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Teil 21


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:03
Teil 21
von Lyrika
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Diese Nacht liebten wir uns und saßen am Sonntagmorgen gemütlich beim Frühstück zusammen. Diesmal ohne Streit und böse Worte. Hin und wieder schaute ich ihn intensiv an und war mir meiner Liebe zu ihm sicher. Wir nutzten den Tag, gingen zum schwimmen, aßen Eis und in den Abendstunden schauten wir uns einen Film im Fernsehen an. Sobald sich eine Gelegenheit bot kuschelten und küßten wir uns. Ja, Matthias war doch ein ganz besonderer Mann. Zayed trat an diesem Tag in den Hintergrund und umhüllte sich in dem Mantel des Vergessens.
„Wie geht’s deinem Finger?“, fragte er als wir in meiner Wohnung auf dem Sofa lagen.
„Ganz gut. Manchmal puckert er so komisch.“, sagte ich und streckte meinen Finger mit der Schiene in den Schein des Fernsehers. Matthias faßte nach meiner Hand und küßte zärtlich meinen beschienten Finger.
„Mußt du noch mal zur Nachsorge ins Krankenhaus?“, erkundigte er sich unter Küssen auf meinen Finger. Das Zucken in meinem Magen leitete sich gleich weiter an meine Beine und hinterließ ein Kribbeln. Zayed schmiß den Mantel des Vergessens von sich und erschien mir vor meinem geistigen Auge in voller Größe. Kotzten hätte ich in diesem Moment können. Hau ab, brüllte ich ihn innerlich an und ignorierte ihn. Mit aller Macht versuchte ich Matthias Gesicht auf Zayeds Körper zu kopieren. Es gelang mir und ich wurde wieder etwas ruhiger.
„Sara?“
„Ähm, nein, das kann der Arzt draußen machen. Ich habe eine Weiterbehandlung bekommen. Willst du noch was trinken?“ Zayed wollte sein Gesicht wiederhaben und drängte Matthias zur Seite. Nervös stand ich auf und taperte in die Küche.
„Nein, ich werde noch mal ins Bad gehen und dann nach Hause. Morgen ist wieder Vorlesung. Die letzten für dieses Semester, dann haben wir es geschafft.“, sagte er und schälte sich vom Sofa.
In der Küche schüttete ich mir ein riesiges Glas Wasser ein und mußte meine Hand zwingen ruhig zu bleiben. Kopiere, kopiere das Gesicht von Matthias, befahl ich meinem Hirn. Ich hörte die Badezimmertür klappen und trank das Wasser in einem Zug aus.
Er stand im Badezimmer und klatschte sich das kühle Naß ins Gesicht. Die Nächte in diesem Sommer waren schwül. Seine Hand tastet nach einem Handtuch, wurde fündig und er trocknete sich sein Gesicht ab. Beim Zurückhängen des Handtuchs verfehlte er den Hacken. Das Handtuch sackte zu Boden und blieb neben dem kleinen Waschtisch liegen. Augenrollend bückte er sich und striff dabei die Bürste, die sich neben das Handtuch auf den Boden gesellte. Kopfschüttelnd hob er beide Sachen auf, hängte zuerst das Handtuch auf und legte dann die Bürste auf den Waschtisch. Damit sie nicht wieder runter fallen konnte, schob er sie tiefer rein und stieß dabei an einen Gegenstand, der zu Boden fallen drohte. Verwundert widmete er sich dem Gegenstand und nahm ihn in die Hand. Irritiert drehte er den Gegenstand hin und her. Plötzlich begriff er, was er da in den Händen hielt. Es war ein Schwangerschaftstest.
Erstaunt über seinen Fund setzte er sich auf den Badewannenrand. Konnte es wirklich sein, daß Sara…? Er ließ die Stunden Revue passieren und konnte sich langsam einen Reim auf Saras Verhalten machen. Ihre Gereiztheit, ihre Verschwiegenheit, ihre Verschmustheit. Sie war schwanger. Das zeigte ihm eindeutig das Testfeld. Dort waren ein starker und ein schwacher Strich zu erkennen. Soviel wußte er von diesen Tests, daß zwei Striche ´schwanger´ bedeutete. Überwältigt von seiner bevorstehenden Vaterschaft trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Gerade wollte er in die Küche stürmen, hielt aber inne. Er überlegte kurz, wie er es erfahren würde. Diese Freude wollte er ihr nicht verderben und legte den Test wieder an seinen Platz.
Nein, er würde so unwissend tun und ihr es überlassen, ihm von der Gründung einer kleinen Familie zu berichten. Er atmete kräftig aus und trat aus dem Badezimmer.

Gluckernd machte sich das Wasser in meinem Magen bemerkbar. Oder waren es zum Schluß die Gefühle, die sich erneuert nicht entscheiden konnten? Ich stellte das Glas ab und hörte die Badezimmertür klappen. Sara bleib ganz ruhig, sprach ich mir selber Mut zu. Ich atmete tief ein und aus, drehte mich um und setzte mein breitestes Grinsen auf, was ich hinbekam. Ein Bild für Götter. Matthias stand in der Küchentür mit einem ebenso breiten Grinsen wie ich. Wir glotzen uns beide an, da wir die Geste des jeweils anderen nicht deuten konnten. Da standen wir nun. Keiner bewegte sich, nur die Augen sprachen Bände. Plötzlich kam ich mir albern vor und prustete vor Lachen los. Er grinste noch breiter. Dann stimmte er in mein Lachen ein. Die ganze Anspannung in mir lockerte sich und ich wischte mir eine Träne aus den Augen.
„Was war das denn?“, brachte ich stockend unter lachen hervor.
„Ich weiß nicht…“ Matthias kam nicht weiter mit seiner Erklärung, weil er seinen Lachkrampf noch nicht unter Kontrolle hatte. Er deutete auf mich, dann auf sich und zeichnete mit beiden Händen in seinem Gesicht ein Grinsen nach. Kopfschüttelnd lachte er weiter. Wußte ich doch nicht, daß auch ihn ihm die Anspannung abebbte.
„Stehen wir beide da wie die Ölgötzen und grinsen um die Wette.“, sagte er, nachdem seine Bauchmuskeln wieder ihm gehorchten. Er kam auf mich zu und umarmte mich so fest, daß es mir fast die Luft abschnürte. Verwirrt umarmte ich ihn auch und rang nach Luft.
„Ich bekomme keine Luft.“, wimmerte ich leise. Merklich lockerte sich die Umarmung.
„Sorry Schatz, ich bin nur so glücklich.“ Die Umarmung wurde wieder fester.
„Matthias.“ Lockerung der Umarmung. Dann ein Ansturm von kleinen Küssen auf meinen Hals. Vor erstaunen riß ich die Augen weiter auf und versuchte mich aus seiner Umarmung zu winden. Mit einiger Kraft gelang es mir, ihn soweit von mir zu drücken, daß ich ihn anschauen konnte. Die Küsse rutschten auf meine Wange.
„Was ist denn los?“ fragte ich mit verdutzter Stimme.
„Nichts, ich bin nur so glücklich.“ So hatte ich ihn noch nie erlebt. War das wirklich Matthias, der mich hier in meiner Küche abknutschte? Jetzt wurde es mir zuviel und ich entwand mich aus seiner Umarmung. Die Luft empfing die letzten Küsse und er schaute mich schmollend an.
„Och, das war gerade so schön.“, beklagte er sich mit hängendem Kopf. Ich folgte mit meinem Kopf in die hängende Position und schaute von unten her in sein Gesicht. Plötzlich riß er seinen Kopf hoch, blinzelte mit seinen Augen und packte mich an beiden Armen. Ehe ich es begreifen konnte, wirbelte meine Küche an mir vorbei. Das einzige was stand hielt, war sein lachendes Gesicht. Bis mein Hirn verarbeiten konnte, daß mich Matthias im Kreis herumwirbelte, meldete sich mein mit wassergefüllter Magen, der dieses Tänzchen gar nicht mochte.
„Matthias, bitte hör auf. Mir ist schlecht.“, quäkte ich ihm entgegen. Noch eine Umdrehung und das Wasser entschied sich den Eingang zum Ausgang zu machen.
„Matthias! Hör auf!“, brüllte ich und augenblicklich stand meine Küche still. Das Wasser allerdings wirbelte noch weiter. Ich hatte das Gefühl, den indischen Ozean verschluckt zu haben. Der Speichelfluß nahm zu, der Magen verkrampfte sich, die Schaltzentrale im Hirn stellte alles bereit und gab Befehl: Bitte kotzten Sie jetzt! Ich stieß Matthias zur Seite, hielt mir schützend die Hand vor den Mund und rannte wie von der Tarantel gestochen in das Badezimmer. Toilettendeckel auf, Sara in gebückter Haltung vor der Toilette und ´Guten Tag indischer Ozean.´
Erschrocken erschien Matthias hinter mir in der Tür. Ich spülte und erhob mich.
„Ich bin ja so ein Vollidiot!“, gab er kleinlaut von sich. Ich blickte ihn böse an und wusch mir den Mund aus. Er schaute mir schweigend zu.
„Ich hätte es doch wissen müssen.“ Er machte sich Vorwürfe.
„Ja, das hättest du wissen müssen.“, fütterte ich sein schlechtes Gewissen. Mit ausgestreckten Armen kam er auf mich zu. Ich wich zurück und sagte: „Oh nein, nicht noch mal.“ Er grinste schief und kam näher.
„Nein, ich will mich entschuldigen. Sara, du bist doch mein Schatz.“ Ich ließ mich in seine Arme sinken. Wie fürsorglich er doch war.
„Mach das aber bitte nie wieder.“, rügte ich ihn. Heftig schüttelte er den Kopf und gab mir ein Küßchen auf die Wange. Im Spiegel erblickte ich die Uhr auf dem kleinen Regal. Zur Orientierung drehte ich mich zu ihr herum.
„Du, es ist schon spät. Ich wollte morgen etwas früher in der Uni sein. Muß noch die Bücher abgeben.“, sagte ich leise. Minuten später stand ich am Fenster und winkte Matthias zum Abschied.

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