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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig euphemist


 
 
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Moonlight-1
Leseratte
M


Beiträge: 123



M
Beitrag16.09.2010 07:26
euphemist
von Moonlight-1
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

euphemist



ich bin
der euphemist
vor mir
tote gesichter


mein sinnbild
es fleht
suizidiere
alle keuschheit


ich berühre
mit verrückung
meine knechte
die verschorften


dein blick
er flüstert
krönt meine
sternenkinder


meine furcht
ist schon
lange vor
mir geflohen


ich versenke
die liebe
triebe der
nekrophilie



© Moonlight 2010



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duluoz
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beiträge: 518
Wohnort: Bielefeld


Beitrag16.09.2010 09:47

von duluoz
Antworten mit Zitat

DAS IST LITERATUR des einundzwanzigsten Jahrhundert, mit aller Schwärze
Fantasie und Ver rücktheit, die die Kultur heute so dringend braucht. KLASSE!
beste Grüße duluoz


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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5002
Wohnort: Berlin


Beitrag16.09.2010 10:07

von Nina
Antworten mit Zitat

also mich lässt es etwas ratlos zurück, dieses gedicht. hm.
muss es vielleicht noch zwölfmal lesen. zweimal hab ich
schon.  Smile


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Nemo
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Alter: 38
Beiträge: 963
Wohnort: Dresden
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Beitrag16.09.2010 11:03

von Nemo
Antworten mit Zitat

Hallo,

das ist in der Tat Lyrik des 21. Jahrhunderts, einem Jahrhundert, in welchem die Lyrikbände wie Ziegelsteine in den Regalen der Buchhandlungen liegen. Sprachlich findet man hier wenig Finesse - besonders die erste Strophe ist so dermaßen unlyrisch), das Erzählte steigt nicht in die Tiefe hinab, die das Thema zulässt. Wo ist denn der angekündigte Beschöniger, der Euphemist? Die Sinnbilder (?) flehen, die Gesichter sind tot, Keuschheit wird suizidiert (in - meiner Meinung nach - grundloser Missachtung der Intransitivität des Verbs), die Knechte sind verschorft und zuletzt wird noch die psychische Befindlichkeit unbeschönigt mit klaren Worten diagnostiziert. Dabei ließe eine solche Psyche eben mit dem Element der Beschönung große Tiefe zu; insofern könnte die Idee thematisch etwas Spannendes zutage fördern, aber dieses Gedicht bleibt für mich weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Ein Beschöniger wird sich vielleicht einreden, den Toten nochmals Leben einzuimpfen, oder glauben, ein Lächeln in den Gesichtern zu sehen, die Schönheit in der vornehmen Blässe, die Reglosigkeit als liebevolles Einverständnis deuten. Nur in dieser Strophe wird dieses Potential angedeudet:
Zitat:
dein blick
er flüstert
krönt meine
sternenkinder

Aber der flüsternde Blick ist leider auch für mich recht abgegriffen.

Zitat:
ich versenke
die liebe
triebe der
nekrophilie

Hier scheint mir das Gesagte mehrdeutig, aber missverständlich: Das Versenken der Liebe - so man von einem männlichen Erzähler ausgeht - mag tatsächlich eine euphemistische Umschreibung für den Akt einer geschlechtlichen Vereinigung sein. In diesem Falle aber passt es nicht, weil Nekrophilie als - so sagt es auch der Erzähler selbst - Trieberscheinung auftritt. Wenn schon, dann muss der Erzähler seine Triebe konsequent als Liebe umdeuten, was er aber durch die trockene Selbstdiagnose der triebhaften Nekrophilie nicht tut. Natürlich lässt der Text noch die Möglichkeit offen, dass die Liebe bildlich versenkt wird, etwa in einem Grab etc. in dem Sinne, dass sie beseitigt wird; dann ist der Text zwar konsequent, aber flach und eben nicht euphemistisch.

Zitat:
meine furcht
ist schon
lange vor
mir geflohen

Das ist eine Strophe, die mir gut gefallen hat, nicht weil sie von besonders lyrischer Sprache wäre (im Gegenteil, das Vokabular ist recht einfallslos), aber mir gefällt die Mehrdeutigkeit des "vor mir" was einerseits eine temporale Bedeutung und andererseits eine kausale Bedeutung haben kann.

Im Ganzen aber scheint mir das Gedicht nicht ausgereift; es hat sprachlich und inhaltlich nicht die Grenzen seiner Möglichkeiten erreicht. Besonders die sprachliche Aufarbeitung des Themas ist der Wirkung abträglich, denn ein Euphemist würde wortreich das Schreckliche ins Schöne wandeln - aber diese abgehakte, kantige Syntax (keine Angst vor Strophen mit mehr als acht Wörtern, Satzzeichen und der Großschreibung: Ein Autor muss erzählen wollen!) lässt dem lyrischen Ich gar keinen Raum, um wirklich ein Euphemist zu werden.

Nichts für ungut, beste Grüße
Nemo


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Moonlight-1
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Beiträge: 123



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Beitrag16.09.2010 14:59

von Moonlight-1
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duluoz,
vielen Dank für deine Worte.


Nina,
vielen Dank fürs lesen ....die zehn mal schaffste doch noch.


Nemo,
vielen Dank für deine Textanalyse,vielleicht kannste mir noch ein paar Vorschläge machen damits besser wird.


LG
Moonlight


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Moonlight-1
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Beitrag16.09.2010 15:36

von Moonlight-1
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Nina,

ich helf dir auf die Sprünge (aber nicht  rummeckern es ist ein sehr böses Gedicht)...........

.......es ist ein Nekrophiler der die Sternenkinder(Totgeburten)..........,redet sich aber als Euphemist  seine Triebe und seine Perversionen schön.

LG
Moonlight


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Moonlight-1
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Beiträge: 123



M
Beitrag19.09.2010 14:59

von Moonlight-1
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Hallo an alle,
ich würde mich freuen wenn noch ein paar kreative Vorschläge kommen.  Idea



LG
Moonlight


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Nemo
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Beitrag21.09.2010 11:18

von Nemo
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Hallo Moonlight-1,

weil Du nach Vorschlägen fragtest:
Der erste Schritt wäre, die Ich-Perspektive aufzugeben. Die Ich-Perspektive lässt es nicht konsequent erscheinen, dass der Erzähler mit dem Anspruch auftritt, ein Beschöniger zu sein, aber andererseits alles andere als beschönigend berichtet, letztlich sogar seine Triebe trocken und unverblühmt als Nekrophilie diagnostiziert. Aus der Perspektive eines Beschönigers müsste konsequent alles Schreckliche umgedeutet werden, was er aber nicht tut - entsprechende Stellen habe ich in meinem ersten Posting bereits skizziert. Im schlimmsten Fall wird ein Kritiker sagen, das lyrische Ich ist unglaubhaft, weil der Autor sich zwar bemüht hat, eine fremde Psyche nachzuvollziehen, sie ihm letztlich aber verschlossen bleibt, womit sein Projekt scheitert. Wenn Du die Ich-Perspektive beibehalten willst, dann frage Dich, was ein Nekrophiler daran schön findet, wenn er tut, was er tut. Das ist nicht Tod, verschorfte Leichen, Flehen, Knechtschaft, Furcht und Trieb. Das sind Worte für die Nekrophilie, die ein Außenstehender dafür verwenden würde; ein Nekrophiler jedoch wird einen anderen Blick ausgeprägt haben und sein Handeln als das Normalste, vielleicht sogar das Schönste der Welt betrachten (Wenn ihm seine soziale Umwelt nicht ihre Deutung des Krankhaften aufzwingt; aber jetzt wird's kompliziert). Die aufgeführten Worte dürften vermutlich in seiner Beschreibung des Geschehens nicht auftreten. Aber wie dann den Inhalt dem Außenstehenden verständlich machen? Darum mein Rat: Weg mit der Ich-Perspektive.

Besten Gruß
Nemo


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Nina
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Wohnort: Berlin


Beitrag21.09.2010 11:32

von Nina
Antworten mit Zitat

Moonlight-1 hat Folgendes geschrieben:
Hallo Nina,

ich helf dir auf die Sprünge (aber nicht  rummeckern es ist ein sehr böses Gedicht)...........

.......es ist ein Nekrophiler der die Sternenkinder(Totgeburten)..........,redet sich aber als Euphemist  seine Triebe und seine Perversionen schön.

LG
Moonlight


hallo frau moonlight,

in der tat: mit deiner deutung ist es so, als hättest du die worte für mich
geöffnet. nein, die bilder, entstanden durch die worte.
und doch ... ich muss es noch öfter lesen. wenn ein gedicht erst erklärt
werden muss, hm. ich weiß nicht, ob ich selbst dahinter gekommen wäre,
müssig nun darüber nachzudenken.
jedenfalls ... sobald es mich verlangt, noch etwas zum gedicht zu sagen,
werde ich es tun. (schöner, schräger satz. *gg*).

lg
nina

nemo: tolle rezension!


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Moonlight-1
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Beitrag21.09.2010 14:17
euphemist
von Moonlight-1
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Hallo Nemo,
danke für die Hilfe ich werde es versuchen. Wink



Hallo nina,
danke für deinen Kommentar.Very Happy



LG
Moonlight


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Moonlight-1
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Beiträge: 123



M
Beitrag21.09.2010 14:20
euphemist
von Moonlight-1
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ein Anfang,


euphemist


er  ist
der euphemist
vor  ihm
tote gesichter


sein sinnbild
es  fleht
suizidiere
alle keuschheit


er  berührt
mit verrückung
seine knechte
die verschorften


seine  blicke
sie  flüstern
krönt meine
sternenkinder


seine furcht
ist  schon
lange  vor
ihm geflohen


er  versenkt
wunde liebe
triebe der
nekrophilie


© Moonlight 2010


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