[Sonstiges] Wo bist du?

[Maxicap]

Als ich aufwachte, war ich tot. Nicht, das mich das gewundert hätte, schließlich hatte ich es ja so gewollt.

Ich fühle keinen Schmerz mehr. Mein Körper ist zwar versehrt, denn ich hatte mich dazu entschlossen, mein linkes Handgelenk aufzuschneiden, aber meine Seele ist frei von der Pein, die mich so lange gequält hat.

Ich sah mich um. Ich war noch immer an dem Ort, an dem ich Abschied vom Leben genommen hatte. Es war dunkel, weil die Nacht noch nicht vergangen war. Obwohl ich in meiner Wohnung war, in meinem Schlafzimmer, sah ich alles durch einen dichten Nebel.

Als ich noch lebte, wollte ich zu meinem Kind, wo immer sie auch sein mochte. Wollte sie endlich, nach vielen Jahren seelischer Qualen, nach der unbeschreiblich großen Trauer, die mir Ihr Ableben verursacht hat, wieder in die Arme nehmen.

Ich konnte niemals Abschied nehmen.

Die roten Blätter der Rose, die ich in ihr Grab warf, verwandelten sich in das Blut meines Herzens, legten sich sanft auf den Deckel des kleinen weißen Sarges, bevor dunkle, feuchte und schwere Erde mein Kind und mein Herzblut unter sich begruben.

Als mein Kind starb, brach nicht nur mein Herz, sondern auch meine Seele. Seitdem spürte ich nie wieder etwas anderes als das zerreißende Gefühl, dass ich innerlich, ganz langsam, sterbe.

Als ich noch lebte, wollte ich zu meinem Kind. Nun bin ich tot. Mein Kind, wo bist du?

[Ilona]

Tottraurig, Deine Geschichte aber trotzdem schön

Ilona

[Hoody]

Kann mich Ilona nur anschließen. Heftiges Ende.

lg Hubi

[Maxicap]

Sehr gut, so sollte es auch wirken

[Micki]

Hallo Maxicap!

Ich stelle gerade fest, das ich sogar schon zwei Texte von dir gelesen habe und nix dazu geschrieben habe! Schämen sollte ich mich und zwar ganz gewaltig

Dieser Text macht auf jeden Fall Bilder und zwar ziemlich deutliche, was für dich ein gutes Zeichen ist!
Hattest du nicht geschrieben das du ein Anfänger bist?
Für mich hört es sich nicht so an.

Du beschreibst den Wunsch, die Sehnsucht nach deinem Kind sehr gut, denn genauso ist es. Man vergisst nie, es folgt einem ein Leben lang und das hast du sehr gut rübergebracht, wie ich finde.
Der Satz mit den Rosenblättern, die sich in Herzensblut verwandeln, finde ich besonders gelungen, der ist klasse. Aber eine Kleinigkeit stimmt nicht ganz. Man kann irgendwann doch noch an andere Dinge denken als an das, aber die Trauer ist schon irgendwie immer da.

Maxi, dein Text rührt mich, denn ich finde ihn sehr realistisch, sehr greifbar. Für die Textarbeit sind andere, bessere gefragt, aber ich finde das es schon ziemlich ausgereift wirkt auf mich.

Ich hoffe nur, das der letzte Satz nicht so ganz zutrifft. Das das Kind da ist, wenn man geht und auf einen wartet. So stell ich mir den Tod vor. Das sie alle da sind, ähnlich wie am Ende von Titanic.

Sehr gerne gelesen!

LG

Micki

[Maxicap]

Danke Micki

Oh ja, ich bin ein blutiger Anfänger, aber gerade sehr stolz, dass es auf dich nicht den Anschein macht.

Sicher, man denkt an andere Dinge, weil man es anders gar nicht verkraftet. Aber der einzige Wunsch besteht darin, alles ungeschehen zu machen. Ich weiß nicht, bei diesem Thema kann man nicht viel erklären. Es gibt zu wenig Worte dafür.

Gut, der letzte Satz war zu dramatisch, aber er sollte ausdrücken, dass der Selbstmord absolut keine Lösung ist.

Vielen Dank!