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Kemal


 
 
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Garrison
Geschlecht:männlichLeseratte

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Beiträge: 121
Wohnort: Leipzig


Beitrag21.07.2010 20:44
Kemal
von Garrison
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„Und geben Sie in Zukunft besser auf ihn acht. Ich will nicht wiederkommen müssen.“ Der Polizist gab Kemal einen leichten Stoß und er stolperte über die Türschwelle. Home sweet motherfucking home.
„Keine Sorge, ich werde aufpassen“, log die dämliche Sozial-Hure. „Geh auf dein Zimmer, Kemal“, sagte sie nebenbei, während sie ihre Brust nach vorn schob. „Auch wenn Sie immer nur wegen schlechter Dinge herkommen müssen, freue ich mich doch, ehrlich gesagt, immer, Sie wiederzusehen.“ Sollte sie doch endlich die Beine breit machen für den Hund. Vielleicht würde er dann Kemal in Ruhe lassen. Seit Monaten flirteten die beiden schon miteinander und er wurde immer öfter aufgegriffen. Konnten ihm doch sowieso nichts anhängen. Der Junge trottete wortlos davon, stieg die knarrenden Stufen zu seinem Zimmer hoch und schloss die Tür leise hinter sich. Von den Betten drangen Schlafgeräusche der Kleinen zu ihm. Es musste gegen elf sein. Kemal zog sich aus und kroch ins Bett.
„Kemal?“ Er knurrte zur Antwort. „Alles Gute zum Geburtstag.“
„Der is erst morgen, Idiot.“
„Dann sag ich es dir morgen noch mal. Okay?“
„'Kay.“ Kemal drehte sich um und flüsterte ein „Und danke“ in sein Kissen.

Kemal kam in den Hof. Die anderen Jungs standen bereits bei den Bänken. Sie begrüßten sich mit Handschlag. „Happy Birthday, Alter“, meinte Rafiq. „Vierzehn verschissene Jahre. Nur noch ein Jahr, dann musst du endlich mal auf deinen Arsch aufpassen.“ Er und die anderen lachten.
Rafiq war wie Kemal ohne Eltern ins Land gekommen. Abbas' Leute hatten sie in der Türkei rekrutiert und eingeschleust. Sie lebten in Heimen.
„Ich schwör dir, der Bulle hat's nur auf mich abgesehen, weil er die Fotze im Heim nageln will“, erwiderte Kemal und sah zur gegenüberliegenden Seite des Hofes, wo Elbir zusammen mit seinen beiden Kumpels saß. Elbir nickte Kemal zu, bevor er sich seinem Handy zuwandte.
„Dann solltest du die Alte umlegen. Dann hat der Bulle kein Grund mehr, dich festzunehmen.“
„Gute Idee. Ich zerleg die Fotze in der Heimküche und dann gibt’s Schnitzel für die ganzen Schweinefresser da.“ Die anderen lachten und griffen das Thema auf. Sie malten Szenarien aus, wie sie die Alte umbringen und was sie mit der Leiche machen würden.

An dem Tag gab es viel zu tun. Die Fixxer konnten nicht genug kriegen von dem neuen Scheiß, der zur Hälfte Waschmittel oder irgendein Müll war. Aber egal wie viel Dreck im Stoff war, die kauften immer, zu jedem Preis. Überall würde derselbe Dreck verkauft, nur mit anderen Namen und hier und da teurer, damit die Junkies den billigeren Stoff kauften, der nicht billig war. „Künstliche Konkurrenz“ oder so hatte Elbir das genannt. Er war ein Neffe von Abbas, er wusste so was. Gleiches Produkt, gleiche Qualität, aber andere Verpackung. Die eine Hälfte der Fixxer glaubt dann, sie hätte ein gutes Geschäft gemacht, die andere, sie hätte bessere Qualität. Marktwirtschaftsscheiße.
Einer von Elbirs Kumpels kam über den Hof zu Kemal. „Rafiq meinte, es sind kaum noch Röhrchen da. Elbir sagt, du musst laufen und neue holen.“ Kemal sah an dem kräftigen Kerl vorbei zu Elbir, der gerade mit einem Mädchen rumknutschte.
„Warum läuft dann nicht Rafiq? Ich hab heute Geburtstag.“
Der Große packte Kemal am Kragen und zerrte ihn zu sich. „Komm mir noch so, kleines Arschloch. Rafiq is Verkäufer, Elbir passt auf und du bist Läufer. Also fick deinen Geburtstag und lauf.“ Er ließ Kemal los und trottete zu Elbir zurück, der den Zwischenfall bemerkt hatte. Die beiden unterhielten sich.
Kemal wartete nicht, was weiter passierte, sondern lief los.
Als Läufer war es seine Aufgabe, das Essen für alle zu holen und neue Drogen aus dem Lager. Da er also ständig mit Tüten rumlief und die Bullen wussten, wo was abging, waren sie ständig hinter Kemal her. Aber er war schnell. Und wenn sie ihn schnappten, konnte es sein, dass er nur ne Tüte voller Burger dabei hatte. Einmal hatte er zum Spaß eine Tüte mit Hundescheiße gefüllt und sich dann erwischen lassen. Sie lachten heute noch darüber.

An der Ecke vor dem Lager standen die zwei Späher und sahen sich Pornos auf dem Handy des einen an. Sie grüßten Kemal knapp, als er vorbeiging. Sie starrten immer noch auf das Display, als er zurückkam, die Tüte in der Hand.
Kaum war er zwei Straßen weiter, raste ein Auto heran und hätte Kemal fast angefahren. Es stoppte kurz vor ihm und ein Mann sprang aus der Beifahrertür. Deutscher. Zivilbeamter. Kemal presste die Tüte fest an sich und rannte los. Der Beamte verfolgte ihn, sein Kollege wendete den Wagen.
In dieser Gegend kannte sich Kemal gut aus. Er musste nur durch ein paar Seitenstraßen, dann war er am Fluss. Das Ufer bot viele Möglichkeiten für ein Versteck.
Er rannte nach rechts in eine Gasse. Er wusste, dort war ein Zaun mit einem Loch, durch das nur ein Kind passte. Damit schüttelte er den Hund ab, der zu Fuß unterwegs war. Aber der im Auto würde gleich auftauchen. Er konnte bereits die Sirene hören. Kemal lief also gerade über die Straße. Hupen, Quietschen. Er kletterte über eine flache Mauer und rutschte halb den Abhang zum Flussufer hinab. Dort lief er nach rechts und hielt Ausschau nach einem Versteck. Jemand rief ihm nach.
Unter einer Brücke fand er, was er gesucht hatte. Er warf die Tüte mit den Drogen hin und nahm die identisch aussehende McDonald's-Tüte. Dann rannte er weiter.
Er war fast bei der nächsten Brücke, als einer der Beamten den Hang runter kam. Kemal drehte sich um. Der andere Bulle war hinter ihm. Er war außer Atem und ließ die Tüte fallen.
„Du bist ein ziemlich guter Läufer, Kleiner.“
„Fick deine Mutter!“
Der Polizist seufzte.

Eine halbe Stunde später ließen sie ihn zähneknirschend laufen. Scheißblöde Bullen. Kemal ging zurück zur Brücke, wo er die echte Tüte gelassen hatte. Aber, wo war sie? Er hatte sie doch genau dort fallen lassen.
Vielleicht lag sie weiter oben. Nichts. Oder er hatte sie in einen Mülleimer gestopft. Auch nichts.
Wer sah denn in eine weggeworfene Mc-Tüte? Wenn er sich vorstellte, dass irgendein Penner jetzt mit ner ganzen Tüte Röhrchen rumlief, wurde ihm schlecht. Der Arsch würde sich in zwei Tagen daran totfixxen und den Rest fraßen die Ratten. Oder er verteilte den Stoff unter seinen Penner-Freunden. Die kauften dann die nächsten Tage nichts mehr bei Elbir. Scheiße, Elbir! Wie sollte Kemal das erklären? Die würden ihn doch für nen Verräter halten, der den Stoff an jemand anderen vertickt hat. Er hatte nichts. Weder Drogen noch ein Besuch bei der Polizei.
Aber Elbir war vernünftig. Er würde Kemal zuhören.

„Warte hier“, sagte Elbir und ging ein paar Schritte weg. Er zückte sein Handy und rief irgendwen an. Elbirs Freunde musterten Kemal finster. Es vergingen keine fünf Minuten, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an.
Elbir kam zurück. „Mein Onkel schickt jemanden. Du darfst ihn persönlich treffen. Schätz dich glücklich, kleiner.“ Kemal schluckte schwer. Er sah über die Schulter. Da stand Rafiq und hatte einen besorgten Gesichtsausdruck. Wusste er, was jetzt passierte?

Kemal wurde zu einem Kaffeehaus gebracht. Der Fahrer, ein langer Kerl, begleitete ihn hinein. Es war voller alter Männer, die zusammen saßen und redeten. Nur an einem Tisch saß jemand allein. Er trug einen teuren Anzug und trank einen Tee. Vor ihm auf dem Tisch lagen zudem zwei Handys und eine Zeitung, die auf schwules rosa Papier gedruckt war.
„Du musst Abd sein“, sagte der Mann und nahm seine Brille ab. Er bedeutete Kemal, sich zu setzen. Der Fahrer versetzte dem Jungen einen Stoß und er setzte sich auf den Stuhl.
„Ich heiße Kemal. Merk dir das.“
Der Mann lächelte. „Weißt du, warum du hier bist?“
„Ich soll mit Abbas quatschen. Aber ich seh hier nur nen verkackten Banker.“
„Was würdest du sagen, wenn ich die erzähle, dass ich Abbas bin?“
„Dass du Scheiße laberst. Abbas ist Gangster. Du bist deutsch.“
„Ja, ich wurde in Deutschland geboren, wuchs hier auf und habe hier studiert. Mein Neffe Elbir, du arbeitest für ihn, ebenfalls. Abd, wo kommst du her?“
„Mann, ich sag doch, ich heiße Kemal!“
Abbas nahm einen Schluck Tee. „Abd, ich habe mehrere Dinge über dich gehört. Du bist heute vierzehn Jahre alt geworden. In letzter Zeit hat die Polizei dich verstärkt festgenommen. Das hat uns dein Freund Rafiq erzählt. Und heute hast du ein ganzes Paket meiner Ware verloren.“
„Und?“
„Ich frage mich, warum sie dich laufen gelassen haben, wenn du doch jetzt strafbar bist. Versetze dich einmal in meine Lage. Würdest du nicht glauben, dass du einen möglichen Spitzel vor dir sitzen hast?“
„Ich bin kein scheiß Spitzel! Und jeder, der das behauptet, den leg ich um.“
„Du hast Mut und bist ehrlich, Abd. Ich mag das. Aber du dich selbst nicht im Griff. Selbst wenn du kein Verräter bist, bist du eine Gefahr.“
„Mann, ich bin höchstens ne Gefahr für deine Mutter!“
Kemal konnte gar nicht reagieren, da hatte Abbas ihm bereits eine Ohrfeige verpasst und saß wieder so reglos wie zuvor da. Selbst sein Tonfall war unverändert ruhig. „Du lebst in einem Heim. Du hast keine Familie. Ich und mein Neffe, wir haben dir eine Ersatzfamilie und Arbeit gegeben. Und so dankst du es mir? Du kostest mich viel Geld und beleidigst meine Mutter. Du solltest mehr Respekt zeigen.“
Kemal spuckte in Abbas' Richtung, aber die Spritzer landeten nur auf dessen Anzug. Abbas stand auf und holte weit zum Schlag aus. Diesmal mit geballter Faust.
„Tufan, lass ihn doch, er ist nur ein Junge“, meldete sich ein alter Mann, der an einem anderen Tisch saß. Abbas sah zu ihm und nickte. „Weisheit kommt nicht, indem man die Hand gegen ein Kind erhebt, sondern indem man es an die Hand nimmt“, sagte der Alte weiter. Abbas ließ den Arm sinken und setzte sich wieder. Der Besitzer des Kaffeehauses kam angelaufen und reichte Abbas eine Serviette. Damit wischte er sich den Speichel ab.
„Warum nennt der dich Tufan?“, fragte Kemal.
Abbas hielt inne. Er sah dem Jungen direkt in die Augen. Zum ersten Mal konnte Kemal darin so etwas wie eine Regung erkennen. Angst?
„Abd“, Abbas atmete hörbar aus, „eigentlich wollte ich dich mit einer Verwarnung davonkommen lassen. Aber leider bist du jetzt eine Gefahr.“ Er sah den Fahrer an, der die ganze Zeit stumm hinter Kemal gestanden hatte.

„Bitte. Bitte.“ Kemals Gesicht schmerzte noch immer von der Ohrfeige. Seine Tränen kühlten seine Haut. Seine Hand- und Fußgelenke waren mit Kabelbindern zusammengebunden. Er kniete irgendwo in einer verlassenen Sozialwohnung und flehte um sein Leben.
„Ich weiß doch nichts. Ich hab nie was getan. Es tut mir leid, dass ich den Stoff verloren hab.“ Der Fahrer wühlte in einer Sporttasche und ignorierte den Jungen.
„Leute werden fragen, wo ich bin. Rafiq. Frau Schiller aus dem Heim.“
Der Fahrer betrachtete ein Stahlrohr lange, aber legte es dann zurück und suchte weiter.
„Ich bin erst vierzehn! Du kannst doch kein Kind umbringen!“
Der Fahrer hatte einen Teppichschneider in der Hand und drehte sich um. „Keine Sorge, du bist nicht der Jüngste. Weißt du, wie man mich nennt?“
Kemals Unterlippe zitterte. Rotz und Speichel liefen ihm übers Kinn. „Nein.“
„Demir.“ Er fuhr die Klinge des Schneiders aus.

Noch an demselben Abend besuchte Tufan Cem den Presseball. Sein Neffe Elbir verbrachte einen fröhlichen Abend unter Freunden mit viel Alkohol und Kokain. Er nahm zwei Mädchen mit zu sich nach Hause. Demir las seiner Tochter eine Gute-Nacht-Geschichte vor.
Am nächsten Tag kam ein Junge, der mit Kemal ein Zimmer im Heim geteilt hatte, und übernahm die Aufgabe als Läufer.
Rafiq fragte nie, wo Kemal geblieben war.



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Garrison
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Beitrag21.07.2010 20:51

von Garrison
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Zuerst einmal bitte ich Entschuldigung für die Länge. Aber das ist alles. Da kommt nichts mehr, versprochen.

Vielleicht reagieren einige auch abgeschreckt auf die teilweise derbe Sprache. Aber ohne geht nicht.

Jetzt wollte ich ein paar Zusatzinformationen geben.
Ich wurde zu der Geschichte von zwei Dingen inspiriert. Zum einen meiner Lieblingsserie The Wire und zum anderen diesem Artikel.

Es ist mein erster Versuch, einer realistischen Geschichte. Da ich nicht in einer Großstadt lebe, ist die Sprache nur ein Versuch, den Slang zu imitieren, ohne ihn zu kennen.

Die Namen:
Kemal – türk.-arab. „Die Vollkommenheit“
Rafiq – arab. „Gefährte“, „Freund“
Abbas – arab. „Vater“
Elbir – türk. „Vermittler“
Abd – arab. „Sklave“
Tufan – türk. „Sintflut“
Demir – türk. „Das Eisen“
Cem – türk. „Herrscher“


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Beitrag21.07.2010 22:30

von The Brain
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Hallo, Garrison,

die Geschichte ist gut und flüssig erzählt, allerdings gibt es eine Flut von Informationen, die bei diesem kurzen Text vielleicht nicht alle erforderlich sind? Schwierig gestaltet sich das Lesen teilweise durch die sehr vielen Namen, zum Teil wird abd auch für verschiedene Personen verwendet? Bin jetzt leider schon etwas müde, daher zunächst erst einmal diese kurzen Anmerkungen.

Liebe Grüße

The Brain


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Garrison
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Beitrag21.07.2010 23:08

von Garrison
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Ja, sehr viele Informationen. Es war der Versuch, das echte Leben abzubilden. Da passiert auch vieles, was man zuerst nicht wahrnimmt oder versteht, aber Sinn ergibt, wenn man die Hintergründe erkennt. Ich hatte gehofft, dass sich einige dadurch angespornt fühlen, den Text mehrmals gründlich zu lesen.

Schon allein das Alter des Jungen ist eine solche Spielerei und kein Fehler. (Bevor mir angekreidet wird, es wäre falsch, man würde erst mir 15 strafbar, wie es Rafiq sagt: Im türkisch-arabischen Raum ist der erste Geburtstag der Tag der Geburt. Bei uns dagegen ist es der Tag ein Jahr nach der Geburt.
Das heißt, Kemal ist eigentlich 13. Er und Rafiq verwenden die Zahl 14, weil es ihrem Kulturkreis entspricht. Abbas und Elbir, die in Deutschland aufgewachsen sind, haben das deutsche Zählsystem übernommen.)

[Nachtrag]
Uiuiui. Entschuldigt die Rechtschreibung, mir fällt gerade selbst einiges auf.
Abbas sollte eigentlich sagen: "Selbst wenn du kein Verräter bist, bist du ein Risiko."


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Beitrag24.07.2010 13:16

von Rheinsberg
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Gestern gefunden, aber da war ich schon zu müde, um etwas Konstruktives dazu zu schreiben.

Den Zeitungsartikel hatte ich gelesen - und ich finde, das hast du gut umgesetzt. Die Sprache dürfte ungefähr angemessen sein - wenn man bedenkt, dass Kemal kaum deutsch denken würde.

Die Erklärungen für die Namen sind natürlich gut - aber es ist etwas problematisch, finde ich, wenn man eine Geschichte mit einem Glossar versehen muss. Bei "Abd" würde ich zudem Einspruch einlegen - als direkte Anrede steht das eigentlich nie alleine, und Tufan ist seinem Namen nach Türke - "Abd" aber arabisch. Und Rafiq hieße besser Refik - die Mischung passt nicht recht.

Mir gefällt die Schreibweise - vielleicht war ich aber auch von der Geschichte zu sehr in den Bann gezogen, um Fehler zu bemerken. Vielleicht noch mal auf Doppelungen durchsehen.


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Garrison
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Beitrag25.07.2010 21:14

von Garrison
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Gut, dass Kemal nicht deutsch denkt, ist klar. Auch würden die Personen untereinander kaum Deutsch sprechen. Aber da ich weder des Türkischen noch des Arabischen mächtig bin, musste ich bei Deutsch bleiben.

Das Namensglossar ist nicht notwendig. Ich dachte nur, die Leute würden gern wissen, dass ich die Figuren nach gewissen Eigenschaften benenne, die sie haben. Nomen est omen.

Tufan ist Deutscher türkischer Abstammung (um mal politisch korrekt zu bleiben). Seine "Arbeiter" sind Araber - deshalb lässt er sich von ihnen arabisch anreden und redet sie arabisch an. (Außerdem ist das ne gute Tarnung, wenn seine Leute auf der Straße, die geschnappt und befragt werden können, ihn für einen Araber halten.)
Aber diese Information kam natürlich in dieser Geschichte nicht vor, darum konnte es niemand wissen.

Ich spiele übrigens mit dem Gedanken, mein Versprechen aus dem ersten Post zu brechen und doch noch weitere zugehörige Kurzgeschichten zu schreiben, bei denen dann andere Figuren im Fokus stehen.


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Juan, der Bodyguard
Beitrag26.07.2010 18:25

von Andi Fontäne
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Interessantes Thema, gut erzählt. Mir hat es gefallen. Ich finde die Idee, sprechende Namen zu wählen, sehr gut, denn es lässt mich sehr gut eintauchen, in diese brutale Realität der sozialen Unterschicht mit Migrationshintergrund. Was noch mal unterstützt wird, durch den gelungenen Einsatz von Gossensprache.
Nur ein Paradoxon ist mir aufgefallen: Der Erzähler der Geschichte, welcher ja nicht Kemal ist und somit kein Migrant und völlig neutral, greift ab und an, wahrscheinlich unbewusst, ebenfalls zum Slang. Als Beispiel ist mir die Szene in Erinnerung geblieben, als der Erzähler von einer "[...] schwulen, rosa Zeitung" spricht. Das sagt ja nicht Kemal, sondern der Erzähler. Hier hast du die Ebenen vermischt, das solltest du ausbessern.
Ansonsten spannend erzählt!

Grüße
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Beitrag28.07.2010 14:34

von Garrison
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Ich merke auch gerade, dass die Namen doch noch etwas Nachbearbeitung bedürfen, um die Herkunft richtig zu repräsentieren.

Gibt es sonst noch Meinungen? Ich würde mich freuen.


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Paterson
Beitrag28.07.2010 15:14

von pna
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Ich würde Dir ja gerne die vollen Federn ans Revers heften, aber irgendwie sagt das Ding zu mir dass die Zeit um zu bewerten abgelaufen sei.

Drum hier kurz und knackig: Die Geschichte zischt ins Gesicht, erzeugt eine Gänsehaut im Nacken und ein leicht unangenehmes Ziehen im Magen.

Zum richten und flicken gibts immer irgendwas - der Unterschied ist, dass manche Leute Billigholz abliefern und andere Rohdiamanten.

Und Deine Geschichte ist eindeutig ein Rohdiamant.

lg/Peter


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Garrison
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Beitrag28.07.2010 15:49

von Garrison
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pna hat Folgendes geschrieben:
Ich würde Dir ja gerne die vollen Federn ans Revers heften, aber irgendwie sagt das Ding zu mir dass die Zeit um zu bewerten abgelaufen sei.


Ui, das wären meine ersten Federn überhaupt. Very Happy
Aber warum die "Zeit abgelaufen" ist, kann ich nicht sagen. Liegt das an meinen Einstellungen?

Zitat:
Drum hier kurz und knackig: Die Geschichte zischt ins Gesicht, erzeugt eine Gänsehaut im Nacken und ein leicht unangenehmes Ziehen im Magen.

Zum richten und flicken gibts immer irgendwas - der Unterschied ist, dass manche Leute Billigholz abliefern und andere Rohdiamanten.

Und Deine Geschichte ist eindeutig ein Rohdiamant.


Auch dir noch ein großes Dankeschön für das Lob. Das bekräftigt mich nur darin, dranzubleiben und mehr zu machen.


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Bronzenes Messer


Beitrag30.07.2010 15:06

von Rheinsberg
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Die Federn wurden kürzlich komplett abgeschafft.
Aber so ein Lob von pna, Garrison, würde mancher gern mal kriegen Wink


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