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Teil 18


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag14.08.2010 23:59
Teil 18
von Lyrika
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Wütend trat er in die Pedale. So einen Streit hatte er mit Sara noch nicht gehabt. Je mehr er sich von der Situation entfernte, desto mehr beschlich ihn das Gefühl, daß er überreagiert hatte.
Der frische Wind an diesem Morgen wehte ihm ins Gesicht. Er brachte trotzdem keine Abkühlung. Verschwitzt kam er an seiner Haustür an, stellte das Fahrrad ab und ging in seine Wohnung. Was sollte er mit diesem angerochen Morgen, der schon so verquer angefangen hatte, machen?
Obwohl er noch für sein Studium einiges zu erledigen hatte; zum lernen stand ihm nicht der Sinn. Er zog seine verschwitzen Sachen aus und stieg unter die Dusche. Länger als sonst ließ er das Wasser an seinem Körper herunterlaufen. Dabei schnappte er ab und zu Wasser auf und preßte es mit gespitzten Lippen wieder aus seinem Mund heraus.
Als er das Gefühl der Entspannung wahrnahm, stellte er die Dusche aus und griff nach einem Handtuch. Während er sich die Haare trocken rubbelte, kreisten seine Gedanken um Sara.
Wie ich diese Frau liebe, dachte er und schaute sich im Spiegel an. „Du hättest nicht gleich gehen sollen, du Blödmann.“, rügte er sich selber. „Einfach so abzuhauen, wenn’s mal nicht so läuft. Schäm dich, Matthias, schäm dich!“ Ironisch lächelte er seinem Spiegelbild zu und kam sich angesichts seiner Worte vor wie ein kleiner Junge. Schäm dich? Was Besseres fällt dir nicht ein? schien sein Spiegelbild zu fragen.
Kopfschütteln wandte er sich vom Spiegel ab und cremte sich ein. Ach Sara, du bist doch meine Frau. Gierig sog seine Haut die Creme ein und bedankte sich mit einer Weichheit, die einem Babypopo gleichkam. Babypopo. Ja, ein Baby. Ein Baby mit Sara. Warum kam ihm ausgerechnet jetzt der Gedanke an ein Baby? Sie steckten beide mitten im Studium und gingen nebenbei arbeiten. Wie sollten sie es mit einem Baby schaffen? Alles eine Frage der Organisation. Ob sie auch ein Baby wollte? Gesprochen hatten sie ja schon öfter über Nachwuchs, aber ob es jetzt der richtige Zeitpunkt wäre? „Du Schlaumeier, bekomm erst einmal den Streit wieder in den Griff, bevor du mit Nachwuchs anfängst!“, sagte er wieder zu seinem Spiegelbild, das er erblickte, als er die Creme zurück in den Schrank stellte.
Er verließ das Badezimmer und ging in das Schlafzimmer. Aus dem Kleiderschrank entnahm er ein frisches T-Shirt und eine kurze Hose. Sein Blick fiel auf sein Bett und ehe er es sich versah, lag er ausgestreckt bauchlings auf seinem Bett und schlief augenblicklich ein.

Scharf rammte sich die Faust in das Gesicht des anderen. Der versuchte mit Worten an die Vernunft seines Angreifers zu appellieren. Blind vor Wut und angestachelt durch die Worte seines Nebenbuhlers griff Matthias mit beiden Händen den Kragen von Zayeds T-Shirt.
Zayed, Zayed, immer wieder hämmerte der Name in seinem Hirn. Zayed hatte kein richtiges Gesicht; hatte er es doch noch nie gesehen. Es war verschwommen. Sehen konnte er nicht warum. Vielleicht hatte er schon zu oft und zu kräftig zugeschlagen und das Gesicht von Zayed dadurch unansehnlich gemacht?
Es war ihm egal. Er wollte nur seine Wut entladen. War er doch Schuld an dem Streit, den er mit Sara hatte. Sie erwähnte seinen Namen innerhalb von ein paar Stunden. Und immer nachdem sie aus dem Schlaf erwacht war. Ja, und dann war sie sehr ungehalten zu ihm gewesen. Ja, er war Schuld und nun mußte er dafür bezahlen. Mit einer ihm nicht erahnten Kraft drückte er Zayed auf den Boden, setzte sich auf ihn und wollte gerade anfangen ein wahres Faustinferno auf ihn abzuladen, da spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
Der erste Fausthieb traf Zayed mitten ins Gesicht. Der zweite folgte im Bruchteil einer Sekunde. Knackend platzte Zayeds Unterlippe auf und hinterließ als Zeuge des Geschehens Blut an Matthias Faust. Nun waren es zwei Hände auf jeweils einer seiner Schulter. Wer wollte ihn in seinem Kampf stören? Mit wutverzerrter Miene fuhr er herum und blickte in Saras Augen, die mit Tränen gefühlt waren. Unendliche Traurigkeit laß er in ihren Augen. Wimmernd nahm er Zayed wahr. Seine Fäuste froren in der Luft ein, als er Sara so erblickte.
Wie ferngesteuert ließ er seine Fäuste sinken und erhob sich von Zayed. Mit seiner vollen Größe baute er sich vor Sara auf. Sie öffnete den Mund und sagte etwas. Er verstand sie nicht und fragte leise nach. Sie sagte wieder etwas. So sehr er sich auch anstrengte, ihre Worte drangen nicht an sein Ohr. Ihr Blick wandte sich von Matthias ab. Sie bückte sich und mit Entsetzten sah er, wie sie sich Zayeds Lippen nährte.

Mit einem Ruck schreckte Matthias hoch. Er atmete schnell. Verwirrt schaute er sich um und begriff langsam, daß ihn ein Alptraum schlimmster Art heimgesucht hatte. Er rieb sich mit beiden Händen über sein Gesicht. Ein Grummeln in seinen Därmen verriet ihm, daß er einige Zeit bräuchte, um diesen Alptraum zu verdauen.
„Sara, was passiert mit uns?“, fragte er imaginär die Liebe seines Lebens. Als Antwort stiegen im die Tränen heiß in die Augen.


Zayed hatte an diesem Morgen doch noch in den Schlaf gefunden. Gemächlich reckte und streckte er die Glieder seines Körpers. Ja, ein Arzt weiß halt, was ein Körper braucht, um sich wohl zu fühlen.
Mit einem herzhaften Gähnen bescherte er seinen Lungen ein große Portion Sauerstoff. Sauerstoff ja, aber was war das? Zayed räusperte sich, weil er mehr als Sauerstoff wahrnahm. Er macht es immer wieder, dachte er sich und stand auf. Obwohl seine und Viveks Tür geschlossen waren, drang der Qualm von Zigarettenrauch durch die Wohnung.
„Verdammt, Vivek.“, beschimpfte er den Bruder, während er sich in das verrauchte Zimmer begab und direkt auf das Fenster zusteuerte.
Mit einem Ruck riß er es auf und atmete wie ein Ertrinkender die frische Luft ein. „Dann mach wenigstens das Fenster auf. Das ist ja ekelhaft.“, fluchte Zayed. Vivek schenkte ihm keine Aufmerksamkeit und hämmerte wie wild auf der Tastatur herum, blickte ab und zu auf den Monitor, dann wieder auf die Tastatur. Eine qualmende Zigarette glomm zwischen seinen Lippen. Die Asche konnte sich nicht mehr an der Glut halten und rieselte direkt in die Ritzen der Tastatur. Vivek blies sie mit einer Rauchwolke weg und erreichte damit, daß sich die Asche jetzt in der gesamten Tastatur verteilte.
Mit verschränkten Armen stand Zayed am Fenster und beobachtete seinen Bruder. Kopfschütteln stieß er sich mit seiner Hüfte vom Fensterbrett ab, ging zum Schreibtisch herüber und packte den Kopfhörer, der sich auf Viveks Ohr befand. Mit einem Ruck zog er ihn von Viveks Ohr und rief: „Du bist ein Ferkel!“ Dann ließ er den Kopfhörer zurück flutschen. Knallend legte sich der Kopfhörer wieder an Viveks Ohr. Erschrocken fuhr der Bruder mit dem Drehstuhl um 180 Grad herum, riß dabei den Stöpsel der Kopfhörer aus der Anlage und streifte mit seiner Hand die Tastatur, die knallend zu Boden ging.
Nun dröhnte in voller Lautstärke die Musik ungehindert aus den Boxen. Es waren wummernde Bässe, die eindeutig einer Heavy Metallgruppe angehörten. Beide blickten sich entsetz an. Zayed erschrocken über die Musik, Vivek über die unerwartende Störung. Die Bässe wummerten weiter. Die Laute einer E-Gitarre gesellten sich dazu. Vivek, immer noch die Kopfhörer auf seinen Ohren verweilend, zuckte mit den Schultern und wollte damit seinen Bruder fragen, was los sei. Der hingegen nahm Vivek die Kopfhörer ab.
„Du hast schon wieder die ganze Wohnung verqualmt!“, rief Zayed laut und deutete auf den vollen Aschenbecher auf Viveks Schreibtisch. Vivek verdrehte die Augen, nahm einen letzten Zug von der Zigarette und drückte die Kippe im Aschenbecher aus.
„Ich hab doch extra beide Türen geschlossen.“, verteidigte er sich.
„Ja, aber das Fenster hast du zugelassen.“, beanstandete Zayed. Plötzlich fuhren beide herum. Das Fenster stand sperrangelweit auf und die Musik aus der Anlage dröhnte über den ganzen Hinterhof.
Durch die bauliche Struktur hatten die Schallwellen der Musik leichtes Spiel. Sie prallten auf die Hauswand des anderen Hauses, reflektierten sich und schwangen zurück zum Ursprung. Zayed legte die Kopfhörer auf das Bett und ging zum Fenster. Ein Nachbar, der gerade seinen Müll in die Tonne steckte, schaute die Fenster ab, um die Quelle der ohrenbetäubenden Musik herauszufinden. Schnell schloß Zayed das Fenster, drehte sich zu seinem Bruder, der die Anlage ausstellte und riefen aus einem Munde: „Oh je, das wird Ärger geben.“ Beide verharrten in ihrer Stellung und lauschten. Drei, Zwei, eins und es ging ein wahrer Klingelsturm durch den Flur ihrer Wohnung. Fragend schauten sie sich an.
„Gehst du?“, fragte Zayed.
„Ist egal, wer geht. Die alte Schachtel kann uns eh nicht auseinanderhalten.“
„Ja, aber du kannst eher mit ihr reden.“, versuchte Zayed Vivek davon zu überzeugen, an die Tür zu gehen. Mit einem Seuftzter schlug sich Vivek auf die Oberschenkel und stand auf. „Gut, ich gehe schon.“
Er ging aus dem Zimmer und zwinkerte Zayed zu. Der stand immer noch am Fenster und konnte das Unheil nicht mehr abwenden. Denn während Vivek zur Tür ging, hatte er sich sein T-Shirt ausgezogen und seine Haare durchgewuschelt, sodaß sie in alle Himmelsrichtungen abstanden.
Vivek öffnet die Haustür und lehnt sich lässig mit einem Arm an den Türrahmen.
Mit geradem Blick schaute er auf Frau Meier herunter. Die hatte noch den Finger auf der Klingel und nahm ihn vom Knopf, als sie Vivek erblickte.
„Ja, Frau Meier?“, raunte er mit einer zuckersüßen Stimme seiner Nachbarin zu.
„Wissen Sie eigentlich, was für ein Wochentag ist?“, keifte sie los. Dabei stemmte sie ihre kurzen dicken Arme in ihre fülligen Hüften, die ihre Fäuste darin versinken ließen.
„Hm, lassen Sie mich mal überlegen. Ich würde mal schätzen Samstag? Aber wenn Sie deswegen unserer Klingel so eine Prozedur unterziehen, nur um wissen zu wollen, welcher Wochentag es ist, dann nehme ich mal an, Sie haben keinen Kalender.“, lächelte er sie mit einem so breiten Grinsen an, daß sich seine Muskeln über das ganze Gesicht spannten.
Anscheinen mochte Frau Meier keine lächelnden Menschen und kam mit ihrem kleinen runden Kopf ein Stück näher an Vivek heran. Sie bräuchte schon eine Leiter um ihn direkt in die Augen sehen zu wollen.
„Jetzt auch noch komisch werden, Sie...Sie…“ Sie zog eine Faust aus ihrer Hüfte und suchte mit der freien Hand in der Luft nach passenden Worten.
„Ja? Ich…Ich...“, wollte ihr Vivek helfen und kam ihr mit seinem Gesicht entgehen.
„Sie…Sie halbnackter Wilder.“, ergänzte sie ihren Satz. Nun konnte Vivek nicht mehr an sich halten. Schnell schnappte er sich die Hand von Frau Meier, die noch suchend nach Worten in der Luft hing und küßte ihr auf den Handrücken und flüsterte: „Ja, ich bin ein halbnackter und wild nach Frauen wie Sie es eine sind. Haben Sie heute abend schon etwas vor?“ Tief blickte er ihr in die Augen. Frau Meier riß ihre Augen voller entsetzen auf, entriß sich seiner Hand und wich einige Schritte zurück.
„Sie…Sie unverschämter Kerl!“ Sie schnappte nach Luft. Vivek trat aus dem Türrahmen und ging langsam auf sie zu.
„Ich liebe es, wenn Sie genau so wild sind wie ich.“, hauchte er ihr entgegen. Jetzt bemerkte er, wie Frau Meier die Situation unheimlich wurde. Sie drehte sich auf dem Absatz um und trippelte mit flinken Schritten in ihre schützende Wohnung. Bevor sie die Tür schloß, drehte sie sich noch einmal herum und rief: „Sie sind ein unverschämter Kerl!“ Mit einem Knall flog die Tür in die Angeln. Vivek kehrte in seine Wohnung zurück, schloß leise die Haustür und sah, wie sein Bruder mit dem Rücken an der Wand gelehnt im Flur stand und sich lachend die Hand vor den Mund hielt. Um das Lachen seines Bruders zu füttern, riß Vivek seine Arme in die Siegerpose hoch und küßte abwechselnd seine Bizeps. Dabei schritt er wie ein aufgeplusterter Gockel den Flur entlang. Zayed winkte lachend ab.
„Was machst du denn, wenn sie deine Einladung annimmt?“, prustete Zayed Vivek hinterher, der in der Zwischenzeit die Küche angesteuert hatte.
„Laß dich überraschen, Brüderchen.“, sagte Vivek lachend und verschwand in der Küche.

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