|
|
Autor |
Nachricht |
ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
|
05.10.2010 11:29 Rezension "Die Tage danach" (ELsa) von ELsa
|
|
|
Und was war davor?
Inko beschreibt hier lyrisch den Verlust des "Ich" und dessen Wiederfinden. Es wirkt sehr biografisch, handelt sich weitgehend um Entwicklung. Was dafür verantwortlich war, dass LI vorübergehend sein Ich verloren hat, weiß der Leser nicht. Es bleibt mir überlassen, das herauszufinden. ENtweder auf Grund des Textinhalts oder eigener Fantasie. Die muss ich hier bemühen, da mir der Text keinen Tipp auf die Art des "Leidens" gibt. Ich tippe auf eine reaktive Depression, ausgelöst durch einen Schicksalsschlag, worauf der Titel Hinweis geben könnte. Man sieht/
liest nur das Nachher. Insofern ist Handlung, Zeit, Ort vorhanden, in denen LI sich eindeutig entwickelt.
Die Form ist offen, dennoch erkenne ich beim Lautlesen durchaus Rhythmus, die Form steht dem Gedicht gut.
- Kann das Gedicht seinen Zweck erfüllen?
Das ist jetzt die Frage für mich. Ehrlich gesagt, ich lese da kaum Hürden, die die positive Entwicklung des LI aufhalten. Und bei diesem Thema hätte ich mit gewünscht, dass es nicht so glatt über die Bühne geht.
Ich denke, es liegt am Mittelteil, in dem mich etwas stört:
Zitat: | Ich bin wieder ich.
Hatte mich verloren-
irgendwo.
Im Dunkel der Empfindungen
konnte ich mich selbst
nicht wiederfinden- | Bis hierher hält sich die Spannung, ich bleibe neugierig dabei, frag mich, wie das enden kann, wenn man sich verloren hat. (Frage auch, wodurch, aber das wird mir nicht beantwortet.
diese Zeile halte ich für sehr problematisch. Sie hat sowas "Heldisches". Ich hätte mir hier mehr Kampf gewünscht (sich zu suchen, sich zu finden. So, wie es da steht, ist es eine Behauptung, mehr nicht. Vielleicht hätte eine Metapher geholfen?
Zitat: | Schmiß nicht alles hin
(schließlich geht es jedem einmal so) | Was bedeutet "nicht alles"? Was alles denn? Und die Herabsetzung des LIs durch den Klammersatz will mir auch nicht recht unter die Augen gehen
Ich hätte da eher den Kampf beschrieben, siehe oben.
Zitat: | Man gab mir eine Hand,
einen Mund und ein Ohr. | Das hier finde ich ausgezeichnet, hier steckt die (in den 3 Zeilen darüber vermisste) Verzweiflung drin, das Hilfesuchende und belohnt werden.
Zitat: | All das brauchte ich für meine Suche nach mir. | Wieder "All das", was genau ist das? nach dem Lesen der 3 kritisierten Zeilen oben scheint ja eh alles so einfach zu sein, sich wiederzufinden? Weil es jedem mal so geht, weil mans nicht hinschmeisst, eh durchhält? Da fehlt mir die Kraft.
Zitat: | Außerdem eine Portion Mut, | Das meine ich eben auch. Nur bedarf es keinem Mut, wenn eh alles so locker geregelt werden kann, siehe oben.
Zitat: | viele lachende Freunde. | Das ist nett. Wobei ich hoffe, das Lachen ist unterstützend gemeint und nicht abwertend
Zitat: | Einige rennen gegen die Wand,
andere hinaus in die Freiheit.
Stück für Stück
durch Nebelwand und Hagelschauer.
Lange Nächte und frühe Morgen.
Dann kam der Horizont.
Umgeben von Mörtel und Muscheln,
lautem Singsang.
ich bin wieder ich. | Diese Passage ist für mich absolut großartig! Und das wäre für mich das Gedicht. Alles davor bräuchte ich überhaupt nicht. Dieser Teil bekäme für mich alle Federn und eine Nominierung.
Liebe Grüße
ELsa
_________________ --
schreiben ist atmen |
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 1 von 1 |
|
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Buch | Buch | Empfehlung | Empfehlung | Buch | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|