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Teil 55


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 01:12
Teil 55
von Lyrika
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Dankend nahm er das ihm gebotene Coolpack an. Vorsichtig hielt es Zayed an sein schmerzendes Auge, das heute die Erfahrung machte, daß Frauen, wenn man sie zu sehr reizt, einem einfach eine reinhauen.
„Volltreffer würde ich sagen.“ Grinsend setzte sich die Frau, mit der Zayed in der Disco war, ihm gegenüber. Nach der Attacke, die von ihnen so nicht beabsichtigt war, machten sich beide ohne viel Aufsehen auf den Weg in die Wohnung der Zwillinge.
„Warum hauen Frauen eigentlich zu?“, fragte er mit schmerzverzerrter Stimme und drehte das Coolpack auf die kühlere Seite und drückte es wieder vorsichtig auf sein Auge.
„Ja, ging ja so richtig schief.“, sagte die Frau und legte ihre Arme auf dem Tisch ab. Nach kurzem Schweigen sagte sie: „Ihr habt euch geschmackvoll eingerichtet. Hätte ich euch gar nicht zugetraut.“ Sie schaute sich um und nickte respektvoll. „Alle Achtung, sogar ein Gewürzregal.“ Ohne zu fragen stand sie auf und ging auf das Gewürzregal zu. „Koriander, Kardamom, Curry…“, zählte sie auf, während sie zaghaft über die einzelnen Gewürzdosen strich.
Er schaute mit seinem unverletzten Auge wie sie am Gewürzregal stand. In diesem Moment hatte er ein Déjà-vu. Stand sie nicht schon einmal mit dem Rücken zu ihm und hatte alle Gewürze aufgezählt? Sein Gedanke löste sich von diesem Erlebnis und setzte ihn an der Stelle ab, als Sara die Wohnung verlassen hatte. Kaum war die Tür hinter ihr ins Schloß gefallen, sank er im Flur in sich zusammen. Wie konnte es nur soweit kommen? Warum hatte er sich nicht im Griff gehabt? Wie konnte er aus diesem Schlamassel wieder rauskommen? Hatte sich Sara jetzt in ihn verliebt? Sein Bruder, sein Zwillingsbruder liebte diese Frau mehr als sein eigenes Leben und ich schlafe bei der erst besten Gelegenheit mit ihr? Aber sie hatte es auch gewollt, versuchte er sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Heiß stiegen ihm die Tränen in die Augen. Wie konnte er es wieder hinbiegen, dachte er, stand auf, wischte sich die Tränen weg und ging in die Küche. Mit Cola und Chips gewappnet setzte er sich auf das Sofa, drehte die Musikanlage bis zum Anschlag auf und aß die Chips, ohne sie zu schmecken. Mit riesigen Schlücken spülte er sie gelegentlich hinunter und wartete auf den ihm bekannten Bauchschmerz nach diesem Exzeß. Mit diesem Bauchschmerz, der nicht lange auf sich warten ließ, ging er zur Nachtschicht.

Die Arbeit in der Rettungsstelle lenkte ihn ab. Am frühen Morgen kam Thorsten ihm zur Hilfe.
„Heute ist aber viel los.“, rief er Zayed auf dem Gang zu. „Wenn es sich hier etwas beruhigt hat, dann will ich mit dir sprechen.“ Zayed hob verstehend seine Hand von Weitem.
Zayed reichte Thorsten einen Becher mit Kaffee. Dankend nahm der Kollege ihn entgegen.
„Was wolltest du denn mit mir besprechen?“, fragte Zayed und nahm auf einem der Stühle im Dienstzimmer der Rettungsstelle platz.
„Erinnerst du dich noch an die beiden Frauen? Die von der Forschung?“ Thorsten nahm ein Schluck Kaffee und sprach weiter: „Die eine, Emilie, hatte gefragt, warum du so schell aus dem Zimmer gestürmt bist. Zayed? Zayed, alles in Ordnung mit dir?“ Der Kollege beugte sich zu Zayed herüber und wedelte ihm mit seiner freien Hand vor den Augen herum. „Zayed!“
„Du hast mich gerettet! Du bist…Sind die beiden noch da?“

Zayed stand auf, legte das Coolpack auf den Tisch und trat hinter die Frau. Sie drehte sich herum und schaute ihn an.
„Danke. Danke Heike, daß du es mit mir ausprobiert hast.“, sagte er leise und nahm vorsichtig ihre Hände. Sie lächelte.
„Hab ich auch früher mit diesen Gewürzen gekocht?“
„Ja, und sehr gut sogar.“ Liebevoll strich er ihr über die Wange. „Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.“ Ihre Hand legte sich auf seine, die auf ihrer Wange ruhte.
„Ich hab mich sehr erschrocken, als du in mein Zimmer gestürmt kamst. Und noch mehr, als du mir die Wahrheit über mich erzählt hast.“ Verlegen schaute Zayed auf den Boden und nahm seine Hand von ihrer Wange.
„Ich hätte es nicht getan, wenn Thorsten mir nicht bestätigt hätte, daß du stark genug für die Wahrheit bist.“
„Aha, das sagt er also. Interessant, was man so nebenbei erfährt.“, sagte sie lachend und wurde wieder ernst. „Kochst du uns Tee?“ Verwundert blickte er sie an.
„Kannst du dich daran erinnern?“, fragte er aufgeregt und lief los, um heißes Wasser aufzusetzen.
„Nein, aber ich hab mal gelesen, daß Inder sehr gerne Tee trinken.“
„Wie früher. Immer mit der Klappe ganz weit vorne.“, erwiderte er trocken und bereitete den Tee zu.

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