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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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25.06.2010 11:28 Wie kann eine Gedichtrezension aussehen? von Nihil
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Wenn man versucht, die Qualität der eigenen Gedichte zu verbessern, ist es ganz sinnvoll, sich auch die Qualität von anderen Gedichten anzusehen. Dadurch bekommt man erstens einen ungefähren Maßstab für den eigenen Fortschritt und zweitens lernt man selbst auch eine Menge, wenn man diskutiert oder anderen etwas beibringt. Aber wie rezensiert man am besten Gedichte? Auf welche Punkte sollte man achten? Um das zu klären, gibt es hier ein Rezensionsraster mit Vorschlägen für einen möglichen Inhalt und Aufbau. Es ist sehr ausführlich und wird euch stellenweise an Gedichtinterpretationen aus der Schule erinnern, aber um überhaupt zu einer Bewertung kommen zu können, muss man sich den Inhalt auch erst einmal erschließen.
Natürlich ist es euch überlassen, welche Punkte ihr übernehmt und wie ausführlich ihr kommentiert. Aber dem Rezensierten (genau so wie euch selbst) bringen wenige, ausführliche Rezensionen mehr als zahlreiche Ein-Satz-Kommentare.
Seht dieses Raster als eine Liste mit möglichen Punkten an, die man in einer Rezension berücksichtigen kann.
Rezensionsraster für Gedichte
1) Thema
1.1) Handlung, Ort und Zeit
- W-Fragen klären
- innere , äußere oder gar keine Handlung? Ballade? Ist überhaupt eine Entwicklung erkennbar? (in dem Fall: Kriterien für Geschichten beachten)
- Perspektive (Lyrisches Ich oder dritte Person? Biografisches Gedicht? Adressat? Perspektivwechsel?)
1.2) Art des Themas
- Verarbeitung eines bestehenden Themas oder Motivs? (Mythologie, andere Literatur, den Medien; Einarbeitung gelungen?)
- Gefühlslyrik, Gedankenlyrik, Naturlyrik, o. Ä. ?
- relevantes, neuartiges Thema oder ein schon häufig dagewesenes?
2) Form
2.1) Metrik und Rhythmus
- Text laut lesen, um das Versmaß zu erfassen
- Metrik (konstant, gebrochen, kein Metrum, Zäsuren, männliche und weibliche Kadenzen)
- Rhythmus (Stakkato, fließend, mit Versende abschließend, Enjambements)
- Wird das Metrum mühelos durchgehalten oder helfen Füllwörter aus?
2.2) Reimschema
- Art (Kreuzreim, Paarreim, umarmender Reim, keine Reime, Binnenreime, Assonanzen)
- Qualität (Naheliegende oder originelle Reime? Geben sie den Inhalt des Gedichtes vor?)
2.3) Strophik
- Anzahl von Strophen und Versen
- Besondere Vers- oder Gedichtformen erkennbar? (z. B. Sonett, Romanze, Alexandriner, Hexameter, etc.)
2.4) Relevanz
- besondere Strukturen erkennbar? (Wiederholungen, Abfolgen, Verknüpfungen; z.B. Meister-Sonett eines Sonettkranzes, Paul Celans Todesfuge)
- Lässt sich ein Bezug der Form auf den Inhalt feststellen oder ist sie Selbstzweck? Wird überhaupt Wert auf sie gelegt?
3) Sprache
3.1) Stil
- Rechtschreib- oder Grammatikfehler?
- Sprechweise (Altehrwürdig oder Slang? Sind Wortfelder erkennbar? Wortwiederholungen? Einheit oder Kontrast? Chronologische Abfolge oder Gedankensprünge? Klischee-Formeln oder Originalität?)
- Klang (weiche oder harte Konsonanten, dunkle oder helle Vokale, Stabreime, Anaphern, Musikalität oder Prosa-Sprache?)
3.2) Tropik (Stilmittel)
- Bildhaftes(Metaphern, Vergleiche, Allegorien, Symbole, Personifikationen, etc.)
- Syntaktisches (Chiasmus, Parallelismus, Parenthese, Zeugma, etc.)
- Inhaltliches (Wiederholungen, Paradoxon, Oxymoron, Pleonasmus, Metonym, Euphemismus, Hyperbel, etc.)
- Sind die Stilmittel in sich stimmig? Gibt es zu viele? Sind sie an den richtigen Stellen platziert?
3.3) Relevanz
- Interessante Sprache oder langweilige, häufig benutzte Wendungen?
- Lässt sich ein Bezug der Sprache auf den Inhalt feststellen oder ist sie Selbstzweck? Wird überhaupt Wert auf sie gelegt?
4) Fazit
4.1) Einschätzung
- Lässt sich eine Aussage erkennen? (politisch, biografisch, gesellschaftlich)
- Kann das Gedicht seinen Zweck erfüllen? (Anregung zum Nachdenken, Unterhaltung, Aufzeigen von bestimmten Zuständen?)
- Lassen sich Inhalt, Form und Sprache aufeinander beziehen oder gibt es keine Verbindungen? Wird auf einen der drei Punkte besonderer Wert gelegt? Gibt es ein Ungleichgewicht?
- Ist die Umsetzung des Themas gelungen? Ist das Gedicht originell oder nichts sagend?
- Überwiegen eher positive oder negative Kritikpunkte?
4.2) Verbesserungsvorschläge
- Sandwich-Prinzip: Lob, Tadel, Lob
- konkrete Beispiele aufzeigen
- die eigene Meinung nicht absolut finden
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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27.06.2010 00:35
von Nihil
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Die Diskussion wurde ins dafür vorgesehene Diskussionsboard verschoben.
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