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Teil 14


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag14.08.2010 23:54
Teil 14
von Lyrika
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Dieser blöde Hund! Ich hätte ihm gleich noch eine Ohrfeige verpassen sollen, und zwar so kräftig, daß ihm die Rübe vom Hals fliegt.
Vor mich hin fluchend fuhr ich nach Hause. Zwischen dem Gefluche flocht sich aber ungefragt immer dieses warme Gefühl seines Kusses ein. Ich wußte nicht, ob ich mehr über das eine oder das andere fluchte. Hielt ich meinem Zorn über ihn an, kam sein Gesicht vor meinem geistigen Auge zum Vorschein. Er war eindeutig ein sehr attraktiver Mann. Und sein Duft! Nie zuvor stieg mir ein Geruch so in die Nase und kitzelte meine Nerven. Nerven! Er ging mir auf die Nerven! Weil er sich in mein Leben schmuggelte? Aber tat er es denn? Was war denn passiert? Er hatte mich umgefahren, dann mich verarztet und dann geküßt.
Aber was mich in Rage brachte, war die Tatsache, daß er in der Disco ein auf "Blöde" tat, als er die Schiene an meinem Finger gesehen hatte.
Ne, das war echt ne plumpe Anmache.
"Und ich falle darauf rein", sagte ich lauter, als mir lieb war und dies hatte zur Folge, daß mich die anderen Fahrgäste im Bus in unmittelbarer Nähe verständnislos anschauten.
Der Bus fuhr seine gewohnte Strecke ab und ich schaute in Gedanken versunken in die aufkeimende Dämmerung.
Die Schicht hatte ich trotz meines gebrochenen Fingers durchgezogen. Jetzt bemerkte ich ein leichtes Puckern in meinem kleinen Finger. Nun, das wird sich auch wieder geben und auch das anderes.
Aber was war das andere? Mit Matthias hatte ich einen Mann an der Seite, der mich in jeder Situation unterstützte. Er war immer für mich da.
Leise seufzte ich vor mich hin. Es zogen Bilder der Stadt an dem Bus vorbei. Bäckereien und Zeitungsläden, die ihre Pforten öffneten und der Stadt Leben einhauchten. Die von der Nacht übrig gebliebenen Discobesucher, die weiter ihren Weg suchten, liefen die Straßen entlang Es war Samstagmorgen und ich hatte das Wochenende frei.
Bei dem Anblick eines Plakates, das einen Park mit spielenden Kindern zeigte, durchzog mich ein Schock, an den Gedanken, das ich vielleicht doch schwanger sein könnte. Das würde mir noch zu meinem Glück fehlen, dachte ich und rutschte unruhig auf meinem Sitz hin und her. Nein, ein Kind in der Studienzeit konnte ich mir nicht vorstellen.
Plötzlich, der Bus fuhr mit einem Ruck weiter, erschrak mich die Tatsache, daß mich ein Kind in der Studienzeit doch nicht stören würde.
Mit Tränen in den Augen erkannte ich mein wahres Gefühl, das mir sagte, es würde mich stören, nur wenn es von…wenn es von Matthias wäre.
Ich stütze mein Ellenbogen an das vorstehende Gummi der Busscheibe und legte meine Stirn in meine Handfläche. Ohne Gnade und ohne die Erlaubnis bekommen zu haben wankte das Gefühl zu Matthias. Vor nicht mehr als 24 Stunden war er der Mann meines Lebens. Und nun? Unmerklich schüttelte ich meinen Kopf und wußte in diesem Augenblick, daß die nächste Zeit eine Wendung nehmen würde, die mir Angst machte. Ich wußte nur, daß ich noch einmal ins Krankenhaus mußte. Ich mußte ihn fragen, was er sich bei dem Kuß gedacht hatte. Der Kuß! Meine Lippen vibrierten und ich spürte den Druck seiner Lippen auf meinen. Seine Wärme, seine Zärtlichkeit. Ich hatte die Augen geschlossen. Sein Gesicht erschien vor meinem geistigen Auge und trug mich langsam in das Land der Träume.

Sanft massierten seine Hände meinen Nacken. Die Vögel zwitscherten leise und begrüßten den werdenden Tag.
Ich saß mit ihm auf der Decke. In einem Park. Wir waren allein und hatten uns weiter abseits, geschützt von kleinen Büschen rings um uns herum, gesetzt. Ich ließ meinen Kopf locker nach unten hängen und genoß die Berührung.
„Zayed?“
„Hm?“, brummte er fragend und zog mich leicht zu sich heran.
„Zayed, warum hast du mich geküßt?“ Der Druck in meinem Nacken verstärkte sich.
„Weil ich mich in dich verliebt habe und deinen Lippen nicht widerstehen konnte.“, gab er mit einem Lachen in der Stimme zur Antwort.
„Du bist unmöglich! Mich einfach so zu küssen. Konntest du dir doch nicht sicher sein, das du dir eine Ohrfeige einfängst.“, rügte ich ihn sanft.
„Aber die hab ich mir doch eingefangen. Und ehrlich gesagt, es war die schönste Ohrfeige meines Lebens.“
Lächelnd drehte ich mich ein wenig zu ihm herum und schielte ihn über meine Schulter hinweg an.
„Die Schönste? Das könnte ich ändern, das es deine Saftigste wird.“, grinste ich. „Lust auf eine Wiederholung?“
Schnell entwand ich mich von seinen Händen, drehte mich zu ihm herum und schaute ihm direkt in seine Augen. Er hockte auf seinen Beinen sitzend vor mir und stützte sich mit den Armen auf der Decke ab. Mit zusammengekniffen Augen kam er mit seinem Gesicht näher.
Ich nahm seine Stellung an und hockte ihm gegenüber.
Die Luft zwischen uns fing an zu knistern. Fest schaute er mir in die Augen. Er hob seine Hand und stich mir zärtlich vom Hals ab zwischen mein Dekollete. Dabei ließ er den Blick nicht von mir. Seine Hand wanderte zurück zu meinem Hals, über mein Gesicht, entlang an meinem Nacken, verharrte dort und zog mich mit einem festen Griff an sich heran. Diese Härte durchzog mich wie ein Blitz und verursachte mir eine Gänsehaut. Seine Lippen liebkosten meinen Hals, sogen gefühlvoll an meiner Haut und fanden sich dann auf meinen Lippen wieder. Tief sog ich seinen Duft ein und gab mich meinen Gefühlen hin. Ganz vorsichtig, gestützt von seinem Arm, zog her mich auf die Decke herunter. Er lag mit dem Oberkörper halb über mir. Ich blickte ihn wortlos an. Die Schwere seines Körpers ließ mich stoßweise Atmen. Der folgende Kuß raubte mir die Sinne und ließ mich jeder Vernunft entgegen handeln. Das Verlangen nach ihm brannte in meinem Herzen und konnte nur durch ihn gestillt werden. Die Küsse wurden intensiver und ich krallte mich in seinen Rücken. Er stöhnte leise auf. Der Druck in meinem Nacken zeigte mir, auch sein Verlangen stieg mit jedem Kuß weiter an. Gemeinsam erklommen wird den Berg der Begierde. Von den Hormonen der Liebe bannten sich Tränen aus meinen geschlossenen Augen ihren Weg über meine Wangen. Er strich sie mit einem Lächeln weg und wurde wieder ernst. Langsam rückte er näher und legte sich auf mich.
„Sara, ich liebe dich. Sara, Sara…“, flüsterte er mir ins Ohr und rieb mir sanft über den Oberarm.
„Zayed.“, flüsterte ich zurück.
„Sara, Sara…“ Das Streicheln wurde fester. „Sara!“ Aus dem Streicheln wurde ein Ruckeln.
„Zayed?“, flüsterte ich fragend mit immer noch geschlossenen Augen.
„Nicht Zayed, Matthias. Ich bin´s Schatz.“ Panisch riß ich die Augen auf und blickte in zwei blauen Augen. Erschrocken wich ich zurück. Noch nicht Herr meiner Sinne schaute ich Matthias an.
„Was machst du denn hier?“, fuhr ich ihn heftig an. Irritiert schüttelte er den Kopf und sagte:
„Sara, ich hol dich doch immer von deiner Schicht ab. Als der Bus an der Endhaltestelle hielt und du nicht ausgestiegen bist, stieg ich ein und sah dich hier schlafend sitzen.“
Langsam verscheuchte die Realität die Nebel des Traumes. Der Nachgeschmack war bitter auf meiner Zunge zu spüren. Verärgert über die Störung und mit einem schlechten Gewissen gesegnet, stand ich auf, schob Matthias zur Seite, lief an ihm vorbei und stieg aus. Wortlos folgte er mir. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages empfingen mich. Die kühle Luft verursachte mir eine Gänsehaut. Oder waren es die Schatten des Traumes?
Matthias stand neben mir und lud ich mich angewinkeltem Arm ein, mich unterzuhacken. Unentschlossen blickte ich ihn an und kam dann seiner Einlandung nach. Eingehackt gingen wir den Weg zu meiner Wohnung. Nach einer Weile des Schweigens fragte er mit einem merkwürdigen Unterton: „Zayed? Der Arzt aus dem Krankenhaus?“ Ich atmete tief ein und ließ die Luft leicht stöhnend aus meinen Lungen entweichen.
„Ja, der aus dem Krankenhaus. Ich bin wohl doch geschockter, als ich gedacht habe. Bitte Matthias, laß uns später darüber sprechen. Ich bin müde und möchte schlafen.“, gab ich leicht genervt zurück. Das schlechte Gewissen veranlaßte mich zu solch einer Reaktion.

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