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Alltagsgeier


 
 
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Alasta
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 15
Wohnort: Hannover


Beitrag05.09.2010 19:57
Alltagsgeier
von Alasta
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe mich mal an einer Kurzgeschichte versucht. Ich bitte um Kritik.

Alltagsgeier

Dreißig Sekunden. Das wird knapp, dachte ich. Es stand einiges auf dem Spiel. Eben noch hatte ich in aller Ruhe mein Fahrrad angeschlossen und dann einen vorsichtigen Blick auf meine Uhr gewagt. Zeit falsch eingeschätzt. Ich hörte das Warnsignal zum Schließen der Tür. Ein letzter Sprint und ich war drin.
Die Deutsche Bahn ist mit Schuld daran, dass mein morgendliches Gemüt einen Schlag in die Magengrube bekommt. Aber noch mehr Schuld daran ist seit geraumer Zeit ein Junge. Gegen ihn hätte ich ja nichts einzuwenden, wenn er mich nicht jeden Morgen mit einem zehnminütigen Redeschwall mit Kaugummiverstärkung terrorisieren würde. Jeden Montag erzählt er von James Bond, jeden Dienstag von seiner Lehrerin in Biologie. Du kommst dir vor wie in einem Karussell, alles um dich herum dreht sich und verschwimmt zu unverständlichen Worten. Dann bekommst du Atemnot und ertrinkst in einem verbalen Ozean.
„Nächster Halt Bad Nenndorf“, sagte eine verzerrte Frauenstimme. „Ausstieg in Fahrtrichtung rechts!“
Wir mussten aussteigen, doch ich wäre gern im Zug geblieben. Ein Blick zur Seite genügte, um mich nach Luft schnappen zu lassen. Wen ich dort sah, kannst du dir bestimmt denken. Rotes Haar, gesenkter Blick, unrasierter Bart. Das fällt mir immer als erstes an ihm auf. Dann hob er seinen Kopf leicht an und fasste mich ins Visier. Ich war seine Beute, die er offenbar für begrüßungswürdig hielt. „Morgen…“
Was ist an mir so interessant? Da stiegen doch noch so viele andere Schüler mit uns aus…
„Muss heute mein Sportreferat halten. Über Skifahren“, fing er an.
„Ja.“
„Das macht voll Bock. Aber meine Lehrerin hat so einen Schaden!“ prustete er los und zeigte mir sein Kaugummi.
„Okay.“
„Ja… Wen hast du in Sport?“
„Deine Mutter.“
Ich sehnte mich jetzt nach Ohrenschützern, da sein schmalziges Gelächter immer lauter wurde. Er wollte wissen, was ich gleich hätte.
„Kennst du meinen Stundenplan nicht schon auswendig?“ gab ich zur Antwort und starrte demonstrativ geradeaus. Nur noch fünf Minuten bis zum Schulgebäude…
„Hast du gestern ‚Stirb an einem anderen Tag‘ gesehen?“
„Nein.“
Dann beschrieb er enthusiastisch eine Szene aus ‚Stirb an einem anderen Tag‘. Manchmal machte er eine kleine Pause und kicherte. Ich mag allerdings keine Leute, die über ihre eigenen Witze lachen. Daher wurde es mir zu viel und ich beschloss etwas klarzustellen.
„So Kumpel, jetzt pass mal gut auf. Du merkst es offenbar nicht, aber ich kann dich nicht ab und will nichts mit dir zu tun haben. Verpiss dich!“
„HAHAHAHA, der war gut!“
„Das war aber ernst gemeint…“
„Erzähl mir noch einen“, meinte er ganz begeistert.
Ich hatte nicht den Eindruck, dass meine Aufforderung zu ihm durchgedrungen war. Oder er war einfach nur schwul und stand auf mich.
Wir Menschen sind schließlich alle soziale Wesen und sehnen uns nach Zuneigung. Ich bin keine Ausnahme. Doch an diesem Morgen hatte ich eine Abneigung dagegen. Ich wollte aus diesem Käfig ausbrechen. Aus Eigennützigkeit. Kein Mitleid mehr, kein 007 mehr. Eine Antilope entkommt einem verhungernden Löwen. Größe ist, sich an erster Stelle selbst zu lieben.

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Zeth Jin
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 141



Beitrag06.09.2010 01:55

von Zeth Jin
Antworten mit Zitat

Alltagsgeier (würde Alltagslöwen oder so nicht besser passen nach deinem Vergleich zum Ende hin?)

Dreißig Sekunden. Das wird knapp, dachte ich. Es stand einiges auf dem Spiel (Was stand auf dem Spiel?) . Eben noch hatte ich in aller Ruhe mein Fahrrad angeschlossen und dann einen vorsichtigen Blick auf meine Uhr gewagt. Zeit falsch eingeschätzt. Ich hörte das Warnsignal zum Schließen der Tür. Ein letzter Sprint und ich war drin. (find ich persönlich ein bisschen zu unspannend, ich kenn solche Sprints selber, wie viele hier wohl auch, da ist das schweißnasse t-shirt, der panische Blick auf die Bahnhofsuhr die gnadenlos den Sekundenzeiger weitertreibt. usw)
Die Deutsche Bahn ist mit Schuld daran, dass mein morgendliches Gemüt einen Schlag in die Magengrube bekommt. Aber noch mehr Schuld daran ist seit geraumer Zeit ein Junge. Gegen ihn hätte ich ja nichts einzuwenden, wenn er mich nicht jeden Morgen mit einem zehnminütigen Redeschwall (mit Kaugummiverstärkung > das er gerne Kaugummi kaut erfahre ich noch später wink ) terrorisieren würde. Jeden Montag erzählt er von James Bond, jeden Dienstag von seiner Lehrerin in Biologie. Du kommst dir vor wie in einem Karussell, alles um dich herum dreht sich und verschwimmt zu unverständlichen Worten. Dann bekommst du Atemnot und ertrinkst in einem verbalen Ozean.
„Nächster Halt Bad Nenndorf“, sagte eine verzerrte Frauenstimme. „Ausstieg in Fahrtrichtung rechts!“ (Ich fühle mich als wenn ich in der Bahn stehe; bis auf die Kaugummiverstärkung sehr gute Stelle)
Wir mussten aussteigen, doch ich wäre gern im Zug geblieben (Warum? Kommt nach der Haltestelle ein Ort an dem er gerne hinfährt oder will er dem Typen nur aus dem Weg gehen? Wenn er ihm nur aus dem Weg gehen will, finde ich die Stelle unnötig). Ein Blick zur Seite genügte, um mich nach Luft schnappen zu lassen. (Wen ich dort sah, kannst du dir bestimmt denken. Würde ich streichen) Rotes Haar, gesenkter Blick, unrasierter Bart. Das fällt mir immer als erstes an ihm auf. Dann hob er seinen Kopf leicht an und fasste mich ins Visier. Ich war seine Beute, die er offenbar für begrüßungswürdig hielt. „Morgen…“
Was ist an mir so interessant? Da stiegen doch noch so viele andere Schüler mit uns aus…
„Muss heute mein Sportreferat halten. Über Skifahren“, fing er an.
„Ja.“
„Das macht voll Bock. Aber meine Lehrerin hat so einen Schaden!“ prustete er los und zeigte mir sein Kaugummi.
„Okay.“
„Ja… Wen hast du in Sport?“
„Deine Mutter.“
Ich sehnte mich jetzt nach Ohrenschützern, da sein schmalziges Gelächter immer lauter wurde. Er wollte wissen, was ich gleich hätte.
„Kennst du meinen Stundenplan nicht schon auswendig?“ gab ich zur Antwort und starrte demonstrativ geradeaus. Nur noch fünf Minuten bis zum Schulgebäude…
„Hast du gestern ‚Stirb an einem anderen Tag‘ gesehen?“
„Nein.“
Dann beschrieb er enthusiastisch eine Szene aus ‚Stirb an einem anderen Tag‘. Manchmal machte er eine kleine Pause und kicherte. (Ich mag allerdings keine Leute, die über ihre eigenen Witze lachen. An dieser Stelle hätte ich einen seiner bescheuerten Witze als Beispiel eingefügt um noch stärker zu verdeutlichen, dass dein Protagonist solche Leute einfach nicht ausstehen kann und ihm so die Hutschnur platzt) Daher wurde es mir zu viel und ich beschloss etwas klarzustellen.
„So Kumpel, jetzt pass mal gut auf. Du merkst es offenbar nicht, aber ich kann dich nicht ab und will nichts mit dir zu tun haben. Verpiss dich!“
„HAHAHAHA, der war gut!“ (das HAHAHAHA war gut, ich konnte mir das nervige Gekackere richtig schön vorstellen Razz)
„Das war aber ernst gemeint…“ (Wäre es nicht besser gewesen, wenn der Protagonist ein wenig aufbrausender gehandelt hätte? Das klingt als ob er sich nicht wehren könnte da fehlt mir ein bisschen Aktion in dem Konflikt. Erst will er was klarstellen, im nächsten Satz ist er das kleine Mädchen was klein beigibt und noch was von eigenem Willen stammelt...)
„Erzähl mir noch einen“, meinte er ganz begeistert.
Ich hatte nicht den Eindruck, dass meine Aufforderung zu ihm durchgedrungen war. Oder er war einfach nur schwul und stand auf mich.
Wir Menschen sind schließlich alle soziale Wesen und sehnen uns nach Zuneigung. Ich bin keine Ausnahme. Doch an diesem Morgen hatte ich eine Abneigung dagegen. Ich wollte aus diesem Käfig ausbrechen. Aus Eigennützigkeit (Eigennutz). Kein Mitleid mehr, kein 007 mehr. Eine Antilope entkommt einem verhungernden Löwen. Größe ist, sich an erster Stelle selbst zu lieben. (Ich will dir die Pointe nicht versauen aber ist "Größe ist, sich an erster Stelle selbst lieben zu können." nicht angebrachter?)

Ich hoffe ich konnte helfen wink
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airliner_747
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 66
Beiträge: 316
Wohnort: Frankfurt am Main


Beitrag06.09.2010 08:53
Re: Alltagsgeier
von airliner_747
Antworten mit Zitat

Moin Alasta,

mir ist nicht ganz klar geworden, was Du dem Leser mit dieser Geschichte sagen willst?
Es plätschert vor sich hin.
Alltagsgeplänkel zwischen zwei Schülern.
Eine ganz alltägliche Situation.

Alasta hat Folgendes geschrieben:
Dreißig Sekunden. Das wird knapp, dachte ich. Es stand einiges auf dem Spiel. Eben noch hatte ich in aller Ruhe mein Fahrrad angeschlossen und dann einen vorsichtigen Blick auf meine Uhr gewagt. Zeit falsch eingeschätzt. Ich hörte das Warnsignal zum Schließen der Tür. Ein letzter Sprint und ich war drin.

Den Einstig fand ich gut. Du hast eine gewisse Spannung aufgebaut. Es hat mich neugierig gemacht, auf das, was noch passiert.
Aber leider - da kam nix mehr.

Alasta hat Folgendes geschrieben:
Die Deutsche Bahn ist mit Schuld daran, dass mein morgendliches Gemüt einen Schlag in die Magengrube bekommt.

Woran ist die DB schuld? Ausnahmsweise war die Bahn offensichtlich pünktlich. Wenn sich Dein Prota abhetzen muss, kann doch die Bahn nichts dafür. Wenn sie eine halbe Stunde Verspätung hätte, das wäre ein Grund.

Alasta hat Folgendes geschrieben:
Aber noch mehr Schuld daran ist seit geraumer Zeit ein Junge. Gegen ihn hätte ich ja nichts einzuwenden, wenn er mich nicht jeden Morgen mit einem zehnminütigen Redeschwall mit Kaugummiverstärkung terrorisieren würde. Jeden Montag erzählt er von James Bond, jeden Dienstag von seiner Lehrerin in Biologie.

Ich dachte, dass der Junge den Prota bereits im Zug vollmüllt. Der tritt aber erst nach dem Aussteigen in Erscheinung. Das solltest Du verdeutlichen.

Alasta hat Folgendes geschrieben:
Du kommst dir vor wie in einem Karussell, alles um dich herum dreht sich und verschwimmt zu unverständlichen Worten. Dann bekommst du Atemnot und ertrinkst in einem verbalen Ozean.

Diese Stelle fand ich gut geschrieben.

Alasta hat Folgendes geschrieben:
Wir mussten aussteigen, doch ich wäre gern im Zug geblieben. Ein Blick zur Seite genügte, um mich nach Luft schnappen zu lassen. Wen ich dort sah, kannst du dir bestimmt denken.

Wer ist wir? Alles deutet immer noch daraufhin, dass der Schwätzer gemeint ist. Erst im nächsten Satz wird klar, dass er gar nicht im Zug war.

Alasta hat Folgendes geschrieben:
„Okay.“
„Ja… Wen hast du in Sport?“
„Deine Mutter.“

Wer fragt hier wen? Und was hat die Mutter (wessen Mutter) mit der ganzen Sache zu tun?


Alasta hat Folgendes geschrieben:
Ich hatte nicht den Eindruck, dass meine Aufforderung zu ihm durchgedrungen war. Oder er war einfach nur schwul und stand auf mich.

Eine etwas dürftige Schlussfolgerung.

Alasta hat Folgendes geschrieben:
Wir Menschen sind schließlich alle soziale Wesen und sehnen uns nach Zuneigung. Ich bin keine Ausnahme. Doch an diesem Morgen hatte ich eine Abneigung dagegen. Ich wollte aus diesem Käfig ausbrechen. Aus Eigennützigkeit. Kein Mitleid mehr, kein 007 mehr. Eine Antilope entkommt einem verhungernden Löwen. Größe ist, sich an erster Stelle selbst zu lieben.

Mitleid? Dein Prota hatte doch kein Mitleid mit dem Jungen. Im Gegenteil er war nur genervt von dessen Geschwafel. Die letzten beiden Sätze sind zu philosophisch, als dass sie zu den Gedanken eines Jugendlichen passen würden.


Die Idee zu der Geschichte fand ich gar nicht einmal so schlecht.
Ist aber verbesserungswürdig.
Das kommt insgesamt etwas zu dünn herüber.
Du könntest die Figuren noch etwas deutlicher zeichnen und aktiver werden lassen.
Insgesamt ausbaufähig.

Liebe Grüße
Jürgen


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Ein großer Mensch ist, wer sein kindliches Herz nicht verliert (chin. Philosoph Mencius)
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Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben. (George Bernhard Shaw)
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Sun Wukong
Geschlecht:männlichEselsohr
S

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S
Beitrag06.09.2010 11:26

von Sun Wukong
Antworten mit Zitat

Morgen Alasta und Airliner,
Zitat:
„Okay.“
„Ja… Wen hast du in Sport?“
„Deine Mutter.“
Zur Klärung, dass ist ein sich schon etwas länger im Umlauf befindender Insiderwitz aus den USA, Hiphopszene glaub ich.
Und dass war auch die Stelle im Text, die ich wirklich lustig fand. Ist zwar wie gesagt nicht mehr so taufrisch, aber ich hatte nicht damit gerechnet, ist auch gut in einen glaubwürdigen Dialog eingebaut.

Ansonsten: ja, die ersten Sätze machen wirklich neugierig. Dann flaut es etwas ab. Aber da sind schon ein paar schöne Alltagsbeobachtungen drin und auch dass der Protagonist sein Verhalten reflektiert gefällt mir. Hab aber im Moment keine Idee, womit man den Text noch aufpeppen könnte. Vielleicht müsstest du dich für eine Richtung entscheiden, ob der Text eher noch mehr auf Witz oder auf Alltagsbeobachtung aus ist.

Grüße, K.
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Alasta
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 15
Wohnort: Hannover


Beitrag06.09.2010 23:34

von Alasta
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ahoi, Autoren.

Zuerst einmal bedanke ich mich für eure Kritik. Ihr habt mir auf jeden Fall weitergeholfen. Schön, dass euch ein paar Stellen gefallen haben, ich hatte schon schlimmeres befürchtet.

An Zeth Jin:

Zitat:
Dreißig Sekunden. Das wird knapp, dachte ich. Es stand einiges auf dem Spiel (Was stand auf dem Spiel?) .


Du hast Recht, der Satz lässt zu viele Unklarheit. Gemeint war natürlich, dass der Protagonist den Zug womöglich hätte verpassen können.

Zitat:
Eben noch hatte ich in aller Ruhe mein Fahrrad angeschlossen und dann einen vorsichtigen Blick auf meine Uhr gewagt. Zeit falsch eingeschätzt. Ich hörte das Warnsignal zum Schließen der Tür. Ein letzter Sprint und ich war drin. (find ich persönlich ein bisschen zu unspannend, ich kenn solche Sprints selber, wie viele hier wohl auch, da ist das schweißnasse t-shirt, der panische Blick auf die Bahnhofsuhr die gnadenlos den Sekundenzeiger weitertreibt. usw)


Ich hatte diesen Abschnitt ursprünglich auch etwas detaillierter gehabt. Aber dann dachte ich, dass es für eine Kurzgeschichte vielleicht zu genau wäre und deshalb zu lang. Aber es würde schon mehr Atmosphäre erzeugen, das stimmt.

Zitat:
Gegen ihn hätte ich ja nichts einzuwenden, wenn er mich nicht jeden Morgen mit einem zehnminütigen Redeschwall (mit Kaugummiverstärkung > das er gerne Kaugummi kaut erfahre ich noch später wink ) terrorisieren würde.


Die Kaugummiverstärkung streiche ich dann mal.

Zitat:
„Nächster Halt Bad Nenndorf“, sagte eine verzerrte Frauenstimme. „Ausstieg in Fahrtrichtung rechts!“ (Ich fühle mich als wenn ich in der Bahn stehe; bis auf die Kaugummiverstärkung sehr gute Stelle)


Danke. War auch so gedacht. Die Ansage kennt ja jeder.

Zitat:
Wir mussten aussteigen, doch ich wäre gern im Zug geblieben (Warum? Kommt nach der Haltestelle ein Ort an dem er gerne hinfährt oder will er dem Typen nur aus dem Weg gehen? Wenn er ihm nur aus dem Weg gehen will, finde ich die Stelle unnötig).


Gemeint war einfach die angenehme Stille im Zug. Muss ich nochmal drüber nachdenken und evtl. anders formulieren.

Zitat:
Ein Blick zur Seite genügte, um mich nach Luft schnappen zu lassen. (Wen ich dort sah, kannst du dir bestimmt denken. Würde ich streichen)


Hast Recht.

Zitat:
Dann beschrieb er enthusiastisch eine Szene aus ‚Stirb an einem anderen Tag‘. Manchmal machte er eine kleine Pause und kicherte. (Ich mag allerdings keine Leute, die über ihre eigenen Witze lachen. An dieser Stelle hätte ich einen seiner bescheuerten Witze als Beispiel eingefügt um noch stärker zu verdeutlichen, dass dein Protagonist solche Leute einfach nicht ausstehen kann und ihm so die Hutschnur platzt)


Gute Idee.

Zitat:
„Das war aber ernst gemeint…“ (Wäre es nicht besser gewesen, wenn der Protagonist ein wenig aufbrausender gehandelt hätte? Das klingt als ob er sich nicht wehren könnte da fehlt mir ein bisschen Aktion in dem Konflikt. Erst will er was klarstellen, im nächsten Satz ist er das kleine Mädchen was klein beigibt und noch was von eigenem Willen stammelt...)


Nun ja, wäre es vermutlich auch gewesen. In der Realität war es eben nicht so. Ich bin nicht sonderlich aufbrausend, keine Ahnung ob das gut ist.


Zitat:
(Ich will dir die Pointe nicht versauen aber ist "Größe ist, sich an erster Stelle selbst lieben zu können." nicht angebrachter?)


Danke für den Tipp. Werde ich ausbessern.



An airliner_747:

Zitat:
mir ist nicht ganz klar geworden, was Du dem Leser mit dieser Geschichte sagen willst?


Ich will dem Leser sagen, dass es nervige Menschen gibt, denen man trotz Mitleid seine Meinung sagen sollte. Das Problem hatte ich nämlich. Ich bin im Mitleid versunken und habs nicht rausgebracht. Und dann hab ich mich doch irgendwann überwunden, woraus ich gelernt habe und diese Geschichte schrieb.

Zitat:
Woran ist die DB schuld? Ausnahmsweise war die Bahn offensichtlich pünktlich. Wenn sich Dein Prota abhetzen muss, kann doch die Bahn nichts dafür. Wenn sie eine halbe Stunde Verspätung hätte, das wäre ein Grund.


Das sollte eigentlich Ironie sein. Vielleicht nicht deutlich genug formuliert. Muss ich ändern.

Zitat:
Wer ist wir? Alles deutet immer noch daraufhin, dass der Schwätzer gemeint ist. Erst im nächsten Satz wird klar, dass er gar nicht im Zug war.


Ups, ich natürlich nur.

Zitat:
Eine etwas dürftige Schlussfolgerung.


Mehr ist mir dazu einfach nicht eingefallen.

Zitat:
Mitleid? Dein Prota hatte doch kein Mitleid mit dem Jungen. Im Gegenteil er war nur genervt von dessen Geschwafel. Die letzten beiden Sätze sind zu philosophisch, als dass sie zu den Gedanken eines Jugendlichen passen würden.


Ich hatte ein paar Monate Mitleid mit ihm. Jetzt fällt mir allerdings auf, dass ich das viel zu undeutlich geschrieben habe. Das führt dann zu Missverständnissen.

Zitat:
Du könntest die Figuren noch etwas deutlicher zeichnen und aktiver werden lassen.


Werde ich versuchen. Danke.


An Kealakekua:

Zitat:
Hab aber im Moment keine Idee, womit man den Text noch aufpeppen könnte. Vielleicht müsstest du dich für eine Richtung entscheiden, ob der Text eher noch mehr auf Witz oder auf Alltagsbeobachtung aus ist.


Ich denke eher Alltagsbeobachtung, und dass man daraus gelernt hat. Die Umstände müssen aber noch deutlicher herüberkommen. Das haben deine Vorposter ja schon gesagt.


So, das ist jetzt etwas lang geworden, entschuldigt bitte. Aber ich wollte einfach auf eure Kritikpunkte eingehen. Ich werde die Geschichte auf jeden Fall überarbeiten.

Freundliche Grüße,

Alasta


Edit:

Alltagsgeier

Dreißig Sekunden. Das wird knapp. Eben noch hatte ich in aller Ruhe mein Fahrrad angeschlossen und dann einen vorsichtigen Blick auf meine Uhr gewagt. Zeit falsch eingeschätzt. Ich hörte das Warnsignal zum Schließen der Tür. Ein letzter Sprint und ich war drin. Ich ließ mich auf einen Sitz fallen und schloss zum Entspannen die Augen.
Solche Sachen sind Schuld daran, dass mein morgendliches Gemüt einen Schlag in die Magengrube bekommt. Aber noch mehr Schuld daran ist seit geraumer Zeit ein Junge. Gegen ihn hätte ich ja nichts einzuwenden, wenn er mich nicht jeden Morgen mit einem zehnminütigen Redeschwall terrorisieren würde. Jeden Montag erzählt er von seinem Lieblingsfilm, jeden Dienstag von seiner Lehrerin in Biologie. Du kommst dir vor wie in einem Karussell, alles um dich herum dreht sich und verschwimmt zu unverständlichen Worten. Dann bekommst du Atemnot und ertrinkst in einem verbalen Ozean.
„Nächster Halt Bad Nenndorf“, sagte eine vertraute Frauenstimme. „Ausstieg in Fahrtrichtung rechts!“
Ich wäre gern im Zug geblieben, denn dort herrschte eine angenehme Stille.
Ein Blick zur Seite genügte, um mich nach Luft schnappen zu lassen. Rotes Haar, gesenkter Blick, unrasierter Bart. Das fällt mir immer als erstes an ihm auf. Dann hob er seinen Kopf leicht an und fasste mich ins Visier. Ich war seine Beute, die er offenbar für begrüßungswürdig hielt. „Morgen…“
Was ist an mir so interessant? Da stiegen doch noch so viele andere Schüler mit uns aus…
„Muss heute mein Sportreferat halten. Über Skifahren“, fing er an.
„Ja.“
„Das macht voll Bock. Aber meine Lehrerin hat so einen Schaden!“ prustete er los und zeigte mir sein Kaugummi.
„Okay.“
„Ja… Wen hast du in Sport?“
„Deine Mutter.“
Ich steckte mir die Finger in die Ohren, da sein schmalziges Gelächter immer lauter wurde. Er wollte wissen, was ich gleich hätte.
„Kennst du meinen Stundenplan nicht schon auswendig?“ gab ich zur Antwort und starrte demonstrativ geradeaus. Nur noch fünf Minuten bis zum Schulgebäude…
„Hast du gestern ‚Stirb an einem anderen Tag‘ gesehen?“
„Nein.“
Daraufhin berichtete er bis ins kleinste Detail über seine Lieblingsszene. Manchmal machte er eine kleine Pause und kicherte. Mir reicht es: „So Kumpel, jetzt pass mal gut auf. Du merkst es offenbar nicht, aber ich kann dich nicht ab und will nichts mit dir zu tun haben. Verpiss dich!“
„HAHAHAHA, der war gut!“
„Das war aber ernst gemeint…“
„Erzähl mir noch einen“, meinte er ganz begeistert.
Wir Menschen sehnen uns alle nach Zuneigung. Ich bin keine Ausnahme. Doch an diesem Morgen morgen wollte ich lieber kein Mensch sein. Ich wollte aus diesem Käfig ausbrechen. Kein Mitleid mehr zeigen. Mitleid führt zu eigenem Leid. Größe ist, sich an erster Stelle selbst lieben zu können.


Überarbeitete Fassung. Ist sie jetzt besser? Danke nochmal...
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Sun Wukong
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S
Beitrag07.09.2010 00:28

von Sun Wukong
Antworten mit Zitat

Hi nochmal...
ich versteh immer noch nicht so recht, wo "die beiden" sich treffen. Wenn er auch schon im Zug ist, redet er ihn erst beim aussteigen an? Das bleibt etwas unklar in dieser Episode. (Und "sich die Finger in die Ohren stecken" ist ja wohl auch eine eher seltene Gepflogenheit geworden, eher schaut man doch "pikiert aus dem Fenster bzw. vom Gesprächspartner weg" oder "beschämt auf die Chucks"). Wenn du eher in Richtung Alltagsbeobachtung gehen möchtest, wäre es auch ganz nett, wenn sich der Protagonist noch ein paar Gedanken macht, wieso dieser nervige Typ so nervig sein muss.

(Und falls du doch lieber in die andere Richtung gehen möchtest, bietet sich doch dass hier ziemlich an:
Zitat:
„Hast du gestern ‚Stirb an einem anderen Tag‘ gesehen?“
„Nein.“, grummelte ich und wünschte, es könnte heute schon geschehen...)
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Alasta
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 15
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Beitrag07.09.2010 00:46

von Alasta
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Hi.

Okay, werde ich nochmal versuchen klarer herauszustellen. Er spricht mich erst nach dem Aussteigen an.

Ansonsten tolle Idee. Ich lasse den Text mal ein paar Tage ruhen und gehe dann nochmal ran. Ich hab da jetzt 3 Tage hintereinander ziemlich viel dran gearbeitet und korrigiert, ich hab das Gefühl den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen.

Danke und beste Grüße,

Alasta
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airliner_747
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 66
Beiträge: 316
Wohnort: Frankfurt am Main


Beitrag07.09.2010 06:48

von airliner_747
Antworten mit Zitat

Moin Alasta,

ich finde die überarbeitete Version ist Dir etwas besser gelungen.

Aber warum gehst Du mit Worten so sparsam um?
Die Geschichte darf ruhig etwas länger ausfallen. Es bleibt trotzdem eine Kurzgeschichte.
Eine Kurzgeschichte ist nicht auf 500 Worte beschränkt, auch doppelt so lange ist völlig okay. Also hast Du noch jede Menge Luft nach oben und kannst noch einiges hineinpacken.
Wenn es 1.000 Worte werden, oder ein paar mehr oder weniger, dann postest Du die Geschichte in zwei Teilen.

Lass Deinen Prota noch etwas lebendiger werden. Gib dem Leser mehr Einblick in seine Gedankenwelt. Lass den Leser mitfühlen was es heisst, zunächst Mitleid zu haben, dass aber auch in einer Art von Psychoterror ausarten kann.

Liebe Grüße
Jürgen


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