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Teil 39


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:51
Teil 39
von Lyrika
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Zayed hatte sich wieder einmal überreden lassen und übernahm zwei Schichten für einen kranken Kollegen. In der Rettungsstelle hatte er seinen angesetzten Dienst geleistet. Nun hatte er Rufbereitschaft, saß in seinem Dienstzimmer und beschäftigte sich mit dem liegengeblieben Papierkram. Müde rieb er sich seine Augen, legte den Stift zur Seite und stand auf. Auch wenn es keiner verstehen konnte, er liebte den Kaffee aus den Getränkeautomaten. Mit einer Hand in seiner Kitteltasche nach Kleingeld kramend trat er durch die Tür und ging zu den Fahrstühlen. Der Gong kündigte an, daß der Fahrstuhl bereit sei, ihn mitzunehmen. Die Türen öffneten sich und er trat ein.
„Hallo Thorsten.“, begrüßte Zayed seinen Kollegen, der schon im Fahrstuhl stand und drückte den Knopf für die unterste Ebene.
„Hallo Zayed! Hast du Rufbereitschaft?“, erkundigte sich Thorsten und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
„Ja, ich hab den Dienst von Michael übernommen. Den hat’s mit ner Magen-Darm- Grippe ins Bett verfrachtet.“ Zayed verzog mitleidig das Gesicht.
„Ja, die ist gerade im Umlauf. Wie geht’s dir sonst so?“, wollte Zayeds Kollege wissen.
„Danke gut und dir?“
„Auch gut. Ich hab in den nächsten Tagen Patienten für meine Forschung im Haus. Wenn du Interesse hast, komm doch vorbei.“ Einladend funkelten die Augen des Kollegen Zayed an. Der zuckte mit den Schultern und sagte: „Gerne doch. Du weißt ja, ich bin für jede Disziplin in der Medizin zu haben. Und wenn es um Forschung geht, dann erst recht. Wann ist das denn genau?“ Der Fahrstuhl stoppte und die Türen öffneten sich.
„Morgen kommen die ersten Patienten. Ich sehe dich dann morgen?“, fragte Thorsten noch schnell ehe sich die Türen wieder schlossen.
„Ja, bis morgen.“, rief Zayed und hob kurz die Hand zum Abschied.
Der Fahrstuhl hielt in der untersten Ebene. Zayed trat auf den Gang und steuerte den Getränkeautomaten an. In freudiger Erwartung auf einen Kaffee, hielt er das Kleingeld für den Automaten bereit und wollte es gerade auf den Weg schicken, da ging sein Pieper los. Seufzend steckte er das Kleingeld in die Kitteltasche zurück und holte dabei gleich darauf seinen Pieper hervor. Er schaute auf die Nummer, schaltete ihn aus und fuhr mit dem Fahrstuhl eine Ebene höher, in der sich die Rettungsstelle befand. Von dort aus rief er die Nummer zurück, die auf dem Display seines Piepers erschienen war.
„Chirurgische Station 29, Schwester Maggie.“, meldete sich eine junge Krankenschwester am anderen Ende.
„Maggie, Zayed hier. Du hast mich angepiept?“
„Ja, könntest du mal ebend auf Station kommen. Herr Behrendt hat Schmerzen und die Medikation ist anscheinend zu wenig.“, informierte ihn Maggie.
„Ok, ich bin gleich oben.“, sagte er und legte auf. Nun muß der Kaffee warten, dachte er und fuhr ein weiteres Mal mit dem Fahrstuhl. Diesmal in die fünfte Ebene.

Maggie stand neben ihm und wartete auf Zayeds Anweisungen. Aufmerksam betrachte Zayed sich die Akte des Patienten und legte sie dann auf einen der Schreibtische.
„Herr Behrendt wurde mir in der Besprechung vorgestellt. Ich wollte ihn mir sowieso heute anschauen. Das ist der junge Mann mit dem Fahrradunfall.“, bemerkte Zayed und schaute Maggie an. Sein Blick glitt über ihr Gesicht und erkannte einen Hauch von Traurigkeit. Er neigte ein wenig den Kopf zur Seite.
„Was ist los?“, fragte er besorgt und stupste sie mit dem Ellenbogen sachte an.
Maggie zog geräuschvoll Luft in ihre Lunge und drehte sich zu ihm herum.
„Ach, ich weiß nicht. Irgend etwas anderes belastet ihn noch. Er redet kaum und scheint auch mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Kein Wunder, daß sein Bein nicht heilt. Er tut mir leid, Zayed. Und ich komme einfach nicht an ihn heran.“ Entmutigt ließ sie den Kopf hängen.
„Maggie, nimm dir nicht immer alles so zu Herzen. Vielleicht ist er noch nicht soweit, dir seine Sorgen zu erzählen. Warte noch ein bißchen, ja?“, versuchte Zayed ihr Mut zu machen. Sie nickte stumm und sortierte die Akte wieder in den Schrank.
Er schenkte ihr ein Lächeln und machte sich auf den Weg in das Zimmer, in dem sein Patient lag. Mit einem Klopfen kündigte er sich an und drückte die Klinke der Tür herunter. In dem Zimmer lagen zwei Patienten. Zayed sah, daß das eine Bett an der Tür zwar zerwühlt, aber leer war. In dem Bett am Fenster lag ein junger Mann, mit dem Bein in einer Schiene fixiert, der gerade versunken in einem Buch laß. Die Betten waren am Ende mit den jeweiligen Namen der Patienten versehen. Zayed ging auf den jungen Mann zu, schaute auf das Ende des Bettes, laß den Namen und fragte: „Herr Behrendt?“ Das Buch wurde herabgelassen und der Patient schenkte nun Zayed seine ganze Aufmerksamkeit. Die beiden Männer schauten sich direkt in die Augen. Zayeds Gesichtsausdruck war freundlich und offen, bereit zu helfen. Der von seinem Gegenüber war im ersten Moment auch freundlich, verfinsterte sich aber in Sekundenschnelle und Zayed hatte den Eindruck, daß er angefeindet wurde. Als Arzt war er diese Art von Reaktion gewohnt, konnte aber das Gefühl nicht abschütteln, daß es sich hier um eine andere Reaktion handelte.
„Ja, ich bin Herr Behrendt. Matthias Behrendt, falls Ihnen das etwas sagt.“ Der Blick von Matthias Behrendt bohrte sich durch den Arzt und hinterließ ein brennendes Gefühl. Zayed schluckte schwer. Die Stimmung in dem Krankenzimmer nahm eine explosive Mischung aus Haß, Abscheu und Verachtung an, die eindeutig von Matthias ausging. Ist es ein Segen oder ein Fluch ein Zwilling zu sein? Langsam fing Zayed an zu begreifen, warum ihn Matthias Behrendt so behandelte. Er beschloß, nicht auf dieses Spiel einzugehen und wollte nur seiner Arbeit als Arzt nachkommen.
„Ich würde mir gerne Ihr Bein anschauen. Und Ihnen ein anderes Schmerzmittel verabreichen.“, sagte Zayed mit fester Stimme und wollte auf Matthias zu gehen.
„Ha, anderes Schmerzmittel? Damit mein Bein oder mein Herz nicht mehr so weh tut? Das ist aber sehr umsichtig von Ihnen!“ Die Worte trafen Zayed mitten ins Herz und er hatte die Bestätigung für seine Vermutung. Jetzt wußte er, wer Matthias Behrendt war. Ich darf mir nichts anmerken lassen, dachte er und ging um das Bett herum. Vivek hatte nie den Namen von Saras Freund erwähnt, aber er war sich in diesem Moment sicher, es handelt sich um diesen Patienten hier.
„Ich möchte nicht, daß Sie mich behandeln. Mir reicht es schon, wie Sie mein Liebesleben behandeln, da brauch ich nicht noch eine gesonderte Behandlung.“
„Sind die Schmerzen eher stechend oder puckernd?“, fragte Zayed und ignorierte die anfeindenden Bemerkungen von Matthias.
„Sie zerreißen mich. Sie sind nicht mit Worten zu beschreiben. Sie haben eine zerstörerische Art an sich, daß ich sie nicht aushalte.“, zischte Matthias leise durch seine Zähne und nahm eine harte Mimik an. Zayed war in der Zeit stehen geblieben und schaute ihn an.
„Es tut mir leid, aber Ihre Angaben sind nicht ganz eindeutig.“, gab er ruhig zur Antwort. Matthias verschränkte seine Arme vor der Brust und blickte Zayed so vernichtend an, das diesem unwohl wurde.
„Ok, dann muß ich wohl deutlicher werden. Sagt Ihnen der Schmerz etwas, wenn Sie wissen, daß Ihre Freundin sich in einen anderen Mann verliebt hat? Nein, nicht? Dann werde ich noch deutlicher. Wissen Sie, was das für ein Schmerz ist, wenn Sie wissen, daß sich Ihre Freundin in einen anderen Mann verliebt hat und Sie wissen, daß Sie von Ihnen schwanger ist? Nein, immer noch nicht? Dann lassen Sie sich gesagt sein, daß sind unerträgliche Schmerzen. Dagegen gibt es leider kein Schmerzmittel.“
Zayed stand mit offenem Mund vor Matthias und starrte ihn an. Schwanger? Matthias Worte drangen zu Zayed durch und in diesem Augenblick verspürte Vivek, daß mit seinem Bruder etwas nicht stimmte. Fluch oder Segen ein Zwilling zu sein?

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