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Teil 05


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag14.08.2010 23:42
Teil 05
von Lyrika
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Erstaunt schaute mich der Arzt an und wich instinktiv ein Stück von mir ab. Kim senkte den Kopf und schüttelte ihn verständnislos.
„Sie möchten also nicht, daß ich Ihren Finger untersuche?“ fragte er in einem mehr als therapeutischen Ton und versuchte erneuert, meine Hand zu fassen. Ich tat einen Schritt zurück und gab meine Hände nicht frei.
„Behandeln Sie mich nicht, als wenn ich eine Macke hätte. Sie“ Ich ging auf ihn zu „Sie behandeln mich nicht!“
„Sara“ meldete sich Kim genervt „Ich möchte hier nicht übernachten! Würdest du jetzt bitte deinen Finger untersuchen lassen!“ Sie schaute mich an. Ich ließ von dem Arzt ab und ging auf sie zu.
„Was? Du fällst mir in den Rücken? Kim, der Kerl hat mich…“ fauchte ich los und deutete auf den Arzt. Sie winkte ab und unterbrach mich.
„Ja, ja, er hat dich über den Haufen gefahren, wissen wir bereits, und nun will er dir helfen. Also, mach schon!“ Ich stand zwischen Kim und ihm. Plötzlich bemerkte ich, wie sich jemand an meiner Hand zu schaffen machte. Dieser Kerl hatte die Gunst der Stunde genutzt und meine Hand, die ich zur Deutung auf ihn gerichtet hatte, zu untersuchen. Erbost über diese Unverschämtheit, riß ich ihm meine Hand weg und stieß dabei mit Schwung an den Untersuchungstisch. Der Schmerz durchzog in Bruchteilen von Sekunden meinen gesamten Körper und ich schrie auf. Der Arzt verdrehte die Augen, so daß nur noch das Weiße zu sehen war und Kim sprang auf.
„Wenn Ihr Finger bis jetzt vielleicht nur gestaucht war, so haben Sie sich ihn bestimmt jetzt gebrochen.“ kommentierte er und schritt auf den kleinen Schreibtisch zu. Er füllte ein weiteres Formular aus und drückte es Kim in die Hand. „Begleiten Sie ihrer Freundin bitte in die Röntgenabteilung und kommen dann wieder in die Aufnahme.“
„Hallo, nimmt mich mal jemand wahr? Ich hab mir den Finger gebrochen und das ist nur ihre Schuld!“ jammerte ich mir die Hand haltend.
„Anscheinend nicht nur die Hand!“ bemerkte Kim ironisch und zog mich aus dem Zimmer heraus. Ich war so erschüttert über ihr Verhalten, daß ich mich ziehen ließ.
Die Tür war noch nicht ganz hinter uns zugegangen, als ich noch hörte, wie uns der Arzt `Weiber` hinterermurmelte. Das brachte das Faß zum überlaufen und ich riß mich von Kim los, ging zurück in das Zimmer schnurstracks auf ihn zu.
„Was war das eben?“ stellte ich ihn zur Rede. Er wirkte keineswegs überrascht. Im Gegenteil, er grinste mir ins Gesicht und schaute an mir vorbei. Dieser unverschämte Kerl! Er nahm keine Notiz von mir. Verwirrt versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Wie konnte sich ein Mensch innerhalb von zwei Stunden so wandeln? War er nach dem Unfall so liebevoll zu mir, so war er jetzt reservierter als zuvor. Und irgend etwas störte mich an ihm. Was es war, konnte ich nicht sagen. Dann folgte ich seinem Blick und sah, wie Kim hinter mir stand und dem Arzt das Zeichen gab, daß ich wohl nicht ganz Dicht in der Birne bin, indem sie ihren Zeigefinger an ihrer Schläfe kreisen ließ. Meine Wut stieg in das Unermeßliche. Ich schritt auf Kim zu, riß ihr das Formular aus der Hand und ging in Richtung der Fahrstühle.
Sie hatte mich eingeholt und erkannte, wie sauer ich war. Schweigend fuhren wir hinauf in die Röntgenabteilung. Kim hätte es nicht gewagt mich in diesem Zustand anzusprechen. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und ich stapfte auf die Röntgenabteilung zu. Kim folgte mir im gesunden Abstand. An der Aufnahme empfing mich eine kichernde zu freundliche Assistentin.
„Ja bitte?“ giggelte sie durch die kleine Klappe in der Fensterscheibe, die uns voneinander trennte.
„Ich soll zum röntgen.“ antworte ich knapp und reichte ihr das Formular gerollt durch die kleine Klappe.
„Ja, hier wird nur geröntgt. Wir sind ja auch die Röntgenabteilung. Pommes Frites können Sie unten am Imbiß bestellen.“ entgegnete sie mir und lachte über ihren eigenen Witz im schrillen Ton. Ich starrte sie nur an und konnte ihrem Humor nicht so schnell folgen. Um so schneller war sie mit dem Formular verschwunden. Verdutzt ging ich auf eine Stuhlreihe zu und setzt mich neben Kim, die sich dort schon plaziert hatte.
„Die haben sie hier nicht mehr alle.“ murmelte ich. Kim knüpfte an mein Gemurmel an, um ein Gespräch anzufangen, endete aber sofort, als sie sah, daß ich mich mit erhobener Nase zur Seite drehte.
„Frau Kramer, bitte Kabine 2!“ schnarrte eine Stimme aus dem Lautsprecher über den Flur. Ich stand auf, ging in Kabine 2 und schloß die Tür hinter mir. Sekunden später klopfte es an der anderen Tür, die den Zugang zum Röntgenraum bildete.
„Frau Kramer?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wurde die Tür aufgerissen. „Kommen Sie bitte herein.“ Die kichernde Assistentin bat mich mit einer einladenden Handbewegung in den angsteinflößenden Röntgenraum. Wie ein Hase, dem es gleich an den Kragen geht, trat ich aus der Kabine heraus. Die Assistentin tänzelte voller Erwartung um den Röntgentisch herum und sprach ohne Punkt und Komma auf mich ein, das röntgen nicht weh tut und ich auch gar keine Angst haben bräuchte. Ich hatte aber Angst und zwar vor ihr. Ob sie überhaupt wußte, was sie da tat, kam es mir in den Gedanken. Sie winkte mich an den Röntgentisch, deren Aufforderung ich mit größter Skepsis nachkam.
„Sie nehmen bitte dort platz und legen ihre Hand hier auf den Tisch!“ sprach sie mehr zu dem Röntgenapparat als zu mir. Ich setzte mich und legte meine Hand auf den Tisch. Lachend stellte die Assistentin das Gerät so ein, daß nur noch mein kleiner Finger von einem hellen Feld beleuchtet wurde. Der umliegende Raum wurde verdunkelt.
„Sind Sie denn schwanger?“ fragte sie mich in einem mütterlichen Ton und beugte sich zu mir herunter.
„Was?“ entfuhr es mir mehr entsetzt als spontan.
„Ich würde Ihnen es ja wünschen.“ Verwirrt schaute ich der Assistentin in die Augen.
„Schwanger? Ich?“
„Wer denn sonst? Außer uns beiden ist ja hier niemand mehr. Und ich bin mir sicher, ich bin nicht schwanger. Also nicht schwanger. Trotzdem lege ich Ihnen die Bleischürze um. Vorschrift ist Vorschrift!“ lachte sie sich abermals über einen nach ihrer Meinung gelungen Witz, drehte sich um und legte mir mit sicherer Hand eine kleine Bleischürze um meinen Unterleib. So ausgestattet ließ sie mich allein und ging in einen kleinen Nebenraum, aus dem nur noch ein paar Wortfetzen zu verstehen waren. Der Röntgenapparat gab ein kleines ächzen von sich und gleich darauf kam die Assistentin zurück, nahm mir die Schürze ab und nahm eine kleine Platte, die sich direkt unter dem Tisch befand an sich.
„Sie können kurz hierbleiben. Ich entwickle die Bilder und gebe Ihnen sie mit, damit der Arzt auch weiß, was wir hier oben leisten. Wir haben ja auch unsere Berechtigung.“ giggelte sie vor sich hin und ging wieder in den Nebenraum. Ich stand verloren in dem Raum und konnte es nicht fassen, wie sich dieser Tag entwickelt hatte. Erst der Unfall, dann die verschlossenen Bibliothek und nun noch eine Röntgenassistentin, die offenbar nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Offenbar fehlten ihr nicht nur einige Tassen, sondern das ganze Geschirr. Und obendrein kam sie mir vor, als hätte sie einen Bienenstock in ihrem Hintern, so wie die rumtänzelt, dachte ich und grinste vor mich hin. Aber die Frage, ob ich schwanger sei, beschäftigte mich jetzt mehr. Das Grinsen verschwand und machte einem überlegtem Geschichtsausdruck platz. Was ist, wenn ich doch schwanger bin? Nein, fegte ich den Gedanken aus meinem Kopf.
„So, die Bilder sind fertig. Ich würde mal sagen, der Finger ist gebrochen. Aber das ist ja kein Beinbruch. Nun, ab zum Arzt und dann holen Sie sich Ihre Pommes Frites.“ Über diesen Witz bog sie sich halb vor Lachen, drückte mir die Bilder in die Hand und schob mich in Richtung Kabine. „Einen schönen Tag noch!“ Und schon war die Tür zu. Gebrochen? Verunsichert öffnete ich die Tür, die zum Flur ging und trat hinaus.
„Und?“ fragte mich Kim mit aufgerissenen Augen.
„Ich bin schwanger und hol mir jetzt Pommes Frites.“ antwortete ich ihr mit einem wohl so verwirrtem Blick, daß Kim aufsprang und mich sofort unterhackte.
„Du bist was?“ Kim kreischte mir das letzte Wort ´was´ so laut in mein Ohr, daß ich heute noch den Nachhall höre.
„Gebrochen!“
„Du bist schwanger und hast gebrochen?“ Kim ließ mich los und stellte sich vor mich hin. „Sara, was redest du denn da? Haben sie dir was verabreicht?“ fragte sie besorgt. „Und das in deinem Zustand!“ murmelte sich vor sich hin und schüttelte den Kopf. „Freust du dich drauf?“
„Auf was?“ fragte ich und schaute sie an.
„Na auf das Kind!“
„Auf welches Kind?“ Kim faßte mich bei den Schultern und fixierte mich mit ihrem Blick.
„Sara, nun mal ganz von vorne! Was ist mit dir?“ Sie schaute mich so sorgenvoll an, daß ich nicht anders konnte, als zu lachen.
„Oh Kim, nein, entschuldige, aber diese Assistentin hat mich so durcheinander gebracht. Nein, ich bin nicht schwanger und ja, der Finger ist gebrochen.“

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