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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Saint-Jean nach Orisson - der erste Tag auf dem Jakobsweg


 
 
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Ruthi
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 36
Beiträge: 218



Beitrag30.07.2010 21:32
Saint-Jean nach Orisson - der erste Tag auf dem Jakobsweg
von Ruthi
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen smile
Mich würde brennend interessieren, wie ihr so den Schreibstil -den Ton- meines Reiseberichts findet. Ich und mein Verlobter sind dieses Jahr sechs Wochen lang den spanischen Jakobsweg gelaufen (900km insgesamt) und ja es muss unbedingt ein Buch daraus werden wink
Aus dem Manuskript habe ich den ersten Tag ausgewählt, an dem wir wirklich gelaufen sind, sprich: dieser Teil ist nur ein Ausschnitt aus dem Gesamttext.
Wenn Interesse besteht, kann ich den Rest dieses Kapitels auch einstellen, aber ich wollte erstmal mit einem kleineren Teil anfangen:

Saint Jean - Orisson
Wir durchqueren ein paar kleinere Straßen und lassen nach und nach die letzten Häuser der Stadt hinter uns.
Die Motivation und Euphorie trägt uns über die ersten Anhöhen hinweg und die aufgehende Sonne verspricht einen heißen Frühlingstag unter klarem Himmel. Der Weg schlängelt sich gemächlich durch die grasbewachsenen Berge. Ich lasse mich von der aufgeregten Stimmung treiben und nehme genüsslich die Landschaft in mich auf, bis der Weg schlagartig sein wahres Gesicht zeigt.
Vor uns erhebt sich die Asphaltgewordene Hölle. Irgendjemand hängt mir unsichtbare Bleiklötze an jedes Bein. Mit knallrotem Kopf kämpfe ich mich nach Luft ringend jeden einzelnen tonnenschweren Schritt weiter. Ich muss alle zehn Meter stehen bleiben und warten bis das Brennen in meinen Oberschenkeln nachlässt.
Hinter jeder Kurve erflehe ich ein Stück ebenen Weges, aber alles, was ich sehe, sind weitere Berge, die zwischen „wahnsinnig steil“, „todessteil“ und „Heilige Scheiße! Ich fahr wieder nach Hause – steil“ variieren. Ich dachte eigentlich, dass jeder Berg auch eine Rückseite hat, an der es wieder bergab geht, aber das scheint nicht für die Pyrenäen zu gelten. Meine Gelassenheit wird zusätzlich auf eine harte Probe gestellt, denn mein Verlobter stapft frohen Mutes einige hundert Meter vor mir diesen Mount Everest hoch, als wäre es nur ein Aerobic-Stepper. Wenn ich noch einmal aus dieser motivierten Visage „Also ich find’s gar nicht so schlimm“ höre, wird der Tod uns scheiden, bevor ein Ehering in die Nähe meiner Hand gekommen ist.
Als ich mich dem erlösenden Tod hingeben und zum Sterben auf dem Boden zusammenrollen will, erscheint wie durch ein Wunder die Herberge Orisson hinter einer Kurve. Wie ein Verdurstender in der Wüste schleppe ich mich die letzten Meter zu dieser Oase. Mehr tot als lebendig lasse ich mich in einen der Plastikstühle auf der Terrasse fallen. Alex entgeht gerade noch einem grausamen Rachemord, indem er mich mit einem Milchkaffee besticht.
Nachdem mein Puls wieder unter zweihundert und meine Körpertemperatur unter fünfzig Grad gesunken sind, wollen wir die reservierten Betten beziehen. In meinem besten Schulfranzösisch erkläre ich dem Gastwirt, dass der junge Mann neben mir mein Verlobter ist. Prompt bekommen wir die „Lovers Suite“ der Herberge statt zwei Betten in einem großen Schlafraum. Unser Quartier - von außen Geräteschuppen, von innen Geräteschuppen mit Bett – gewährt uns also eine Gnadenfrist, in der wir uns noch nicht mit großen Schlafsälen auseinander setzen müssen.

                              ***

Kritik ist wie immer mehr als willkommen! smile



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Gast







Beitrag30.07.2010 21:49

von Gast
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Hallo Ruthi,

erstmal: Toll, dass ihr das wirklich durchgezogen habt! Daumen hoch Der Jakobsweg wäre mir vermutlich zu anstrengend, aber Reisen ist mein liebstes Hobby... (Gehen nicht unbedingt... wink) Deshalb habe ich deinem ersten Bericht schon ab und an entgegengefiebert.

Zu deinem Text:

Ich finde den Grundton, die Erzählweise gut. Das hat - ich hoffe, du fürchtest diesen Ausdruck nicht gar so wie viele andere Leute hier - ebendiesen Chicklit-Anstrich, den ich grundsätzlich sehr gerne mag. Allein der letzte Satz (der Geräteschuppen) trifft also bei mir einen Nerv. Meinen Humornerv. wink Finde ich gut. Daumen hoch Und macht aus einem spröden Reisebericht deine ganz persönliche Geschichte.

Als negativ empfinde ich persönlich den Wechsel von Euphorie zu "Bockmist, ist das anstrengend.". Das Tempo, das du vorlegst, ist in meinen Augen geeignet für den soeben erwähnten spröden Reisebericht, nicht aber für einen Text, in dem ich mich in die Hauptfigur (auch wenn sie "Ruthi" heißt und autobiographisch schreibt wink) einfühlen will. Geht mir also viel zu schnell, empfinde ich als völlige Kehrtwende. Wenn du dem Ganzen deinen persönlichen Anstrich geben willst, braucht das mehr Raum. Nicht: "Glücklich latschen wir los, dann wird's fürchterlich anstrengend, dann landen wir in irgendeiner Kaschemme...". Du verstehst? Ich habe gar keine Chance, die Euphorie und die asphaltgewordene Hölle zu spüren. Obwohl ich's gerne würde. So in der Theorie.

Ein paar kleine orthografische Unsauberkeiten sind noch drin, aber die kämmst du sicher selbst aus.

Ansonsten, wie gesagt: Unterhaltsam geschrieben, ich mag den Humor, gerne mehr davon!

LG

Soraya
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Ruthi
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beitrag30.07.2010 22:10

von Ruthi
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Hallo Soraya,
danke für deinen Kommentar und freut mich, dass ich deinen Humor auch treffen konnte smile
Zu dem raschen Wechsel muss ich dir zustimmen.... Embarassed
Das ist dann wohl ein Negativbeispiel, wie es aussieht, wenn man zuviel verdichtet. Umso wichtiger ist mir die Meinung außenstehender, die mir sagen können, inwiefern man den Text noch nacherleben kann.
Danke also für den Hinweis und fürs Lesen!

LG Ruthi


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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag31.07.2010 06:58

von Rheinsberg
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Ich habe auch schon gehofft, dass du uns mal etwas lesen lässt.
Ist das jetzt der Anfang oder gibt es auch eine Einleitung?

Mir ist es fast ein bisschen zu viel Selbstironie - da könnte der Leser nach einer Weile fragen, warum du dir das eigentlich antust.

Und wenn ich schon dabei bin, ich finde auch, dass es zu schnell geht. Etwas bedächtiger darfst du den Aufstieg schon angehen, finde ich.

Möchte aber gerne weiterlesen.


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Ruthi
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Beitrag31.07.2010 11:08

von Ruthi
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Hallo Rheinsberg,
Ich hoffe das die Selbstironie am Ende für den Leser ihren Zweck erfüllt. Ich wollte den Text (wie es auch in der Realität war) so aufbauen, dass am Ende trotz dieser ganzen widrigen Umstände der Weg doch ein sehr wertvolles Erlebnis war. So nach dem Motto: Es war kalt, nass, anstrengend und nervig - und das beste was ich jemals gemacht habe smile Aber ich danke dir für den Hinweis, ich werde darauf achten, nicht zu übertreiben, sondern es der Situation angemessen zu dosieren.
Der nächste Teil folgt.
Es gibt eine Einleitung vorher, allerdings war ich mir nicht sicher, ob sie hier nicht zu langweilig ist, weil ich dann alles einstellen müsste. Ich wollte deswegen direkt mit dem aktiven Teil anfangen. Vielleicht werde ich aber noch Teile davon einstellen, mal sehen wink


Danke für den Kommentar!
LG Ruthi


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Ruthi
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beitrag31.07.2010 11:29

von Ruthi
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Teil 2 des ersten Tages:
...
Die Hospitalera weiß genau, wie sie die Herzen ihrer deutschen Gäste erobert und drückt uns – ganz wie auf heimischen Campingplätzen – eine Duschmünze in die Hand. Dafür bekommen wir nur fünf Minuten lang Wasser für die hygienischen Bedürfnisse, aber nach dem Todesaufstieg kann ich mich ohnehin nicht länger auf den Beinen halten. Beim ersten Versuch, meine Kleidung per Hand zu waschen, bin ich am Ende nasser als die Wäsche - aber glücklich und lasse mich in die Plastikstühle auf der Terrasse plumpsen und genieße mit Alex die Sonne.
Die Aussicht vor der Herberge ist gigantisch. Die gewaltigen Berge und Hügel sind wie mit einer Decke aus weichen Wiesen bedeckt - hier und da getupft mit Schafen und Pferden, die an den Hängen weiden.
Die Hospitalera ruft zum Abendessen – für mich kocht ihr Mann ohne zu murren eine vegetarische Alternative. Ich befürchte, dass ich in den nächsten Wochen nicht immer so problemlos an mein Essen kommen werde.
Auch hier ist es eine Tradition, dass sich nach dem Essen alle Pilger einzeln vorstellen, ihr Ziel nennen und die eigene Motivation erklären. Am Nachbartisch hat sich eine Gruppe deutscher Frauen Ende Vierzig aus dem Rhein-Sieg-Kreis eingefunden. Lautstärke und Aussehen lassen eher auf einen Kegelverien schließen, als auf eine Gruppe spirituell suchender Pilger. Ich nehme meinen Kommentar in Gedanken schnell zurück, als wir erfahren, dass jede von ihnen an Brustkrebs erkrankt war und sie für eine Studie den Weg gehen, um die Auswirkungen auf die Heilung zu testen. Am Ende der Vorstellung wartet die nächste Überraschung: Eine der Frauen wohnt keine fünf Kilometer von uns entfernt. Wieviele Zufälle braucht es, dass wir uns genau hier, tausendfünfhundert Kilometer von zuhause weg, treffen? Sowas kann nur der Jakobsweg.
Meine heutigen Erkenntnisse:
- Wenn du glaubst, der Weg ist hart und steil: Warte bis zur nächsten Kurve und du siehst, es geht noch viel härter!
- Wenn du hechelnd auf den Boden sinkst und glaubst deine absolute Grenze ist erreicht, geht es erst richtig los.
- Wenn du glaubst, mit diesen Schmerzen keinen Schritt mehr weiter zu können, warte ab, wie es erst in einer Stunde sein wird.
Aber die beste Erkenntnis: Du kannst trotzdem nicht aufhören, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
         ***

Ich bin mir nie sicher, inwieweit die Details für den Leser interessant sind. (Hier zum Beispiel könnte ich noch genauer beschreiben wie die Herberge aussah, welches Essen es gab, eben solche Dinge) Einerseits will ich nicht jede Minute des Weges abbilden, andererseits befürchte ich, zu allgemein zu bleiben. Gerade was den oberen Teil betrifft würde mich interessieren, ob ihr eher mehr Details lesen wollen würdet oder ob es so reicht.
Danke fürs Lesen! smile


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Ruthi
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Beitrag01.08.2010 19:29

von Ruthi
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Ich habe den ersten Teil überarbeitet und stelle ihn zusammen mit einem Teil der zweiten überarbeiteten Hälfte wieder ein. Ich freue mich wie immer über jede Kritik! smile

Saint Jean - Orisson
Nach einer traumlosen Nacht schleppen wir uns mit verquollenen Augen an den Frühstückstisch. Gestärkt mit Müsli und Baguette schultern wir die Rucksäcke und treten nach draußen in die Morgendämmerung. Ein Foto in der verschlafenen Gasse aus Kopfsteinpflaster soll festhalten, wer dieser Mensch war, der hier und heute den Anfang macht.
Über sechs Wochen Wanderung liegen vor uns. Wir wissen nicht, ob und wie uns diese Erfahrung prägen wird. Wir sind aufgedreht wie kleine Kinder an Weihnachten – es muss endlich losgehen! Noch einmal tief durchatmen, Schultern straffen und dann beginnt auch dieser lange Weg mit einem einzigen ersten Schritt.
Wir durchqueren ein steinernes Tor, folgen den schmalen Straßen und lassen nach und nach die letzten Häuser der Stadt hinter uns.
Die Motivation und Euphorie trägt uns über die ersten Anhöhen hinweg und die aufgehende Sonne verspricht einen heißen Frühlingstag unter klarem Himmel. Der Weg schlängelt sich gemächlich durch die grasbewachsenen Berge. Es ist ein Gefühl wie der erste Schultag. Um dich herum lauter neue Spielkameraden, von denen du noch nicht weißt, ob du sie mögen oder hassen wirst. Mit jedem Höhenmeter wird es ruhiger. Fahrende Autos, Flugzeuge und Stadtlärm – all das verschwimmt zu einem leisen Hintergrundgeflüster, bis schließlich nur noch die Gespräche der Mitpilger die Stille unterbrechen.
Langsam sinkt der Adrenalinspiegel und die ersten Pilger wischen sich verstohlen die Schweißperlen von der Stirn. Plötzlich werden die Wege steiler, die Sonne heißer und das Atmen schwerer. Ich beginne zu begreifen, dass meine romantische Vorstellung eines sonnigen leichten Wandertages ziemlich naiv war. Die geschwungen Hügel und Wiesen bilden einen lächerlich sanften Kontrast zu der Asphaltgewordenen Hölle, die sich plötzlich vor uns erhebt. Irgendjemand hängt mir unsichtbare Bleiklötze an jedes Bein und ich kämpfe mich nach Luft ringend jeden einzelnen tonnenschweren Schritt weiter. Ich muss alle zehn Meter stehen bleiben und warten, bis das Brennen in meinen Oberschenkeln nachlässt.
Hinter jeder Kurve erflehe ich ein Stück ebenen Weges, aber ich sehe nur weitere Berge, die zwischen „wahnsinnig steil“, „todessteil“ und „Heilige Scheiße! Ich fahr wieder nach Hause – steil“ variieren. Ich war so naiv zu glauben, dass jeder Berg auch eine Rückseite hat, an der es wieder bergab geht, aber das scheint nicht für die Pyrenäen zu gelten. Meine Gelassenheit wird zusätzlich auf eine harte Probe gestellt, da mein Verlobter höchstmotiviert einige hundert Meter vor mir diesen Mount Everest hoch stapft, als wäre es ein Aerobic-Stepper. Wenn ich noch einmal aus dieser fröhlichen Visage „Also ich find’s gar nicht so schlimm“ höre, wird der Tod uns scheiden, bevor ein Ehering in die Nähe meiner Hand gekommen ist.
Als ich mich dem erlösenden Tod hingeben und zum Sterben auf dem Boden zusammenrollen will, erscheint wie durch ein Wunder die Herberge Orisson hinter einer Kurve. Wie ein Verdurstender in der Wüste schleppe ich mich die letzten Meter zu dieser Oase. Mehr tot als lebendig lasse ich mich in einen der Plastikstühle auf der Terrasse fallen. Alex entgeht gerade noch einem grausamen Rachemord, indem er mich mit einem Milchkaffee besticht.
Nachdem mein Puls wieder unter zweihundert und meine Körpertemperatur unter fünfzig Grad gesunken sind, wollen wir die reservierten Betten beziehen. In meinem besten Schulfranzösisch erkläre ich dem Gastwirt, dass der junge Mann neben mir mein Verlobter ist. Mein Sprachversuch wird mit der "Lovers Suite" der Herberge belohnt. Der Raum - von außen Geräteschuppen, von innen Geräteschuppen mit Bett – gewährt uns also eine Gnadenfrist, in der wir noch nicht in den großen Schlafsälen unterkommen müssen. Die junge Frau des Gastwirts  weiß genau, wie sie die Herzen ihrer deutschen Gäste erobert und drückt uns, wie auf heimischen Campingplätzen, eine Duschmünze in die Hand. Dafür bekommen wir nur fünf Minuten lang Wasser für die hygienischen Bedürfnisse, aber nach dem Todesaufstieg kann ich mich ohnehin nicht länger auf den Beinen halten.
Nach der Dusche wartet die erste Handwäsche auf mich. Irgendwie schaffe ich es, dass ich und meine Umgebung am Ende nasser sind als die Wäsche, aber trotzdem kann ich mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, als ich die Wäsche aufhänge. Jetzt, wo alle Pflichten erfüllt sind, verbringen wir die nächsten Stunden im Wachkoma in den Plastikstühlen auf der Terrasse und legen die Füße hoch.


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anuphti
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Beitrag01.08.2010 20:24

von anuphti
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Liebe Ruthi,

grundsätzlich gerne gelesen, die zweite Fassung bringt den Übergang von Euphorie zu Qual schon viel flüssiger.

Was mich persönlich etwas stört, aber das ist vielleicht nur mein ureigenes Empfinden, sind Deine sprachlichen Vergleiche wie "heilige Scheiße" und "erlösender Tod"

Nachdem Du ja selbst erlebt hast, dass der Jakobsweg zum einen natürlich ein religiöses Abenteuer ist, und zum zweiten auch Todkranke diesen Weg gehen, könnte unter Umständen ein zukünftiger Leser (der zu einer dieser beiden Gruppen gehört) diese Ausdrücke vielleicht als "geschmacklos" empfinden?

Bei Deiner Kreativität könnte ich jir vorstellen, dass Du ohne Problem auch etwas weniger problematische Vergleiche finden könntest?

(Aber wie gesagt, meine subjektive Meinung ...)

Nichts für ungut Embarassed

Liebe Grüße
Nuff

PS auch das Wort "Wachkoma" fällt unter oben genannte Kategorie, da auch Angehörige von Wachkomapatienten diesen Weg gehen ...


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Old
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Beitrag01.08.2010 20:25

von Old
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Hallo Ruthi,

Hmm, als Reisebeschreibung kommt mir der Bezug zur Umgebung zu kurz. Auch klingt das ehr nach einer abgequälten Reise. Die schönen Details lässt Du außen vor. Was Du beschreibst, ist eine Abfolge Deiner Strapazen. Die Belohnung, warum man das alles auf sich genommen hat, kommt zu kurz.

Vermutlich haben viele ähnliches erlebt. Was macht Deine Reise zu etwas Besonderen?

Ich kenne auch die verblüfte Reaktion, bei mir war es im wilden Kanada, am Bowron Lake, wo man plötzlich seinen Arbeitskollegen traf. Oder die Qualen der Strapazen, wo man sich selber bei jeden Schritt verflucht, warum man es wieder auf sich genommen hat. Bei mir allerdings nur in den ersten 5 Tagen, bis der Körper den Büroalltag hinter sich gelassen hat. Aber vielleicht auch nur, weil man schnell dafür sorgte, das der Rucksack auf 35 Kg Gewicht schrumpfte. wink

Kurz, für eine Reisebeschreibung ist das zu uninteressant. Für eine Kurzgeschichte, als Erinnerung, sicher ok.

Gibt es nicht mal einen Bären, mit dem Du gekämpft hast, oder eine Szene wo du fast abgestürzt bist? Nur so, um etwas Dramatik hinein zu bringen. Rolling Eyes

Sorry, für meine Bemerkung zum Inhalt.
LG Old
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Ruthi
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Beiträge: 218



Beitrag01.08.2010 20:40

von Ruthi
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Hallo anuphti!
Erstmal Danke fürs Lesen und kommentieren smile
Zu deinen Anmerkungen muss ich mir noch Gedanken machen, du hsat sicherlich Recht, das sich manche von derben Worten wie diesen vor den Kopf gestoßen fühlen könnten. Ich bin mir nur nicht sicher, inwieweit ich dieses Klientel auch bedienen möchte, da ich eigentlich bewusst eine andere Art Reisebericht entwerfen wollte. Sprich, eben nicht die romantisch-besinnliche-spirituelle Seite, sondern einfach mal so wie es ist - verdammt anstrengend und trotzdem lohnend.
Auf jeden Fall freue ich mich, dass du ein Thema angesprochen hast, über das ich mir noch keine Gedanken gemacht hab, so lerne ich den Text aus vielen verschiedenen Perspektiven zu lesen und kann besser an meinem Ausdruck feilen.

Hallo Old,
Was soll denn das Sorry am Ende? Wage es ja nicht, dich für Kritik zu entschuldigen wink Jede Kritik ist mir willkommen und hilfreich! Selbst wenn du nur geschrieben hättest: Alles scheiße! hätte mein Bauchgefühl mir verraten, an welchen Stellen du mit so einer Aussage Recht haben könntest.
Ich weiß nicht, ob du die erste Fassung auch gelesen hast. Im Vergleich zu ihr war ich bemüht, mehr Details einzubauen. Was die Belohnung betrifft, die diese ganze Anstrengung lohnend macht: Sie entwickelt sich über die Zeit im Gesamttext.
Würdest du die Kritik auch anbringen, wenn du den Text nicht als eigenständige Geschichte, sondern als Teil eines umfangreicheren Werkes siehst? (ernstgemeinte Frage! Ich weiß nicht, inwiefern der Leser schon am Anfang wissen sollte, dass sich der ganze Mist am Ende lohnt smile
Ich dachte bisher, das würde sich von Kapitel zu Kapitel steigern, so dass am Ende das Gefühl zurück bleibt: Mann, das war ja wirklich derbe anstrengend, aber jetzt verstehe ich, wie wichtig das war und dass sich alle Mühe auszahlt.

Danke euch beiden für die ehrliche Rückmeldung! Das Gesamtwerk soll irgendwann mal den Weg zu einem Verlag finden, deswegen brauche ich Kritik ohne Ende smile

LG Ruthi


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Leene
Eselsohr


Beiträge: 448



Beitrag01.08.2010 21:00

von Leene
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Hallo Ruthi,

ich würde gerne noch mehr Details lesen. Auch wenn die im weiteren Verlauf des Textes sicher noch kommen, gerne gleich schon am Anfang. Vielleicht helfen Dir meine Fragen weiter, die ich beim Lesen hatte:

Wie viele Leute laufen dort mit? Hört sich nach Massen an. Trendtourismus? Oder doch einsam und besinnlich? Nationalitäten? Alter? Abgefahrene, Spinner, Normalos? Ist der Weg rein "touristisch", oder fahren dort Autos/ wird er von Einheimischen genutzt? Wie ist die Stimmung? Erster Eindruck von Dir?

Weiter interessieren mich die Umstände vor Ort. Landschaft, Vegetation, Wetter. Ich denke, das gehört (in Maßen) zu einem solchen Bericht. Ich jedenfalls könnte es mir dann besser vorstellen.

Sicher hast Du die Gesamtlänge im Blick. Bei sechs Wochen kommt bestimmt Einiges zusammen. Gerade am Anfang solltest Du aber den Leser "einfangen", am Besten mit Sympathie für Dich (Wünsche, Vorstellungen, Hoffnungen, Eindrücke, Leiden  Wink ) und Atmosphäre (Besonderheiten dieses Weges, des Landes).

Ich freue mich auf weitere Berichte.

Leene
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Ruthi
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 36
Beiträge: 218



Beitrag01.08.2010 21:10

von Ruthi
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Hallo Leene,
Es gibt noch einige Seiten vor diesem Kapitel, in denen ich zum Beispiel beschreibe, dass das Jahr 2010 in dem ich gegangen bin ein so genanntes heiliges Jahr war, in dem einem gläubigen Katholik alle Sünden vergeben werden können (General-ablass). Das kommt nur alle paar Jahre vor und verursacht einen enormen Andrang. Mit Massentourismus liegst du insofern garnicht so falsch wink
In den vorhergehenden Seiten finden sich noch einige Details zur Anfahrt, meinen Erwartungen, der Planung, etc. Zur Vegetation und Stimmung in diesem Teil könnte ich noch einige lebendige Details einbauen, da geb ich dir Recht.
Das "Einfangen" müsste auf den ersten Seiten geschehen, gut dass du es nochmal erwähnst. Nach diesem Gesichtspunkt hab ich das noch garnicht durchgearbeitet (blöd oder? sollte mir eigentlich klar sein  Rolling Eyes
Ich überlege noch, ob ich den Anfang auch hier hinein setze. Zuviel geht nicht, weil es dann theoretisch schon als veröffentlicht geht, andererseits brauche ich die Rückmeldung....schwierig.

Auf jeden Fall danke ich dir fürs Lesen und Fragen stellen, du hast mich auf interessante Punkte gebracht! smile

LG Ruthi


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MadameMimm
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Beitrag01.08.2010 22:28

von MadameMimm
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Liebe Ruthi,

ich habe deine ersten Zeilen gerne gelesen, mir fehlen aber auch die erwähnten Details zu Landschaft und Leuten. Deine Sprache hingegen gefällt mir sehr gut. Und - ich hab sie meinem Freund vorgelesen (der kritischste Mensch überhaupt) und er hat laut gelacht über deine Vergleiche.

Wenn du mehr Rückmeldung willst, biete ich dir an, dass du mir die Teile per Mail schickst und ich sie lese. Kannst mir ja bei Bedarf ne PN schicken.

Ansonsten glaube ich, dass das der erste Reisebericht wird, den ich mir kaufen würde (ich fand die bisher immer sooo langweilig).


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anuphti
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Beitrag01.08.2010 22:31

von anuphti
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Liebe Ruthi smile

Ich bin weder der religiöse, noch der besinnliche Typ.

Ich denke, es hat für mich eher etwas mit Respekt zu tun vor den Gefühlen anderer, und ich denke, dass Sprache so viele Facetten hat, dass Du diesen Respekt nicht verlieren musst, nur um eine bestimmte Selbstironie hineinzubringen.

Aber, dass ist wie gesagt mein völlig subjektiver Eindruck smile

Sprachlich gefällt mir Dein Bericht gut (ich bin allerdings jemand, der gerne mehr Details hätte smile extra )

Liebe Grüße
Nuff


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Old
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Beitrag01.08.2010 22:40

von Old
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Ich werde dann mal die kommenden Teile abwarten. wink

Wenn Du das Werk später verlegen willst, dann solltest Du Dich fragen, welche Kriterien ein Verlag einer Reisebeschreibung voraussetzt. Eine Reisebeschreibung ist nicht fiktiv, wie ein Roman. Was Du, mit Deinen 22 Lenzen, vielleicht spannend findest, das finden andere, die schon mehr erlebt haben, banal. Natürlich nicht zwingend. Auch mit 22 kann das Leben ungewöhnliche Überraschungen bieten.

Ich denke, eine Reisebeschreibung so niederzuschreiben, das es ein Verlag als Magnet sieht, ist wesentlich schwieriger, als ein fiktiver Roman, wo man mit der Spannung, Dramatik oder Witz, spielen kann.

Aber ich lass mich überraschen.
LG Old
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Ruthi
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Beitrag02.08.2010 02:31

von Ruthi
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Hallo Mimm,
Auf das Angebot komme ich gerne zurück! Ich werde mich dann melden, wenn ich die Teile weit genug überarbeitet habe, tausend Dank an dich! smile

Hallo Nuff,
Ich wollte nicht sagen, dass du so ein Typ bist wink Sorry, wenn das so rüber kam, ich hab dein Anliegen verstanden und bin froh, dass du imr diese Perspektive gezeigt hast. Vorher hatte ich darauf keine Rücksicht genommen.

Hallo Old,
ich weiß, es wird schwierig für mich, das gesunde Mittelmaß zwischen ansprechendem Reisebericht und humorvoller Darstellung zu finden, ohne zu flapsig oder zu langtamig zu werden. Die Verlagsinteressen bzw. die Verkäuflichkeit versuche ich mir dabei immer vor Augen zu halten.

Fazit allgemein: Mehr Details! smile Hätte ich garnicht gedacht.

Danke euch allen!
LG Ruthi


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MagicMushroomTea
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Beitrag03.08.2010 14:30

von MagicMushroomTea
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Hallo Ruthi!

Eine Freundin von mir ist gerade auf dem Jakobsweg unterwegs und ich warte schon gespannt auf ihren Reisebericht, den sie mir Ende August präsentieren wird.
900 km in 6 Wochen! Das ist wirklich beachtlich und ich ziehe wirklich meinen Hut vor so einer Leistung. Ich bin zwar eine wahre Globetrotterin und schlage selten ein Abenteuer aus, aber mit Wanderrouten an sich habe ich eher weniger zu tun.

2.858 Ergebnisse, wenn ich den Begriff "Jakobsweg" bei amazon.de eingebe.
Um da aus der Menge herauszustechen musst du dir wirklich was einfallen lassen, wenn es zu einer Veröffentlichung kommen sollte. Aber jetzt steht erst einmal der Text als solches zur Debatte.

Zitat:
„wahnsinnig steil“, „todessteil“ und „Heilige Scheiße! Ich fahr wieder nach Hause – steil“


Das fand ich schon einmal irrsinnig witzig und das war der Punkt ab dem ich mir sicher war, dass es sich bei deinen Reiseerinnerungen keinesfalls um einen schnöden Bericht im Erzählstil a la "Und dann rückten wir unsere Mützen gerade, schulterten unsere Rucksäcke und marschierten los" handeln würde.
Die Frage ist nur - wie lange kannst du einen derartigen Schreibstil beibehalten ohne unglaubwürdig zu erscheinen. Ein Reisebericht muss immer realitätsbezogen sein und einen Teil deiner Identität beinhalten.

Ich warte jetzt einfach mal gespannt ab, wie es weitergeht auf dem Jakobsweg und werde natürlich beobachten was sich so tut in deinem Thread. smile
Wie weit bist du denn schon mit dem Bericht?

Liebe Grüße,
MMT


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MagicMushroomTea
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Beitrag03.08.2010 14:31

von MagicMushroomTea
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Ups! Zu früh abgeschickt. Wollte noch was fragen:
Welche Intention steckt hinter deinem ganz persönlichen Reiseerlebnis?
Hat dich und deinen Verlobten das erlebte besser zusammengeschweißt?


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Ruthi
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Beitrag03.08.2010 18:07

von Ruthi
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Hallo MMT!
Freut mich, das du die Stelle witzig findest smile
Ich weiß, über ein ganzes Buch kann ich das nicht durchziehen. Wäre auch zu aufgesetzt. Es sollen sich eher die nachdenklichen Momente mit den überspitzten abwechseln, sodass am Ende wie schon oben gesagt der Eindruck entsteht: Das ist kein besinnlich-romantischer Spaziergang sondern knallharte Anstrengung, nervliche Höchstbelastung und trotzdem wahnsinnig tolle Erlebnisse.

Zu deiner Frage nach der Intention: Meinst du die Intention, die mich auf den Weg gebracht hat oder die Intention des Buches? Letzteres soll zeigen, dass der Weg für jeden genau das bereit hält, das man braucht um sich selbst zu finden und weiter zu entwickeln.
Mit meinem Verlobten bin ich seltsamer weise total gut klargekommen. Alle haben uns prophezeit, wann wir uns spätestens nachts mit dem Kissen ersticken wollen, aber bis auf kleinere Zickereien "ging" es gut smile Und es hat zusammen geschweißt. Wer so eine lange Strecke gemeinsam durchhält kann gar nicht anders als näher zusammen rücken wink

Mit dem Bericht bin ich noch nicht weiter gekommen. Ich muss jetzt erstmal die Kapitel bearbeiten, die vor dem hier eingestellten Teil liegen, um den Anschluss nicht zu verpassen. *seufz* ganz schön viel Arbeit, aber ich habs ja so gewollt ...

Auf jeden Fall werde ich wenn es soweit ist, entweder den obigen Teil überarbeitet, oder einen neuen Teil einstellen, damit ich sehe, wie auch andere Auszüge aus dem Buch ankommen.

Danke dir fürs lesen und Kommentieren!
LG Ruthi


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Ilona
Klammeraffe
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I
Beitrag03.08.2010 21:40

von Ilona
Antworten mit Zitat

Ganz kurz von mir noch:

Mir gefällt der Bericht gerade wegen seines trockenen ironischen Stils. Ich bin auch nicht der Meinung, daß man jeden Ausdruck auf eventuell betroffenen Randgruppen abklopfen sollte. Derr gläubige Katholik auf der Suche nach Spiritualität wird ohnehin andere Bücher bevorzugen.

Ironie und Flapsigkeit haben die unschöne EIgenschaft sich abzunutzen. Ich bin gespannt wie es Dir gelingt, dieses Problem zu umgehen. Vielleicht gelingt es Dir ernstere Passagen oder auch mal (hier liegt die Betonung auf mal) einen Naturbetrachtung einzufügen? Oder erhellendes zur Gruppendynamik unter Pilgern?

Ich freue mich auf die nächsten Teile

Grüße

Ilona
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Ruthi
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 36
Beiträge: 218



Beitrag03.08.2010 22:56

von Ruthi
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Ilona!
Danke erstmal fürs Lesen smile
Deinem Kommentar kann ich 100% zustimmen und ich hoffe auch, dass mir die Abwechslung gelingt.

Ich mach mich auf jeden Fall an die Arbeit und werde dann entweder das Kapitel vorher oder den nachfolgenden Teil einstellen, damit ihr auch mal andere Passagen lesen könnt.

Danke und LG
Ruthi


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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag17.08.2010 21:15

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Hi Ruthi,

ich hab mir dies nun auch einmal durchgelesen und geb Dir mal etwas Feedback dazu. In meinem Bücherregal drängeln sich um die 60 Titel an autobiografischen Reise-, Abenteuer- und Erlebnisberichten von allen möglichen Autoren und ich schreib seit 3 Jahren Reise- und Auslandsberichte für Zeitungen und Magazine, auf bescheidene, aber ganz erfolgreiche Weise. Vielleicht kann Dir von daher mit etwas Insider-Perspektive helfen.

Mal ganz generell: Texte von Ottilie Normalverbraucher zu Reisen und Erlebnissen verkaufen sich hauptsächlich unter folgenden Aspekten.
a) Man hat was wirklich außergewöhnliches gemacht (à la mein Jahr unter borneonischen Kopfjägern) - dann wird die schreiberische Messlatte recht niedrig gehängt, da die Story so gut ist.
b) Man hat auf seiner Reise ganz durchgreifende persönliche Veränderungen erfahren (zB seine zehnjährige Drogensucht losgeworden) - auch da verkauft es sich über die außergewöhnliche Story.
c) Man schreibt äußerst gut und stellt etwas nicht so außergewöhnliches aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel dar, vielleicht mit einer Prise von b).
d) Reiseführer.

In den Textauszügen hier steckt schon Farbe und Humor, aber im Großen und Ganzen liest es sich zu sehr wie ein Aufsatz. Leg vielleicht Dein Reisetagebuch weg, guck erst mal gar nicht rein, und mach ein brainstorming von den Dingen, die am intensivsten an der Wanderung waren. Welches Stück Weg ganz besonders fies, welche Aussicht traumhaft (warum?), welche Herberge am gemütlichsten, am verlottertsten, welche Unikate hast Du kennengelernt. Wie haben die Dörfer gerochen, was für Geräusche waren da, wie hat sich der erste kalte Schluck Wasser nach einem langen MArsch angefühlt, als er Dir durch die Kehle gelaufen ist?
Schreib solche Sachen einfach mal auf, ohne dran zu denken, wo sie in Deinem Manuskript auftauchen. Versetz Dich wieder ganz in die Wanderung, denn das sind alles Sachen, die Du den Lesern nahe bringen musst - denn die wandern mit Dir durch die Seiten.
Das als Tipp, um die Gegend belebter zu gestalten. Mehr Gefühl rein und sogar auch hie und da weniger Sachen hinter Humor verschanzen, würd ich sagen  wink
Lass den Leser ruhig mitleiden unter der Sonne.

Reiseberichte brauchen Spannung und deshalb ist es nicht immer schlau, gnadenlos jeden einzelnen Tag unterwegs zu beschreiben. Manche Tage sind öde, nix passiert - das kann und sollte man dem Leser ersparen. Es ist besser, langweiliges, das Deiner eigentlichen Botschaft nicht zuträglich ist, gnadenlos auszumisten. Wenn Du unbedingt jeden Tag beschreiben willst, würde ich die langweiligen mit ein paar Sätzen abfertigen.
Greif Dir die Sachen heraus, die wichtig waren - dh, nicht immer beim Frühstück anfangen und beim Schlafen gehen enden.

Deine Schreibe ist nicht schlecht und da Du wirklich super mit Kritik umgehen kannst, wird sie sich vermutlich recht flott noch verbessern. Meines Erachtens mangelt es mehr am Inhalt, der Textgestaltung. Das nach einem Aufsatz klingen kriegst Du raus, hab ich das Gefühl.
Ich würde vielleicht die Wanderung erst noch ein paar Monate sacken lassen und inzwischen daran arbeiten, Erlebnisse wirklich farbig, interessant und packend darzustellen. Wie baut man so etwas inhaltlich auf und wie schreibt man es, dass der Leser es miterleben kann?
Dazu bieten sich ja einzelne Erlebnisse von unterwegs an. Wenn das besser flutscht, hättest Du schon eine brauchbare Kollektion an Szenen, die Du in Dein Manuskript einbauen kannst. Ich hab das Gefühl, dass Du damit eher auf einen grünen Zweig kämst  wink

P.S. Was mir riesig hilft, meine autobio Texte mit objektiverer Brille zu sehen, ist, die Perspektive zu verändern. Einfach eine Seite so umschreiben, dass sie in der dritten Person erzählt ist. Da fällt mir so wahnsinnig viel auf, das ich sonst nie gemerkt hätte. Vielleicht geht's Dir ähnlich.


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