Wie kann eine Rezension aussehen?

[Nihil]

Hier bekommt ihr zwei Vorlagen mit Punkten, die in einer Rezension auftauchen können, aber nicht müssen. Es ist nicht automatisch diejenige Rezension die beste, die alle Punkte einen nach dem anderen abhakt. Nehmt diese Muster als Hilfestellung und Anregung und schaut auch nach, auf welche Punkte ihr bislang eher weniger Rücksicht genommen habt.

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Rezensionsraster für Gedichte

1) Thema

1.1) Handlung, Ort und Zeit
- W-Fragen klären
- innere , äußere oder gar keine Handlung? Ballade? Ist überhaupt eine Entwicklung erkennbar? (in dem Fall: Kriterien für Geschichten beachten)
- Perspektive (Lyrisches Ich oder dritte Person? Biografisches Gedicht? Adressat? Perspektivwechsel?)

1.2) Art des Themas
- Verarbeitung eines bestehenden Themas oder Motivs? (Mythologie, andere Literatur, andere Medien; Einarbeitung gelungen?)
- Gefühlslyrik, Gedankenlyrik, Naturlyrik, o. Ä. ?
- relevantes, neuartiges Thema oder ein schon häufig dagewesenes?


2) Form

2.1) Metrik und Rhythmus
- Text laut lesen, um das Versmaß zu erfassen
- Metrik (konstant, gebrochen, kein Metrum, Zäsuren, männliche und weibliche Kadenzen)
- Rhythmus (Stakkato, fließend, mit Versende abschließend, Enjambements)
- Wird das Metrum mühelos durchgehalten oder helfen Füllwörter aus?

2.2) Reimschema
- Art (Kreuzreim, Paarreim, umarmender Reim, keine Reime, Binnenreime, Assonanzen)
- Qualität (Naheliegende oder originelle Reime? Geben sie den Inhalt des Gedichtes vor?)

2.3) Strophik
- Anzahl von Strophen und Versen
- Besondere Vers- oder Gedichtformen erkennbar? (z. B. Sonett, Romanze, Alexandriner, Hexameter, etc.)

2.4) Relevanz
- besondere Strukturen erkennbar? (Wiederholungen, Abfolgen, Verknüpfungen; z.B. Meister-Sonett eines Sonettkranzes, Paul Celans Todesfuge)
- Lässt sich ein Bezug der Form auf den Inhalt feststellen oder ist sie Selbstzweck? Wird überhaupt Wert auf sie gelegt?


3) Sprache

3.1) Stil
- Rechtschreib- oder Grammatikfehler?
- Sprechweise (Altehrwürdig oder Slang? Sind Wortfelder erkennbar? Wortwiederholungen? Einheit oder Kontrast? Chronologische Abfolge oder Gedankensprünge? Klischee-Formeln oder Originalität?)
- Klang (weiche oder harte Konsonanten, dunkle oder helle Vokale, Stabreime, Anaphern, Musikalität oder Prosa-Sprache?)

3.2) Tropik (Stilmittel)
- Bildhaftes (Metaphern, Vergleiche, Allegorien, Symbole, Personifikationen, etc.)
- Syntaktisches (Chiasmus, Parallelismus, Parenthese, Zeugma, etc.)
- Inhaltliches (Wiederholungen, Paradoxon, Oxymoron, Pleonasmus, Metonym, Euphemismus, Hyperbel, etc.)
- Sind die Stilmittel in sich stimmig? Gibt es zu viele? Sind sie an den richtigen Stellen platziert?

3.3) Relevanz
- Interessante Sprache oder langweilige, häufig benutzte Wendungen?
- Lässt sich ein Bezug der Sprache auf den Inhalt feststellen oder ist sie Selbstzweck? Wird überhaupt Wert auf sie gelegt?


4) Fazit

4.1) Einschätzung
- Lässt sich eine Aussage erkennen? (politisch, biografisch, gesellschaftlich)
- Kann das Gedicht seinen Zweck erfüllen? (Anregung zum Nachdenken, Unterhaltung, Aufzeigen von bestimmten Zuständen?)
- Lassen sich Inhalt, Form und Sprache aufeinander beziehen oder gibt es keine Verbindungen? Wird auf einen der drei Punkte besonderer Wert gelegt? Gibt es ein Ungleichgewicht?
- Ist die Umsetzung des Themas gelungen? Ist das Gedicht originell oder nichts sagend?
- Überwiegen eher positive oder negative Kritikpunkte?

4.2) Verbesserungsvorschläge
- Sandwich-Prinzip: Lob, Tadel, Lob
- konkrete Beispiele aufzeigen
- die eigene Meinung nicht absolut finden

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Rezensionsraster für Prosa

1) Thema

- Wurde ein interessantes Thema gewählt?
- Hat es Relevanz?
- Ist das Thema getroffen?


2) Dramaturgie

2.1) Einstieg
- Überschrift (Treffend, Interesse weckend, nicht zu viel vorwegnehmend?)
- Eröffnung (Wird Spannung erzeugt? Gibt es einen „Hook“?)

2.2) Plot
- Handlung (Glaubwürdigkeit, innere Logik, Brüche, innere oder äußere Handlung; Klischee oder originell?)
- Konflikt (Vorstellung und Lösung)
- Ende (Auflösung oder offenes Ende? Befriedigend? Überraschend? Zum Weiterdenken anregend?)
- Rückblenden, Nebenhandlungen, unverknüpfte Fäden, offene Fragen?

2.3) Aufbau
- Spannungsbogen (Einleitung; Frequenz der Höhepunkte/Tiefpunkte; Abschluss)
- Tempo (Zielgerichtetheit: hohes Tempo, Ausschmückung: ruhiges Tempo; Wechsel; Veränderung)
- Proportionen (Häufigkeit des Szenenwechsels, Schwerpunkt der Erzählung (Schauplatz, Charakter))
- Gelingt die Einführung von Informationen? Geschieht sie unauffällig oder werden zu viele (störende) Fakten auf einmal genannt?


3) Charaktere

3.1) Figuren
- Detailreichtum (Aussehen, Psyche, Umfeld, Besonderheiten (Macken, Talente, Krankheiten, etc.))
- Motive und Ziele (Was wollen die Figuren erreichen? Und wie? Treibt sie ein innerer Konflikt?)
- Glaubwürdigkeit (lebensnahe Personen, Kunstfiguren, Stereotype)
- Entwicklung (Hat sich die Figur am Ende in irgendeiner Form verändert? Hat sie ihre Ziele erreicht?)

3.2) Beziehungen
- Konflikte (Welche Figuren bekämpfen sich (Protagonist und Antagonist)? Welche stehen sich nah? Gibt es Lösungen oder neue Probleme?)
- Auftritte (Welche Figuren begegnen sich? Gibt es Gruppen oder interagiert jeder mit jedem? Welche Begegnungen sind besonders wichtig?)

3.3) Dramatis Personae
- Anzahl der Personen insgesamt (Verhältnis Haupt-, Neben- und Randcharaktere; zu viele? zu wenig?)
- Unterscheidbarkeit (Namen, Individualität)
- Sinnhaftigkeit (Sind alle Charaktere für die Geschichte notwendig? Wäre eine andere Figur in einem bestimmten Kontext besser gewesen?)


4) Sprache

4.1) Form
- Rechtschreibungsfehler?
- Grammatikfehler?
- übersichtliche Gliederung?

4.2) Stil
- Verständlichkeit (Klarer Satzbau, treffende Wortwahl, keine rapiden Gedankensprünge)
- Abwechslung (Satzbau: kein Telegrammstil, keine Wortlabyrinthe; Wortwahl: keine Wiederholungen; Inhalt: keine Redundanz; sparsamer Einsatz von Adjektiven, Adverbien und Partizipien?)
- Sprechweise (Sachlich oder verblümt? Gehobene Sprache oder Slang? Originelle Stilmittel oder Klischees? Bevorzugte Wortgruppen? Entsprechen sich Inhalt und Sprache?)
- Atmosphäre (Werden Dinge gezeigt, statt nur behauptet? Werden alle Sinne angesprochen? Werden Umgebung und Zeit lebendig?)

4.3) Perspektive
- Erzähler (Ich-Erzähler oder dritte Person; neutral, personal oder auktorial?; Bleibt die Erzählweise konstant oder wechselt sie (Tagebucheinträge, Briefe, unbeabsichtigte Wechsel)?
- Figurensicht (Wird die Perspektive einer Figur durchgehalten oder springt der Erzähler hin und her?)
- Dialoge (Redet jede Figur ihrer Persönlichkeit entsprechend oder klingen alle Figuren gleich? Sind sie authentisch, lebensnah? Werden Dialekt, Soziolekt und Psycholekt verwendet?)


5) Fazit

5.1) Einschätzung
- Welche Prämisse liegt dem Werk zugrunde?
- Für welche Zielgruppe könnte der Text geschrieben sein? Hat der Autor sie erreicht?
- Weist der Text über die Handlung hinaus? Gibt es eine Meta-Ebene, über die es sich nachzudenken lohnt?
- Überwiegen positive oder negative Kritikpunkte?

5.2) Verbesserungsvorschläge
- Sandwich-Prinzip: Lob, Tadel, Lob
- konkrete Beispiele aufzeigen
- die eigene Meinung nicht absolut finden