatte keine Freizeit in der er sie hätte ausgeben können.
Bei diesem Toten zeigte seine Verhörmethode allerdings wenig Erfolg. Er schüttelte einfach nur den Kopf anstatt ihm aufbrausend seine Todesumstände zu erklären. Aber Charon hatte viel Zeit. Die Zeit verlief in dieser Kaverne anders. Auch wenn am Ufer nur wenige Sekunden vergingen, bis er den nächsten Toten abholte, dauerte die Überfahrt im Boot mehrere Stunden. Am Ende redeten sie alle.
Er stieß das verrottete und zerfressene Ruder hart gegen das Ufer und der Kahn setzte sich schleppend in Bewegung. Die bleierne Müdigkeit, die sich jedes Mal auf seine Glieder legte, wenn er am Ufer eine Pause einlegte, begann zu schwinden. Das Ruder tauchte mit einem leisen plätschern ins Wasser. Dieses Geräusch begleitete ihn, war über die Jahrhunderte sein Gefährte geworden. Sie waren nur wenige Meter vom Ufer entfernt, als der erste Ausläufer der langsamen aber unerbittlichen Strömung nach ihnen griff.

Danke fürs lesen

LG kleiner schreiberling

Weitere Werke von kleiner schreiberling:
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Susanne2
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 503
NaNoWriMo: 53854



Beitrag18.10.2010 13:15

von Susanne2
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Boah - wie gemein!

Was ist denn nun mit dem jungen Mann???
 Question  Arrow  Question  Laughing


_________________
Das Leben geht immer weiter - bis zum Tod.
(Aniella Benu - BJ 1959)

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Gebt dem Y eine Chance - jeder könnte zufrieden sein! Nach Hermes Phettberg ...
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kleiner schreiberling
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 108
Wohnort: Hütte


Beitrag18.10.2010 13:20

von kleiner schreiberling
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wie die Geschichte weiter gehen soll weiß ich auch noch nicht so richtig.
 Embarassed
Wenn ich weiterkomme stell ichs rein.
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Geranium
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
G

Alter: 50
Beiträge: 28



G
Beitrag18.10.2010 16:06
Re: Der Fährmann
von Geranium
Antworten mit Zitat

Hallo Schreiberling,

ich bin noch kein guter Kritiker, hoffe dir aber trotzdem helfen zu können. Jedenfalls: Deine Idee gefällt mir, und so habe ich einfach mal ein paar Anmerkungen in den Text eingefügt, wo mir etwas aufgefallen ist:


 
kleiner schreiberling hat Folgendes geschrieben:
....

Uralt. So fühlte er sich. Die Worte klebten ihm an den Lippen und weigerten sich seinem Mund zu entspringen, der schon seit so langer Zeit hätte verfault sein müssen.
Zuerst dachte ich, es geht um die Worte, die seine Gedanken/Gefühle über sein Alter beschreiben, und habe mich gewundert, wem er das sagen wollte. Wird natürlich unten aufgelöst, was er tatsächlich sagen will/muß.
Uralt. Das war er. Seit ewiger Zeit lebte er das, was man kaum noch ein Leben nennen konnte. Seit ihn die Götter, oder der Gott, gegen die, oder den, er einen unendlichen Hass empfand, von den seinen getrennt hatten. Ihn mit seiner Aufgabe betraut hatten.
die Götter oder der Gott - ich würde nur eins von beidem nehmen
Jeden Tag, dessen Grenzen man im ewig dunklen Zwielicht der Kaverne nicht ermessen konnte, ruderte er sein kleines Fährboot tausende Male über jenen sagenumwoben Fluss, gegen dessen Strömung er den vergangenen Teil der Ewigkeit lang angekämpft hatte.
Schließlich brachte er die Worte doch heraus, die er schon so oft gesprochen hatte.
„Komm ins Boot. Ich werde dich übersetzen.“
Die Passagiere sträubten sich meistens, weigerten sich einen Fuß in seine Fähre zu setzten. Wer wollte schon von ihm übergesetzt werden? Er war der Fährmann in das Reich, das niemand zu betreten wünschte. Er war Charon.
Der Passagier stieg ruhig und widerspruchslos in das Boot. Das war erst wenige Male geschehen. Die meisten weigerten sich, bis die Macht der Kaverne sie in das Boot zwang. Sie schrien und weinten, versuchten ihn zu bedrohen oder zu töten. Doch er war gefeit. Die Toten kamen immer auf die andere Seite. Die Reichen und Mächtigen waren im Boot am schlimmsten. Sie hingen zu sehr an ihren irdischen Gütern. Die jungen Menschen leisteten an Land den meisten Widerstand. Umso mehr wunderte es ihn, dass dieser junge Mann sofort einstieg.
Das hatte er seit mindestens zweihundert Jahren nicht mehr gehabt. Würde ich streichen. Würde den Fahrgast vielleicht noch interessanter machen, wenn sowas nicht schon mal vorgekommen ist...
Der Tote weckte sein Interesse.
„Bist du ein Selbstmörder?“
Das war er sicherlich nicht. Selbstmörder sträubten sich am meisten. Sie entdeckten meist kurz nach dem Tod, wie sehr sie doch am Leben hingen und wollten zurück. Doch er hatte in all der Zeit gelernt seine Fahrgäste sehr effektiv auszufragen. Das war sein wahrer Lohn.
Die meisten Passagiere hatten keine Silbermünzen dabei. Und was sollte er damit?
Er hatte keine Freizeit in der er sie hätte ausgeben können. Wieso interessiert dann, daß die meisten keine Silbermünzen dabei hatten, wenn er sowieso keine will?Die Anmerkung, daß er keine Silbermünzen braucht, weil er keine Freizeit hat, würde ich vielleicht zu den Reichen und Mächtigen weiter oben verschieben.
Bei diesem Toten zeigte seine Verhörmethode allerdings wenig Erfolg. Er schüttelte einfach nur den Kopf anstatt ihm aufbrausend seine Todesumstände zu erklären. Aber Charon hatte viel Zeit. Die Zeit verlief in dieser Kaverne anders. Auch wenn am Ufer nur wenige Sekunden vergingen, bis er den nächsten Toten abholte, dauerte die Überfahrt im Boot mehrere Stunden. Am Ende redeten sie alle.
Er stieß das verrottete und zerfressene Ruder hart gegen das Ufer und der Kahn setzte sich schleppend in Bewegung. Die bleierne Müdigkeit, die sich jedes Mal auf seine Glieder legte, wenn er am Ufer eine Pause einlegte, begann zu schwinden. Das Ruder tauchte mit einem leisen plätschern ins Wasser. Dieses Geräusch begleitete ihn, war über die Jahrhunderte sein Gefährte geworden. Sie waren nur wenige Meter vom Ufer entfernt, als der erste Ausläufer der langsamen aber unerbittlichen Strömung nach ihnen griff.

Danke fürs lesen

LG kleiner schreiberling


Würde mich auch interessieren, warum der Fahrgast so cool ist. Gibt´s ne Fortsetzung?  Wink


_________________
Liebe Grüße, Geranium
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MadameMimm
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Beitrag18.10.2010 18:09

von MadameMimm
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Hallo kleiner Schreiberling!

Jetzt aber mal "Butter bei die Fische", ich will wissen, wie die Geschichte weiter geht!

Dein Anfang ist sehr vielversprechend, du schreibst anschaulich und deine Protagonisten sind deutlich charakterisiert.

Eine Kleinigkeit:
Zitat:
Die Passagiere sträubten sich meistens, weigerten sich einen Fuß in seine Fähre zu setzten. Wer wollte schon von ihm übergesetzt werden? Er war der Fährmann in das Reich, das niemand zu betreten wünschte. Er war Charon.
Der Passagier stieg ruhig und widerspruchslos in das Boot. Das war erst wenige Male geschehen. Die meisten weigerten sich, bis die Macht der Kaverne sie in das Boot zwang. Sie schrien und weinten, versuchten ihn zu bedrohen oder zu töten. Doch er war gefeit. Die Toten kamen immer auf die andere Seite. Die Reichen und Mächtigen waren im Boot am schlimmsten. Sie hingen zu sehr an ihren irdischen Gütern. Die jungen Menschen leisteten an Land den meisten Widerstand. Umso mehr wunderte es ihn, dass dieser junge Mann sofort einstieg. Das hatte er seit mindestens zweihundert Jahren nicht mehr gehabt. Der Tote weckte sein Interesse.
„Bist du ein Selbstmörder?“
Das war er sicherlich nicht. Selbstmörder sträubten sich am meisten. Sie entdeckten meist kurz nach dem Tod, wie sehr sie doch am Leben hingen und wollten zurück. Doch er hatte in all der Zeit gelernt seine Fahrgäste sehr effektiv auszufragen. Das war sein wahrer Lohn. Die meisten Passagiere hatten keine Silbermünzen dabei. Und was sollte er damit? Er hatte keine Freizeit in der er sie hätte ausgeben können.


Hier (rot) erklärst du ein und denselben Sachverhalt immer wieder, zwar mit versch. Typen von Menschen, aber die Aussage ist immer diesselbe. Hier könntest du zusammenfassen, straffen.
Bei "blau" ist es dasselbe.

Ansonsten - spann uns bitte nicht zu lange mit dem Ende auf die Folter.


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Hexliche Grüße von Tanja
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kleiner schreiberling
Geschlecht:männlichLeseratte

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Beiträge: 108
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Beitrag18.10.2010 18:52

von kleiner schreiberling
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Erst einmal vielen Dank für die Kritik.

@Geranium: Das mit den Silbermünzen habe ich geschrieben, weil der Lohn für Charon in den griechischen Sagen eine Silbermünze ist, die den Toten bei der Beerdigung unter die Zunge gelegt wurde. Wenn sie keine Münze dabei hatten mussten sie tausend Jahre lang in der zwielichtigen Gesellschaft der Monster am hiesigen Ufer ausharren.

Ich setz mich jetzt mal direkt an die geforderte Fortsetzung. Ihr hört (oder lest) also bald wieder von mir. Wink
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Ahriman
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Beitrag18.10.2010 19:21

von Ahriman
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Den Satz solltest du ändern:
Zitat:
Uralt. Das war er. Seit ewiger Zeit lebte er das, was man kaum noch ein Leben nennen konnte. Seit ihn die Götter, oder der Gott, gegen die, oder den, er einen unendlichen Hass empfand, von den seinen getrennt hatten. Ihn mit seiner Aufgabe betraut hatten.

Schlage vor: Uralt. Das war er. Seit ewiger Zeit lebte er das, was man kaum noch ein Leben nennen konnte. Seit ihn die Götter, gegen die er einen unendlichen Hass empfand, von den seinen getrennt und ihn mit seiner Aufgabe betraut hatten.
Charon gehört zu einer Vielgötterwelt.
Zitat:
Jeden Tag (...) ruderte er sein kleines Fährboot tausende Male

Nicht übertreiben! hunderte reicht auch. Wenn der Fluß nicht gerade ein Bach ist, braucht er ein Schnellboot, um das tausende mal pro Tag zu schaffen.
Äh - gibt's Tag und Nacht in der griechischen Unterwelt?
Ansonsten prima Geschichte, nur ärgerlich, weil sie plötzlich aufhört.
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kleiner schreiberling
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 108
Wohnort: Hütte


Beitrag18.10.2010 21:26

von kleiner schreiberling
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Also hier die versprochene Fortsetzung:

Sie waren nur wenige Meter vom Ufer entfernt, als der erste Ausläufer der langsamen aber unerbittlichen Strömung nach ihnen griff. Er stemmte sich dagegen.
Der Tote saß aufrecht und regungslos am Bug und stierte in das sie umgebende Halbdunkel. Charon begann ihn auszufragen.
„Wie bist du gestorben?“
Er erhielt keine Antwort. Direkte Fragen waren also zu plump.
„Ich kann verstehen, wenn du nicht darüber reden willst. Der Tod ist für die meisten ein riesiger Schock. Styx, der Fluss hier, ist salzig von ihren Tränen.“
Der Tote lachte verächtlich auf. „Wie kannst du das wissen alter Mann? Schmecken könnte man das nur Flussabwärts.“
„Der Styx fließt im Kreis.“, antwortete er ruhig.
Einen Moment schien die Selbstsicherheit seines Gegenübers zu bröckeln. Dann fing er sich wieder und lenkte seinen Blick zurück auf die Fluten. Charon lächelte zufrieden, auch wenn der Ausdruck seines von der Zeit verschlissenen Gesichts für andere Menschen nicht mehr zu erkennen war. Er konnte seinem Passagier etwas entlocken. Er würde seine Geschichte noch erfahren, doch für den Moment hüllte er sich in Schweigen. Die Fähre glitt weiter.
Irgendwann bewegte sich der Tote auf seiner Bank, um in eine angenehmere Sitzposition zu kommen. Sein Blick war nicht mehr auf einen Punkt in der Ferne gerichtet, sondern wanderte unruhig umher. Das Schweigen erdrückte ihn. Charon unternahm einen weiteren Anlauf.
„Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt. Du scheinst mit dem Tod deutlich besser zurechtzukommen als all die anderen. Wenn du allerdings glaubst, deine Götter würden dich im Jenseits belohnen, muss ich dich enttäuschen. Wo du hingehst gibt es keine Belohnungen.“
Der Tote sah ihn scharf an, doch er schien weder überrascht, noch entsetzt.
„Keine Sorge, alter Mann. Nichts von dem was ich in meinem Leben von irgendwelchen Göttern erwartet oder erbeten habe ist in Erfüllung gegangen. Sie haben mein Leben in Trümmer gelegt und mir die Erlösung durch den Tod verwehrt. Immer wenn ich dachte ich sei auf den allertiefsten Boden geschmettert worden schleuderten sie mich weiter hinab. Sie haben mir alles genommen außer meinem Hass und meinem Leben, das ich nicht mehr haben wollte. Jetzt, da ich es endlich los bin, kann ich ihnen gegenübertreten und sie Anklagen.“
Charon war wie versteinert. Nach all den Jahren saß er mit jemandem im Boot, der so fühlte wie er. Doch bald würde er aus dem Boot steigen und alles wäre wie zuvor. Er würde seine Gefühle verbergen.
„Hältst du dich für einzigartig? Was meinst du, wie viele vor mir gegen die Götter wettern?“
„Das sind doch Heuchler. In Wahrheit hoffen sie darauf, dass die Götter sie hören und sie im Jenseits Gerechtigkeit erfahren. Ich habe keine Hoffnung und auch nichts zu verlieren.“
„Nur deinen Hass.“
Der junge Mann sah ihn an. Seine Augen durchdrangen Charon. Dieser fühlte, dass er sich verraten hatte. Dann sprach der Mann wieder.
„Komm mit mir. Du hasst die Götter genau so wie ich. Wir können vielleicht nichts ändern, aber wir können kämpfen.“
Seine Stimme wirkte in der Stille der Kaverne überlaut und obwohl es dafür viel zu früh war tauchte vor ihnen das andere Ufer auf. Das Boot schrammte an dem vermoderten Steg entlang, an dem die Toten schon immer aus seinem Boot gestiegen waren.
Doch dieses Mal stieg auch ein Lebender aus.

So feuer frei. wink
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Susanne2
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Beitrag18.10.2010 21:32

von Susanne2
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Nix Feuer frei Smile

Weiter!!!

~gespannt ist~

Feuer gibts am Ende ... hmm?


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Geranium
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Beitrag19.10.2010 10:47

von Geranium
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Susanne2 hat Folgendes geschrieben:
Nix Feuer frei Smile

Weiter!!!

~gespannt ist~

Feuer gibts am Ende ... hmm?


Ist aber doch zu Ende, oder?


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Liebe Grüße, Geranium
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Ahriman
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Beitrag19.10.2010 12:08

von Ahriman
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Wow! Das ist gut!
Es fürchte(n) die Götter das Menschengeschlecht. (Goethe. Das n ist von mir.)
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kleiner schreiberling
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Beitrag19.10.2010 12:11

von kleiner schreiberling
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Ja ist zuende, auch wenns ein offenes Ende is.
Ich glaub wenn ich des weiterschreiben würde müsste ein Buch draus werden. Leider hab ich mein Pensum in der Beziehung im Moment voll.   sad
Mir gefällt das Ende aber so wie es ist.
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kleiner schreiberling
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Beitrag19.10.2010 12:20

von kleiner schreiberling
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@ Ahriman
Danke für das Lob.
Ich dachte tatsächlich ein wenig an Goethe, wenn auch an Prometheus:
"Ich kenne nichts ärmeres unter der Sonn als euch, Götter!"
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Susanne2
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Beitrag19.10.2010 12:26

von Susanne2
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Schade - ich hätte gern noch weiter gelesen ... aber wenn es nicht weitergehen soll - es ist ja deine Geschichte ...  Smile

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Gast3
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Beitrag19.10.2010 14:34

von Gast3
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Hallo kleiner schreiberling,

schließe mich den anderen gerne an - mir gefällt es auch sehr gut, könnte auch gerne noch weitergehen.
Außer ein paar Fehlerchen und fehlenden Kommata habe ich nichts zu meckern.

Liebe Grüße
schneestern


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Gast







Beitrag19.10.2010 14:44

von Gast
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hallo!

habe auch mitgelesen, und bleibe hungrig am leeren tisch sitzen Crying or Very sad

aber macht nix, vielleicht machst du ja später mal weiter, wenn du wieder mehr zeit hast, da könnte so viel passieren,


anja
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Gast







Beitrag19.10.2010 17:16

von Gast
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Hallo kleiner Schreiberling,

erst dachte ich: Hm ... der Fährmann ... kennt man ja. Dann wurde ich neugierig, weil es spannend wurde. Und letztlich finde ich, dass das eine schöne kleine Story geworden ist.
Du hast einen schönen Schreibstil, schreibst flüssig und sicher.

Sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße
Monika
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kleiner schreiberling
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Beitrag19.10.2010 19:12

von kleiner schreiberling
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Vielen Dank für die Kritik und das Lob.

Ich habe mal versucht die Verbesserungsvorschläge umzusetzen. Entstanden ist die folgende Fassung:

Uralt. So fühlte er sich. Die Worte klebten ihm an den Lippen und weigerten sich seinem Mund zu entspringen, der schon seit so langer Zeit hätte verfault sein müssen.
Uralt. Das war er. Seit ewiger Zeit lebte er das, was man kaum noch ein Leben nennen konnte. Seit ihn die Götter, gegen die er einen unendlichen Hass empfand, von den seinen getrennt und ihn mit seiner Aufgabe betraut hatten.
Jeden Tag, dessen Grenzen man im ewig dunklen Zwielicht der Kaverne nicht ermessen konnte, ruderte er sein kleines Fährboot hunderte Male über jenen sagenumwoben Fluss, gegen dessen Strömung er den vergangenen Teil der Ewigkeit lang gekämpft hatte.
Schließlich brachte er die Worte doch heraus, die er schon so oft gesprochen hatte.
„Komm ins Boot. Ich werde dich übersetzen.“
Die Passagiere sträubten sich meistens, weigerten sich einen Fuß in seine Fähre zu setzten, bis die Macht der Kaverne sie in das Boot zwang. Sie schrien und weinten, versuchten ihn zu bedrohen oder zu töten. Doch er war gefeit. Die Toten kamen immer auf die andere Seite. Die Reichen und Mächtigen waren im Boot am schlimmsten. Die jungen Menschen leisteten an Land den meisten Widerstand. Er konnte sie verstehen. Wer wollte schon von ihm übergesetzt werden? Er war der Fährmann in das Reich, das niemand zu betreten wünschte. Er war Charon.
Der Passagier stieg ruhig und widerspruchslos in das Boot. Das wunderte Charon, denn es war erst wenige Male geschehen. Der Tote weckte sein Interesse.
„Bist du ein Selbstmörder?“
Das war er sicherlich nicht. Selbstmörder entdeckten meist kurz nach dem Tod, wie sehr sie doch am Leben hingen und wollten zurück. Sie jammerten und verfluchten ihn. Dieser Tote war still. Doch er hatte in all der Zeit gelernt seine Fahrgäste sehr effektiv auszufragen. Das war sein wahrer Lohn. Die meisten Passagiere hatten keine Silbermünzen dabei. Und was sollte er damit? Er hatte konnte sie sowieso nicht ausgeben.
Bei diesem Toten zeigte seine Verhörmethode allerdings wenig Erfolg. Er schüttelte einfach nur den Kopf anstatt ihm aufbrausend seine Todesumstände zu erklären. Aber Charon hatte viel Zeit. Die Zeit verlief in dieser Kaverne anders. Auch wenn am Ufer nur wenige Sekunden vergingen, bis er den nächsten Toten abholte, dauerte die Überfahrt im Boot mehrere Stunden. Am Ende redeten sie alle.
Er stieß das verrottete und zerfressene Ruder hart gegen das Ufer und der Kahn setzte sich schleppend in Bewegung. Die bleierne Müdigkeit, die sich jedes Mal auf seine Glieder legte, wenn er am Ufer eine Pause einlegte, begann zu schwinden. Das Ruder tauchte mit einem leisen plätschern ins Wasser. Dieses Geräusch begleitete ihn, war über die Jahrhunderte sein Gefährte geworden. Sie waren nur wenige Meter vom Ufer entfernt, als der erste Ausläufer der langsamen aber unerbittlichen Strömung nach ihnen griff. Er stemmte sich dagegen.
Der Tote saß aufrecht und regungslos am Bug und stierte in das sie umgebende Halbdunkel. Charon begann ihn auszufragen.
„Wie bist du gestorben?“
Er erhielt keine Antwort. Direkte Fragen waren also zu plump.
„Ich kann verstehen, wenn du nicht darüber reden willst. Der Tod ist für die meisten ein riesiger Schock. Styx, der Fluss hier, ist salzig von ihren Tränen.“
Der Tote lachte verächtlich auf. „Wie kannst du das wissen alter Mann? Schmecken könnte man das nur Flussabwärts.“
„Der Styx fließt im Kreis.“, antwortete er ruhig.
Einen Moment schien die Selbstsicherheit seines Gegenübers zu bröckeln. Dann fing er sich wieder und lenkte seinen Blick zurück auf die Fluten. Charon lächelte zufrieden, auch wenn der Ausdruck seines von der Zeit verschlissenen Gesichts für andere Menschen nicht mehr zu erkennen war. Er konnte seinem Passagier etwas entlocken. Er würde seine Geschichte noch erfahren, doch für den Moment hüllte er sich in Schweigen. Die Fähre glitt weiter.
Irgendwann bewegte sich der Tote auf seiner Bank, um in eine angenehmere Sitzposition zu kommen. Sein Blick war nicht mehr auf einen Punkt in der Ferne gerichtet, sondern wanderte unruhig umher. Das Schweigen erdrückte ihn. Charon unternahm einen weiteren Anlauf.
„Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt. Du scheinst mit dem Tod deutlich besser zurechtzukommen als all die anderen. Wenn du allerdings glaubst, deine Götter würden dich im Jenseits belohnen, muss ich dich enttäuschen. Wo du hingehst gibt es keine Belohnungen.“
Der Tote sah ihn scharf an, doch er schien weder überrascht, noch entsetzt.
„Keine Sorge, alter Mann. Nichts von dem was ich in meinem Leben von irgendwelchen Göttern erwartet oder erbeten habe ist in Erfüllung gegangen. Sie haben mein Leben in Trümmer gelegt und mir die Erlösung durch den Tod verwehrt. Immer wenn ich dachte ich sei auf den allertiefsten Boden geschmettert worden schleuderten sie mich weiter hinab. Sie haben mir alles genommen außer meinem Hass und meinem Leben, das ich nicht mehr haben wollte. Jetzt, da ich es endlich los bin, kann ich ihnen gegenübertreten und sie Anklagen.“
Charon war wie versteinert. Nach all den Jahren saß er mit jemandem im Boot, der so fühlte wie er. Doch bald würde er aus dem Boot steigen und alles wäre wie zuvor. Er würde seine Gefühle verbergen.
„Hältst du dich für einzigartig? Was meinst du, wie viele vor mir gegen die Götter wettern?“
„Das sind doch Heuchler. In Wahrheit hoffen sie darauf, dass die Götter sie hören und sie im Jenseits Gerechtigkeit erfahren. Ich habe keine Hoffnung und auch nichts zu verlieren.“
„Nur deinen Hass.“
Der junge Mann sah ihn an. Seine Augen durchdrangen Charon. Dieser fühlte, dass er sich verraten hatte. Dann sprach der Mann wieder.
„Komm mit mir. Du hasst die Götter genau so wie ich. Wir können vielleicht nichts ändern, aber wir können kämpfen.“
Seine Stimme wirkte in der Stille der Kaverne überlaut und obwohl es dafür viel zu früh war tauchte vor ihnen das andere Ufer auf. Das Boot schrammte an dem vermoderten Steg entlang, an dem die Toten schon immer aus seinem Boot gestiegen waren.
Doch dieses Mal stieg auch ein Lebender aus.

Nochmals danke fürs lesen und kommentieren.
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MadameMimm
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Wohnort: Schwabenland


Beitrag20.10.2010 21:28

von MadameMimm
Antworten mit Zitat

Hallo kleiner Schreiberling,

das ist eine gaaanz wunderbare Geschichte geworden (schade, dass man keine Federn vergeben kann).
Einzig den Satz
Zitat:
Er hatte keine Freizeit in der er sie hätte ausgeben können.
hätte ich persönlich dringelassen. Er ist so herrlich zynisch.

Ich hatte sehr viel Freude beim Lesen und auch dein Ende ist toll. Ich überlege mir die ganze Zeit, was beim Aufeinandertreffen geschieht...


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Hexliche Grüße von Tanja
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