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Teil 29


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:17
Teil 29
von Lyrika
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„Ich komme mit.“, meinte Matthias, als ich mich für das Treffen zurecht machte. Er saß auf dem Badewannenrand in meinem Badezimmer und spielte mit meinem Duschschwamm herum.
„Ich gehe mit Kim in die Eisdiele. Wir wollen mal wieder richtig quatschen.“ Eine faustdicke Lüge. Das schlechte Gewissen kroch mein Nacken hoch und winkte mir frech im Spiegel zu. Matthias fing an, meinen Duschschwamm in einen unbrauchbaren Baussatz zu verwandeln. Die abgerissenen Flocken warf er in die Badewanne. Ich beobachtete ihn durch den Spiegel. Er hatte den Kopf gesenkt. In seinem Gesicht konnte ich lesen, das auch er mit Gefühlen spielte. Nur in der umgekehrten Form. Ich entfernte mich von ihm und er versuchte mir näher zu kommen.
„Ist er auch da?“ Die Bürste, eben noch in meiner Hand, flog klappernd der Schwerkraft entgegen in das Handwaschbecken. Wahrheit oder Lüge?
„Nein, nur wir beide allein.“ Lüge! Er pflügte weiter kleine Flocken aus dem Duschschwamm. Ich nahm die Bürste umständlich aus dem Handwaschbecken und versuchte ruhig zu bleiben.
„Hast du morgen ne Vorlesung?“, versuchte ich herauszufinden, was Blödsinn war, da ich seinen Studienplan kannte. Er schmiß den mißhandelten Duschschwamm in die Wanne und stemmte sich mit beiden Armen am Badewannenrand ab.
„Sara?“
„Hm?“
„Sara, liebst du mich noch?“, fragte er unsicher. Die Grube ins Verderben wurde immer tiefer und ich stand gefährlich nahe an ihrem Rand. Ein falscher Schritt und ich würde in die Unendlichkeit fallen. Wahrheit oder Lüge?
„Ja, ich hab dich doch lieb.“, antwortete ich gleichgültig und bürstete meine Haare weiter. Er seufzte und sagte im traurigen Ton:
„Ich hab auch meine Teddybären lieb und meine Oma.“
„Matthias, ich hab dich lieb und nun laß mich fertig werden.“ Genervt legte ich die Bürste zur Seite und cremte mir das Gesicht ein. Im Spiegel sah ich, wie er schwerfällig aufstand.
„Viel Spaß und grüß mir Kim.“ Jede seiner Bewegungen beobachtete ich weiter im Spiegel, während ich mir andere Ohrringe anlegte.
Bevor er aus der Haustür ging, steckte er seinen Kopf durch die Badezimmertür.
„Tu heute abend bitte nichts Unüberlegtes. Sara, ich liebe dich.“ Das Klacken der Haustür und sein letzter Satz ließen mein schlechtes Gewissen im meinem Nacken tanzen.

Zayed hatte es mal wieder getan. Mit verkniffenem Gesicht lag er auf dem Sofa und hielt sich den Bauch. Sein Bruder zappte durch die Fernsehprogramme und schüttelte den Kopf.
„Wie kann man nur so doof sein?“, fragte er Zayed und schaltete den Fernseher aus. Mit den Füßen auf dem Tisch saß Vivek auf dem Sessel neben dem Sofa und schaute Zayed bei seinen quälenden Schmerzen zu. Ein leichter Schweißfilm überzog seine Stirn.
„Soll ich dir ein Tee machen?“ Zayed winkte angeekelt ab. Vivek schwang abwehrend mit der Hand in Zayeds Richtung. Um Zayeds Ekel noch weiter anzutreiben fragte er:
„Oder noch ´ne Tüte Chips und ´ne Flasche Cola?“ Ein Rülpser wies das Angebot ab. Mit verdrehten Augen stand Vivek auf, ging zu Zayed herüber und klatschte ihm leicht mit der Hand auf den Bauch.
„Nicht´s für ungut, Brüderchen. Du quäle dich mal schön weiter, ich gehe jetzt ´nen Eis essen.“ Zayeds Gesichtsfarbe wechselte in ein zartes grün bei dem Gedanken an ein Eis.
„Mit welcher weiblichen Person teilst du dir ´nen Eisbecher?“, brachte Zayed stoßweise hervor.
„Mit zwei weiblichen Wesen.“, grinste Vivek und setzte sich auf die Lehne des Sofas.
„Du hast mir doch den Tag von dieser wundervollen Frau erzählt und von den heißen Küssen in der Uni. Und nun hat sie sich verdoppelt? Wie kommt’s?“, wollte Zayed wissen und schloß die Augen, als ein gewaltiges Donnern in seinen Gedärmen zu hören war.
„Diesmal wird ihre reizend, streitbare Freundin dabei sein. Du, die ist echt nicht ohne. Sagt, was ihr nicht paßt und das so unverblümt. Mein lieber Schwan.“, sagte er und wedelte respektvoll mit seiner Hand durch die Luft.
„Klingt toll. Dann viel Spaß.“, würgte Zayed das Gespräch ab.
„Ich will ja nur, daß ihre Freundin merkt, daß ich nicht mit Sara spiele.“
„So wie du von ihr erzählst und wie du mit ihr umgehst, weiß ich, daß du es ernst meinst.“ Zayed öffnete die Augen und schaute seinen Bruder liebvoll an. Vivek nahm Zayeds Hand und legte sie auf seine Herzregion.
„Spürst du es? Sara, Sara, Sara. Mit jedem Schlag hämmert es ihren Namen.“ Zayed preßte seine Hand fester auf die Brust von Vivek.
„Ja, ich spüre es und ich freue mich für dich. Schnapp sie dir, mein Hase.“, sagte Zayed schelmisch und zog seine Hand weg, um sie sich wieder schützend auf den Bauch zu legen. Vivek bekam einen traurigen Blick.
„Was ist los?“, fragte Zayed besorgt.
„Ich muß für diese Liebe einem anderen Menschen sehr wehtun.“
„Warum?“ Jetzt setzte sich Zayed auf. „Wie meinst du das?“ Vivek traten Tränen in die Augen.
„Brüderchen, was ist los mit dir?“ Zayed wurde nervös. Tränen liefen Vivek heiß und geschmacklos über die Wangen.
„Zayed, sie hat einen festen Freund.“, sagte er leise mit gesenktem Kopf.
„Oh, je.“, flüsterte Zayed und wischte Vivek eine Träne vom Kinn. Zitternd nahm er die Hand seines Bruders und hielt sie fest.
„Das hast du mir noch gar nicht gesagt. Aber warum hast du sie dann geküßt?“ Zayeds Stimme klang nicht anklagend, eher besorgt.
„Ich hab es ja erst mitbekommen, als ich sie vor Hempels Büro geküßt hatte. Plötzlich stand er im Gang und ich hab sofort gemerkt, daß die beiden mehr als Freundschaft verbindet. Aber da war es für mein Herz schon zu spät. Und ich hab anscheint `nen großen Fehler gemacht.“, sagte Vivek verzweifelt schauend.
„Welchen?“, wollte Zayed wissen.
„Ich hab ihr heute meine Liebe gestanden.“ Vivek schüttelte den Kopf und stand auf. Wie ein Tiger auf der Pirsch ging er im Wohnzimmer auf und ab.
„Zayed, was soll ich denn jetzt machen?“ Hilfesuchend schaut er seinen Zwilling an. Der rieb sich mit der Hand über den Mund hinunter zum Kinn.
„Entweder du kämpfst um sie oder du vergißt sie.“ Vivek blieb stehen.
„Ich weiß nicht, was ich machen soll.“, sagte er und setzte seinen Gang fort.
„Es kommt darauf an, wie sehr du sie liebst.“ Zayed blickte Vivek fest an. Der schwieg und lief abermals das Wohnzimmer in seiner Länge ab.
„Liebst du sie?“
„Ja“
„Mehr als…“
„Als wen?“
„Als Heike damals?“ Vivek blieb an der Wand stehen und ließ die Frage seines Bruders wirken.
„Ja, mehr als Heike.“, hauchte er. Zayed stöhnte auf und strich sich durch die Haare.
„Dann kämpfe!“, gab er kurz und knapp von sich. Der Jähzorn wurde bei der Entstehung der Zwillinge nur Vivek zugeteilt. Und immer wenn er zutiefst verzweifelt über sich selber war, kam dieser zum Ausbruch. Nie gegen andere Personen, nur gegen sich selber und das auch bis jetzt nur zweimal in seinem Leben. Einmal, als er Heike verloren hatte und das zweite Mal jetzt. Er drehte sich zur Wand und rammte seine Faust mit voller Wucht dagegen.
„Scheiße, verdammte Scheiße!“ Seine Fingerknöchel nahmen eine bläuliche Färbung an.

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