Haikus, hausgemacht

[Angst]

I

auf grauem schneepfad
schläft eine pallaskatze
wind im warmen fell

II

eilig durch die nacht
die frau im regenmantel
ohne mond und licht

III

zwei gräser, gekreuzt
in einer wiese, unter
dem leeren himmel

IV

ein krummes blatt schwimmt
kreise ziehend auf dem fluss
der regen füllt es

[Uenff]

Och, Haikus. Knuffig.

Erst mal freut mich, dass du das Konzept richtig hast, und tatsächlich die Natur beschreibt (na ja, fast). Die meisten glauben Haikus sind eine Silbenvorgabe, und der Inhalt ist irrelevant.


I

auf grauem schneepfad
schläft eine pallaskatze
wind im warmen fell

Ich mag das Wort Pallaskatze. Weckt irgendwie gleich mythologische Assoziationen bei mir. Auch wenn ich mir erst dank Wikipedia vorstellen konnte wie so ein Viech eigentlich aussieht.  Knuffig. Schönes Bild.

II

eilig durch die nacht
die frau im regenmantel
ohne mond und licht
Auch schönes Bild, kommt mir aber etwas leer vor. Haikus eignen sich aus Erfahrung nur für kleine Bilder. Das ist etwas zu groß, deswegen geht hier das Detail etwas verloren.


III

zwei gräser, gekreuzt
in einer wiese, unter
dem leeren himmel

Schön. Nichts zu meckern.

IV

ein krummes blatt schwimmt
kreise ziehend auf dem fluss
der regen füllt es

Hadere zwar etwas mit dem Wort krumm, mir fällt aber grad keine gleichsilbige Alternative ein.
Aber wirklich sehr starker Eindruck, gut beobachtet. (?)


Alles in allem (was für eine schreckliche Phrase) wirklich sehr nett zu lesen, gerne mal wieder.


Cheers,
Uenff

[Jocelyn]

Hallo Scheinheilige!

Oh, das sind Haikus, gut gemacht.

Vielleicht statt krummes Blatt, altes oder braunes?

Wirklich sehr fein eingefangene Momente, gerne gelesen, Jocelyn

[Angst]

Hi Uenff,

Danke für deine Rückmeldung! Es freut mich, dass du dich auf meine kleinen Gedichte eingelassen hast. Das zweite hätte ich fast noch gelöscht, da es mir für ein Haiku zu sehr menschelt. Dass es etwas leer ist, sehe ich nach deinem Hinweis nun auch. Das Bild gefällt mir trotzdem irgendwie. Werde bei Gelegenheit versuchen, es ein wenig abzuändern. "Krumm" ist vielleicht falsch gesagt, aber mir fällt ebenfalls keine Alternative ein. Mit dem Adjektiv wollte ich Assoziationen zu einem Bötchen wecken.

Hallo Jocelyn,

Schön, dass sie dir gefallen. Ich habe immer gedacht, Haikus seien langweilig, aber beim Schreiben hat's gefunkt und ich konnte fast gar nicht mehr aufhören! Es wirkt sehr beruhigend. Wird wohl bald noch mehr Lesestoff geben, ich fühl mich gerade meditativ ;)

[Cogito]

Scheinheilige,

das sind wirklich sehr schöne Bilder, die du da vorstellst.
Was die Kritik betrifft, wurde wohl schon alles Notwendige gesagt.
Nummer vier gefällt mir trotz des kleinen Holpersteinchens am besten. :)

Beste Grüße,
Cogito | Hendrik

[Jocelyn]

[Gast]

Hallo Scheinheilige!

Deine Haiku lesen sich gut. Bei I gibt es nichts zu sagen. II würde ich, wie du sagst, noch überarbeiten. Vielleicht statt "eilig" ein Verb, das "sichtbar" ist? "ohne Mond und Licht" hat das Problem, dass etwas fehlendes eben nicht gesehen werden kann.

Im Regenmantel
läuft eine Frau durch die Nacht -
der Mond ist fort

Nur so eine Idee von außerhalb; du bist "drin" und findest dementsprechend stärkeres.

Bei III habe ich bei "gekreuzt" immer die Vorstellung des Kreuzens von Arten, von Züchtung vor Augen - mein Fehler, der mir aber den Text vernagelt.

IV ist einer der Texte, wo man die Silbenregel Silbenregel sein lassen sollte.

Ein Blatt schwimmt
auf dem Fluss -
Regen füllt es.

Das erscheint mir einfacher, schärfer, eindringlicher. Oder andersrum: Ich zweifle, ob der Sinn-Gewinn von Hinzufügungen den Klarheits-Verlust kompensieren kann.

Liebe Grüße,

Soleatus

[Angst]

Huhu soleatus,

Deine Version von Haiku II gefällt mir nicht nur besser als meine, sondern ausserordentlich gut. Haiku IV würde ich aber nicht so kürzen, wie du es getan hast. Auf diese Weise klingt es, finde ich, etwas zu schlicht. Wie Cogito gefällt mir das vierte Haiku eigentlich am besten. Deine Version hingegen empfinde ich als zu wenig detailreich.

Du hast mir weitergeholfen, danke!