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Teil 17


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag14.08.2010 23:58
Teil 17
von Lyrika
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Als der Lachkrampf verebbt war, stand ich auf und stieg über Kim hinweg. Mir war nach einer Tasse Tee. Ich kochte Wasser und lachte dabei ab und zu noch über meinen Irrtum. Kim hatte es sich derweilen auf den kühlen Dielen gemütlich gemacht und lag auf dem Rücken. Sie verfolgte meine Handgriffe.
„Tee? Das ist ne gute Idee.“, stellte sie fest und gähnte herzhaft. „Hat sich gelohnt, von dir aus dem Bett geklingelt zu werden. Wie du geschaut hast. Ehrlich Sara, ich hab noch nie jemanden so dämlich glotzen sehen.“, brachte sie unter ihrem giggeln hervor. Meine Antwort war ein Wurf mit dem Topflappen, der auf ihrem Bauch zum liegen kam. Sie nahm ihn auf und fächerte sich damit Luft zu.
„Bist du froh, daß du nicht schwanger bist?“
„Ja, das wäre jetzt ne ganz ungünstige Zeit gewesen für ein Baby.“, sagte ich und übergoß den Tee mit heißem Wasser. Wäre es wirklich eine ungünstige Zeit gewesen? Kim hatte mit dem Fächeln aufgehört und drehte den Topflappen in ihren Händen im Kreis.
„Wie ungünstig? Du hättest ein Semester aussetzten können und Matthias wäre ein wundervoller Vater gewesen. Ja, der hätte sich was gefreut.“, redete sie in die Küche, ohne direkt mich anzusprechen.
Ich schenkte ihren Worten keine besondere Aufmerksamkeit. Die genossen in der Zeit die beiden Teebeutel. Wie sich der Tee langsam und ölig in das heiße Wasser absonderte. Je mehr das Wasser die Blätter aufweichte, desto mehr gaben sie von sich ab. Voller Vertrauen schenkten die Teeblätter dem heißen Wasser ihr Geheimnis. Ob es in der wahren Liebe auch so wäre? Das zwei verscheiden Elemente durch ihre persönlichen Kräfte einander Vertrauen schenkten und damit ein wundervolle Wirkung zum Vorscheinen brachten? Voraussetzung war, daß beide Elemente zusammen paßten. Wer war aber das Element, das zu mir paßte? Matthias oder Zayed? Plötzlich wurde der Teebeutel mit einem Ruck aus dem heißen Wasser gerissen. Erschrocken schaute ich Kim an.
„Sonst wird er mir zu bitter.“, kommentierte sie ihr Handeln und nahm das Glas von der Küchenzeile und trug es zum Tisch. Dort setzte sie sich und versuchte schlürfend einige Schlücke von dem heißen Tee zu nehmen.
Schmerzverzerrt verzog sie ihren Mund und stellte das Glas ab. Ich zog ebenfalls den Teebeutel aus dem Glas, schmiß ihn zu dem anderen in die Spüle und setzte mich mit meinem Glas zu Kim an den Tisch. Eine Weile sagten wir beide kein Wort.
„Wie war denn deine Schicht?“, fragte sie mich schließlich. Oh je, die Schicht! Am Tage sah alles so weit weg aus. Wie, als wenn es nicht passiert wäre.
„Wie immer.“, winkte ich ab und widmete mich intensiv meinem Tee.
„Wo ist Matthias denn? Er ist doch immer am Wochenende bei dir.“, stellte sie verwundert fest.
Jetzt könnte ich ihr erzählen, daß auf dem Hof eine fliegende Untertasse gelandet sei und die Marsmännchen hätten ihn zu Versuchszwecken entführt. Aber diese Hoffnung für meine Ausrede zerschlug ich auch gleich im Keim. Kim hätte es mir so oder so nicht geglaubt.
Wir kannten einander zu gut, was sich durch unsere langjährige Freundschaft ergeben hatte. Wir waren nicht nur Freunde. Wir waren wie Zwillinge. Jetzt löste sich der Kandiszucker auf.
„Sara, was ist mit Matthias?“, versuchte mir Kim zu entlocken. Kandis löst sich also langsamer auf als Zucker.
„Sara.“, rief mir Kim über den Tisch zu „Ich weiß, deine experimentelle Seite zu schätzen und wie aufmerksam du der Auflösung des Kandis im Tee zuschaust, aber ich weiß auch, das es deine Art ist um den heißen Brei zu schleichen. Also, was ist los?“
Ich sagte ja, wie Zwillinge!
„Wir haben uns gestritten.“, murmelte ich, ohne sie anzuschauen. Ein verdutztes `Ui` kam aus ihrem Mund.
„Ja, nachdem ich dich angerufen hatte, haben wir uns in die Haare…Nein, nicht in die Haare. Ach, wir hatten nur ne Meinungsverschiedenheit. Und dann ist er zu sich nach Hause gefahren.“, befriedigte ich ihre Neugier.
Sie schüttelte den Kopf. „Wegen einer Meinungsverschiedenheit würde Matthias nicht so schnell seine Sachen packen. Das paßt nicht zu ihm.“, sinnierte sie vor sich hin.
„Als wenn du das wüßtest. Matthias ist halt auch nur Matthias und nicht der wunderbare Mann, den immer alle auf den Thron setzten. Matthias hinten, Matthias vorne. Ich kann es langsam nicht mehr hören. Immer nur Matthias. Als guter Freund, als liebevoller Ehemann, als sorgenvoller Vater. Echt es hängt mir zu den Ohren raus!“, klärte ich sie auf und drückte mein Glas dabei so fest, das es Gefahr lief zu zerbrechen. Meine Augen füllten sich mit Wasser. Kim, die gemütlich auf dem Stuhl saß und ihre Füße zur Entlastung auf einen anderen Stuhl abgelegt hatte, stand auf und kam zu mir herüber. Sie nahm auf dem Stuhl neben mir platz und faßte mich bei der Hand.
„Sara, was hast du denn plötzlich?“, fragte sie mit sorgenvoller Stimme. Liebvoll streichelte sie mir über die Hand. „So kenne ich dich gar nicht. Was ist denn wirklich passiert?“ Ich schaute ihr in die Augen und konnte sie nicht belügen. Ich erzählte ihr, was sich während meiner Schicht ereignet hatte. Sie hörte mir schweigend zu.
„Meinst du, Matthias hat etwas mitbekommen?“, fragte sie, nachdem ich geendet hatte. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, aber ich habe zweimal Zayed erwähnt und immer dann, wenn ich geschlafen hatte. Und sehr nett war ich dann auch nicht zu ihm, als er fragte, wer Zayed sei.“ Ich nahm einen Schluck von dem Tee.
Kim streichelte meine Hand weiter und hatte den Kopf gesenkt.
„Was soll den jetzt werden?“, erkundigte sie sich.
„Wenn ich das wüßte! Kim, ich war noch nie so durcheinander. Ich hab Angst, daß er wieder in die Disco kommt und ich…“, unterbrach ich mich selber und schüttelte den Kopf. „Nein, Angst hab ich nicht. Ich weiß nur, daß ich ihn vielleicht wieder küssen will.“ Ja, ich würde ihn wieder küssen wollen. Der Gedanke an seine Lippen entlockte meinem Magen ein Zucken.

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