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Teil 56


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 01:13
Teil 56
von Lyrika
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Warum hast du dich auf mein Vorhaben eingelassen?“, wollte Zayed wissen, während er ihr eine Tasse Tee eingoß.
„Schon bei unserer ersten Begegnung spürte ich, daß etwas Besonderes mit dir ist. Es blitzten Szenen in meinem Kopf auf, die ich aber nicht halten konnte. Wie soll ich es besser beschreiben? Es sind Umrisse, Gefühle oder ja, Blitze halt, die mir in den Kopf schießen und auch gleich wieder weg sind.“ Mit der Hand fuhr sie sich an ihren Kopf und wirbelte sie im Kreis herum. „Manchmal kommt alles auf einmal und dann ist wieder eine ganze Weile gar nichts. Einfach weg.“ Gespannt hörte Zayed zu.
„Und du kannst dich nicht an uns erinnern?“, flüsterte er. Sie schnaufte kurz auf und lächelte.
„Nein, leider nicht. Aber es ist so ein…ein vertrautes Gefühl da.“ Er langte über den Tisch und ergriff ihre Hand.
„Und vielleicht hast du mir deshalb zugehört und dich auf dieses wahnwitzige Abenteuer eingelassen, daß mir ein blaues Auge eingebracht hat.“ Mit einem sanften Druck erwiderte sie seine Berührung.
„Es ist ja auch verrückt. Kommst in mein Zimmer gestürmt, erzählst mir von dir, Vivek, und was sich alles ereignet hat und dann von deinem Plan. Wenn du früher auch so warst, na, dann Prost Mahlzeit!“ Sie nahm ihre Tasse Tee und hielt sie in der Luft.
„Ich wußte mir nicht anderes zu helfen. Darum dachte ich, es wäre das Beste, wenn Sara sehen würde, daß ich eine andere Frau küsse. Sie kennt dich ja nicht und von mir weiß sie auch nicht alles. Das sie heute arbeiten mußte, war Zufall. Ich hab eine riesige Dummheit getan. Ich habe mit ihr geschlafen. Heike, ich liebe sie, aber ich weiß, das Vivek zu ihr gehört. Und sie zu…ihm.“ Beschämt über seine letzten Worte ließ er ihre Hand los.
„Zayed, es ist schon gut, daß er sie liebt. Es ist über fünf Jahre her und ich kann mich nicht an ihn erinnern. Ich weiß ja noch nicht einmal, daß ich mit ihm verheiratet war. Warum sollte ich dann eifersüchtig sein?“ Fragend legte sie ihren Kopf schief und griff jetzt nach seiner Hand. „Ich helfe dir, daß sie zu Vivek findet und du hilfst mir, ein weinig über mein…vorheriges Leben zu erfahren. Ach, hat es dir Thorsten gar nicht erzählt?“
„Nein, was denn?“
„Dieser Kerl! Also manchmal… Na egal! Thorsten und ich sind zusammen und haben eine kleine Tochter. Schau nicht so. Sie ist gerade in Portugal bei unseren Nachbarn, während wir hier an der Forschung arbeiten.
„Oh.“, entfuhr es Zayed. Er wußte selber nicht, ob aus Erstaunen oder aus Enttäuschung.
„Also, wie machen wir weiter, damit Vivek und Sara endlich ihr Glück zusammen finden?“ Achselzuckend nahm Zayed seinen Tee und trank ihn in einem Schluck leer.


„Zayed, dein Plan war doch, daß Sara mich mit dir in der Disco sieht.“, erinnerte ihn Heike, goß sich eine weitere Tasse Tee ein und wartete auf eine Antwort von ihm. Er drehte die leere Tasse auf dem Tisch hin und her und war mit seinen Gedanken ganz woanders.
„Zayed!“ Heike klopfte mit der flachen Hand vor ihn auf den Tisch. Erschrocken blickte er hoch.
„Ja, was hast du gesagt? Ach so, ja, du hast den Tee immer sehr gerne getrunken.“, gab er schnell zur Antwort und ließ von seiner Tasse ab.
„Gehe ich recht in der Annahme, daß du gar nicht so böse bist, daß dein Plan nicht geklappt hat?“ Mußten Frauen denn immer so ein feines Gespür haben, dachte er und versuchte sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
„Nicht geklappt? Und was ist das?“, fragte er lachend nach und deutete auf sein blaues Auge. „Sie hat zugeschlagen wie ein Rummelboxer. Ich glaube, es hat gesessen, was sie gesehen hat.“ Heike schaute ihn über ihre Tasse an und grinste ihn herausfordernd an.
„Was?“ Verunsichert grinste er zurück. Sie schüttelte flüchtig ihren Kopf und ließ ein abschätzendes `TzTzTz` von sich.
„Was denn?“, fragte er ungeduldig und setzte sich auf dem Stuhl gerade hin.
„Ist dir wirklich nichts aufgefallen?“ Ihr Blick drang durch ihn hindurch und hinterließ bei ihm das Gefühl, das sie auf etwas anspielte, was er übersehen hatte. Was er übersehen wollte! Sie saßen sich gegenüber und blickten sich direkt in die Augen. Dann durchfuhr es ihn wie ein Blitz und ihm wurde plötzlich klar, was sie ihm versuchte zu sagen.
„Du meinst…“, brach er seinen Satz ab und fuhr sich mit einer Hand an sein Kinn. „Oh nein, du meinst….“ Er konnte es nicht aussprechen, was er annahm.
„Ja, das meine ich. Sie liebt dich auch, Zayed. Sie wäre sonst nicht so durchgedreht. Sie hat dich vor allen Leuten geschlagen, sich die Blöße gegeben und damit ihren Job riskiert.“ Jetzt schlug sich Zayed beide Hände vor das Gesicht und sprach dadurch gedämpft.
„Bitte laß es nicht wahr sein! Ich bin ja noch ein größerer Vollidiot als mein Bruder. Anstatt sie von mir zu treiben….Ich muß zu ihr und mit ihr sprechen. Ich hab ja ihre Adresse aus den Akten.“ Heike langte über den Tisch und hielt Zayed am Arm fest, als der gerade aufstehen wollte. Langsam, sie anschauend, setzte er sich wieder. Ihre Geste sendete die Botschaft `Tu es nicht. Laß ihr Zeit`.
Er stand auf, lief zur Arbeitsplatte hinüber, schlug mit der Faust drauf und wand sich dann zu Heike um.
„Toller Plan, Zayed, toller Plan!“, gratulierte er sich selber. „Echt sauber hinbekommen:“
„Selbstvorwürfe nutzen uns jetzt auch nichts. Laß uns lieber überlegen, was wir noch tun könnten.“, sagte sie ihn beobachtend zwischen zwei Schlücken Tee. Er lächelte sanft und ging auf sie zu.
„Auch wenn dir ein paar Erinnerungen fehlen: Deinen Optimismus hast du nicht verloren.“ Er hockte sich vor sie und berührte mit seinen Händen ihre Knie, um sich festzuhalten.
Heike blickte ihn an und er konnte einen Hauch von Traurigkeit in ihrem Gesicht erkennen. Sie legte ihre Hand auf seine Wange und sagte: „Mir ist etwas widerfahren, daß wünsche ich meinem größten Feind nicht. Innerhalb von ein paar Sekunden wurde mein Leben verändert. Sicher, ich lebte weiter, aber ohne Erinnerung? Ohne zu wissen, was ich mag, was ich verabscheue? Nicht zu wissen, ob ich eine Familie habe, welche Schulbildung oder welchen Beruf ich ausgeübt habe.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen. Auf seiner Wange erspürte er ein leichtes Zittern ihrer Hand und legte seine auf ihre, um ihr ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.
„Du wärst eine sehr gute Ärztin geworden. Du warst immer besser, als wir alle zusammen.“, flüsterte er ihr beruhigend zu. Verstohlen wischte sie sich eine Träne von ihrer Wange.
„Ich…Ich hab Medizin studiert?“
„Studiert? Du warst besessen!“ Schlurzend lachte sie auf.
„Ja, dich konnte man selten von den Büchern reißen. Ein paar Mal ist es mir unter Androhung, daß ich die Bücher im See versenken werde, gelungen, dich auf das ein oder andere Fest mitzunehmen.“
„Und auf solch einem Fest hab ich dann Vivek kennengelernt.“, schlußfolgerte sie und seufzte.
„Am Anfang dachte ich, er würde nie über diesen Schmerz hinwegkommen. Wir waren alle sehr geschockt, über dein Verschwinden. Vivek hat sich Vorwürfe gemacht, warum er an diesem Tag nicht mit dir gefahren ist. Ich habe Monate an seinem Bett gesessen, wenn er vor Selbstvorwürfen zu kollabieren drohte. Egal was ich sagte, egal was ich tat, Vivek war in diesen Momenten genauso tot wie du. Entschuldige bitte den Vergleich, aber anders kann ich seinen Zustand nicht beschreiben. Er war wie…Ja, wie eine Marionette. Irgendwann kam der Zeitpunkt, wo er anfing, sich wieder seinem Leben zu widmen. Ich nehme mal an, da hat er sich geschworen, nie wieder eine Frau so nahe an sich heranzulassen.“
„Ich wünschte, ich hätte ihm das ersparen können. Das Letzte was ich weiß ist, das mir plötzlich schwindelig wurde und danach taucht die erste Erinnerung wieder auf, als ich in Portugal im Krankenhaus war. Dort traf ich Thorsten“
Zayed bemerkte ein Funkeln in ihren Augen, als sie seinen Kollegen erwähnte. Schnell verwarf er den Gedanken daran, daß vielleicht Vivek und Heike wieder zusammen….Nein, unmöglich!
„Zayed?“
„Ja?“
„Bitte zeige mir Fotos, aus der Zeit mit Vivek und mir.“, forderte sie ihn auf. Noch immer lag ihre Hand auf seiner Wange bedeckt von seiner. Er nahm ihre Hand zärtlich von seiner Wange, drehte sie herum und küßte ihre Handfläche.
„Du sollst alles wissen, was du möchtest. Komm mit ins Wohnzimmer.“ Zusammen verließen sie die Küche. Ein neuer Plan konnte warten, dachte er und widmete sich den Rest des Tages Heike.

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