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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 07/2010
Ganz natürlich

 
 
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag02.08.2010 19:00
Ganz natürlich
von Biggi
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wie gewohnt, sind wir später als geplant angereist und haben gerade erst unser Zimmer bezogen. Ohne die Kinder. Die sind inzwischen aus dem Gröbsten raus, kommen alleine daheim zurecht. Da ist alles im grünen Bereich. Kein Grund zur Besorgnis.

Was sich hier, sozusagen direkt vor meiner Nase, abspielt, ist es aber in der Tat. Von einem Moment zum anderen komme ich mir vor wie in Hitchcocks Fenster zum Hof. Hier bahnt sich ganz offensichtlich eine Tragödie an, die ich durch das Teleobjektiv meiner Kamera beobachte! Ich halte den Atem an. Das gibt es doch nicht.

Eben noch in trauter Zweisamkeit, jedem Voyeur Tür und Tor öffnend, seiner Leidenschaft nachzugeben, hat sich das Blatt gewendet. Dabei sah alles so friedlich aus.

Ob sie schon länger zusammen waren, könnte ich nicht sagen. Dafür kannte ich sie in der Kürze der Zeit noch nicht gut genug. Wenn man sie als Paar beobachtet hat, wirkte er blass und weit weniger eindrucksvoll, beinahe schmächtig. Unverkennbar ist sie die leuchtende Schönheit, die ihn locker in die Tasche steckt.
 
Da! Jetzt wird sie aggressiv. Legt von hinten ihre Arme um seinen Hals und drückt mit aller Kraft zu. Nicht einmal jetzt wehrt er sich richtig!
Soll ich versuchen einzugreifen? Nur wie?
Reglos hängt sein Körper an ihrer Brust. Mein Gott. Ich glaube, er ist tot.

Sie wird einen Weg finden, ihn spurlos verschwinden zu lassen. Dafür ist das hier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, die richtige Gegend.

„Heeeeed- wich!!!“
Da war doch noch Toilettenpapier. Schon kommt er ins Zimmer. „Schrei doch nicht so.“
Vorwurfsvoll sieht sein Gesicht aus, die Hände in die Hüften gestemmt. „Jetzt isses dann soweit, oder?“
Ich stehe aus der Hocke auf, halte die Kamera hoch. „Ich habe gerade einen Mord beobachtet.“
„Ach.“
„Wenn ich es dir sage! Da vorne.“
„Auf dem Grünstreifen da?“ Sein schmaler Mund verzieht sich in einem speckigen Gesicht zu einem breiten Grinsen.
„Die schrecken vor nichts zurück, diese Atheisten.“
Sein Gesicht ist ein einziges Fragezeichen. Dann erinnert er sich wieder, in welcher Landschaft wir hier sind. Er lacht auf. „Die haben es erst getrieben und dann hat sie ihn gefressen?“
„Noch nicht. Sie bindet sich gerade die Serviette um den Hals.“
„Wenn er das geahnt hätte, wär’s ihm glatt vergangen.“
Ich grinse.
Ja, und wenn Hartmut nicht ganz anders wäre, als er aussieht, müsste ich die Gottesanbeterinnen schon lange um ihre Natürlichkeit beneiden.

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Gast







Beitrag02.08.2010 23:15

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo liebe(r) Postkartenprosaist(in),

bei meiner Bewertung habe ich folgende Kriterien berücksichtigt:

Stil und Sprache: Auch hier habe ich wieder das Problem, dass ich teilweise über die Dialoge stolpere. Lässt sich vermeiden, wenn man den Agierenden und seine Aussage in der gleichen Zeile stehen lässt. Ansonsten ist das gut geschrieben - nichts zu meckern!

Idee: Mal eine andere Art von Verbrechen. Laughing Die Natur ist schon grausam. Witzige Idee!

Bezug zur Themenvorgabe: Ja, irgendwie...

Fazit: Unterhaltsame Story, gut geschrieben!


LG,

Soraya
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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

Alter: 30
Beiträge: 1178



Beitrag03.08.2010 13:11

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Als ich die ersten beiden Drittel gelesen hatte, dachte ich mir: Hm, klassisch. Rentner (?). Langweile. Guckt mal eben aus dem Fenster (man muss ja selbst im Urlaub die Lage im Überblick haben, nicht?). Aber keine schlechte Idee.

Diese Einstellung änderte sich mit dem Lesen des Endes jedoch schlagartig.
Ich finde das Ende platt. Unnachvollziehbar. Nach dem Motto: "Huch, jetzt hab ich nur noch zweihundert Wörter (nein, ich habe nicht nachgezählt!) und muss zum Ende kommen. Polizei anrufen wäre langweilig, eingreifen hab ich zu wenig Platz. Hach, wie wär's mit ner kleinen Gag-Einlage?".
Verzeih mir die respektlose Formulierung.
Aber das Ende gefällt mir wirklich überhaupt nicht.
Man  hätte mehr draus machen können.

Stilistisch ist der Text ganz sauber geschrieben. Vielleicht etwas zu viel Parataxe. Aber ganz angenehm zu lesen.

Zusammenfassend: Eher mittelmäßig, am Rand zu gut.

Noch eine kleine Pingelei:

Zitat:
Da war doch noch Toilettenpapier
Sorry, aber der Satz wirft mich total raus. Wenn du schon Prota-Gedanken, die absolut nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben, einbaust, dann bitte irgendwie besonders markieren, kursiv oder neuer Absatz. Sonst blicken die geistig etwas benachteiligten Traumtänzerinnen das nämlich nicht (oder nach eineinhalbtägiger Grübeldenkerposenbetätigung).

Wie gesagt: Nichts für ungut.
Wer auch immer du bist, ich will dir mit der direkten Wortwahl nichts.


_________________
Title sponsored by Boro, (c) by Alogius
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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
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Inquisition war in der frühen Neuzeit der ganz große Burner.
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag03.08.2010 13:21

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hi,

ich beschränke mich ob der Textmenge auf kurze Kommentare. Falls notwendig, kann ich später detaillierter werden.

Sehr witzig und gekonnt geschrieben, tolles Ende - Favorit.

Gruß,

Tom


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag03.08.2010 14:13

von The Brain
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ja, und wenn Hartmut nicht ganz anders wäre, als er aussieht, müsste ich die Gottesanbeterinnen schon lange um ihre Natürlichkeit beneiden.
 
 


Der Satz klingt für mich etwas gequält, um die Pointe einzubauen ....

Das Geschehen wird mir ein wenig zu dramatisch geschildert, so daß es bei der Auflösung nicht mehr sehr glaubwürdig scheint.


_________________
Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

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Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

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Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag03.08.2010 14:31

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Wirklich ein schöner Lacher. Schade, kann nicht bewerten da kein Skelett. Smile

Hardy
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Old
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 351
Wohnort: Georgien


Beitrag03.08.2010 15:22

von Old
Antworten mit Zitat

Der Vorhang öffnet sich. Der Lärm beginnt abzuflachen.
Ich trete mit einem vierköpfigen Team auf die Bühne. Wir nehmen an den vor uns stehenden Tischen platz. Hin und wieder ein räuspern aus dem Publikum, so dass ich mich gezwungen sehe, einen stechenden Blick hinunter zu schicken. Befriedigend nehme ich zur Kenntnis, dass der letzte Räusper, verschreckt im Hals stecken geblieben ist.  

Darf ich vorstellen, das Bewertungs-Komitee.
Zu meiner Rechten, Frau Schlauberger.
Daneben, Herr Besserwisser.  
Zu meiner Linken, Frau Dr. Prosa
Und Herr Schund

Wenn ich kurz die Kriterien erläutern darf. Jeder Kandidat bekommt grundsätzlich 3 Punkte, es denn, beim Lesen der Kurzgeschichten wird einem vom Bewertungs-Komitee so übel, das er oder sie, einen unnatürlichen Farbton annimmt.
Außer Bewertung steht vorab das Zählen der Wörter. Dafür ist Hilfsbewerter Nihil zuständig. Später wird dann, unabhängig, der Klasse des Textes, über eine Disqualifizierung entschieden.

Wieder ein räuspern, wieder ein entschiedener Blick der sofort für Ruhe sorgt.

Weitere Punkte gibt es für den Begriff „Urlaub“, im weitesten Sinn.
Für die Bezugnahme auf das vorgegebene Bild.
Für das Szenario Verbrechen
Für Spannung, oder Witz.
Für die Idee.
Für Logik und Glaubwürdigkeit
Maximal sind somit 9 Punkte zu erreichen.

Wir fahren fort mit: „Ganz natürlich“

Begriff „Urlaub“, im weitesten Sinn. – 1,0 Punkte
Bezugnahme auf das vorgegebene Bild. - 0,0 Punkte
Szenario Verbrechen. - 0,3 Punkte
Spannung, oder Witz. - 0,5 Punkte
Idee. - 0,9 Punkte
Logik und Glaubwürdigkeit. - 0,5 Punkte   ->   3,2 + 3 = 6,2

Der Komitee-Leiter erhebt sich und gibt eine kurze Bemerkung ab:

Verbrechen oder kein Verbrechen? Ist hier die große Frage.
Krimi, oder keine Krimi?
Aber dafür gehörte die Geschichte, mit an die Spitze, der interessantesten Ideen.

 
Der Saal jubelt, das Komitee erhebt sich. Kurze Pause.
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Lejonina
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 41
Beiträge: 80
Wohnort: Volos, Griechenland


Beitrag03.08.2010 15:29

von Lejonina
Antworten mit Zitat

Hallo unbekannte(r) AutorIn!

Sprachlich ist Deine Geschichte sehr ausgereift. Allerdings wird relativ bald klar, dass es sich nicht um ein Verbrechen an Menschen handelt (und ich falle sonst immer darauf rein). Das nimmt der Geschichte etwas die Spannung.
Der Tötungsakt wird jedoch "schön" beschrieben. Kann ich mir gut vorstellen.

Fazit: Nette Unterhaltung, mir leider etwas zu seicht. Im Vergleich mit den anderen Beiträgen ordne ich Deinen Text dem Mittelfeld zu.

LG, Lejo
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag03.08.2010 19:27

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Hallo Autor,

ein gemeiner Text, der mir zu gefallen weiß in seinem klaren Stil und dem, was sich nicht nur unter den "Atheisten", sondern auch dem, was sich zwischen den "Gläubigen" abspielt. Denn die Ich-Erzählerin Hedwig scheint zu hoffen, dass ihren Mann genau das gleiche Schicksal ereilt wie den Gatten der Nachbarin. Bitterböse, lässt in Abgründe blicken. Auch die Prüderie dieses Kerls ist zum Schaudern. Er scheint gerne zu übertreiben in der Beurteilung seiner Mitmenschen.
Das, was mir jedoch stilistisch nicht ganz so gut gefällt, ist der abrupte Wechsel vom inneren Monolog zum "wirklichen" Erzählen. Da hättest du vielleicht eine Überleitung benötigt.
Ich gebe dir für diese herrlich makabre Erzählung dennoch sechs Federn. In seiner Originalität ist sie nämlich nichts, das mich übermäßig beeindruckt, sondern "nur" solide unterhält.

Liebe Grüße,

Eddie


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag03.08.2010 19:43

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Am Anfang fand ich deine Idee ja noch halbwegs originell, dass ein Mord während des Liebesaktes beobachtet wird. Den Vergleich mit der Gottesanbeterin und die Gleichgültigkeit deines Protagonisten erinnern mich aber eher an einen Fernsehjunkie als an einen Menschen, der wirklich soeben Zeuge eines Mordes geworden ist. Unrealistisch also. Sprachlich riecht mir der Text sehr nach Schnellschuss. Deine Filmzitate weisen schon darauf hin, aus welchem Medium diese Geschichte ihre Inspiration bezieht.
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag03.08.2010 20:11

von Biggi
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Naja.
Einen Versuch war's wert, das Problem ein bisschen anders anzupacken. Mal sehen, wer das auch fand...

Schönen Gruß an alle Bewerter von der Verfasserin
smile
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andrea jutta
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
A


Beiträge: 68
Wohnort: Nürnberg


A
Beitrag04.08.2010 01:40

von andrea jutta
Antworten mit Zitat

Es fängt ganz alltäglich an. Naja. Dann beobachtet er das Pärchen und den Mord. Die Idee war gut. Und du hast es auch so beschrieben, dass einem unheimlich zu Mute ist. Dann die lässige Reaktion, eine Überraschung, mit der der Leser nicht rechnet. Du wolltest die Story wahrscheinlich, nicht wie üblich ausgehen lassen. Trotzdem ist die Reaktion des Pärchens nicht wirklich realistisch. Ich bin ein bisschen unschlüssig. Ich geb mal 2 Punkte. Wird sich ja bestimmt durch die Bewertung der anderen ausgleichen.
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gepuzzelt
Eselsohr
G


Beiträge: 289
Wohnort: Australien


G
Beitrag04.08.2010 11:12

von gepuzzelt
Antworten mit Zitat

zu viele Kolloquialismen werden hier verwendet und die Geschichte als solches erscheint mir wenig inspiriert.
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Liesette
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 52
Beiträge: 147
Wohnort: Dinklage


Beitrag04.08.2010 15:40

von Liesette
Antworten mit Zitat

Prima Idee, gelungene Umsetzung. Einzig der Schrei nach dem Klopapier stört, den könntest du getrost weglassen.

_________________
"Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann" Francis Picabia
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*Gast*
Klammeraffe
*


Beiträge: 504
Wohnort: Rheinland-Pfalz


*
Beitrag04.08.2010 16:59

von *Gast*
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Nette Idee. Die Umsetzung spricht mich leider nicht so an. Zu Beginn, als noch nichts geschieht, stört der abgehackte Stil mich eher. Die Bemerkung, dass sie ihn verschwinden lassen wird, ist mir etwas zu viel des Guten. Auch die Anspielung mit den Atheisten passt in meinen Augen nicht so richtig. Sprachlich wäre aus der Geschichte noch eine Menge rauszuholen.

LG
Sabine
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Leene
Eselsohr


Beiträge: 448



Beitrag04.08.2010 17:10

von Leene
Antworten mit Zitat

Nette Geschichte. Pointe wird aber dem Leser qua deus ex machina vorgesetzt. Mir fehlt das "Miträtseln", selbiges so nicht möglich. Atheisten sind in der Regel gerade keine Gottesanbeter.
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag04.08.2010 18:40

von Nihil
Antworten mit Zitat

Liebe/r Autor/in von „Ganz natürlich“,
dies waren die Kriterien, die meine Bewertung beeinflusst haben:
1) Umgang mit dem vorgegebenen Thema
(Einbindung der Vorgaben, Einfallsreichtum, Umgang mit der Wortbegrenzung)
2) Dramaturgie
(ansprechender und sinnvoller Titel, Organisation der Handlung, Spannung)
3) Form und Sprache
(Rechtschreib- und Grammatikfehler, Wortschatz, stringenter Stil, Perspektive)
4) Fazit
(Vergleich mit anderen Einsendungen, persönliche Meinung)

1)
Bedauerlicher Weise versuchst auch Du, den Leser mit einer Pointe aufs Glatteis zu führen. Du benutzt dafür den Trick, die Toten als Menschen darzustellen, obwohl es sich in Wahrheit um Tiere handelt. Das finde ich an sich schon sehr abgetragen und du bist auch nicht der oder die einzige, die das hier im Wettbewerb versucht hat. Allerdings schreckst du nicht davor zurück, den Leser zu täuschen. Du sagst, das Weibchen ist die leuchtende Schönheit, sprichst von der „richtigen Gegend“, um einen Mord zu begehen, nennst die Tiere sogar Atheisten und lässt das Weibchen das Männchen erdrosseln. Der letzte Punkt ist streitbar, da ich die Tötungsmethode der Gottesanbeterinnen nicht kenne, aber alle vorher genannten Tatsachen lenken den Leser mit unfairen Mitteln vom Weg ab, damit er am Ende auch ja überrascht ist. Hinzu kommt noch, dass der Urlaub keine zentrale Rolle spielt, aber immerhin ermöglicht, dass Gottesanbeterinnen in der freien Natur vorkommen, deshalb will ich dagegen nichts sagen. Mit gutem Willen kann man, da ein Mord beobachtet wird, den Text als Krimi einstufen. Positiv ist auch, dass Du die Geschichte mit 450 Worten erzählen konntest, ohne Fragen offen zu lassen oder am Ende zu hetzen.

2)
Vom Aufbau her zu erzwungen finde ich, dass du am Anfang den Urlaub mit raschen Worten abhakst, um den Bezug zur Aufgabenstellung deutlich zu machen. Dass die Kinder zu groß für den Urlaub sind, ist aber erstens uninteressant für den Wettbewerb und zweitens unlogisch, wenn man das Nachfolgende bedenkt. Dort sprichst Du schließlich von der höchsten Erregung des Protagonisten und das sogar im Präsens. Das macht diese Erklärung als Teil des Gedankengangs extrem unwahrscheinlich.
Gerade eben bemerke ich, dass es tatsächlich eine ProtagonistIn ist, aber das nehme ich jetzt als Anlass, etwas anderes zu kritisieren. Wenn ich das richtig interpretiere, sitzt Hartmut auf der Toilette, während Hedwig fotografiert? So wie du es „beschrieben“ hast, dachte ich, dass der Protagonist ganz erregt nach seiner Frau ruft, um ihr das Foto zu zeigen. Denn der Satz mit dem Klopapier ist alles andere als verständlich, hat mich sogar verwirrt und aus der Geschichte geworfen.
Zur Pointe schließlich habe ich mich schon genug geäußert. Der Titel passt außerdem zur Geschichte und ist ganz gut, weil er noch nichts verrät, aber genug andeutet. Spannend finde ich ihn jedoch nicht. Leider fehlt auch Deinem Text die Spannung, weil Du nicht eindringlich genug beschreibst, eben weil Du nicht verraten wolltest, dass der Tote in Wirklichkeit ein Insekt ist.

3)
Die fehlenden oder nicht eindringlichen Beschreibungen kann ich auch bei der Sprache anmerken. Das Schreiben im Präsens sorgt zwar für eine gewisse Unmittelbarkeit, dafür rutschtst du im Mittelteil allerdings auch ins Präteritum und Perfekt. Die Dialoge sind authentisch, aber die Protagonistin in Gedanken Dinge sagen zu lassen wie „Ich halte den Atem an“, vor allem weil es im Präsens steht, gefällt mir nicht. Die Sprache ist solide, aber wie bei vielen anderen Texten auch kein Kracher.

4)
Insgesamt hat mir Deine Geschichte leider nicht gefallen. Es ist vor allem die Täuschung des Lesers, die ich dir übel nehme, weil sowas ein rotes Tuch sein müsste. Da mich auch Dramaturgie und Sprache nicht so recht überzeugen, kann ich leider nur eine Wertung im unteren Bereich vergeben.
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag04.08.2010 19:27

von Jocelyn
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Nett gemacht.
Der letzte Satz mir zu verdreht.

Komisch immer wieder diese Klothemen, oder Kotze oder Sex.
Gerade die Klothemen sind gar nicht meins.

4 Federn


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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Gast3
Klammeraffe
G


Beiträge: 794
Wohnort: BY


G
Beitrag04.08.2010 21:36

von Gast3
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Liebe/r Autor/in,

mal ein Mord der anderen Art.
Der letzte Satz gefällt mir. Freut mich, dass Hartmut nicht so ist, wie scheint  Smile
Ansonsten glaube ich, da wär noch mehr drin gewesen. Vielleicht das Ganze noch mehr "dramatisieren".

Lieben Gruß
schneestern


_________________
Sich vergleichen, ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
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sweety1610
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Alter: 49
Beiträge: 47
Wohnort: 48496


Beitrag04.08.2010 23:30
Nette Idee
von sweety1610
Antworten mit Zitat

Man möchte von Anfang an wissen, worum es geht. Hat Spaß gemacht, das zu lesen.
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Pütchen
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Beitrag04.08.2010 23:49

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Kommentar folgt ...

_________________
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

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Dienstwerk
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Beitrag05.08.2010 02:03

von Dienstwerk
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Hübsche Pointe, nett geschrieben.
Ich musste den Text allerdings zweimal lesen, bin paarmal hängengeblieben, Zeitformen sind bissel durcheinander, aber im Großen und Ganzen passt's und die Mordsgeschichte schafft es knapp auf einen Platz in meinem persönlichen oberen Drittel. wink

LG, Ana
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