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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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06.07.2010 19:27 sich wappnen von Tom Boy
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sich wappnen
es ist ein
stahlgrauer tag das
sirren der waffen liegt
in der luft es
wächst
mein schlachtenmüdes herz
wimmert
ich streichle seine
rauen schwielen ich
summe eisen eisen wie
ein wiegenlied zum
einschlafen zu sagen ich
fluestere blut blut wie
ein geheimnis das
nur wir kennen
da wird es still
nur das summen hoerbar und
es wächst und
es wächst und
es schrillt die glocke
der schlag kommt der
schlag kommt
er kommt
Weitere Werke von Tom Boy:
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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06.07.2010 19:50
von EdgarAllanPoe
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Hallo TomBoy!
Die Bedrohung, die einen manchmal (vielleicht auch aus nichtigen Gründen) einfängt, hast du sehr schön beschrieben, passenderweise mit "[W]affen". Und: Man kann sich nie auf den finalen Schlag vorbereiten, jedenfalls nie so, dass man ihn locker und ohne die geringste Spur überstehen würde. Er kommt einfach. Wenn er da ist, wirkt das wie ein Stakkato, ein Feuer, das einen erwischt. Die parataktische Struktur deiner Sätze jedenfalls lässt diese Wirkung bei mir entstehen. Eine einfache Feststellung: "[E]r [der Schlag] kommt". Aber mit solch einer Wirkung, die ein Leben verändern könnte. Wie ein Schuss aus der Pistole.
Liebe Grüße,
Eddie
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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06.07.2010 19:57
von Tom Boy
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Hallo Eddie,
vielen Dank für deinen Kommentar, es freut mich sehr dass die Stimmung, die ich beschreiben wollte, offenbar gut rüberkommt. Jetzt ist mir leider gerade aufgefallen, dass ich die falsche Version hier veröffentlicht habe, es gab noch eine zweite Version mit kleiner Änderung.
Also hier nochmal die überarbeitete Fassung:
sich wappnen
es ist ein
stahlgrauer tag das
sirren der waffen liegt
in der luft es
wächst
mein schlachtenmüdes herz
wimmert
ich streichle seine
rauen schwielen ich
summe eisen eisen wie
ein wiegenlied zum
einschlafen zu sagen ich
fluestere blut blut wie
ein geheimnis das
nur wir kennen
mein narbenstarres herz
wird still
nur das summen hoerbar und
es wächst und
es wächst und
es schrillt die glocke
der schlag kommt der
schlag kommt
er kommt
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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06.07.2010 20:09
von EdgarAllanPoe
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Ja, das "[narbenstarre]" Herz ist viel besser, weil es den Inhalt besser verdeutlicht - die Auswirkungen des "Schlags" nämlich, der da kommen mag, wann er will.
Eddie
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Rosanna Richter und Henker
Alter: 30 Beiträge: 1055
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30.12.2010 16:19
von Rosanna
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Das Gedicht ist zwar schon alt, aber es gefällt gefällt...
Es ist bedrohlich, man wartet die ganze Zeit auf diesen Schlag und er kommt, er kommt- aber ist eben nicht da und das finde ich hier so beeindruckend. Der Leser wird wie das LI durch die Wiederholungen in der Schwebe gehalten, das Gefühl der Angst und- ja, Beklemmung ist präsent, aber vage.
Sehr beunruhigend, sehr schön!
Liebe Grüße,
Rosanna
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt |
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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30.12.2010 16:34
von Nina
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gefällt mir auch sehr. etwas allerdings würde ich streichen wollen, und zwar das hier:
Zitat: | zum
einschlafen zu sagen ich |
das wiegenlied sagt / impliziert es ja schon.
lg
nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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31.12.2010 12:23
von Tom Boy
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Hallo ihr alle,
Rosanna, danke für's Ausgraben und schön, dass es dir gefällt (gefällt).
Nina, danke für deinen Kommentar, mit der Doppelung hast du natürlich Recht. Ich beziehe mich damit auf "Zum Einschlafen zu Sagen" von Rilke, aber im Grunde könnte ich das vermutlich wirklich rausnehmen oder ersetzen... Ich will mal ein wenig basteln. Schön dass du es sonst magst.
Perry, auch dir vielen Dank für das feedback! Erst mal die Stimmbänder geölt, dann klapp's auch mit dem Summen
Jetzt mal im Ernst, ich habe überlegt wie das Gedicht aussehen würde, wenn ich die Kriegsvergleiche streichen würde, und da wäre fürchte ich nicht mehr viel übrig . Natürlich spreche ich nicht von tatsächlichem Krieg sondern metaphorisch von eben den kleinen - oder, in diesem Fall, sehr großen alltäglichen Kämpfen, die du erwähnst.
Das "schlachtenmüde" und "narbenstarre" Herz sind zwar nicht tatsächlich Adjektivreihungen sondern eher Neologismen aus jeweils einem Substantiv und einen Adjektiv, aber ich gebe natürlich zu, dass sie recht imposant daherkommen. Gefällt mir eigentlich vor dem Kriegshintergrund, aber ich werd's überdenken.
Die Doppelung "raue schwielen" werde ich ebenfalls mal unter die Lupe nehmen, da hast du schon recht.
Danke nochmal an alle und liebe Grüße
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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A 02.01.2011 20:20
von Angst
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Dieses Gedicht ist sehr gut.
Die Worte bilden einen echten Rhythmus, der sich regelrecht in den Kopf rein hämmert.
Habe mich beim Lesen atemlos gefühlt. Das sind noch Verse, die sich bewegen!
Nur das "wimmernde Herz" finde ich etwas pathetisch.
Ansonsten: Super gelungen.
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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02.01.2011 21:22
von Eredor
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Hi tomboy!
Ich mag solche Texte nicht, die sind immer so furchteinflössend aber ich muss an dieser Stelle sagen, deine Enjambements sind ganz herrlich gemacht und die Spannung wird den Text über auch aufrecht erhalten. Gefällt mir also in seiner Form, aber der Inhalt schreckt mich ab.
Lg Dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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04.01.2011 15:47
von Tom Boy
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Hallo Scheinheilige und Dennis,
vielen Dank für das positive Feedback, es freut mich dass ihr das Gedicht (größtenteils) für gelungen haltet!
Liebe Grüße
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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