einst

[Liluye]

bruder, sage mir
welchen schleier trug
das leuchten vom alten gartenbrunnen
das fahl und formlos
über laubgedeckte wege kroch?

so sage mir
erinnerst, bruder, du
dich noch des heimatlichen herbstes
der flügel aus weinreben trug?
die taschen aus samt und kastanien
gefüllt mit dem dunklen
obst der reife, tropfte
der vorstadtnebel schwer
in die oktoberstille

hörst du noch das lachen
der kinder mit den apfelwangen?

tritt aus dem schatten wie einst
strecke die hand in den wolkenhain
pflücke einen schäumenden pfirsich und koste
ob es noch wie einst schmeckt, tauche
die hände in den nämlichen spiegel
den ich dir einst hinhielt
deine träume zu fangen und deuten
zu lernen und nicht ihre
bleichen phantome

so höre, bruder
meine worte sind opale
in denen sich dein atem widerspiegelt
dein gedächtnis ist mein schicksal
deine antwort richtet nun
den luftgekrönten und seinesgleichen
zu denen du einst dich zählest -

erinnerst du dich?