18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Mein erstes Mal ist eine Kurzgeschichte - Tödliche Nachricht


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
VenomousWriter
Geschlecht:männlichSchneckenpost
V

Alter: 49
Beiträge: 9
Wohnort: Hannover


V
Beitrag06.03.2011 23:23
Mein erstes Mal ist eine Kurzgeschichte - Tödliche Nachricht
von VenomousWriter
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

„Die gewählte Rufnummer ist zurzeit nicht erreichbar. Wenn Sie per SMS benachrichtigt werden möchten, sobald sie wieder erreichbar ist, drücken Sie die Eins. Wenn nicht, legen Sie einfach auf!“
Eins, natürlich die Eins verfluchte Scheiße.
Schließlich musste sie Malik dringend erreichen.
„Sie werden benachrichtigt, sobald der Teilnehmer wieder erreichbar ist. Auf Wiederhören!“
Diese Dreckskarre will nicht anspringen.
Eine halbe Stunde lang hatte Zohra Hashim an diesem eisigen Dezember morgen draußen im Auto gesessen und versucht, es zu starten. Einen Saab 900, Baujahr 1996.Aus dieser Zeit stammt sicherlich auch noch die Autobatterie, dachte sich Zohra. Ein wirklich beschissener Zeitpunkt, um zu sparen. Der Erfolg der Mission, das war es alleine, was zählte. Möge Allah, der Erhabene, uns bei diesem Werk unterstützen. Und ein beschissener Zeitpunkt, um nicht an sein Handy zu gehen. Gedankenverloren schaltete sie das Handy aus und legte es zurück in die Kiste  mit den anderen Gegenständen, die sie später noch  brauchen würden.
Malik hatte ihr verboten dieses Handy zu nutzen. Aber ihr eigenes Handy hatte sie  draußen im Saab vergessen.  
„Und kämpft auf dem Weg Allahs gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen. Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt“. So steht es im edlen Qur’an.
Es war der 4. September 2009 gegen 2:00 Uhr afghanischer Ortszeit, als die  Kreuzzügler in der Nähe der Ortschaft Abdul Rahman bei Kunduz die Bevölkerung bombardierten. Über 120 Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, lagen anschließend zerstückelt auf den Straßen. Auch der 16-jährige Noorullah, sein zwei Jahre jüngerer Bruder Amad, sowie ihr Vater Noor Ali gehörten zu den Opfern. Es waren Zohras Söhne und ihr Ehemann.
Vor dem Bombardement hatten Taliban zwei Tanklastzüge der besetzenden Streitkräfte entführt. Als sie mit den Fahrzeugen in einem Flussbett stecken geblieben waren, riefen sie die Bevölkerung der umliegenden Dörfer, um den Treibstoff mit ihren Brüdern und Schwestern im Islam zu teilen. Dann kamen die Kampfjets. Wie später bekannt wurde, hatte ein Offizier der bei Kunduz stationierten deutschen Bundeswehreinheit den Bombenabwurf angefordert. Um die Ermordung Unschuldiger zu rechtfertigen, schreckte man im Nachhinein nicht davor zurück, Lügen zu verbreiten. Fünfzig Taliban, so wurde erzählt, sollen die Tanklastzüge entführt haben, um sie als fahrende Bomben einzusetzen. Fünfzig Taliban? Diese Behauptung ist lächerlich. Wie viele Personen werden benötigt, um zwei Fahrzeuge zu führen? Man kann die Beteiligten an einer Hand abzählen. Und dann noch die Tatsache, dass die Lkws vor dem Bombardement stundenlang in dem Flussbett feststeckten. Wie hätten sie noch eine Gefahr darstellen sollen? Nicht nur seit diesem Tag klebt das Blut Unschuldiger an den Händen, an den dreckigen Händen deutscher Truppen und an den des ehemaligen Deutschen Verteidigungsministers.
Während Zohra noch in ihren Erinnerungen versunken war, vernahm sie, wie die Haustür geöffnet wurde. Sofort eilte sie vom Dachboden hinab zum Eingang des Hauses, dass Malik erst kürzlich angemietet hatte, damit sich die Beiden in Ruhe auf ihre Mission vorbereiten konnten.
Malik el-Almani erblickte im August 1987 als Moritz Kaune in Langenhagen-Wiesenau, in der Nähe der Norddeutschen Stadt Hannover, das Licht der Welt. Und nach wie vor hatte Malik dorthin gute Kontakte. Auch in die ortsansässige rechte Szene. In ihrem Hass auf die Regierung der BRD und der Weltherrschaft des Zionismus waren sich Neonazis und Islamisten näher, als manch einer sich erträumen könnte. Mitglieder der sogenannten Freien Kräfte Celle, die hauptberuflich bei der Bundeswehr dienen, hatten bei ihrem Auslandseinsatz im Kosovo den Plastiksprengstoff Semtex besorgen können und ihn anschließend an Malik verkauft. Semtex hat den Vorteil, dass es günstig und einfach zu besorgen ist. Die Deutschen Soldaten hatten es von einem Kontaktmann im Grand Hotel Pristina erworben. Die Neonazis haben einen hohen Bedarf an Geld. Malik hatte viel Geld. Als er noch Moritz war, lebte er das Leben des  Sohnes  eines wohlhabenden Geschäftsmannes, der ihm nach seinem Tod ein beachtliches Vermögen hinterlassen hatte. Malik hatte den Sprengstoff benötigt.
Mit Hilfe der Freien Kräfte hatte Malik auch das Haus in Blackmar, in der niedersächsischen Gemeinde Bergen, mieten können. Zwar hatte er dafür die Bürde auf sich nehmen müssen, an einer Sonnenwendfeier in Eschede teilnehmen zu müssen, doch für die Freiheit Afghanistans und im Namen Allahs war er bereit gewesen, sich dieser Herausforderung zu stellen.Der Jihad gegen die Ungläubigen ist in unserer Zeit eine persönliche Pflicht für jeden einzelnen Muslim. Und jeder Muslime der dieser Pflicht nicht nachkommt, ist ein Frevler, ein offenkundiger Sünder, der seine Pflicht gegenüber Allah nicht erfüllt. Diese Frevler müssen mit schmerzhafter Strafe von Allah rechnen, denn Er, der Erhabene sagt in seinem edlen Buch: „Wenn ihr nicht ausrückt, wird er euch mit schmerzhafter Strafe strafen und euch durch ein anderes Volk ersetzen und ihr könnt ihm keinerlei Schaden zufügen. Allah hat zu allem die Macht.“
"Warum hast Du noch nicht den Wagen aus der Garage geholt und ihn vor dem Haus abgestellt, wie ich es dir befohlen habe. Du weist, ab sofort müssen wir unseren Plan genau einhalten“ rief Malik Zohra entgegen, noch ehe er das Haus richtig betreten hatte. „Diese Dreckskarre springt nicht an. Ich denke mal, die Batterie hat ihren Geist aufgegeben“ entgegnet Zohra „Dann rufe ich jetzt Aisha an. Sie wird uns nach Laatzen in das Leine-Center fahren müssen. Wir haben noch jetzt noch drei Stunden bis das Center öffnet.“
Aisha Al-Shabab ist eine aus Somalia stammende Glaubensschwester. Sie war es auch, die vor einer Woche die SIM-Karten in einem Laden für Telekommunikation im Leine-Center besorgt hatte. Natürlich ausgestattet mit einem falschen Pass. Malik meinte, Aisha wäre für den Kauf am besten geeignet, weil sie eine dunkle Hautfarbe hat. Sollte jemals jemand den Verkäufer in dem Laden über Aisha ausfragen, wird er sicherlich kaum viele Angaben machen können, denn, so meint Malik, für die Weißen sehen die Schwarzen alle gleich aus. Bei der Gelegenheit hatte Aisha den Shop genauer inspizieren und einiges über das Leine-Center in Erfahrung bringen können.
Hinter dem Shop für Telekommunikation befand sich ein Treppenhaus des Centers. Das Treppenhaus nutzten die Shop-Mitarbeiter unter anderem dazu, ihren Laden zu verlassen, aber auch, um dort ihren Müll zwischenzulagern, bevor sie ihn endgültig zum Müllcontainer brachten. Das Treppenhaus konnte natürlich ebenfalls von außen, von der Albert-Schweitzer-Straße betreten werden. Die Tür zum Treppenhaus war nicht immer verschlossen. Manchmal standen Mitarbeiter davor und rauchten. Malik möchte, dass Zohra gegen 09:00 Uhr das Treppenhaus des Leine-Center in Laa-zen betritt. Sie soll sich so zu Recht machen, als wäre sie eine Putzfrau. In einem blauen Müllsack kommt das Semtex, dass später mittels des Handys ferngezündet werden kann. Und dann hat es sich erledigt mit dem Leine-Center und den Kuffars die sich darin befinden.
Die Regierenden in Hannover und Berlin hatte man mehrfach ermahnt, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. „Und wenn Wir eine Stadt zu zerstören beabsichtigen, lassen Wir unseren Befehl an Ihre Wohlhabenden ergehen; wenn sie in ihr freveln, so wird der Richterspruch gegen sie fällig und Wir zerstören sie bis auf den Grund“, so steht es geschrieben und so soll es sein.
Hannover, die Kanzlerstadt. Hannover ist Wohnsitz von Altkanzler Gerhard Schröder. Schröder und seine Marionettenregierung befahl den Deutschen Truppe in den Kreuzzug gegen Afghanistan zu ziehen. Der angebliche Kampf gegen den Terror ist nichts Weiteres, als ein Kampf gegen den Islam. Unser Feind hat uns einen unbegrenzten Krieg erklärt, und so sollte auch unser Krieg gegen sie unbegrenzt sein.
Hannover ist auch Sitz der 1. Panzerdivision. Die Soldaten dieser Division sind schon gegen Muslime in Bosnien-Herzegowina und Afghanistan gezogen. Und auch in Länder wie Somalia und Kuwait hatten sie ihre Truppen entsendet.
Zunächst hatte Zohra vorgeschlagen, die Bombe im Parkhaus der Ernst-August-Galerie in der Nähe des Hannoveraner Hauptbahnhofs zu zünden. Ein Anschlag mit Symbolcharakter. Ernst August I, König von Hannover, war Großmeister und Gründer der Freimaurer Großloge von Hannover. Malik hatte entschieden, dass das Leine Center in Laatzen für ihre Mission besser geeignet sei. „Die Ungläubigen werden unsere Botschaft verstehen“, hatte er gesagt. „Die Grenzen Deutschlands werden nicht am Hindukusch verteidigt. Erst durch den Einsatz Deutscher Soldaten in Afghanistan, die dort gegen den Islam kämpfen, wird der Angriff auf Deutschland für einen Mujahidin verlockend. Damit das Deutsche Volk auch etwas von dem Leid kostet, welches das unschuldige afghanische Volk Tag für Tag ertragen muss“.
„Aisha muss jeden Augenblick hier sein. Lass uns unsere Sachen packen. Ich werde den Sprengsatz vorbereiten und Du wirst in der Zeit die anderen Sachen in ihr Auto laden. Wir dürfen keine weiter Zeit mehr verlieren“ befahl Malik. „Wo ist die Kiste mit dem Sprengstoff? Hast du sie nicht vom Dachboden geholt, wie ich es dir aufgetragen hatte?“. „Nein, sie ist noch oben“, entgegnete Zohra auf Maliks Frage, „ich wollte sie gerade herunter holen, als du ins Haus gekommen bist“. „ Dann hole ich die Kiste, kümmere du dich um unsere Koffer“.
Zohra machte sich auf dem Weg ins Schlafzimmer. Sie nahm den Koffer, der neben der Tür stand. Aus dem Kleiderschrank riss sie wahllos Kleidung und stopfte sie in den Koffer. Sie hatte keine Zeit mehr, sich Gedanken zu machen, was sie mitnehmen und was sie zurücklassen sollte. Keine Zeit um sich Gedanken darüber zu machen, welches die beste Kleidung für einen langen Aufenthalt in Bosnien ist, wohin sie nach ihrer Mission zusammen mit Malik und Aisha reisen wird. Goran, ein Freund von Malik erwartet dort ihre Ankunft.
Während Zohra mit dem Packen beschäftigt war, begab sich Malik auf den Dachboden ihres Hauses. Auf einer alten, schweren Werkbank, die hier stand, befand sich die Kiste, in der er das Semtex und ein Handy gelagert hatte. Malik entnahm die Gegenstände. Abgeklärt und mit ruhiger Hand platzierte er das Handy in dem Sprengstoff. Dann legt er das Kabel des Handys frei, welches vom Akku zum Lautsprecher führte und verband er mit der Zündkapsel. Der Sprengsatz konnte jetzt ferngezündet werden, sobald die Nummer des Handys angewählt wurde. Malik schaltete das Handy ein. Wahrlich, so ihr im Wege Allahs erschlagen werdet oder sterbet, wahrlich, Allahs Vergebung und Barmherzigkeit ist besser, als, was ihr zusammenschart, besser als all das, was man im Diesseits an Geld und Gut zusammenbringt. Plötzlich nahm Malik das Signal des Handys war, welches das Eintreffen einer neuen Textnachricht verkündete. Malik kam nicht mehr dazu, die Nachricht zu lesen. Die eingehende SMS hatte die Bombe gezündet.
Ein heller Lichtschein, einhergehende mit einer gewaltigen Explosion waren das Letzte im Leben von Malik und Zohra.

                                     Anruferinnerung vom 01.02 10:39 Uhr
                                      01715551896 ist jetzt wieder erreichbar.
                                                      Ihre Telekom

                                  Ihre Telekom

Weitere Werke von VenomousWriter:
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
VenomousWriter
Geschlecht:männlichSchneckenpost
V

Alter: 49
Beiträge: 9
Wohnort: Hannover


V
Beitrag07.03.2011 18:20
Meinungen und Anregungen
von VenomousWriter
pdf-Datei Antworten mit Zitat

ich würde mich über ein paar Meinungen und Anregungen zu meinem Text freuen.

Danke
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

Administrator
Alter: 44
Beiträge: 18344

Das Goldene Pfand DSFo-Sponsor



Beitrag08.03.2011 12:40

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo VenomousWriter!

VenomousWriter hat Folgendes geschrieben:
ich würde mich über ein paar Meinungen und Anregungen zu meinem Text freuen.

Danke

Ich kann natürlich verstehen, dass die Ungeduld an den Nerven zerrt, aber als du den Beitrag geschrieben hast, waren noch nicht mal 24 Stunden um. Wirf mal einen Blick auf unseren Ratgeber: smile

DSFo hat Folgendes geschrieben:
4. Eine ausführliche Kritik kostet Zeit. Manchmal ist es erforderlich, den Text mehrmals zu lesen, bisweilen auch mit einer Pause von ein paar Tagen dazwischen, um ihn beispielsweise mit etwas Abstand neu zu reflektieren. Aus diesem Grund ist es utopisch, in den ersten 48 Stunden mit Feedback zu rechnen. Hier arbeitet niemand im Akkord, niemand wird für seine Arbeit bezahlt und niemand sitzt mit vorgehaltener Waffe an der Schläfe vor einem PC und wird zur Resonanz gezwungen. Alles geschieht auf freiwilliger Basis. Erst wenn euer Text nach einer Woche noch immer keinen Kommentar eingefahren haben sollte, ist es angemessen, nachzufragen. Auch diese Wartezeit kann als Generalprobe betrachtet werden, denn wenn ihr ein Manuskript an einen Verlag sendet, können Wochen und Monate ins Land ziehen, bis ihr eine Rückmeldung erhaltet – falls überhaupt eine kommt.

Im Forum ist es übrigens die beste Werbung für das eigene Werk, anderer Leute Werke zu rezensieren – und zwar mit derselben Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, die man auch eurem Werk zukommen lassen soll. Eine stillschweigende Vereinbarung für alle sollte es sein, für jedes Werk, das man selbst ins Forum stellt, mindestens fünf andere zu kommentieren. Bringt euch ins Gespräch! Seid gegenwärtig, ansprechbar. Dadurch entsteht eine Symbiose, die das Miteinander fördert und überhaupt erst möglich macht. Jeder kann jedem helfen. Sucht den Dialog! Je intensiver und gewissenhafter ihr die Texte anderer kommentiert, desto mehr aufschlussreiches Feedback bekommt ihr meist auf eure eigenen Werke.

Nichtsdestotrotz habe ich mir deine Geschichte durchgelesen und bin zwiegespalten. Abgesehen von dem schrecklichen B-Movie-Titel beginnt die Geschichte ganz unterhaltsam. Anschlag geplant, Auto springt nicht an. Derber Witz, so spielt das Leben, gefällt mir gut. Noch besser gefällt mir das Ende, und zwar genaugenommen das Zitieren der SMS. Hättest du diese SMS nicht zitiert, wäre der Schluss gründlich in die Hose gegangen, ein glatter Rohrkrepierer. Die Umstände, die dazu führen, dass die Bombe hops geht, sind natürlich etwas unglaubwürdig und stellen einen krassen Gegensatz zu der peniblen Sachlichkeit dar, mit der du die Ereignisse schilderst, die zu dem geplanten Anschlag führten, und den Planungen, die dafür getroffen wurden. Dass Zohra nicht über den Sinn des Handys informiert wurde, auf dem sie nicht anrufen sollte, puh, also das ist schon a bisserl arg konstruiert. Auf der anderen Seite ist Versagen menschlich, von daher würde ich beide Augen zudrücken. Ich sag nur "Darwin Award". Es gibt halt unglaublich dämliche Arten, aus dem Leben zu scheiden. Laughing

Was mir überhaupt nicht an deiner Geschichte gefällt, ist die vormals erwähnte penible Sachlichkeit. Wenn du von dem Luftangriff auf den Tanklastzug in Afghanistan sprichst, von der Kaserne in Hannover, von Schröders Regierung, vom ehemaligen Verteidigungsminister, dann liest sich das so steif und dröge wie eine Tatsachenschilderung aus einer Anklageschrift bei Barbara Salesch. Hinzu kommen dann noch solche Formulierungen, wenn du von deinen Protagonisten berichtest:

VenomousWriter hat Folgendes geschrieben:
Malik el-Almani erblickte im August 1987 als Moritz Kaune in Langenhagen-Wiesenau, in der Nähe der Norddeutschen Stadt Hannover, das Licht der Welt.

Das liest sich so pragmatisch, trocken und geschäftsmäßig, als wäre es eins zu eins aus Wikipedia übernommen worden. Das Schlimme daran ist: Zwischen dem Anfang und dem Ende liest sich der ganze Text so. Das führt dazu, dass bis auf den eindimensionalen Terroristen-Tunnelblick nichts vom Wesenszug der Charaktere erörtert wird. Speziell Zohras Charakter schreit doch nach Individualität und Leben: War der Luftangriff auf die Tanklastzüge (und damit auf ihre Familie) das Ereignis, das sie in den Extremismus hinabzog oder stand sie schon vorher mit einem Fuß in diesem Sumpf? Sicherlich ist es nicht in deinem Interesse, in dieser Geschichte menschliche Abgründe zu beleuchten oder raffinierte psychologische Strukturen bloßzulegen. Das ist auch gar nicht nötig. Ich würde aber dazu raten, die Charaktere menschlicher zu zeichnen und diesen sachlichen geschäftsmäßigen Berichtston zu verlebendigen - oder aber ihn so dermaßen auf die Spitze zu treiben, dass er sich formschön an den bissigen Humor des Anfang und des Endes schmiegt. In der jetzigen Form ist alles, was zwischen dem Start und dem Ziel liegt, aufgrund des Schreibstils (nicht aufgrund der Thematik) leider sehr ermüdend und langweilig. Ich musste mich zwingen, am Ball zu bleiben und nicht ins diagonale Lesen, also ins Überfliegen zu verfallen.

Potenzial ist da, und der fiese, schiefmäulige Humor gebietet es eigentlich, aus dieser Idee mehr zu machen. Daumen hoch

Beste Grüße,

Martin


_________________
Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)

Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)

Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 6000

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag08.03.2011 12:57

von Maria
Antworten mit Zitat

jetzt kam er mir zuvor, spart mir Zitierarbeit.
Ich sehe es genauso.

du hast es als Kurzgeschichte klassifiziert. Falls dies Absicht war:
Die ausufernden, rückblickenden und tatsächlich etwas drögen Beschreibungen im Mittelteil bremsen die Geschichte. Fokus mehr auf die Handelnden, lass sie mich betrachten und mitfiebern, das treibt die Handlung voran (Pflicht bei einer Kurzgeschichte). Kürz den Rückblick gnadenlos zusammen.
Stell Dir vor Du schaust durch eine Videokamera und beobachtest die Damen und Herren und verfolgst ihre Handlungen. Schilder was Du siehst, aber kläre nicht darüber auf. Erklärungen und Erzählungen aus dem Off sind unnötig bei Kurzgeschichten.
Alles was du schreibst muss Sinn für diese eine Handlung ergeben; keine weiteren Fässer oder Beschreibungen öffnen: möglichst eine räumliche Betrachtung, eine Zeitspanne, bleib so linear wie möglich.

Den Schluß fand ich spitze, deinen erzählerischen Stil ebenso. Ist mir nur zu ausufernd.

Grüße
Maria


_________________
Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Skype Name
VenomousWriter
Geschlecht:männlichSchneckenpost
V

Alter: 49
Beiträge: 9
Wohnort: Hannover


V
Beitrag08.03.2011 20:27
Hallo MosesBob und Maria!
von VenomousWriter
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es tut mir Leid, wenn ich etwas ungeduldig herübergekommen bin.
Ich danke Euch für Euren ehrlichen Kommentar. Es ist überhaupt das erste Mal, dass ich etwas geschrieben hatte, und bin daher für Anregungen und auch Kritik dankbar.
Und weil ich in der Lage bin, Kritik anzunehmen, habe ich das, was Euch an meinem Text nicht gefallen hat, etwas abgeändert. Die neue Version meines Textes folgt gleich im Anschluss.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
VenomousWriter
Geschlecht:männlichSchneckenpost
V

Alter: 49
Beiträge: 9
Wohnort: Hannover


V
Beitrag08.03.2011 20:35

von VenomousWriter
pdf-Datei Antworten mit Zitat

„Die gewählte Rufnummer ist zurzeit nicht erreichbar. Wenn Sie per SMS benachrichtigt werden möchten, sobald sie wieder erreichbar ist, drücken Sie die Eins. Wenn nicht, legen Sie einfach auf!“
Eins, natürlich die Eins verfluchte Scheiße.
Schließlich musste sie Malik dringend erreichen.
„Sie werden benachrichtigt, sobald der Teilnehmer wieder erreichbar ist. Auf Wiederhören!“
Diese Dreckskarre will nicht anspringen.
Eine halbe Stunde lang hatte Zohra Hashim an diesem eisigen Dezembermorgen im niedersächsischen Blackmar draußen im Auto gesessen und versucht, es zu starten. Einen Saab 900, Baujahr 1996. Aus dieser Zeit stammt sicherlich auch noch die Autobatterie, dachte sich Zohra. Ein wirklich beschissener Zeitpunkt, um zu sparen. Der Erfolg der Mission, das war es alleine, was zählte. Möge Allah, der Erhabene, uns bei diesem Werk unterstützen. Und ein beschissener Zeitpunkt, um nicht an sein Handy zu gehen. Gedankenverloren schaltete sie das Handy aus und legte es zurück in die Kiste mit den anderen Gegenständen, die sie später noch brauchen würden.
Malik hatte ihr verboten, dieses Handy zu nutzen. Aber ihr eigenes Handy hatte sie draußen im Saab vergessen.
„Zurück ins Dorf schnell! Zurück mit Euch“. Noch heute konnte Zohra in ihren Erinnerungen die Dringlichkeit der Worte ihres Mannes Noor Ali vernehmen, die durch die Schüsse aus Maschinengewehren und Bombenexplosionen unterstrichen wurden, welche damals durch die Luft peitschten.
„Im Dorf werdet ihr in Sicherheit sein“.
Noor Ali sollte sich täuschen. Mehr als 120 Zivilisten der afghanischen Ortschaft Abdul Rahman, darunter Frauen und Kinder, lagen zerstückelt auf den Straßen, nachdem die Kreuzzügler im September 2009 mit ihren Kampfflugzeugen gekommen waren und sie bombardiert hatten.
Tagelang wurden Zohras Verletzungen anschließend im Feldlager der Deutschen Soldaten in Kunduz behandelt. Die Kuffars, die Ungläubigen, versuchten wieder herzustellen, was sie zuvor zerstört hatten. Zumindest körperlich hatten sie Zohra auch wieder in Ordnung bringen können. Aber in ihrem Inneren fühlte sie damals diese Leere, die Traurigkeit, diesen Hass. Noor Ali, ihr geliebter Mann, war bei dem Bombardement getötet worden. An seiner Seite starben Noorullah und Amad, ihre gemeinsamen Söhne. Wo sollte sie hin? Wussten die Kuffars, was es für eine Frau in Afghanistan bedeutet ohne ihren Mann und ohne ihre Familie zu sein? Die Soldaten hatten Zohra einfach weggeschickt. Völlig auf sich alleine gestellt, war sie eigentlich dem Tode geweiht.
Eine Gruppe Wahhabiten nahm sich ihr an, nachdem sie wochenlang umhergeirrt war. Nachdem die Kreuzzügler sie ihrer Heimat und ihrer Familie beraubt hatten, fand sie eine neue Zuflucht im Islam, die noch stärker war, als zu der Zeit vor dem Bombardement.
„Und kämpft auf dem Weg Allahs gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen. Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt“. So steht es im edlen Qur’an und so wollte Zohra, dass es nun geschehe.
Bei den Wahhabiten hatte Zohra auch Malik el-Almani kennengelernt. Malik hieß eigentlich Moritz Kaune, stammte aus einer wohlhabenden Familie aus Langenhagen, einer Stadt in Norddeutschland in der Nähe von Hannover. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war er zum Islam konvertiert und wollte bei seinen Reisen durch Pakistan und Afghanistan seine Aqida, das Glaubensfundament eines jeden Muslime, festigen.
Während Zohra noch in ihren Erinnerungen versunken war, vernahm sie, wie die Haustür geöffnet wurde. Sofort eilte sie vom Dachboden hinab zum Eingang des Hauses, dass Malik erst kürzlich angemietet hatte, damit sich die Beiden in Ruhe auf ihre Mission vorbereiten konnten.
„Heil Hitler, Zohra“. Malik hatte der erstaunten Zohra seinen rechten Arm zum Hitlergruß entgegengestreckt und lachte. „Was soll das Malik? Lass die Scheiße! Drehst Du jetzt völlig durch?“ Wieder lachte Malik: „Diese Neonazis tun für Geld doch einfach alles. Verkaufen einem Muslime sogar Sprengstoff. Diese armen Irren.“
Als Moritz Kaune hatte er sich damals unter anderem im Kreis der sogenannten Freien Kräfte Celle bewegt. Eine Ansammlung überwiegend junger Männer und Frauen, die sich dem rechten Gedankengut hingeben. Und in der Betrachtungsweise der Neonazis im Hinblick auf die Marionettenregierung der BRD und der Weltherrschaft des Zionismus sieht Malik durchaus Parallelen zum Islam.
"Sag mir, warum hast Du noch nicht den Wagen aus der Garage geholt und ihn vor dem Haus abgestellt, wie ich es dir befohlen habe? Du weist, ab sofort müssen wir unseren Plan genau einhalten“ fuhr Malik Zohra nun plötzlich an. Seine Fröhlichkeit schien verflogen zu sein.
„Diese Dreckskarre springt nicht an. Ich denke mal, die Batterie hat ihren Geist aufgegeben“ entgegnet Zohra. „Dann rufe ich jetzt Aisha an. Sie wird uns nach Laatzen in das Leine-Center fahren müssen. Wir haben jetzt noch drei Stunden, bis das Center öffnet.“
Aisha Al-Shabab ist eine aus Somalia stammende Glaubensschwester. Sie war es auch, die vor einer Woche die SIM-Karten in einem Laden für Telekommunikation im Leine-Center besorgt hatte. Natürlich ausgestattet mit einem falschen Pass. Malik meinte, Aisha wäre für den Kauf am besten geeignet, weil sie eine dunkle Hautfarbe hat. Sollte jemals jemand den Verkäufer in dem Laden über Aisha ausfragen, wird er sicherlich kaum viele Angaben machen können, denn, so meint Malik, für die Weißen sehen die Schwarzen alle gleich aus. Bei der Gelegenheit hatte Aisha den Shop genauer inspizieren und einiges über das Leine-Center in Erfahrung bringen können.
Hinter dem Shop für Telekommunikation befand sich ein Treppenhaus des Centers. Das Treppenhaus nutzten die Shop-Mitarbeiter unter anderem dazu, ihren Laden zu verlassen, aber auch, um dort ihren Müll zwischenzulagern, bevor sie ihn endgültig zum Müllcontainer brachten. Das Treppenhaus konnte natürlich ebenfalls von außen, von der
Albert-Schweitzer-Straße betreten werden. Die Tür zum Treppenhaus war nicht immer verschlossen. Manchmal standen Mitarbeiter davor und rauchten.
Malik möchte, dass Zohra gegen 09:00 Uhr das Treppenhaus des Leine-Center in Laatzen betritt. Sie soll sich so zu Recht machen, als wäre sie eine Putzfrau. In einem blauen Müllsack kommt das Semtex, das er von den Neonazis gekauft hatte und dass er dann später mittels des Handys fernzünden kann. Dann hat es sich erledigt mit dem Leine-Center und den Kuffars die sich darin befinden.
Die Regierenden in Hannover und Berlin hatte man zuvor mehrfach ermahnt, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. „Und wenn Wir eine Stadt zu zerstören beabsichtigen, lassen Wir unseren Befehl an Ihre Wohlhabenden ergehen; wenn sie in ihr freveln, so wird der Richterspruch gegen sie fällig und Wir zerstören sie bis auf den Grund“. So steht es geschrieben und so soll es sein.
Zunächst hatte Zohra vorgeschlagen, die Bombe im Parkhaus der Ernst-August-Galerie in der Nähe des hannoverschen Hauptbahnhofs zu zünden. Ein Anschlag mit Symbolcharakter. Ernst August I, König von Hannover, war Großmeister und Gründer der Freimaurer Großloge von Hannover. Malik hatte aber entschieden, dass das Leine Center in Laatzen für ihre Mission besser geeignet sei. „Die Ungläubigen werden unsere Botschaft verstehen“, hatte er gesagt. „Die Grenzen Deutschlands werden nicht am Hindukusch verteidigt. Erst durch den Einsatz Deutscher Soldaten in Afghanistan, die dort gegen den Islam kämpfen, wird der Angriff auf Deutschland für einen Mujahidin verlockend. Damit das Deutsche Volk auch etwas von dem Leid kostet, welches das unschuldige afghanische Volk Tag für Tag ertragen muss“.
„Aisha muss jeden Augenblick hier sein. Lass uns unsere Sachen packen. Ich werde den Sprengsatz vorbereiten und Du wirst in der Zeit die anderen Sachen in ihr Auto laden. Wir dürfen keine weiter Zeit mehr verlieren“ befahl Malik. „Wo ist die Kiste mit dem Material? Hast du sie nicht vom Dachboden geholt, wie ich es dir aufgetragen hatte?“ „Nein, sie ist noch oben“, entgegnete Zohra auf Maliks Frage, „ich wollte sie gerade herunterholen, als du ins Haus gekommen bist“. „Dann hole ich die Kiste, kümmere du dich um unsere Koffer“.
Zohra machte sich auf dem Weg ins Schlafzimmer. Sie nahm den Koffer, der neben der Tür stand. Aus dem Kleiderschrank riss sie wahllos Kleidung und stopfte sie in den Koffer. Sie hatte keine Zeit mehr, sich Gedanken zu machen, was sie mitnehmen und was sie zurücklassen sollte. Keine Zeit um sich Gedanken darüber zu machen, welches die beste Kleidung für einen langen Aufenthalt in Bosnien ist, wohin sie nach ihrer Mission zusammen mit Malik und Aisha reisen wird. Goran, ein Freund von Malik erwartet dort ihre Ankunft.
Während Zohra mit dem Packen beschäftigt war, begab sich Malik auf den Dachboden ihres Hauses. Auf einer alten, schweren Werkbank, die hier stand, befand sich die Kiste, in der er das Handy, einige Schnüren und Kabel, so wie diverses Werkzeug gelagert hatte. Malik entnahm die Gegenstände. Abgeklärt und mit ruhiger Hand platzierte er das Handy in dem Sprengstoff. Dann legt er das Kabel des Handys frei, welches vom Akku zum Lautsprecher führte und verband er mit der Zündkapsel. Der Sprengsatz konnte jetzt ferngezündet werden, sobald die Nummer des Handys angewählt wurde. Malik schaltete das Handy ein. Wahrlich, so ihr im Wege Allahs erschlagen werdet oder sterbet, wahrlich, Allahs Vergebung und Barmherzigkeit ist besser, als, was ihr zusammenscharrt, besser als all das, was man im Diesseits an Geld und Gut zusammenbringt. Plötzlich nahm Malik das Signal des Handys war, welches das Eintreffen einer neuen Textnachricht verkündete. Malik kam nicht mehr dazu, die Nachricht zu lesen. Die eingehende SMS hatte die Bombe gezündet.
Ein heller Lichtschein, einhergehende mit einer gewaltigen Explosion waren das Letzte im Leben von Malik und Zohra.

               Anruferinnerung vom 01.02 10:39 Uhr
               01715551896 ist jetzt wieder erreichbar.
                               Ihre Telekom
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag09.03.2011 19:11

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Hey Venoumous,

es hat mir Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen. Mutig finde ich es auf jeden Fall, dass du dich an so ein heikles Thema ranwagst.
Da das hier ja schon die Überarbeitung ist, geb ich mal ein bisschen Detailkritik ab:

VenomousWriter hat Folgendes geschrieben:
„Die gewählte Rufnummer ist zurzeit nicht erreichbar. Wenn Sie per SMS benachrichtigt werden möchten, sobald sie wieder erreichbar ist, drücken Sie die Eins. Wenn nicht, legen Sie einfach auf!“ (würde ich weglassen, ich glaube nicht, dass die vom Band so was sagen)
Eins, natürlich die Eins verfluchte Scheiße.
Schließlich musste sie Malik dringend erreichen.
„Sie werden benachrichtigt, sobald der Teilnehmer wieder erreichbar ist. Auf Wiederhören!“
Diese Dreckskarre will nicht anspringen.
Eine halbe Stunde lang hatte Zohra Hashim an diesem eisigen Dezembermorgen im niedersächsischen Blackmar draußen im Auto gesessen und versucht, es zu starten. Einen Saab 900, Baujahr 1996. Aus dieser Zeit stammt sicherlich auch noch die Autobatterie, dachte sich Zohra. Ein wirklich beschissener Zeitpunkt, um zu sparen. Der Erfolg der Mission, das war es alleine, was zählte. Möge Allah, der Erhabene, uns bei diesem Werk unterstützen. Und ein beschissener Zeitpunkt, um nicht an sein Handy zu gehen. Gedankenverloren schaltete sie das Handy aus und legte es zurück in die Kiste mit den anderen Gegenständen, die sie später noch brauchen würden.
Malik hatte ihr verboten, dieses Handy zu nutzen. Aber ihr eigenes Handy hatte sie draußen im Saab vergessen.
„Zurück ins Dorf schnell! Zurück mit Euch“. Noch heute konnte Zohra in ihren Erinnerungen die Dringlichkeit der Worte ihres Mannes Noor Ali vernehmen, die durch die Schüsse aus Maschinengewehren und Bombenexplosionen unterstrichen wurden, welche damals durch die Luft peitschten.
„Im Dorf werdet ihr in Sicherheit sein“.
Noor Ali sollte sich täuschen. Mehr als 120 Zivilisten der afghanischen Ortschaft Abdul Rahman, darunter Frauen und Kinder, lagen zerstückelt auf den Straßen, nachdem die Kreuzzügler im September 2009 mit ihren Kampfflugzeugen gekommen waren (warum waren sie zerstückelt, wenn sie niedergebombt wurden? Irgendwie passt da für mich das Bild nicht …) und sie bombardiert hatten.
Tagelang wurden Zohras Verletzungen anschließend im Feldlager der Deutschen Soldaten in Kunduz behandelt. Die Kuffars, die Ungläubigen, versuchten wieder herzustellen, was sie zuvor zerstört hatten. Zumindest körperlich hatten sie Zohra auch wieder in Ordnung bringen können. Aber in ihrem Inneren fühlte sie damals diese Leere, die Traurigkeit, diesen Hass. Noor Ali, ihr geliebter Mann, war bei dem Bombardement getötet worden. An seiner Seite starben Noorullah und Amad, ihre gemeinsamen Söhne. Wo sollte sie hin? Wussten die Kuffars, was es für eine Frau in Afghanistan bedeutet ohne ihren Mann und ohne ihre Familie zu sein? Die Soldaten hatten Zohra einfach weggeschickt. Völlig auf sich alleine gestellt, war sie eigentlich dem Tode geweiht.
Eine Gruppe Wahhabiten nahm sich ihr an, nachdem sie wochenlang umhergeirrt war. Nachdem die Kreuzzügler sie ihrer Heimat und ihrer Familie beraubt hatten, fand sie eine neue Zuflucht im Islam, die noch stärker war, als zu der Zeit vor dem Bombardement.
„Und kämpft auf dem Weg Allahs gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen. Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt“. So steht es im edlen Qur’an und so wollte Zohra, dass es nun geschehe.
Bei den Wahhabiten hatte Zohra auch Malik el-Almani kennengelernt. Malik hieß eigentlich Moritz Kaune, stammte aus einer wohlhabenden Familie aus Langenhagen, einer Stadt in Norddeutschland in der Nähe von Hannover. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war er zum Islam konvertiert und wollte bei seinen Reisen durch Pakistan und Afghanistan seine Aqida, das Glaubensfundament eines jeden Muslime, festigen.
Während Zohra noch in ihren Erinnerungen versunken war, vernahm sie, wie die Haustür geöffnet wurde. (ich sah Zohra zu diesem Zeitpunkt noch im Auto, deshalb hat der Satz mich verwirrt und aus dem Lesefluss gerissen)  Sofort eilte sie vom Dachboden hinab zum Eingang des Hauses, dass Malik erst kürzlich angemietet hatte, damit sich die Beiden in Ruhe auf ihre Mission vorbereiten konnten.
„Heil Hitler, Zohra“. Malik hatte der erstaunten Zohra seinen rechten Arm zum Hitlergruß entgegengestreckt und lachte. „Was soll das Malik? Lass die Scheiße! Drehst Du jetzt völlig durch?“ Wieder lachte Malik: „Diese Neonazis tun für Geld doch einfach alles. Verkaufen einem Muslime sogar Sprengstoff. Diese armen Irren.“
Als Moritz Kaune hatte er sich damals unter anderem im Kreis der sogenannten Freien Kräfte Celle bewegt. Eine Ansammlung überwiegend junger Männer und Frauen, die sich dem rechten Gedankengut hingeben. Und in der Betrachtungsweise der Neonazis im Hinblick auf die Marionettenregierung der BRD und der Weltherrschaft des Zionismus sieht Malik durchaus Parallelen zum Islam.
"Sag mir, warum hast Du noch nicht den Wagen aus der Garage geholt und ihn vor dem Haus abgestellt, wie ich es dir befohlen habe? Du weißt, ab sofort müssen wir unseren Plan genau einhalten“ fuhr Malik Zohra nun plötzlich an. Seine Fröhlichkeit schien verflogen zu sein.
„Diese Dreckskarre springt nicht an. Ich denke mal, die Batterie hat ihren Geist aufgegeben“ entgegnet Zohra. (Nach dem Gänsefüßchen kommt ein Komma, den Fehler hast du mehrmals gemacht. Zudem würde ich zwecks Übersichtlichkeit immer, wenn jemand neues spricht, einen Absatz machen) „Dann rufe ich jetzt Aisha an. Sie wird uns nach Laatzen in das Leine-Center fahren müssen. Wir haben jetzt noch drei Stunden, bis das Center öffnet.“
Aisha Al-Shabab ist eine aus Somalia stammende Glaubensschwester. Sie war es auch, die vor einer Woche die SIM-Karten in einem Laden für Telekommunikation im Leine-Center besorgt hatte. Natürlich ausgestattet mit einem falschen Pass. Malik meinte, Aisha wäre für den Kauf am besten geeignet, weil sie eine dunkle Hautfarbe hat. Sollte jemals jemand den Verkäufer in dem Laden über Aisha ausfragen, wird er sicherlich kaum viele Angaben machen können, denn, so meint Malik, für die Weißen sehen die Schwarzen alle gleich aus. Bei der Gelegenheit hatte Aisha den Shop genauer inspizieren und einiges über das Leine-Center in Erfahrung bringen können.
Hinter dem Shop für Telekommunikation befand sich ein Treppenhaus des Centers. Das Treppenhaus nutzten die Shop-Mitarbeiter unter anderem dazu, ihren Laden zu verlassen, aber auch, um dort ihren Müll zwischenzulagern, bevor sie ihn endgültig zum Müllcontainer brachten. Das Treppenhaus konnte natürlich ebenfalls von außen, von der
Albert-Schweitzer-Straße betreten werden. Die Tür zum Treppenhaus war nicht immer verschlossen. Manchmal standen Mitarbeiter davor und rauchten.
Malik möchte, dass Zohra gegen 09:00 Uhr das Treppenhaus des Leine-Center in Laatzen betritt. Sie soll sich so zu Recht machen, als wäre sie eine Putzfrau. In einem blauen Müllsack kommt das Semtex, das er von den Neonazis gekauft hatte und dass er dann später mittels des Handys fernzünden kann. Dann hat es sich erledigt mit dem Leine-Center und den Kuffars die sich darin befinden.
Die Regierenden in Hannover und Berlin hatte man zuvor mehrfach ermahnt, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. „Und wenn Wir (wie kommst du darauf, dass „wir“ hier groß gehört?) eine Stadt zu zerstören beabsichtigen, lassen Wir unseren Befehl an Ihre Wohlhabenden ergehen; wenn sie in ihr freveln, so wird der Richterspruch gegen sie fällig und Wir zerstören sie bis auf den Grund“. So steht es geschrieben und so soll es sein.
Zunächst hatte Zohra vorgeschlagen, die Bombe im Parkhaus der Ernst-August-Galerie in der Nähe des hannoverschen Hauptbahnhofs zu zünden. Ein Anschlag mit Symbolcharakter. Ernst August I, König von Hannover, war Großmeister und Gründer der Freimaurer Großloge von Hannover. Malik hatte aber entschieden, dass das Leine Center in Laatzen für ihre Mission besser geeignet sei. „Die Ungläubigen werden unsere Botschaft verstehen“, hatte er gesagt. „Die Grenzen Deutschlands werden nicht am Hindukusch verteidigt. Erst durch den Einsatz Deutscher Soldaten in Afghanistan, die dort gegen den Islam kämpfen, wird der Angriff auf Deutschland für einen Mujahidin verlockend. Damit das Deutsche Volk auch etwas von dem Leid kostet, welches das unschuldige afghanische Volk Tag für Tag ertragen muss“.
„Aisha muss jeden Augenblick hier sein. Lass uns unsere Sachen packen. Ich werde den Sprengsatz vorbereiten und Du (klein) wirst in der Zeit die anderen Sachen in ihr Auto laden. Wir dürfen keine weiter Zeit mehr verlieren“ befahl Malik. „Wo ist die Kiste mit dem Material? Hast du sie nicht vom Dachboden geholt, wie ich es dir aufgetragen hatte?“ „Nein, sie ist noch oben“, entgegnete Zohra auf Maliks Frage, „ich wollte sie gerade herunterholen, als du ins Haus gekommen bist“. „Dann hole ich die Kiste, kümmere du dich um unsere Koffer“. (erst Punkt, dann Gänsefüßchen)
Zohra machte sich auf dem Weg ins Schlafzimmer. Sie nahm den Koffer, der neben der Tür stand. Aus dem Kleiderschrank riss sie wahllos Kleidung und stopfte sie in den Koffer. Sie hatte keine Zeit mehr, sich Gedanken zu machen, was sie mitnehmen und was sie zurücklassen sollte. Keine Zeit um sich Gedanken darüber zu machen, welches die beste Kleidung für einen langen Aufenthalt in Bosnien ist, wohin sie nach ihrer Mission zusammen mit Malik und Aisha reisen wird. Goran, ein Freund von Malik erwartet dort ihre Ankunft.
Während Zohra mit dem Packen beschäftigt war, begab sich Malik auf den Dachboden ihres Hauses. Auf einer alten, schweren Werkbank, die hier stand, befand sich die Kiste, in der er das Handy, einige Schnüren und Kabel, so wie (sowie) diverses Werkzeug gelagert hatte. Malik entnahm die Gegenstände. Abgeklärt und mit ruhiger Hand platzierte er das Handy in dem Sprengstoff. Dann legt er das Kabel des Handys frei, welches vom Akku zum Lautsprecher führte und verband er mit der Zündkapsel. Der Sprengsatz konnte jetzt ferngezündet werden, sobald die Nummer des Handys angewählt wurde. Malik schaltete das Handy ein. Wahrlich, so ihr im Wege Allahs erschlagen werdet oder sterbet, wahrlich, Allahs Vergebung und Barmherzigkeit ist besser, als, was ihr zusammenscharrt, besser als all das, was man im Diesseits an Geld und Gut zusammenbringt. Plötzlich nahm Malik das Signal des Handys war, welches das Eintreffen einer neuen Textnachricht verkündete. Malik kam nicht mehr dazu, die Nachricht zu lesen. Die eingehende SMS hatte die Bombe gezündet.
Ein heller Lichtschein, einhergehende mit einer gewaltigen Explosion waren das Letzte im Leben von Malik und Zohra.
               Anruferinnerung vom 01.02 10:39 Uhr
               01715551896 ist jetzt wieder erreichbar.
                               Ihre Telekom


Inhaltlich hätte ich noch einen Vorschlag: Das Ende käme irgendwie cooler (überraschender), wenn am Anfang der Fokus nicht so auf das Handy gerichtet wäre. Ich denke, wenn die Sache mit dem Handy in der Gesamtgeschichte eher „untergehen“ würde, und man am Ende so denkt: Ach stimmt ja, ganz vergessen! – dann wäre das der Pointe zuträglich.

Liebe Grüße
Anne


_________________
"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
VenomousWriter
Geschlecht:männlichSchneckenpost
V

Alter: 49
Beiträge: 9
Wohnort: Hannover


V
Beitrag10.03.2011 20:06
Danke Anne
von VenomousWriter
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Anne!

Vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast und meinen Text korrigiert hast. Ich habe die Änderungen in meinen Text übernommen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Hallo an alle und eine kleine Vorstel...
von Oneeyedpirate
Oneeyedpirate Roter Teppich & Check-In 0 18.04.2024 22:53 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge SmallTalk im DSFo-Café
Machen Sie eine typische Handbewegung
von hobbes
hobbes SmallTalk im DSFo-Café 0 17.04.2024 13:23 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Trash
Es ist nie zu spät!!!
von Wenigschreiber
Wenigschreiber Trash 0 16.04.2024 16:44 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Redlight District
Felsenthron (eine Liebeserklärung)
von V.K.B.
V.K.B. Redlight District 3 10.04.2024 23:27 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Wer das liest, ist ein Hanuta
von Chandrian
Chandrian Roter Teppich & Check-In 6 08.04.2024 11:12 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von Charlie Brokenwood

von Merope

von Lapidar

von Berti_Baum

von nebenfluss

von EdgarAllanPoe

von Ralphie

von Herbert Blaser

von Alien78

von nebenfluss

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!