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Teil 19


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:00
Teil 19
von Lyrika
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„Sara, das ist doch nicht dein ernst. Wie willst du das denn machen?“ Diese Fragerei ging jetzt schon eine halbe Stunde und Kim ging mir damit unheimlich auf die Nerven. Nachdem wir unseren Tee ausgetrunken hatten, stellte sich bei mir eine innere Ruhe ein. Und diese Ruhe brauchte ich nicht nur für einen kurzen Moment; ich brauchte sie länger. Mit dem Gefühl stand ich dann auf und lief zu meinem Computer. Kim kam hinterher. Und seitdem fragte sie mich Löcher in den Bauch, wusch mir den Kopf und versuchte an meine Vernunft zu appellieren.
„Mensch Kim, hör doch mal auf.“, beschwerte ich mich, während ich im Internet einige Seiten verschiedener Reisebüros anklickte. Spanien, Italien, Türkei oder doch Griechenland? Eine Lastminute-Reise gab es überall. Kim klatschte sich gegen die Stirn und setzte sich auf das Sofa. Ich klickte unbeirrt weiter die Seiten an.
„Du kannst doch nicht mitten in den Vorlesungen verreisen. Du mußt doch deine Scheine machen. Du hast doch…“
„Kim!“, schrie ich sie an „Ich muß gar nichts! Ich will verreisen und damit Basta!“ Gekränkt über meine Reaktion grub sich Kim in das Sofa ein und hüllte sich in Schweigen. Ich klickte weiter und wurde fündig. Zufrieden grinste ich den Monitor an. Mit einem Mausklick gab ich dem Computer den Befehl, die Seite auszudrucken. Ratternd nahm der Drucker seine Aufgabe wahr und eine Minute später hielt ich das Gewünschte in der Hand.
„Das ist es. Ein kleines Hotel an der Küste Spaniens, zwei Wochen all inklusiv, mit allem, was das Herz begehrt und erschwinglich dazu. Spanien, ich komme.“, jubelte ich mir zu. Mein Blick fiel auf meine angesäuerte Freundin. Ich stand auf und ging zu ihr herüber, setze mich zu ihr auf das Sofa und hielt ihr die Seite vor das Gesicht. Beleidigt schaute sie weg. Mit verdrehten Augen fuchtelte ich mit der Seite weiter vor ihrer Nase herum.
„Och Kim, komm schon. Es tut mir leid. Schau doch mal.“, versuchte ich sie friedlich zu stimmen. Jetzt zog sie ihre Unterlippe eingeschnappt nach unten. „Kimimaus, du und ich nach Spanien. Das wird richtig lustig.“ Verdattert schaute sie mich an, stemmte sich aus dem Sofa nach oben und wedelte mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht herum.
„Wir beide?“, fragte sie ungläubig. „Was meinst du damit?“
„Wir verreisen beide nach Spanien und zwar am Dienstagabend. Nun sei kein Frosch. Sag ja.“, bettelte ich sie an.
„Sara, ich habe kein Geld dafür. Und außerdem muß ich arbeiten.“, sagte sie.
„Ich hab genug Geld. Ich bezahle es und du begleitest mich.“, versuchte ich sie zu überzeugen.
„Ha, du und Geld. Woher denn? Sara vergiß es.“
„Ist doch egal, woher ich die Kohle habe. Komm mich. Bitte.“ Sehnsüchtig schaute ich ihr in die Augen, legte meinen Kopf schief und lächelte sie an. Mit verzogener Schnute blickte sie zurück, zuckte mit ihren Schultern und sagte: „Was soll´s. Du läßt ja doch keine Ruhe. Aber so kurzfristig bekomme ich es nicht hin. Besser wäre eine Woche später.“ Jubelnd tanzte ich durch die Wohnung und schaute gleich darauf im Internet nach günstigen Angeboten. Kurze Zeit später wurde ich fündig: Wir verreisen nach Griechenland.

Kim hatte sich nach meiner Suche auf den Weg nach Hause gemacht. Sie riet mir, Matthias anzurufen. Nach meiner Aussage auf ihren Rat, hob sie die Hände und schwor mir, daß Thema nicht mehr anzuschneiden. Lachend verabschiedete ich sie. Nun war ich alleine. Die Stille in der Wohnung hatte eine bedrückende Atmosphäre. Um diese Zeit waren Matthias und ich immer zusammen. Und nun hockte jeder alleine in seiner Bude herum. Das Gefühl der Einsamkeit kroch an meinen Beinen hoch. Bevor es in meinem Kopf ankommen konnte, legte ich mir schwungvolle Musik auf und schaute mich um. Hier sah es aus, wie nach einem mittelschweren Kampf ´Ordnung´ gegen ´Unordnung´, wobei hier eindeutig die Unordnung gewonnen hatte. Ich schnappte mir einen Lappen und fing an meinen Schreibtisch zu säubern, um die Niederlage der Ordnung zu beseitigen. Mit der Musik im Ohr und der lachenden Sonne fiel es mir leichter Papiere, Formulare und Dokumente zu sortieren. Dabei vergaß ich den Streit vom Morgen. Während ich an die Unterlagen zu meinem Studium angekommen war, kam mir der Ausspruch meines Professors in den Sinn. Ob er recht hatte, daß dieses Studium nicht das Richtige für mich sei? Ich studierte Betriebswirtschaft und stellte mich dabei an, wie der erste Mensch. Wahrlich, erfunden hatte ich die Betriebswirtschaft nicht. Es fiel mir schwer, die Bezüge zu Zahlen, Berechnungen, Bilanzen und Buchhaltung herzustellen. Vom Grunde war das Studium nicht schwer, aber mir fehlte es an Disziplin. Vielleicht sollte ich doch das Fach wechseln, dachte ich. Der Schreibtisch leerte sich und glänzte in nie dagewesener Schönheit.
„Wenigstens dir konnte ich einen Gefallen tun.“, sagte ich zu ihm und war mit meiner Arbeit zufrieden. Die Musik war in der Zeit verstummt. Stille breitete sich aus. Ich wollte gerade in die Küche gehen, als das Telefon klingelte. Unentschlossen stand ich vor ihm. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal und ich überließ es meinem Anrufbeantworter das Telefonat anzunehmen. Erst hörte ich den Text, der einem sagte, man sei nicht zu erreichen und einen dann auforderte, eine Nachricht zu hinterlassen. Es folgte ein Piepton und dann Matthias Stimme. Mein Magen zuckte.
„Hallo Sara, mein Schatz. Ich wollte mich für mein Benehmen am Morgen entschuldigen. Es tut mir leid. Wollen wir uns im Park treffen? Ich versuche dich noch über dein Handy zu erreichen. Ich warte auf dich im Park. Ich liebe dich.“ Es folgte ein Piepton und ein rotes Lämpchen leuchtete, um mir zu zeigen, daß eine Nachricht auf mich wartete. Ich atmete tief ein. Mein Handy blieb ruhig, da ich es nicht eingeschaltet hatte. Wollte ich ihn treffen? Meine Laune stieg in den Bereich ´eigentlich nicht`. Ich haßte es an mir, daß ich in solchen Sachen nie eine Entscheidung mit einem klaren ´Ja´ oder ´Nein´ beantworten konnte. Zur Entscheidungsfindung ging ich in die Küche und goß mir ein Glas Wasser ein. In einem Zug leerte ich das Glas und bei dem letzen Schluck glitt mein Blick auf den Küchentisch. Dort lag noch der Test. Ich stellte das Glas ab, ging zum Tisch herüber und beseitigte die Verpackung von dem Test. Ich nahm den Teststreifen und ging mit ihm in das Bad. Er fand seinen Platz auf dem kleinen Schränkchen, was unter dem Handwaschbecken stand. Mir war zwar nicht nach lachen zumute, als ich den Test abgelegt hatte, aber nun konnte ich nicht mehr an mir halten. Ich lachte aus vollem Halse, als ich mir die Situation in der Küche noch einmal in Erinnerung rief, wie Kim und ich auf das Ergebnis gewartet hatten. Die zitternden Knie, die schweißigen Hände, das Herzklopfen und die unzähligen Gedanken , die mir zu diesem Zeitpunkt durch den Kopf gegangen waren. Nein, das wollte ich nie wieder durchmachen wollen. Ein Baby? Nein, kein Baby. Kein Baby von Matthias. Dann lieber von Zayed. Eschrocken blieb mir mein lachen im Hals stecken. Die Leichtfertigkeit, wie dieser Gedanke sich in mein Hirn setzte ließ mich unruhig werden. Ein Baby von Zayed? Was sollte den jetzt der Quatsch? War ich denn von allen guten Geistern verlassen? Sauer über mich selber ging ich aus dem Bad und entschloß mich Matthias im Park zu treffen. Ich zog mich an und machte mich auf den Weg. Als ich die Haustür abschloß konnte ich die Tatsache nicht verleugnen, daß ich ein Zucken im Magen hatte bei dem Gedanken mit Zayed ein Baby zu haben.

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