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duluoz Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 518 Wohnort: Bielefeld
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04.10.2010 21:22 Scherben und Träume von duluoz
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Auf meiner Zeit durch die Reisen sehe ich aus dem Fenster.
Beim Einschlafen merke ich gerade noch, wie der Zug schneller rattert
und sehr viel lauter. Hunderte Beduinen schleichen mit ihren Kamelen der Abendsonne entgegen. Ihre Hinterkopfschreie rutschen zu den Hügeln, draußen im Atlasgebirge.
Bleibe ein paar Tage in der Stadt Tanger, wo ich jeden Morgen auf klapprigen Stühlen sitze und einen Portwein nach dem anderen trinke.
Nachmittags sehe ich, wie die Wörter tropfen, ohne Mord.
Dann schlafe ich wieder ein.
Hinter den roten Backsteinmauern singen und spielen die süchtigen Tagelöhner ihre klagenden Geschichten der letzten hundert Jahre.
Ein Reigen und ein Walzer treffen sich, und verschwinden schnell, um im Chor mit den Vögeln einen Teufelspakt zu schließen.
Schizophren jazzig lispelt mein Fuß und die Rippenunterfläche bleibt trocken liegen.
Aber am meisten zu schaffen macht mir die Zersplitterung ihrer Metallscheibe unterhalb der linken Achselhöhle. Nach jedem Orgasmus flötet diese Frau in so schrillen Tönen, das ich mir minutenlang die Ohren zuhalten muss.
Später sitze ich auf der Toilette und spüre ein Kribbeln, als ob mir fremdartige Frauen die Gebeine auseinanderreißen würden.
Der nächste Schlaf, und die nächste Stadt.
Erschreckt schaue ich auf, beim Waschen des Kopfumwickelten Fleisches. Kratzige Splitter von verrotteten Weinflaschen
fallen aus meinem Gesicht, ins Waschbecken,
Und jetzt pinkelt mir auch noch eine Katze ans Haarlose Bein.
Aus der Ferne höre ich stürmische Winde Kichern, während ein Baby weint.
Irgendwo klingelt ein Telefon. Niemand geht ran.
Überall in der Eisenbahn glotzen mich gelangweilte Kinder an. Sie haben die Schnauze voll, von diesen einfallslosen Märchen und warten mit zerknirschten Gedanken.
Und doch, ein kleiner Junge erinnert sich noch an den fiesen Schneesturm, den ich vor ein paar Jahren erfunden habe.
Am nächsten Bahnhof steige ich aus, und wandere durch eine schimmernde Kristallwüste. Die Sandkörner hier glitzern wie Rohdiamanten.
Im inneren meiner Genitalien brennt eine undurchsichtige Flüssigkeit. An den Zähnen kauende Huren stellen sich bereit. Die Arztpraxis mit all den Röntgengeräten ist schon lange nicht mehr in Betrieb.
Meine Bronchitis bringt mich noch um. Trinke Unmengen von Portwein, und falle in eine silberne Mülltonne.
Die Prostituierten lachen über meine Trunksucht.
Kulleraugen einer schielenden Eule schubsen mich über die Bettkante.
Am anderen Ende vom Griff rutschen die Knochen meines Herrn durch einen Wüstentornado.
...falsche Schuhe...keine Ruhe...das Piano stimmt nicht...
Niemand geht ran. Irgendwo klingelt ein Telefon.
Wenn ich genau hinschaue, sehe ich noch die Ärztekittel in Atombunkern
vermodern. Ein rauschendes Brüllen weckt mich in der Hitze der Nacht.
Im Sand am Strand liegt ein vollbrüstiges Wesen und schreit ebenfalls.
Das Baby hat sich beruhigt und lacht.
Sieben Grillen spielen Polka auf moosbewachsenen Xylophonen.
...Geschichten zerplatzen vor meinem geistigen Auge...in der Mitte durch...
dadurch den Lurch im Lemminge Tal...
Die Anatomie des Menschen ist unerträglich
Weitere Werke von duluoz:
_________________ schreiben ist leben...ohne leben kein schreiben... |
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duluoz Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 518 Wohnort: Bielefeld
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04.10.2010 21:29
von duluoz
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Hallo Sorry, ich hab mich vertan, dieser Text sollte in die Belletristik!
Bitte verschieben.Danke.Duluoz.
_________________ schreiben ist leben...ohne leben kein schreiben... |
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Noelia Pippi
Alter: 38 Beiträge: 1298 Wohnort: Villa Kunterbunt
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04.10.2010 21:34
von Noelia
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Simselabim
die
Pippi
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Akiragirl Dünnhäuterin
Alter: 33 Beiträge: 3632 Wohnort: Leipzig
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07.10.2010 09:09 Re: Scherben und Träume von Akiragirl
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Liebe/r duoloz,
lange habe ich überlegt, ob ich dir etwas zu deinem Text schreiben soll, aber ich fand es nur fair, nachdem ich ihn mehrfach gelesen hatte, dir zumindest eine Rückmeldung zu geben.
Das ist wahrscheinlich eine meiner subjektivsten Kritiken. Ich sehe, dass du prinzipiell handwerklich begabt bist, dass du versucht, ungewöhnliche Formulierungen zu finden und keine Klischees breit zu treten.
Leider geht gerade das in meinen Augen extrem nach hinten los. Dein Text quillt über vor Formulierungen, die unverständlich sind und weder bildhaft noch irgendwie logisch/schlüssig erscheinen.
Das geht gleich zu Beginn los:
duluoz hat Folgendes geschrieben: | Auf meiner Zeit durch die Reisen sehe ich aus dem Fenster. |
Ich verstehe überhaupt nicht, was du mir eigentlich damit sagen willst.
Meinst du "Während meiner Zeit auf Reisen" oder "Während meiner Reise durch die Zeit"? "Auf meiner Zeit durch die Reisen" ergibt für mich einfach keinerlei Sinn
duluoz hat Folgendes geschrieben: | Ihre Hinterkopfschreie rutschen zu den Hügeln |
Was sind Hinterkopfschreie und wie können sie rutschen? Ich verstehe nicht, was du eigentlich damit sagen willst.
duluoz hat Folgendes geschrieben: | Schizophren jazzig lispelt mein Fuß |
Siehe oben - Ich finde keinen Zugang zu deinem Text aufgrund solcher Gebilde, die in meinen Augen keinen Sinn ergeben.
Insgesamt liest es sich eher wie ein Gedicht, das irgendwie in Prosaform gequetscht wurde. Vielleicht finde ich auch deshalb keinen Zugang - ich bin absolut kein Lyriker. Auf mich wirkt der Text unverständlich, ein bisschen "hochtrabend", auf jeden Fall nichts was "Otto-Normalleser" versteht.
Zudem fehlt mir ein bisschen die eigentliche Handlung. Es ist eher eine "Momentaufnahme", Bilder, die mir aber keine emotionale Bindung zu deinem Protagonisten ermöglichen.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu wirr und du verstehst, was ich meine
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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duluoz Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 518 Wohnort: Bielefeld
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07.10.2010 16:39
von duluoz
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Hey Akiragirl.vielen Dank für deinen Kommentar. Als erstes muss ich dir sagen, das ich sehr oft und bewusst oder unbewusst, mich der Logik"normaler"
Literatur entziehe. Es ist einfacher für mich erst mal mit dem Gefühl und meiner Fantasie auseinanderzusetzen, und dann überarbeite ich meine Texte
meistens.
Dieser Text ist tatsächlich eine Momentaufnahme einer Reise in den Siebzigern Kreuz und quer durch Marokko. Diese Reise war in der Tat alles andere als Logisch, und schon gar nicht klar zu definieren.
...auf meiner Zeit durch die Reisen...ist einfach ein Wortspiel, und bedeutet eigentlich nur, das diese Reise völlig Chaotisch, irre und eben nicht normal war. Die Hinterkopfschreie bedeuten, das wenn die Frauen dort anfangen zu "flöten" oder irre laut singen, du meinen könntest, das sie sogar mit dem Hinterkopf singen oder schreien. Auch das mit dem schizophren lispelnden Fuß
ist aus dieser völlig verrückten Situation entstanden, das meine beiden Freunde und ich manchmal tagelang durch Gassen der sandigen und staubigen Gassen gelaufen sind. Wir fühlten, wie unsere Füße anfingen zu singen oder eben " Lispeln".
Auch wenn du nichts oder gar nichts verstanden hast, das passiert mir oft,
hast du den Text mehrmals gelesen, und dich wahrscheinlich an einigen Stellen gewundert, oder geärgert. Es kamen aber Gefühlsregungen, das reicht mir schon, um den Lesern anzudeuten, das es noch etwas anderes gibt als die Bestseller Listen Romane.
Noch mal herzlichen Dank für deinen Kommentar...Best...duluoz
unterwegs waren
_________________ schreiben ist leben...ohne leben kein schreiben... |
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