Versuch einer Rezension zu "Schachparty"

[Jona]

Fehlende Satzzeichen, gerade sie verdeutlichen, dass diese Welt keine Zeit hat, Atem zu holen. Die Punkte erscheinen willkürlich an das Ende einer Zeile gesetzt. Trennen sie doch nur scheinbare Trivialitäten voneinander. Doch auch dies fühlt sich für mich passend an. Denn für die Punkte ist keine Zeit mehr, wenn der Hass sich entlädt.

Der Titel: Vier Bauern, vier Züge und diese Schachpartie ist zu Ende. Keine Figur erscheint auf dem Spielfeld. Oder ist es doch eine Schachparty? Ein Irrwitz ohne Regeln?

Die Verteilung der Rollen: Ein simples Kopftuch als Archetyp des Attentäters. Trägt nicht der Junge auch viel davon in sich?

Der Ort: Es wird eine ruhige, morgendlich verschlafene Strasse als Bild geweckt. Doch ein kleiner Blick auf die Karte von Yad Vashem zeigt, es ist ein Areal mit Parkplätzen vor dem Eingang. Kein Leichenwagen hätte Veranlassung, vorbei zu rollen. Er erscheint als Prophezeiung des Kommenden, doch er ist das falsche Requisit oder es ist der falsche Ort.

Der Schluss: Ob die bisherigen Verletzungen des Jungen eine solche Reaktion auf sein (erneutes) Überleben auslösen können? Sie mit einem "pfeifferauchenden" Nicken zu kommentieren, lässt mich hier etwas sprachlos.

Leider bleibt der Text hinter den fehlenden Satzzeichen. Etwas Hintergrundrecherche, etwas mehr Zeit und der Mut, quer zu denken, hätte zu einem guten Text führen können.

Und Schreibfehler zum Ende lassen das Gefühl aufkommen, der Verfasser hätte sich schon vom Text verabschiedet, bevor er ihn fertig stellte.

liebe Grüsse
Jona

[Nihil]

Hallo Jona!

In dieser Rezension steckt schon einiges drin, was in jedem Kommentar enthalten sein sollte: Wiedergabe, eigene Deutungen, Suche nach Stilmitteln und Bewertung. Ein wenig stichwortartig kommen deine Ausführungen schon daher, was aber erstmal nicht schlimm ist. Auch wenn man eine Liste abhakt und keinen Fließtext schreibt, lassen sich bei guten Rezensenten hilfreiche Tipps darin finden.

Ich möchte gern noch genauer auf deinen Kommentar eingehen:

[Jona]

Danke Nihil, für deine Textkritik.

Gerade Alternativen vorzuschlagen, fällt mir sehr schwer. Hat doch jeder ein ganz anderes Wortbild, eine Sprache, die sehr persönlich klingt. Es wäre, als ob ich einen Pinsel mit Farbe füllen und in einem fremden Bild etwas hinzufügen würde.

Doch ich werde mich um Präzision bemühen.

Gruss zurück
Jona

[Nihil]

Hallo Jona,
mit deiner Malereimetapher hast du natürlich schon recht. Aber es geht ja nicht darum, ganze Metaphern durch eigene zu ersetzen. Manchmal hilft schon eine andere Satzstellung weiter. Und der Autor wird selbst schon genau wissen, was er von deinen Ratschlägen umsetzt, und was nicht. :)

Aber es freut mich natürlich, dass meine Anmerkungen dir weiterhelfen konnten.

Gruß,
Nihil