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Teil 35


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:27
Teil 35
von Lyrika
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„Er ist glücklich. Und das habe ich dir zu verdanken.“ Zayed nährte sich mir. Mein Atem ging schneller und ich schluckte schwer. Was hatte das zu bedeuten? Ich spürte seine Nähe in meinem Rücken und drehte mich herum. Wir standen uns nur wenige Zentimeter gegenüber. Er lächelte mild.
„Was…was meinst du damit?“ Mein Interesse wuchs nach dem letzten Satz von ihm.
„Sara, bitte schenke ihm einen ganzen Tag mit dir.“ Bittend blickte er mich an. Nun verstand ich gar nichts mehr und mußte das auch in meinem Gesichtsausdruck zu Erkennen gegeben haben, da Zayed ganz nahe kam und meine Hand nahm.
„Nur einen ganzen Tag.“ Es lag plötzlich soviel Schmerz in seinen Augen, daß ich ohne ein Wort seiner Bitte mit einem Kopfnicken nachkam. Zum Dank küßte er sanft meine Hand, ließ sie los und ging in Richtung Treppen. Zum Abschied hob er seine Handfläche an die Stirn und neigte sich ein wenig nach vorne. Dann war er auch schon verschwunden. Verwundert blickte ich ihm nach. Was hatte das alles zu bedeuteten? Auch ohne die Hilfe meines Männchens wurde mir klar, daß ich ein Herz eines Menschen aufgeschlossen hatte. Aber bevor man eines aufschließt, sollte man ein anderes nicht vorher abschließen, damit es wieder ein anderer öffnen kann? In meinem Fall waren es die Herzen von Matthias und Vivek. Ich brauchte Kims Hilfe. Ach du armer Kuckuck, Kim! Ich löste mich aus meiner Erstarrung und machte mich mit rasantem Tempo auf den Weg hinter den Baum.
Sie war weg, als ich ankam. Hinter dem Baum stand jetzt ein Hund und hob gerade sein Bein. Verdutzt sah ich an dem Baum vorbei.
„Brauchst nicht suchen.“ Kims Stimme kam von dem Hauseingang. Ich hob den Kopf. Sie saß auf den Treppen und wirkt leicht angesäuert.
„Tut mir leid.“, entschuldigte ich mich und ging auf sie zu. Ächzend stand sie auf.
„Ja, ja, schon gut. Womit hast du es eigentlich verdient, so ne brillante Freundin zu haben?“ Sie seufzte und kam auf mich zu. Mit vertrauter Geste legte sie mir den Arm um die Schulter und so liefen wir lachend und quatschend zur Bushaltestelle.

Bis zu meinem Urlaub blieben mir weitere Turbulenzen nicht erspart. Kim fragte mich, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn ich ohne sie fahren würde. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
„Wer soll dann mitfahren? Ich hatte mich schon so gefreut.“ Geknickt ließ ich den Kopf hängen und zog eine Schnute.
„Nicht böse sein auf Kimimaus.“, schnurrte Kim mich an. „Ich hab auch schon eine Idee, wer als Ersatz mitfahren könnte.“ Erstaunt blickte ich hoch.
„Aha, und wer?“ Sie grinste und wollte gerade Luft holen, als ich ihr ins Wort fiel. „Oh nein, ich fahre nicht mit Matthias.“
„Quatsch nicht. Ich meinte Marie.“, eröffnete sie mir ihren Einfall. Meine Schnute verwandelte sich in ein Grinsen. Schnell zückte ich mein Handy und fragte Marie, was sie von dem Vorschlag hielt.
„Ja, sie kommt mit.“, berichtete ich Kim nach dem Telefonat und somit war ein Problem gelöst. Aber da ich ja seit dem Zusammenprall mit Vivek die Probleme im recyclefähigem Format gebucht hatte, ließ das Nächste nicht lange auf sich warten.

Ich zuckte zusammen und hockte ängstlich auf dem Sofa, was zu Matthias Einrichtung gehörte. Nachdem ich nochmals von meinem Urlaub erzählt hatte, entbrannte eine hitzige Diskussion zwischen uns, die unsere Beziehung noch nicht erlebt hatte und so hatte ich Matthias auch noch nie erlebt. Vor Wut schmiß er eine Blumenvase an die Wand, die in tausend Teile zersprang und einen häßlichen Fleck an der Tapete hinterließ.
„Nein, ich kann nicht verstehen, warum du ohne mich fahren willst.“, rief er außer sich vor Wut und suchte nach einem neuen Gegenstand, an dem er seine Aggression entladen könnte. Wie ein angeschoßener Eber rannte er im Zimmer auf und ab.
„Aber es ist doch nur eine Woche. Und ich …“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
Ein wildes Knurren entrann seiner Kehle und er blieb endlich am Fenster stehen. Heftig atmete er ein und aus.
„Du fährst mit ihm? Ist es so? Oder kommt jetzt Kim als Ausrede?“ Jede Faser seines Körpers war angespannt, soviel konnte ich sehen und sagte ruhig: „Nein, Marie fährt mit. Matthias bitte, komm wieder zu dir.“ Ich stand auf und ging vorsichtig auf ihn zu. Er hatte sich auf dem Fensterbrett abgestützt und ich konnte nun sehen, wie fest er sich in das Fensterbrett krallte. Das Weiße trat von seinen Fingerknöcheln hervor. Ich legte meine Hand auf seinen Rücken, in der Hoffung, ihn besänftigen zu können. Glücklicherweise ließ er meine Berührung zu. Ich streichelte ihn sanft und schwieg. Für einen kurzen Moment herrschte wieder diese Vertrautheit zwischen uns, welche mir mein schlechtes Gewissen verdeutlichte.
„Matthias, ich…“ Mit einem Stöhnen wurde ich von ihm unterbrochen. Er drehte sich um und ging, ohne mir in die Augen zu schauen, auf das Sofa zu. Nachdem er sich gesetzt hatte, strich er sich über sein Gesicht und sagte: „Bitte, Sara, gehe jetzt! Ich brauche Zeit zum Nachdenken.“ Völlig überrascht von seiner Reaktion, ging ich auf ihn zu und wollte noch einmal den Versuch starten, mit ihm zu reden.
„Nein, sag nichts. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub. Wir reden, wenn du wieder da bist.“ Damit war für ihn unserer Unterhaltung beendet. Ich nahm meine Tasche und ging auf das Sofa zu. In diesem Moment tat er mir so leid. Aber daran war ich nicht ganz unbeteiligt gewesen, daß er dort saß und ich ihn nicht mehr wiedererkannte.
„Es tut mir alles so leid.“, flüsterte ich und gab ihm ein Küßchen auf die Wange. Bevor ich zur Haustür hinaus gehen wollte, lief er mir hinterher und umarmte mich kurz, lächelte und ging wieder zurück ins Zimmer. Mit Tränen in den Augen stand ich in seinen Flur und mein Blick fiel auf ein Foto, was uns beide zeigte. Wir haben dieses Foto zum Anfang unserer Beziehung gemacht, auf unserer Wiese im Park. Kopfschüttelnd verließ ich seine Wohnung und ging wie ein geprügelter Hund die Treppen herunter. Ich packte mein Fahrrad und schob es die Straße herunter. Ich schaute über meine Schulter hinauf zu Matthias Fenster. Es war leer. Sonst hatte er mir immer gewunken, dachte ich und wischte mir eine Träne von der Wange.

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