[Deutsch?]Hunger - gibt es nicht!

[Traumtänzerin]

Das mit dem Hunger ist schon so eine Sache.
Der Magen beginnt unangenehm, beinahe wölfisch zu knurren, man ist gereizt und ausgelaugt. Wie also dagegen angehen?
Nahrungszufuhr wäre eine Möglichkeit.
Aber in der heutigen Zeit, in der Nahrung gleich mit Kalorien und so auch mit einer möglichen Gewichtzunahme identifiziert wird - wer möchte da schon durch exorbitantes Essen auffallen?
Heidi Klum mit der berühmten "Deutschland sucht die Magerste"-Show ist ein Paradebeispiel dafür.
Der Trend heißt nun nicht mehr schlank, sondern dürr zu sein. Wobei oft das Wort "dünn" vorgezogen wird, schließlich hat "dürr" einen zu negativen Touch.
Trotz knurrendem Wolfsmagen gibt es heute also doch wieder Wattebällchen mit Orangensaft. Oder auch nur eine Vitamintablette. Ein Apfel wäre schon zu viel der Nahrung.

Es verwundert mich sehr, wie wenig an den teilweise bis auf Skelette abgemagerten Mädchen und Frauen in der Öffentlichkeit ausgesetzt wird.
Fünfzig Kilo auf einen Meter achtzig - ein Männertraum?
Super, lasst uns Rippen zählen gehen. Das wird ein Spaß! Und ist so was von sexy.

Und, wenn man es mal von der makaberen Seite sieht:
Je wohlhabender die westliche Gesellschaft wird, desto dürrer werden ihre Frauen. Bis zum Verhungern.
Ein Paradoxon.

[BlueNote]

Das mit dem Hunger ist schon so eine Sache ...

Dass "Hunger haben" für viele Menschen auf der Welt etwas ganz anderes bedeutet, hätte ich am Schluss schon noch anklingen lassen, um unsere verdrehte Luxuswelt, von all den Heidi Klums unserer Medien in Szene gesetzt, noch deutlicher von dieser "anderen" Welt abheben zu lassen.

BN

[Harald]

Die Paradoxen werden immer mehr "nicht nachvollziehbar"

Zum einen wurden/werden in der EU Milliarden investiert, um Nahrungsmittel entweder zur "Preisstützung" zu vernichten, oder als "regenerative Energieträger" zu subventionieren, um Deutschland und/oder die EU unabhängiger zu Machen.

Was auf den ersten Blick noch teilweise Sinn machen würde, bekommt erst auf den zweiten Blick Risse:

Da wird zum Beispiel Weizen subventioniert, der zur Energiegewinnung angebaut wird! D.h., der Bauer, der dies im Vorhinein anmeldet, bekommt einen relativ hohen Festpreis - aber Firmen, die Grünzeug mähen und dies zu Biogas verarbeiten möchten bekommen keine Förderung - und lassen dann zum großen Teil biogasfähigen Mulchschnitt verrotten! Will heißen, klein geschnittenes Gras und Astabschnitte verrotten an den Hängen usw.

Meiner Ansicht nach sollte es aber heißen:

Weizen in die Hungergebiete, Grünschnitt in die Biogasanlagen!

LG

Harald

[Sapna]

Frauen wie Heidi Klum und die Beckham, sind für mich rote Tücher. Ich meine, die Beckham hat doch Größe 0 erst erfunden. Wer will so eine Frau, frag ich mich? Da trifft doch das Sprichwort: Kein A... und kein Tittchen, sieht aus wie Schneewittchen.
Und die Klum, die im Fernsehen einem sowieso schon magerem Mädchen sagt, sie sei noch zu fett, sowas kotzt mich an. Wenn ich sehe, wie viele Magersüchtige Teens es gibt, die aus dieser Spirale nicht mehr rauskommen.
Was bitte war an einer Marilyn Monroe dick? Sie sah doch gut aus. Sexsymbol noch heute, dafür aber mehr auf den Hüften.
Und unsere deutschen Medien peitschen die Klum hoch ohne Ende. 4 Kinder aber ständig unterwegs. Da lobe ich mir eine Spears, die wenigstens versucht hat Mutter zu sein.

[Amarenakirsche]

Erst mal find ich deinen Text richtig gut. Man hört förmlich die Ironie heraussprudeln und kann sich richtig vorstellen wie das jemand erzählen würde.

Obwohl es so ein ernstes Thema ist, hatte ich an manchen Stellen ein breites Grinsen im Gesicht.

[Traumtänzerin]

Erst einmal: Danke!

Hätte nicht gedacht, dass diese Schreibübung überhaupt Kommentare bekäme. Um ehrlich zu sein, ist der Text eher spontan entstanden (mein Magen hatte geknurrt).

@BN: Hey, da hätte ich eine Schluss-Idee. Was hältst du davon:

Und, wenn man es mal von der makaberen Seite sieht:
Je wohlhabender die westliche Gesellschaft wird, desto dürrer werden ihre Frauen. Bis zum Verhungern.
Ein Paradoxon.

Gut, man könnte es auch als gut gemeintes Engagement für Afrika sehen, sich aus Solidarität auf denselben holocaust-ähnlichen Körperbau zu hungern wie die weniger freiwilligen Mager-Models.

Zum Glück sind wenigstens die Kleinkinder noch nicht auf diesen Gedanken gekommen.
Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich auch schon Neunjährige mit der "Bravo" in Händen zu Tode hungern.
So eine Klinik ist an und für sich doch eine sehr kommunikative Einrichtung. Gleiches Alter, gleiche Interessen.

Hoch lebe unsere spiegelglatte, auf Oberfläche fixierte Gesellschaft.
Womöglich sind wir dem Hunger-Kommunismus (gleicher Hunger für alle!) nicht so fern, wie wir denken.

@Harald: Noch ein interessantes Thema, über das es sich zu reden lohnt. Etwa wie der Rohrzuckeranbau in Brasilien.

@Sapna: Freut mich zu hören, dass es noch weibliche Wesen meiner Altersgruppe (?) gibt, die ähnlich denken wie ich. Schließlich ist eine Persönlichkeit zu sein doch weitaus wichtiger als das Aussehen. Oder täusche ich mich da?

@Amarenakirsche: Vielen Dank für dein Lob.

LG,
Traumtänzerin

[Ralphie]

Als Schreibübung hat es mir bis auf wenige Ausnahmen gefallen.

[Traumtänzerin]

Danke, Ralphie!

Wenn du mir die "wenigen Ausnahmen" noch nennen könntest (vorwiegend den Satzbau etc. betreffend, oder sind sie doch inhaltlich?), würd ich mich freuen.